Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. III. Band.Wink fallen, daß die rechtliche Basis des Katholicismus in Baiern, das Concor- Das war die beste Vorbereitung für die weiteren Feldzugspläne. Der An¬ Was ihm sonst noch der König liebes und gutes im Anfang seiner Negie¬ Die protestantischen Pietisten gebärdeten 'sich dagegen um vieles hoffärtiger. Wink fallen, daß die rechtliche Basis des Katholicismus in Baiern, das Concor- Das war die beste Vorbereitung für die weiteren Feldzugspläne. Der An¬ Was ihm sonst noch der König liebes und gutes im Anfang seiner Negie¬ Die protestantischen Pietisten gebärdeten 'sich dagegen um vieles hoffärtiger. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0330" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/279356"/> <p xml:id="ID_1084" prev="#ID_1083"> Wink fallen, daß die rechtliche Basis des Katholicismus in Baiern, das Concor-<lb/> dat von 1817, ihm eigentlich bei weitem größere Concessionen mache, als er bis<lb/> jetzt irgend in Anspruch genommen oder sie nehmen werde, falls man ihm nur<lb/> diese oder jene billige Forderung nicht abschlage. Diese Forderungen, die in<lb/> ihrer ganzen Tragweite nur von der Partei selbst übersehen werden konnten, be¬<lb/> standen in der Begünstigung von Jüngern aus der Münchner Schule, bei der<lb/> Besetzung der höheren geistlichen Würden und der bischöflichen Seminarien. Die<lb/> präsentirten Kandidaten zeichneten sich, was durchaus anerkannt werden muß,<lb/> durchgängig durch größere wissenschaftliche Bildung und lebhaftes kirchliches In¬<lb/> teresse vortheilhaft aus, und selbst eine unparteiische Behörde würde ihnen den<lb/> Vorzug haben geben müssen. So verstand es sich von selbst, daß die ihnen ge¬<lb/> wogene Staatsregierung, d. h> ihr Freund, der König selbst, der anfänglich bis<lb/> in's kleinste Detail eine Selbstregierung ohne Beispiel führte, nach und uach alle<lb/> uur einigermaßen einflußreichen Posten in ihre Hände gerathen ließ. Dies ge¬<lb/> schah in den Jahren 1825—1830.</p><lb/> <p xml:id="ID_1085"> Das war die beste Vorbereitung für die weiteren Feldzugspläne. Der An¬<lb/> fang war so gut gemacht, wie man es eben von so geschickten Strategen nur<lb/> immer erwarten konnte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1086"> Was ihm sonst noch der König liebes und gutes im Anfang seiner Negie¬<lb/> rung zukommen ließ, z. B. die Errichtung von etwa zehn bis zwölf Klöstern, der<lb/> Bau verschiedener prachtvoller Kirchen in München, die Restauration anderer, die<lb/> zu Halbruinen geworden waren, kostbare Monstranzen und Kirchenschmuck aller<lb/> Art wurde mit stolzer Freundlichkeit nicht als eine Gnade des hohen Gönners,<lb/> sondern als der Anfang zur Tilgung der großen Schuld des Staates an die Kirche<lb/> in Empfang genommen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1087"> Die protestantischen Pietisten gebärdeten 'sich dagegen um vieles hoffärtiger.<lb/> Auf den wenigen Kanzeln, die sie bis dahin occupirt hatten, donnerten sie gegen<lb/> Unglauben und Jndifferentismus, und der letztere wurde bereits als eine viel<lb/> ärgere Pestilenz wie der erstere geschildert. Die Hand voll junger Leute war keck<lb/> genug, deu Kampf mit einigen tausend rationalistischen Kirchenhirten auszunehmen und<lb/> diese träge oder furchtsam genug, um sehr vereinzelt und sehr schwach Widerstand<lb/> zu leiste«. Einige Stoßseufzer über einreißende Unduldsamkeit waren die einzigen<lb/> Waffen, mit deuen sie jene immer häufigeren und maßloseren Angriffe pariren woll¬<lb/> ten. Im Stillen verließen sie sich aus die allerdings durchgängige Abneigung des<lb/> Volks gegen jene Partei und daß sie selbst noch die Zügel des Regiments in den<lb/> Händen hätten, weil Leute ihrer Farbe in den Konsistorien saßen. Aber schon<lb/> 1828, also nnr drei Jahre nach der Thronbesteigung Ludwigs, wurden sie ihnen<lb/> dadurch factisch entrissen, daß ein entschiedener Freund jener Richtung, der be¬<lb/> kannte Herr v. Noth, das Präsidium des Obcrconsistoriums erhielt. Von nun<lb/> an war der Sieg derselben gesichert, wenn auch noch nicht entschieden.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0330]
Wink fallen, daß die rechtliche Basis des Katholicismus in Baiern, das Concor-
dat von 1817, ihm eigentlich bei weitem größere Concessionen mache, als er bis
jetzt irgend in Anspruch genommen oder sie nehmen werde, falls man ihm nur
diese oder jene billige Forderung nicht abschlage. Diese Forderungen, die in
ihrer ganzen Tragweite nur von der Partei selbst übersehen werden konnten, be¬
standen in der Begünstigung von Jüngern aus der Münchner Schule, bei der
Besetzung der höheren geistlichen Würden und der bischöflichen Seminarien. Die
präsentirten Kandidaten zeichneten sich, was durchaus anerkannt werden muß,
durchgängig durch größere wissenschaftliche Bildung und lebhaftes kirchliches In¬
teresse vortheilhaft aus, und selbst eine unparteiische Behörde würde ihnen den
Vorzug haben geben müssen. So verstand es sich von selbst, daß die ihnen ge¬
wogene Staatsregierung, d. h> ihr Freund, der König selbst, der anfänglich bis
in's kleinste Detail eine Selbstregierung ohne Beispiel führte, nach und uach alle
uur einigermaßen einflußreichen Posten in ihre Hände gerathen ließ. Dies ge¬
schah in den Jahren 1825—1830.
Das war die beste Vorbereitung für die weiteren Feldzugspläne. Der An¬
fang war so gut gemacht, wie man es eben von so geschickten Strategen nur
immer erwarten konnte.
Was ihm sonst noch der König liebes und gutes im Anfang seiner Negie¬
rung zukommen ließ, z. B. die Errichtung von etwa zehn bis zwölf Klöstern, der
Bau verschiedener prachtvoller Kirchen in München, die Restauration anderer, die
zu Halbruinen geworden waren, kostbare Monstranzen und Kirchenschmuck aller
Art wurde mit stolzer Freundlichkeit nicht als eine Gnade des hohen Gönners,
sondern als der Anfang zur Tilgung der großen Schuld des Staates an die Kirche
in Empfang genommen.
Die protestantischen Pietisten gebärdeten 'sich dagegen um vieles hoffärtiger.
Auf den wenigen Kanzeln, die sie bis dahin occupirt hatten, donnerten sie gegen
Unglauben und Jndifferentismus, und der letztere wurde bereits als eine viel
ärgere Pestilenz wie der erstere geschildert. Die Hand voll junger Leute war keck
genug, deu Kampf mit einigen tausend rationalistischen Kirchenhirten auszunehmen und
diese träge oder furchtsam genug, um sehr vereinzelt und sehr schwach Widerstand
zu leiste«. Einige Stoßseufzer über einreißende Unduldsamkeit waren die einzigen
Waffen, mit deuen sie jene immer häufigeren und maßloseren Angriffe pariren woll¬
ten. Im Stillen verließen sie sich aus die allerdings durchgängige Abneigung des
Volks gegen jene Partei und daß sie selbst noch die Zügel des Regiments in den
Händen hätten, weil Leute ihrer Farbe in den Konsistorien saßen. Aber schon
1828, also nnr drei Jahre nach der Thronbesteigung Ludwigs, wurden sie ihnen
dadurch factisch entrissen, daß ein entschiedener Freund jener Richtung, der be¬
kannte Herr v. Noth, das Präsidium des Obcrconsistoriums erhielt. Von nun
an war der Sieg derselben gesichert, wenn auch noch nicht entschieden.
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