Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. II. Band.Stämme Oestreichs von den verwandten Brudervölkern nöthig mache. Jetzt sehen Kleine Briefe der Grenzboten. Ueber das Leipziger Theater. An Heinrich Marr in Hamburg. Es war in den Jahren 1845 bis 47 ein vortreffliches Leben in unserm ^renzbotcu. II. !8i!>. > /in
Stämme Oestreichs von den verwandten Brudervölkern nöthig mache. Jetzt sehen Kleine Briefe der Grenzboten. Ueber das Leipziger Theater. An Heinrich Marr in Hamburg. Es war in den Jahren 1845 bis 47 ein vortreffliches Leben in unserm ^renzbotcu. II. !8i!>. > /in
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Stämme Oestreichs von den verwandten Brudervölkern nöthig mache. Jetzt sehen
sie wohl ein, daß es sich auf den Schlachtfeldern Ungarns noch um etwas ganz
anderes handle, als um die magyarische Glorie und um die Krone des heiligen
Stephan, und daß es auch in Deutschland nicht die Geistermahnung vom Kyff-
häuser ist, welche die Mäuner von Frankfurt zur wackern Ausdauer, die Pfälzer
Zu den Waffen, die Sachsen zum verzweifelten Kampfe rief. Darum können sie
auch ihrerseits nicht mehr an das Prävalireu des eiuen oder des andern natio-
nalen Elementes, sondern uur allein an den Sieg der Freiheit denken. Den
Czechen ist übrigens der Haß gegen Deutsche und Magyaren nicht angeboren, wie
dies etwa bei den Uugarslaven der Fall ist; nicht die Völker selbst, sondern die
politischen Grundsätze Palacky's, Kossuth's und Löhner's standen sich feindlich
gegenüber, und hat man sich auch in der letzten Zeit in einen phantastischen
Nationalhaß hineiurcflectirt, so kehrt man jetzt wieder zu der ursprünglichem Liebe
zur Freiheit zurück. Der Pantheismus der Freiheit unterwirft sich die nationalen
Unterschiede, wie ehemals das Christenthum es that. Der Traum von dem Auf¬
gang der slavischen Herrlichkeit wird zwar immer als ein lyrischer Grundton in
dem Gemüthe der Czechen nachklingen, aber er wird nicht mehr, wie es in den
I. P. Junitagen der Fall war, zur unmittelbaren That antreiben.
Kleine Briefe der Grenzboten.
Ueber das Leipziger Theater. An Heinrich Marr in Hamburg.
Lieber Freund! Seit Sie die technische Leitung der hiesigen Bühne aufgege¬
bn, haben wir Leipziger viel Grund gehabt, uns an Sie zu erinnern und Sie
Zurückzuwünschen. — Wir hatten durch drei, vier Jahre eine Bühne, die nicht
Uur eine glückliche Vereinigung schöner Talente war, sondern sich auch durch ein
SUtes Ensemble und ein künstlerisches Zusammenhalten der Mitglieder auszeichnete.
G^ße Talente sind für ein Theater Glückssache, das gute Zusammenspiel ist ein
Verdienst des leitenden Geistes. Und der waren Sie. -—
Es war in den Jahren 1845 bis 47 ein vortreffliches Leben in unserm
Schauspiel. Aufblühende Talente neben verständiger Praxis und einer vortreff-
^chen Regie. Jede erste Darstellung eines renvmmirten Stückes war ein Festtag
Schauspieler und Publikum. Der Dichter war sicher, daß das Gute, was
^ geschaffen, mit feiner Empfindung dargestellt und genossen wurde, daß seine
schwächen durch die Thätigkeit der Schauspieler und die Nachsicht der Schauenden
^deckt wurden, daß man Schlechtes und Fades unerbittlich richtete. Und wer
^renzbotcu. II. !8i!>. > /in
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