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Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. II. Band.

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finster brütend und gramvoll. Eine glänzende Maske umtanzt ihn von allen Sei¬
ten; die Larve fällt, es ist Katharina. In demselben Augenblick stürzt eine an¬
dere Maske mit gezücktem Dolch auf Salvator los -- jener eifersüchtige Näuber-
leutnant; Katharina reicht dem Stoß ihre Brust entgegen, wird getroffen, stirbt.
Allgemeines Bedauern. --




Politische Wochenschau.

Vom Reich. Bis jetzt hat die deutsche Frage eine verhältnißmäßig günstigere
Wendung genommen, als wir es verdient haben. Es hat sich gezeigt, daß das
deutsche Parlament, auf welches man wie auf einen bloßen Schatten herabzusehen
pflegte, doch noch Realität genug hat, wenn es nur fest bei seiner Aufgabe beharrt, und
daß es noch immer den idealen Mittelpunkt bildet für alle Bestrebungen der deutsch-
gesiunten Partei. -- Betrachte" wir die Folge", welche die 'Antwort des Königs
von Preuße" und die Circnlardepescheu an die Regierung?" gehabt hat, im Ein¬
zelnen. Zuerst auf Seite" dös Parlaments.

Die Entgegnung der Deputation, die angebotene Kaiserwürde könne nicht für
sich, sondern nur auf Grund der Verfassung angenommen werden, war nothwendig;
vielleicht herrschte zu sehr der Ton der Verstimmung in ihr. Die Nationalver¬
sammlung hatte die Besonnenheit, nicht in der Hitze einen voreiligen Beschluß zu
fassen; sie wartete den vollständige" Bericht der Deputation ab. Die Entscheidung,
die sie dann traf, war ihrer würdig, und hatte durch die Koalition der bisherigen
Gegner des Erbkaiserthums, den patriotisch gesinnte" Theil der Linken, mit der
Wndenbuschpartei, etwas Großartiges. Wen" wir auch uicht übersehe", daß in
dieser plötzliche" Ac"deruug eines bisher so lebhaft angefochtenen Prinzips eben
so viel Zorn über die preußische Erklärung lag als Gesetzlichkeit und Patriotismus,
so wissen wir doch die noble Art, mit der Ludwig Simon und Andere diesen
Schritt thaten, gebührend zu würdigen. In ihrem Beschluß, festzuhalten an der
Verfassung, stand die große Majorität der Versammlung wie Ein Mann; die
Wahl der Commission/welche über die zunächst zu fassenden Beschlüsse Anträge
stellen sollte, und die zum größten Theil aus der Linken zusammengesetzt wurde,
war die nächste Folge davon. Freilich haben Eisenstück und Ludwig Simon durch
ihre verkehrte" Anträge in dieser Commission wieder sehr geschadet; sie gehen von
derselbe" Zweideutigkeit ans, die wir schon in den letzten Schritten der National¬
versammlung mehrfach gerügt haben: sie erlassen Dekrete für ein Reich, über dessen
Umfang und Inhalt nicht das Mindeste feststeht, sie verschließen ihre Angen ge¬
waltsam vor der Erkenntniß, daß wenigstens Oestreich an demselben keinen Theil
mehr habe.

In dem gesammte" Volk gewann die Nationalversammlung durch ihre Haltung
die Achtung wieder, die sie aus verschiedenen zumTbeil sehr entgegengesetzten Grün¬
den verloren hatte. Theils sprach sich das unmittelbar in den polnische" Vereinen
aus, theils in den Kammern. Den sächsischen Kammern gebührt der Ruhm, in
der unbedingten Anerkennung der deutschen Reichsverfassung die Initiative ergriffe"
zu haben,, und wenn auch dieser Entschluß, namentlich in der zweiten Kammer
durch Herrn Schaffrath auf eine etwas wunderbare Weise motivirt wurde, so bleibt
das Resultat dasselbe. Die würtenbergische Kammer ist diesem Beispiele gefolgt.
In Hannover war es wegen der Verlegung der Stände uicht möglich, dach hat
sich eine große Zahl der Deputaten, oculi auch freilich uur in der Form nuer
Privatäuß'erung, deutlich genug ausgesprochen. In den preußischen Kammer" lst
die historische Päpken'ildung und der sich an dieselbe anknüpfende kleinliche Per¬
sonenstreit zu stark, als daß sie bis jetzt zu einem klar formulirten Beschluß halten


finster brütend und gramvoll. Eine glänzende Maske umtanzt ihn von allen Sei¬
ten; die Larve fällt, es ist Katharina. In demselben Augenblick stürzt eine an¬
dere Maske mit gezücktem Dolch auf Salvator los — jener eifersüchtige Näuber-
leutnant; Katharina reicht dem Stoß ihre Brust entgegen, wird getroffen, stirbt.
Allgemeines Bedauern. —




Politische Wochenschau.

