Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. II. Band.kommen können, doch ist die Gesinnung der überwiegenden Mehrheit keinem Zweifel Was die Negierung betrifft, so ist die großherzige Erklärung der 30 kleinen Oestreich ist endlich aus dem unsittlichen Verhältniß, in dem es sich bisher Jetzt ist die ganze Aufmerksamkeit auf die preußische Regierung gerichtet. Oestreich. Furchtbar sind die Fieberschauer, welche den Leib des kaiserlichen Entgegengesetzt in Ungarn. Als in diesem Winter die kaiserliche Armee bis kommen können, doch ist die Gesinnung der überwiegenden Mehrheit keinem Zweifel Was die Negierung betrifft, so ist die großherzige Erklärung der 30 kleinen Oestreich ist endlich aus dem unsittlichen Verhältniß, in dem es sich bisher Jetzt ist die ganze Aufmerksamkeit auf die preußische Regierung gerichtet. Oestreich. Furchtbar sind die Fieberschauer, welche den Leib des kaiserlichen Entgegengesetzt in Ungarn. Als in diesem Winter die kaiserliche Armee bis <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0159" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/278669"/> <p xml:id="ID_469" prev="#ID_468"> kommen können, doch ist die Gesinnung der überwiegenden Mehrheit keinem Zweifel<lb/> unterworfen,</p><lb/> <p xml:id="ID_470"> Was die Negierung betrifft, so ist die großherzige Erklärung der 30 kleinen<lb/> deutschen Staaten, unter Badens Vortritt, in welcher sie, als Antwort auf die<lb/> Preußische Circnlarnole, sowohl die Reichsverfassung als die Ueliertragung<lb/> der Erl'kaiserwürde an den König von Preußen unbedingt genehmigen,<lb/> der wichtigste Schritt, der bis jetzt in der deutschen Angelegenheit geschehn ist. Wenn<lb/> aber die Linke des Parlaments auf diese Erklärung fußt, und dabei doch die Kaiseiwahl<lb/> zurück zu nehme» gedenkt, so möge sie den zweiten Theil der Antwort nicht übeisehn.</p><lb/> <p xml:id="ID_471"> Oestreich ist endlich aus dem unsittlichen Verhältniß, in dem es sich bisher<lb/> bewegte, gewaltsam hinausgedrängt worden. In der charakteristischen Depesche<lb/> des Fürsten Schwarzenberg an Herrn v. Schmerling drückt Oestreich zwar seinen<lb/> Verdruß über diese Wendung der Dinge ans, und seine Absicht, der Vollendung<lb/> des Verfassungsweiks so hinderlich zu werden als irgend möglich, es wirft Preußen<lb/> und seineu Verbündeten mehr oder minder bestimmt deu Fehdehandschuh hin, aber<lb/> es spricht zugleich aus, daß es sich über die vollendete Thatsache keine Täuschung<lb/> mache. Die Abberufung seiner Deputirten hat zwar bis jetzt nur bei einem klei--<lb/> neu Theil derselben Anklang gefunden, die Uebrigen scheinen sich in ihrer bishe¬<lb/> rigen durch und durch unsittlichen Stellung ganz behaglich zu fühlen, aber es ist<lb/> das nur eine Zögerung, die durch deu Ernst der fort und fort sich abrollenden<lb/> Geschichte aufgehoben werden muß.</p><lb/> <p xml:id="ID_472"> Jetzt ist die ganze Aufmerksamkeit auf die preußische Regierung gerichtet.<lb/> Wenn ein Funke von Menschenverstand i» ihr ist, kann über ihre Erklärung kein<lb/> Zweifel mehr obwalten, denn es handelt sich, wenn sie nicht unbedingt die Ver¬<lb/> fassung anerkennt, nicht mehr blos um eine Einbuße an Macht und Einfluß, eS<lb/> handelt sich um das Fortbestehe» des Staats. Daß man dennoch zweifelt, zeigt<lb/> deutlich, ein wie großes Opfer die deutsche Nation durch die Wahl ihres Ober¬<lb/> haupts gebracht hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_473"> Oestreich. Furchtbar sind die Fieberschauer, welche den Leib des kaiserlichen<lb/> Oestreichs schütteln, und mit Grauen sieht der Patriot, wie die beste Lebenskraft in wildem<lb/> Rasen verzehrt wird. In Italie» zwar hat der Sieg von Nvvarra (23. März)<lb/> Sardinien zum Frieden und in ein Bündniß mit Oestreich gezwungen, wir wer¬<lb/> den in Kurzem den Abschluß vo» beiden begrüßen. Der junge König Victor Ema-<lb/> nuel wirbt um Nadetzkys Freundschaft, seit in Rom und Toskana die Republik<lb/> unter Mazzinis Dictatur (30. März) aufgeschossen ist, weichen die Vcrgrößeruugs-<lb/> träuiue des Hauses Savoyen dem Kampf um die Existenz; Frankreichs Einmischung<lb/> wird abgelehnt, Oestreich ist so klug in seinen Friedensbedingungen mäßig zu sein,<lb/> Sardinien ist für die Partei der Legitimität wiedergewonnen und Kaiser Nicolai<lb/> beschenkt erfreut den östreichischen Feldherrn mit Titel und Würden eines Marschalls<lb/> von Rußland. Die Lombardei und Venedig sind jetzt für Oestreich wiedergewon¬<lb/> nen. Wie der sardinische General la Marmora das republikanische Genua am 11.