Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. II. Band.bündeten. Die Methode ihres Verfahrens ist höchst einfach. Wenn ein Redner So findet jede der großen Parteien ein verwandtes Organ in der Paulskirche, Erwägen wir diesen Parteien gegenüber, die Stellung des Ministeriums und Der erste bedeutende Schritt war die Note vom 2!!. Januar. Man hat Die Oestreichische Regierung, die bis dahin das Werk der Nationalversamm¬ bündeten. Die Methode ihres Verfahrens ist höchst einfach. Wenn ein Redner So findet jede der großen Parteien ein verwandtes Organ in der Paulskirche, Erwägen wir diesen Parteien gegenüber, die Stellung des Ministeriums und Der erste bedeutende Schritt war die Note vom 2!!. Januar. Man hat Die Oestreichische Regierung, die bis dahin das Werk der Nationalversamm¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0090" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/278600"/> <p xml:id="ID_272" prev="#ID_271"> bündeten. Die Methode ihres Verfahrens ist höchst einfach. Wenn ein Redner<lb/> der Rechten auftritt, so zischt sie, bei passenden Gelegenheiten ruft sie „Pfui!"<lb/> und hat beständig ein ironisches Ansetzn. Sie stimmt gegen Alles und ihre An¬<lb/> träge sind mehr negativer Natur, ungefähr so: „In Anbetracht, daß Alles, was<lb/> hier geschieht, unter der Kritik ist, tragen wir darauf an, daß es gleichgiltig ist,<lb/> was geschieht." Sie hat sich durch einige bedeutende Talente rccrutirt, namentlich<lb/> Wesendonck und Kinkel, im» steht mit der äußersten Linken in Frankfurt,<lb/> sowie mit sämmtlichen demokratischen Vereinen in Rapport.</p><lb/> <p xml:id="ID_273"> So findet jede der großen Parteien ein verwandtes Organ in der Paulskirche,<lb/> mit Ansnahme des linken Centrums, das überhaupt eine mehr persönliche als<lb/> principielle Berechtigung hat. Es würde schwer sein, die Nothwendigkeit dieser<lb/> Partei zu erweisen.</p><lb/> <p xml:id="ID_274"> Erwägen wir diesen Parteien gegenüber, die Stellung des Ministeriums und<lb/> zwar, worauf es uns hier zunächst ankommt, in der dentschen Frage.</p><lb/> <p xml:id="ID_275"> Der erste bedeutende Schritt war die Note vom 2!!. Januar. Man hat<lb/> diese Note je nach dem Parteistandpunkt verschieden aufgefaßt, man hat die An¬<lb/> erkennung des Gagernschen Progamms ebenso wie das Gegentheil darin gesucht.<lb/> Noch in den letzten Sitzungen erklärte sie Hr. v. Vinke für einen Ausfluß echtdeut¬<lb/> scher Politik, die durch die spätern Schritte der Regierung verleugnet werde, während<lb/> Hr. Nodbertus in ihr nichts sah, als die Schilderhebung des Particularismus<lb/> gegen die Einheit Deutschlands, mit dem das spätere Verfahren im besten Ein¬<lb/> vernehme» stände. Man wird diese entgegengesetzten Ansichten begreiflich finden,<lb/> wenn man erwägt, daß das Gagernsche Programm zwei Seiten hatte. Es fußte<lb/> einerseits aus der Anerkennung der factischen Verhältnisse, darum sprach es die<lb/> Ausscheidung Oestreichs aus dem zu gründenden engern Bundesstaat aus, nicht<lb/> aus staatsrechtlichen Gründen, sondern in Betracht der innern Nothwendigkeit;<lb/> andererseits aber ans dem Idealismus der deutschen Ratio» und der Berech¬<lb/> tigung des Ausdrucks, den dieselbe für ihre Souveränität gewonnen hatte. Die¬<lb/> sen inner» Widerspruch werden auch die wärmste» Anhänger der Gagernschen<lb/> Politik nicht wegleugnen können. Kraft der Souveränität der deutschen Na¬<lb/> tion sollte die Nationalversammlung ein politisches System beschließen, welches<lb/> von der Unmöglichkeit ausging, die ideelle Einheit Deutschlands in's Leben<lb/> zu rufen.</p><lb/> <p xml:id="ID_276" next="#ID_277"> Die Oestreichische Regierung, die bis dahin das Werk der Nationalversamm¬<lb/> lung ruhig hatte fortgehen lassen, so lange sie hoffen durfte, es zu ihren Zwecken<lb/> auszubeuten, legte gegen diese neue Wendung Protest ein, und knüpfte zugleich<lb/> mit dem preußischen Cabinet Unterhandlungen an, die darauf hinausliefen, ohne<lb/> irgend welche Berücksichtigung der bisherigen nationalen Bestrebungen kraft der<lb/> Fürstensonvcräuität für Deutschland eine Staatsform zu finden, in welcher das<lb/> Volk i» die alte vormärzliche Stellung zurückgeschoben, die dynastischen Verhält-</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0090]
bündeten. Die Methode ihres Verfahrens ist höchst einfach. Wenn ein Redner
der Rechten auftritt, so zischt sie, bei passenden Gelegenheiten ruft sie „Pfui!"
