Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. II. Band.gegen die Magyaren, und bald vielleicht gegen Oestreich kämpft, und die bittere Der Junianfstand mißglückte - die Swornost, welche durch unmittbare That, gegen die Magyaren, und bald vielleicht gegen Oestreich kämpft, und die bittere Der Junianfstand mißglückte - die Swornost, welche durch unmittbare That, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0349" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/278859"/> <p xml:id="ID_1069" prev="#ID_1068"> gegen die Magyaren, und bald vielleicht gegen Oestreich kämpft, und die bittere<lb/> Erinnerung des magyarischen Druckes die slovaüschen Landleute unter Hurbans,<lb/> Seur's und Janecek's Fahnen versammelt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1070" next="#ID_1071"> Der Junianfstand mißglückte - die Swornost, welche durch unmittbare That,<lb/> M den Waffen in der Hand, die wunderbaren Ideen des Slavencongresses rea¬<lb/> leren sollte, wurde aufgelöst. Dafür bildete sich aber auf dem ersten östreichi¬<lb/> schen Reichstage eine neue, besser organisirte Swornost, die slavische Rechte, die<lb/> ">it rüstigen Kräften in die parlamentarische Schlacht ausrückte. Sie Schreb den<lb/> Namen „Oestreich" aus das rothblauweiße Banner, aber trotz dem vielen Gerede<lb/> von der Integrität der Monarchie galt ihr der Gesammtstaat nie als eine unbe¬<lb/> dingte, substantielle Macht, die sich überall zum Bewußtsein des östreichischen<lb/> Staatsbürgerthums individualisiren und als allgemeines, besonderes Gewissen in<lb/> der Brust jedes Einzelnen, ohne Unterschied der Nationalität ankündigen soll.<lb/> Ebenso sah die Rechte den Föderalismus keineswegs blos als die neue Form an,<lb/> die der Einheitsstaat Oestreich nothwendig annehmen müsse, damit sich sein starrer<lb/> Mechanismus zur Mannigfaltigkeit und Harmonie eines organischen Gliederbans<lb/> belebe und der unfreie habsburgische Staat zu einer freien Völkergemeinde ent¬<lb/> falte, sondern sie strebte vielmehr unter diesem Namen ein gewisses staatliches<lb/> Kleinleben, ein patriarchalisches Beisammensein verwandter Stämme an, welches<lb/> sich dann in einer möglichst freien Losgebnndenheit von der Centralgewalt weiter<lb/> entwickeln konnte. Die föderalistischen Bestrebungen der Slaven wollten die Welt¬<lb/> geschichte zum Idyll verfluchen und die verschiedenen Nationalitäten Oestreichs<lb/> malerisch gruppirtund unter der Habsburgischen Schujzherrschaft zu einem ganz lockern<lb/> Staatenbunde vereinigt sehen. Diese Art von Föderalismus, wie sie von den<lb/> Ezechen in Gemeinschaft mit den übrigen Slaven vertheidigt und geltend gemacht<lb/> wurde, war daher nur ein euphvnistischer Ausdruck für jene Tendenzen, welche<lb/> b" den Führern des Octvberkampfes, des italienischen und ungarischen Befreiungs¬<lb/> krieges nur bestimmter und unter dem wahren Motto heraustraten; und hätte sich,<lb/> den slavischen Hoffnungen der N.'lMiu' nrs?-^ und das große deutsche Vaterland<lb/> nicht geradezu in den Weg gestellt, sie wären gewiß statt der conventionell loyalen<lb/> Außenseite, die sie sich mit vielem Geschick anzueignen wußten, in die revolutionäre<lb/> Großsprecherei unserer Zeit vollends eingegangen. So aber kämpften sie einem<lb/> ausdrücklichen oder stillschweigenden Uebereinkommen mit der Krone zu Folge in<lb/> der Parlamentarischen Arena oder auf deu magyarischen Schlachtfeldern für ein<lb/> „starkes Oestreich", ohne sich jedoch je ernstlich in dasselbe Hineinleben zu wollen.<lb/> Der dynastische und nationale Egoismus kann jedenfalls seine gegenseitigen An¬<lb/> sprüche und Forderungen durch Vertragsbestimmungen regeln. Statt daher an<lb/> einem starken und freien Gesammtstaat Oestreich im vollen Ernste mitzubauen,<lb/> traten die Slaven eigentlich blos mit dem Hanse Oestreich in Unterhandlung,<lb/> dessen gutes Recht sie nach Kräften durch Wort und Schwert gegen das Magya-</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0349]
gegen die Magyaren, und bald vielleicht gegen Oestreich kämpft, und die bittere
Erinnerung des magyarischen Druckes die slovaüschen Landleute unter Hurbans,
Seur's und Janecek's Fahnen versammelt.
Der Junianfstand mißglückte - die Swornost, welche durch unmittbare That,
M den Waffen in der Hand, die wunderbaren Ideen des Slavencongresses rea¬
leren sollte, wurde aufgelöst. Dafür bildete sich aber auf dem ersten östreichi¬
schen Reichstage eine neue, besser organisirte Swornost, die slavische Rechte, die
">it rüstigen Kräften in die parlamentarische Schlacht ausrückte. Sie Schreb den
Namen „Oestreich" aus das rothblauweiße Banner, aber trotz dem vielen Gerede
von der Integrität der Monarchie galt ihr der Gesammtstaat nie als eine unbe¬
dingte, substantielle Macht, die sich überall zum Bewußtsein des östreichischen
Staatsbürgerthums individualisiren und als allgemeines, besonderes Gewissen in
der Brust jedes Einzelnen, ohne Unterschied der Nationalität ankündigen soll.
Ebenso sah die Rechte den Föderalismus keineswegs blos als die neue Form an,
die der Einheitsstaat Oestreich nothwendig annehmen müsse, damit sich sein starrer
Mechanismus zur Mannigfaltigkeit und Harmonie eines organischen Gliederbans
belebe und der unfreie habsburgische Staat zu einer freien Völkergemeinde ent¬
falte, sondern sie strebte vielmehr unter diesem Namen ein gewisses staatliches
Kleinleben, ein patriarchalisches Beisammensein verwandter Stämme an, welches
sich dann in einer möglichst freien Losgebnndenheit von der Centralgewalt weiter
entwickeln konnte. Die föderalistischen Bestrebungen der Slaven wollten die Welt¬
geschichte zum Idyll verfluchen und die verschiedenen Nationalitäten Oestreichs
malerisch gruppirtund unter der Habsburgischen Schujzherrschaft zu einem ganz lockern
Staatenbunde vereinigt sehen. Diese Art von Föderalismus, wie sie von den
Ezechen in Gemeinschaft mit den übrigen Slaven vertheidigt und geltend gemacht
wurde, war daher nur ein euphvnistischer Ausdruck für jene Tendenzen, welche
b" den Führern des Octvberkampfes, des italienischen und ungarischen Befreiungs¬
krieges nur bestimmter und unter dem wahren Motto heraustraten; und hätte sich,
den slavischen Hoffnungen der N.'lMiu' nrs?-^ und das große deutsche Vaterland
nicht geradezu in den Weg gestellt, sie wären gewiß statt der conventionell loyalen
Außenseite, die sie sich mit vielem Geschick anzueignen wußten, in die revolutionäre
Großsprecherei unserer Zeit vollends eingegangen. So aber kämpften sie einem
ausdrücklichen oder stillschweigenden Uebereinkommen mit der Krone zu Folge in
der Parlamentarischen Arena oder auf deu magyarischen Schlachtfeldern für ein
„starkes Oestreich", ohne sich jedoch je ernstlich in dasselbe Hineinleben zu wollen.
Der dynastische und nationale Egoismus kann jedenfalls seine gegenseitigen An¬
sprüche und Forderungen durch Vertragsbestimmungen regeln. Statt daher an
einem starken und freien Gesammtstaat Oestreich im vollen Ernste mitzubauen,
traten die Slaven eigentlich blos mit dem Hanse Oestreich in Unterhandlung,
dessen gutes Recht sie nach Kräften durch Wort und Schwert gegen das Magya-
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