<lb/> April seinem Herrn durch Kapitulation unterwarf, so wurde Brescia von den<lb/> Oestreichern mich einem gräulichen Straßenkampf wiedererobert und Venedig selbst<lb/> ist nach dem Abzug der sardinischen Flotte leichte Beute, da der tüchtige Dictator<lb/> Mamin, mit reuommistischer Feigheit und sehr zahlreichen östreichischen Sympathien zu<lb/> kämpfen hat. Im Kirchenstaat ist die republikanische Regierung in Begriff an der<lb/> Auflösung und Fäulniß deö Staatslebens selbst zu verenden, Bologna hat sich<lb/> bereits Plus IX. zu Füßen gelegt; in Neapel ist der Kampf gegen Sicilien wahr¬<lb/> scheinlich bereits begonnen. — Ueberall in Italien liegen die Karten für die sou-<lb/> veraine, d. h. für Oestreich, günstig.</p><lb/> <p xml:id="ID_474" next="#ID_475"> Entgegengesetzt in Ungarn. Als in diesem Winter die kaiserliche Armee bis<lb/> an die Theiß vordrang, hoffte sie den Verräther Kossuth aus Debrezin in die</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0159]
kommen können, doch ist die Gesinnung der überwiegenden Mehrheit keinem Zweifel
unterworfen,
Was die Negierung betrifft, so ist die großherzige Erklärung der 30 kleinen
deutschen Staaten, unter Badens Vortritt, in welcher sie, als Antwort auf die
Preußische Circnlarnole, sowohl die Reichsverfassung als die Ueliertragung
der Erl'kaiserwürde an den König von Preußen unbedingt genehmigen,
der wichtigste Schritt, der bis jetzt in der deutschen Angelegenheit geschehn ist. Wenn
aber die Linke des Parlaments auf diese Erklärung fußt, und dabei doch die Kaiseiwahl
zurück zu nehme» gedenkt, so möge sie den zweiten Theil der Antwort nicht übeisehn.
Oestreich ist endlich aus dem unsittlichen Verhältniß, in dem es sich bisher
bewegte, gewaltsam hinausgedrängt worden. In der charakteristischen Depesche
des Fürsten Schwarzenberg an Herrn v. Schmerling drückt Oestreich zwar seinen
Verdruß über diese Wendung der Dinge ans, und seine Absicht, der Vollendung
des Verfassungsweiks so hinderlich zu werden als irgend möglich, es wirft Preußen
und seineu Verbündeten mehr oder minder bestimmt deu Fehdehandschuh hin, aber
es spricht zugleich aus, daß es sich über die vollendete Thatsache keine Täuschung
mache. Die Abberufung seiner Deputirten hat zwar bis jetzt nur bei einem klei--
neu Theil derselben Anklang gefunden, die Uebrigen scheinen sich in ihrer bishe¬
rigen durch und durch unsittlichen Stellung ganz behaglich zu fühlen, aber es ist
das nur eine Zögerung, die durch deu Ernst der fort und fort sich abrollenden
Geschichte aufgehoben werden muß.
Jetzt ist die ganze Aufmerksamkeit auf die preußische Regierung gerichtet.
Wenn ein Funke von Menschenverstand i» ihr ist, kann über ihre Erklärung kein
Zweifel mehr obwalten, denn es handelt sich, wenn sie nicht unbedingt die Ver¬
fassung anerkennt, nicht mehr blos um eine Einbuße an Macht und Einfluß, eS
handelt sich um das Fortbestehe» des Staats. Daß man dennoch zweifelt, zeigt
deutlich, ein wie großes Opfer die deutsche Nation durch die Wahl ihres Ober¬
haupts gebracht hat.
Oestreich. Furchtbar sind die Fieberschauer, welche den Leib des kaiserlichen
Oestreichs schütteln, und mit Grauen sieht der Patriot, wie die beste Lebenskraft in wildem
Rasen verzehrt wird. In Italie» zwar hat der Sieg von Nvvarra (23. März)
Sardinien zum Frieden und in ein Bündniß mit Oestreich gezwungen, wir wer¬
den in Kurzem den Abschluß vo» beiden begrüßen. Der junge König Victor Ema-
nuel wirbt um Nadetzkys Freundschaft, seit in Rom und Toskana die Republik
unter Mazzinis Dictatur (30. März) aufgeschossen ist, weichen die Vcrgrößeruugs-
träuiue des Hauses Savoyen dem Kampf um die Existenz; Frankreichs Einmischung
wird abgelehnt, Oestreich ist so klug in seinen Friedensbedingungen mäßig zu sein,
Sardinien ist für die Partei der Legitimität wiedergewonnen und Kaiser Nicolai
beschenkt erfreut den östreichischen Feldherrn mit Titel und Würden eines Marschalls
von Rußland. Die Lombardei und Venedig sind jetzt für Oestreich wiedergewon¬
nen. Wie der sardinische General la Marmora das republikanische Genua am 11.
April seinem Herrn durch Kapitulation unterwarf, so wurde Brescia von den
Oestreichern mich einem gräulichen Straßenkampf wiedererobert und Venedig selbst
ist nach dem Abzug der sardinischen Flotte leichte Beute, da der tüchtige Dictator
Mamin, mit reuommistischer Feigheit und sehr zahlreichen östreichischen Sympathien zu
kämpfen hat. Im Kirchenstaat ist die republikanische Regierung in Begriff an der
Auflösung und Fäulniß deö Staatslebens selbst zu verenden, Bologna hat sich
bereits Plus IX. zu Füßen gelegt; in Neapel ist der Kampf gegen Sicilien wahr¬
scheinlich bereits begonnen. — Ueberall in Italien liegen die Karten für die sou-
veraine, d. h. für Oestreich, günstig.
Entgegengesetzt in Ungarn. Als in diesem Winter die kaiserliche Armee bis
an die Theiß vordrang, hoffte sie den Verräther Kossuth aus Debrezin in die
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |