Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. III. Band.es von sich rühmen, so weit es die allgemeinen Principien betraf; daß sie es im Als die Novembcrkrisiö in Preußen ausbrach, theilte die deutsche Reform Aber der Friede währte nur kurze Zeit. Die deutsche Reform hatte, wenn Ich habe bei der Charakteristik des Journals noch einen Punkt nicht erwähnt. Grenzboten, in. 1840. 12
es von sich rühmen, so weit es die allgemeinen Principien betraf; daß sie es im Als die Novembcrkrisiö in Preußen ausbrach, theilte die deutsche Reform Aber der Friede währte nur kurze Zeit. Die deutsche Reform hatte, wenn Ich habe bei der Charakteristik des Journals noch einen Punkt nicht erwähnt. Grenzboten, in. 1840. 12
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es von sich rühmen, so weit es die allgemeinen Principien betraf; daß sie es im
Detail nicht war, lag an der eigenthümlichen Stellung derjenigen Partei, auf
welche sie sich stützte, der altcoustitutioiiellen. In Preußen war die Lage dieser
Partei noch mißlicher, als im übrigen Deutschland. Die deutsche Zeitung und
ihre Anhänger konnten sich auf die Majorität der Nationalversammlung stützen;
in Preußen war das nach den Antecedentien der beiden liberalen Ministerien nicht
unbedingt möglich.
Als die Novembcrkrisiö in Preußen ausbrach, theilte die deutsche Reform
das Schicksal ihrer Partei; die Neigung kollidirte mit den Principien. Der Schlag
traf die Gegner, die sie so lauge bekämpft, und welche sie selber mit der Partei
der neuen Preußischen zusammenwarfen; andrerseits aber stritt er mit den For¬
men, welche sie immer anerkannt hatte. Doch dauerte dies Schwanken nur kurze
Zeit; als in ganz Preußen die constitutionelle Partei sich mit der Regierung ver¬
band, um nur die augenblickliche» Gefahren der Demokratie zu beseitigen, wurde
die deutsche Reform wieder ihr bedeutendstes Organ, und bei dem Zusammentritt
der Kammern trug ihre Charakteristik der Sitzungen — Harkort war der Ver¬
fasser — sogar das Gepräge einer Gereiztheit, die mit dem sonstigen Ton des
Journals nicht recht stimmen wollte. ,
Aber der Friede währte nur kurze Zeit. Die deutsche Reform hatte, wenn
auch mit den Nestrictioncn, die ihre Stellung zu Preußen bedingte, immer treu
an der deutschen Sache gehalten. Als es nun dahin kam, daß diejenige Partei,
welche mit ihr auf gleichem Boden stand, in Frankfurt den Sieg davon trug, mußte
sie gegen die Organe der absolutistischen Partei, denen die aus der Revolution
hergeleitete Kaiserkrone ein Greuel war, entschiede» Front machen. Im Anfang
glaubte sie, wie ihre Parteigenossen in den beiden Kammern (die Dyhrn, die
Vincke u. s. w.) auf die Regierung einwirken zu können. Als sich diese Hoffnung
nicht verwirklichte, wurde sie in die Opposition gedrängt, und damit war ihre Stel¬
lung unhaltbar geworden. Sie wurde verkauft — von wem'', ist unbekannt —
aber der Käufer war die Denker'sche Hofbuchdruckerei, welche sich bei dem Verkauf
der Neuen Berliner Zeitung im Fall eines neuen Wechsels das Vorkaufsrecht vorbe¬
halten hatte. Hinter ihm vermuthete mau den östreichischen Gesandten Prokesch-
Osten, mit Unrecht, wie sich nachher gezeigt hat. Das Ministerium selbst war es auch
nicht, wohl aber diejenige Partei, welche in Manteufel ihren Ausdruck findet,
und welche, wie die Sachen jetzt stehn, beinahe schon wieder liberal zu nennen ist.
Ich habe bei der Charakteristik des Journals noch einen Punkt nicht erwähnt.
Abgesehn davon, daß sie vorzugsweise mit Nachrichten aus der Regierung begünstigt
wurde, selbst uoch zur Zeit der Kammern, obgleich hier z.B. die Cvnstitutionelle
Zeitung in der deutschen Frage der Negierung näher stand, zeichnete sie sich vor oller
übrigen Zeitungen durch ihre Korrespondenzen aus; namentlich die aus Oestreich
Grenzboten, in. 1840. 12
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