Vom Reich. Bis jetzt hat die deutsche Frage eine verhältnißmäßig günstigere
Wendung genommen, als wir es verdient haben. Es hat sich gezeigt, daß das
deutsche Parlament, auf welches man wie auf einen bloßen Schatten herabzusehen
pflegte, doch noch Realität genug hat, wenn es nur fest bei seiner Aufgabe beharrt, und
daß es noch immer den idealen Mittelpunkt bildet für alle Bestrebungen der deutsch-
gesiunten Partei. — Betrachte» wir die Folge», welche die 'Antwort des Königs
von Preuße» und die Circnlardepescheu an die Regierung?» gehabt hat, im Ein¬
zelnen. Zuerst auf Seite» dös Parlaments.

Die Entgegnung der Deputation, die angebotene Kaiserwürde könne nicht für
sich, sondern nur auf Grund der Verfassung angenommen werden, war nothwendig;
vielleicht herrschte zu sehr der Ton der Verstimmung in ihr. Die Nationalver¬
sammlung hatte die Besonnenheit, nicht in der Hitze einen voreiligen Beschluß zu
fassen; sie wartete den vollständige» Bericht der Deputation ab. Die Entscheidung,
die sie dann traf, war ihrer würdig, und hatte durch die Koalition der bisherigen
Gegner des Erbkaiserthums, den patriotisch gesinnte» Theil der Linken, mit der
Wndenbuschpartei, etwas Großartiges. Wen» wir auch uicht übersehe», daß in
dieser plötzliche» Ac»deruug eines bisher so lebhaft angefochtenen Prinzips eben
so viel Zorn über die preußische Erklärung lag als Gesetzlichkeit und Patriotismus,
so wissen wir doch die noble Art, mit der Ludwig Simon und Andere diesen
Schritt thaten, gebührend zu würdigen. In ihrem Beschluß, festzuhalten an der
Verfassung, stand die große Majorität der Versammlung wie Ein Mann; die
Wahl der Commission/welche über die zunächst zu fassenden Beschlüsse Anträge
stellen sollte, und die zum größten Theil aus der Linken zusammengesetzt wurde,
war die nächste Folge davon. Freilich haben Eisenstück und Ludwig Simon durch
ihre verkehrte» Anträge in dieser Commission wieder sehr geschadet; sie gehen von
derselbe» Zweideutigkeit ans, die wir schon in den letzten Schritten der National¬
versammlung mehrfach gerügt haben: sie erlassen Dekrete für ein Reich, über dessen
Umfang und Inhalt nicht das Mindeste feststeht, sie verschließen ihre Angen ge¬
waltsam vor der Erkenntniß, daß wenigstens Oestreich an demselben keinen Theil
mehr habe.

In dem gesammte» Volk gewann die Nationalversammlung durch ihre Haltung
die Achtung wieder, die sie aus verschiedenen zumTbeil sehr entgegengesetzten Grün¬
den verloren hatte. Theils sprach sich das unmittelbar in den polnische» Vereinen
aus, theils in den Kammern. Den sächsischen Kammern gebührt der Ruhm, in
der unbedingten Anerkennung der deutschen Reichsverfassung die Initiative ergriffe»
zu haben,, und wenn auch dieser Entschluß, namentlich in der zweiten Kammer
durch Herrn Schaffrath auf eine etwas wunderbare Weise motivirt wurde, so bleibt
das Resultat dasselbe. Die würtenbergische Kammer ist diesem Beispiele gefolgt.
In Hannover war es wegen der Verlegung der Stände uicht möglich, dach hat
sich eine große Zahl der Deputaten, oculi auch freilich uur in der Form nuer
Privatäuß'erung, deutlich genug ausgesprochen. In den preußischen Kammer» lst
die historische Päpken'ildung und der sich an dieselbe anknüpfende kleinliche Per¬
sonenstreit zu stark, als daß sie bis jetzt zu einem klar formulirten Beschluß halten


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341563_278509/158>, abgerufen am 15.01.2025.