Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. II. Band.ger Ritterlichkeit geschlagen und sind, wie einst die Griechen im östreichischen Beobach¬ Eine unscheinbare Notiz in den offiziellen Blättern warf jüngst ein seltsames Huon5s>u<z t-indem? Glaubt man, die Völker werden nicht zuletzt das plumpe Bald flattert die magyarische Tricolore an der deutschöstreichischen Grenze, Sollte es Nußland gelingen, mit einer liebermacht von 200,000 Mann die ger Ritterlichkeit geschlagen und sind, wie einst die Griechen im östreichischen Beobach¬ Eine unscheinbare Notiz in den offiziellen Blättern warf jüngst ein seltsames Huon5s>u<z t-indem? Glaubt man, die Völker werden nicht zuletzt das plumpe Bald flattert die magyarische Tricolore an der deutschöstreichischen Grenze, Sollte es Nußland gelingen, mit einer liebermacht von 200,000 Mann die <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0213" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/278723"/> <p xml:id="ID_653" prev="#ID_652"> ger Ritterlichkeit geschlagen und sind, wie einst die Griechen im östreichischen Beobach¬<lb/> ter, in den offiziellen Bulletins allmälig von Räuberhorden zu Rebellen, von Re¬<lb/> bellen zu Insurgenten, von Insurgenten zu feindlichen Truppen avcmcirt. Die<lb/> späte Anerkennung der magyarischen Tapferkeit und chevaleresken Anlage (siehe<lb/> den Lloyd) hat nicht nur ihren Grund in Görgcy's und Dembinski's Erfolgen,<lb/> sondern auch in dem Schmollen der südslavischen Völker, welche das vor zeitige<lb/> Detroi nicht verwinden können.</p><lb/> <p xml:id="ID_654"> Eine unscheinbare Notiz in den offiziellen Blättern warf jüngst ein seltsames<lb/> ^icht auf den Charakter der kroatischen und serbischen Erhebung gegen die Ma¬<lb/> gyaren. Die W. Z. meldete nämlich in dürren Worten, daß Obrist Mayerhoser<lb/> Nebst andern Stabsoffizieren nach Agram und Wvydowina abgegangen seien, um<lb/> „erkalteten Eifer" der Serben zu beleben. Groß wie die Beschwerden der<lb/> Südslaven gegen die Pesther Negierung gewesen sein mögen, so scheint es doch,<lb/> baß ihre nationale Schilderhebung großentheils und von Anfang an dnrch kaiser¬<lb/> liche Offiziere einexercirt worden ist. Auch neue goldene Berge wurden mittelst<lb/> Villetdvux an Jellachich und Stratimirovich den Kroaten übermittelt, die sogleich<lb/> Mißtrauischen Gebrauch davon machten, indem sie die octroyirte Verfassung auf<lb/> die genialste Weise mit Füßen traten und der Einheit Oestreichs dnrch Ausrufung<lb/> eures dreieinigen Königreichs: Kroatien, Slavonien und Dalmatien, ein Schnipp¬<lb/> en schlugen.</p><lb/> <p xml:id="ID_655"> Huon5s>u<z t-indem? Glaubt man, die Völker werden nicht zuletzt das plumpe<lb/> Spiel durchschauen? Ist es möglich, die Politik des 17. Jahrhunderts in das<lb/> Säkulum hineinzuschmuggeln? Müssen nicht zuletzt Deutschen und Slaven<lb/> ^'e Augen darüber aufgehen, daß sie nichts als blutrünstige Marionetten sind. Wenn<lb/> ^ Cabinet sich nur dadurch halte» kann, daß es die alten Schauer- und Trauer-<lb/> Ipiele von Prag (1620) und Eperies (1087) in einer Provinz nach der andern<lb/> Kleber aufführt, ist es dann werth gehalten zu werden und muß man nicht mit<lb/> "n Abgeordneten Schnselka rufen: Dieses Ministerium leistet das unmöglich Ge¬<lb/> raubte. Es ruinirt Oestreich.</p><lb/> <p xml:id="ID_656"> Bald flattert die magyarische Tricolore an der deutschöstreichischen Grenze,<lb/> Heinrich der Finkler ist da, sie abzuwehren, und — doch — steigen die<lb/> Staatspapiere. Die Börse baut nämlich ans Nußland, dessen Intervention stund-<lb/> "eh erwartet wird. Dann wird Oestreich die Wahl haben, entweder in Deutsch¬<lb/> er, aufzugehen oder in Rußland. Was die viclverschrieene Personalunion viel¬<lb/> leicht herbeigeführt hätte, wird die russische Hilfe gewiß vollführen.</p><lb/> <p xml:id="ID_657" next="#ID_658"> Sollte es Nußland gelingen, mit einer liebermacht von 200,000 Mann die<lb/> oller zwischen der save und den Karpathen niederzutreten, so werden TagelohnUnd Trinkgeld für diese saure Arbeit groß sein. Gute Nacht, östreichische Zukunft<lb/> Osten, gute Nacht gewaltige Donau! Das Kossutl/sche Finanz- und Kriegö-<lb/> wlsterium wäre im Vergleich damit ein Bankerott, dnrch den man reich wird - denn</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0213]
ger Ritterlichkeit geschlagen und sind, wie einst die Griechen im östreichischen Beobach¬
ter, in den offiziellen Bulletins allmälig von Räuberhorden zu Rebellen, von Re¬
bellen zu Insurgenten, von Insurgenten zu feindlichen Truppen avcmcirt. Die
späte Anerkennung der magyarischen Tapferkeit und chevaleresken Anlage (siehe
den Lloyd) hat nicht nur ihren Grund in Görgcy's und Dembinski's Erfolgen,
sondern auch in dem Schmollen der südslavischen Völker, welche das vor zeitige
Detroi nicht verwinden können.
Eine unscheinbare Notiz in den offiziellen Blättern warf jüngst ein seltsames
^icht auf den Charakter der kroatischen und serbischen Erhebung gegen die Ma¬
gyaren. Die W. Z. meldete nämlich in dürren Worten, daß Obrist Mayerhoser
Nebst andern Stabsoffizieren nach Agram und Wvydowina abgegangen seien, um
„erkalteten Eifer" der Serben zu beleben. Groß wie die Beschwerden der
Südslaven gegen die Pesther Negierung gewesen sein mögen, so scheint es doch,
baß ihre nationale Schilderhebung großentheils und von Anfang an dnrch kaiser¬
liche Offiziere einexercirt worden ist. Auch neue goldene Berge wurden mittelst
Villetdvux an Jellachich und Stratimirovich den Kroaten übermittelt, die sogleich
Mißtrauischen Gebrauch davon machten, indem sie die octroyirte Verfassung auf
die genialste Weise mit Füßen traten und der Einheit Oestreichs dnrch Ausrufung
eures dreieinigen Königreichs: Kroatien, Slavonien und Dalmatien, ein Schnipp¬
en schlugen.
Huon5s>u<z t-indem? Glaubt man, die Völker werden nicht zuletzt das plumpe
Spiel durchschauen? Ist es möglich, die Politik des 17. Jahrhunderts in das
Säkulum hineinzuschmuggeln? Müssen nicht zuletzt Deutschen und Slaven
^'e Augen darüber aufgehen, daß sie nichts als blutrünstige Marionetten sind. Wenn
^ Cabinet sich nur dadurch halte» kann, daß es die alten Schauer- und Trauer-
Ipiele von Prag (1620) und Eperies (1087) in einer Provinz nach der andern
Kleber aufführt, ist es dann werth gehalten zu werden und muß man nicht mit
"n Abgeordneten Schnselka rufen: Dieses Ministerium leistet das unmöglich Ge¬
raubte. Es ruinirt Oestreich.
Bald flattert die magyarische Tricolore an der deutschöstreichischen Grenze,
Heinrich der Finkler ist da, sie abzuwehren, und — doch — steigen die
Staatspapiere. Die Börse baut nämlich ans Nußland, dessen Intervention stund-
"eh erwartet wird. Dann wird Oestreich die Wahl haben, entweder in Deutsch¬
er, aufzugehen oder in Rußland. Was die viclverschrieene Personalunion viel¬
leicht herbeigeführt hätte, wird die russische Hilfe gewiß vollführen.
Sollte es Nußland gelingen, mit einer liebermacht von 200,000 Mann die
oller zwischen der save und den Karpathen niederzutreten, so werden TagelohnUnd Trinkgeld für diese saure Arbeit groß sein. Gute Nacht, östreichische Zukunft
Osten, gute Nacht gewaltige Donau! Das Kossutl/sche Finanz- und Kriegö-
wlsterium wäre im Vergleich damit ein Bankerott, dnrch den man reich wird - denn
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