und hat beständig ein ironisches Ansetzn. Sie stimmt gegen Alles und ihre An¬
träge sind mehr negativer Natur, ungefähr so: „In Anbetracht, daß Alles, was
hier geschieht, unter der Kritik ist, tragen wir darauf an, daß es gleichgiltig ist,
was geschieht." Sie hat sich durch einige bedeutende Talente rccrutirt, namentlich
Wesendonck und Kinkel, im» steht mit der äußersten Linken in Frankfurt,
sowie mit sämmtlichen demokratischen Vereinen in Rapport.
So findet jede der großen Parteien ein verwandtes Organ in der Paulskirche,
mit Ansnahme des linken Centrums, das überhaupt eine mehr persönliche als
principielle Berechtigung hat. Es würde schwer sein, die Nothwendigkeit dieser
Partei zu erweisen.
Erwägen wir diesen Parteien gegenüber, die Stellung des Ministeriums und
zwar, worauf es uns hier zunächst ankommt, in der dentschen Frage.
Der erste bedeutende Schritt war die Note vom 2!!. Januar. Man hat
diese Note je nach dem Parteistandpunkt verschieden aufgefaßt, man hat die An¬
erkennung des Gagernschen Progamms ebenso wie das Gegentheil darin gesucht.
Noch in den letzten Sitzungen erklärte sie Hr. v. Vinke für einen Ausfluß echtdeut¬
scher Politik, die durch die spätern Schritte der Regierung verleugnet werde, während
Hr. Nodbertus in ihr nichts sah, als die Schilderhebung des Particularismus
gegen die Einheit Deutschlands, mit dem das spätere Verfahren im besten Ein¬
vernehme» stände. Man wird diese entgegengesetzten Ansichten begreiflich finden,
wenn man erwägt, daß das Gagernsche Programm zwei Seiten hatte. Es fußte
einerseits aus der Anerkennung der factischen Verhältnisse, darum sprach es die
Ausscheidung Oestreichs aus dem zu gründenden engern Bundesstaat aus, nicht
aus staatsrechtlichen Gründen, sondern in Betracht der innern Nothwendigkeit;
andererseits aber ans dem Idealismus der deutschen Ratio» und der Berech¬
tigung des Ausdrucks, den dieselbe für ihre Souveränität gewonnen hatte. Die¬
sen inner» Widerspruch werden auch die wärmste» Anhänger der Gagernschen
Politik nicht wegleugnen können. Kraft der Souveränität der deutschen Na¬
tion sollte die Nationalversammlung ein politisches System beschließen, welches
von der Unmöglichkeit ausging, die ideelle Einheit Deutschlands in's Leben
zu rufen.
Die Oestreichische Regierung, die bis dahin das Werk der Nationalversamm¬
lung ruhig hatte fortgehen lassen, so lange sie hoffen durfte, es zu ihren Zwecken
auszubeuten, legte gegen diese neue Wendung Protest ein, und knüpfte zugleich
mit dem preußischen Cabinet Unterhandlungen an, die darauf hinausliefen, ohne
irgend welche Berücksichtigung der bisherigen nationalen Bestrebungen kraft der
Fürstensonvcräuität für Deutschland eine Staatsform zu finden, in welcher das
Volk i» die alte vormärzliche Stellung zurückgeschoben, die dynastischen Verhält-
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