Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. II. Band.MUS das einzig mögliche war und daß mit dessen Abtritt nur die Reaction die Er entfernte mit Energie viele Mißbräuche und untaugliche Personen aus der ") Ueber welche die Grenzboten bereits im Jahre 18" gerechte Klagen erhoben hatten.
MUS das einzig mögliche war und daß mit dessen Abtritt nur die Reaction die Er entfernte mit Energie viele Mißbräuche und untaugliche Personen aus der ») Ueber welche die Grenzboten bereits im Jahre 18« gerechte Klagen erhoben hatten.
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0142" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/278652"/> <p xml:id="ID_412" prev="#ID_411"> MUS das einzig mögliche war und daß mit dessen Abtritt nur die Reaction die<lb/> Zügel ergreifen würde. Er opferte gerne seine Popularität und die in seiner<lb/> vorherigen schwierigen Stellung erworbenen Vcrwaltungskenntnisse, um eine Ne¬<lb/> gierung zu stützen, welche bei festerer innerer Konsistenz unter günstigern Ver¬<lb/> hältnissen im Stande gewesen wäre, die Anarchie und die Rückkehr des Despo¬<lb/> tismus zu gleicher Zeit unmöglich zu machen. Die Reorganisation des öffentlichen<lb/> Medicinalwesens, welches Fischhvf ans seiner eigenen practischen Erfahrung als<lb/> Secundärarzt im k. k. Krankenhause kannte, ward vorzüglich in Fischhofs Hand<lb/> gelegt. Mit welcher Uneigennützigkeit, Gerechtigkeit und Verachtung alles Pro-<lb/> tectivnöwcseus er sein Amt verwaltete, davon möge ein kleiner Zug, welcher aber<lb/> den ganzen Mann charakterisirt, hier Zeugniß geben. Auf der Reise uach Galli-<lb/> zien, welche Fischhof im Auftrag der Negierung zur Inspection der Sanitäts-<lb/> anstaltcn machte, besuchte er einen seiner besten frühern College» und Freunde,<lb/> welcher in einem kleinen Städtchen der Buckowina unter drückenden Nahrungs¬<lb/> sorgen lebte. Dieser bat ihn, ihm eine Kreisarztstelle, welche in der Nähe zu<lb/> vergeben war, zuzuwenden. Fischhof versprach, so viel in seinen Kräften liege,<lb/> zu thun. Bei dem Ansehen, welches Fischhof als oberster Ministerialbeamte und<lb/> seiner Persönlichkeit halber genoß, wäre es ihm leicht gewesen, ein festes Ver¬<lb/> sprechen zu geben und zu halten. Aber er wollte seinen persönlichen Einfluß in<lb/> keiner Weise geltend machen. Als der Protomedicus des Gnbernialbezirks nach<lb/> amtlichen Gebrauch drei Candidaten als die tauglichsten für die Kreisarztstelle<lb/> vorschlug, fand sich der Name jenes Freundes nicht darunter, und Fischhos wählte<lb/> Namens des Ministeriums Einen der drei fremden vorgeschlagenen Candidaten.</p><lb/> <p xml:id="ID_413" next="#ID_414"> Er entfernte mit Energie viele Mißbräuche und untaugliche Personen aus der<lb/> obersten Verwaltung der Hospitäler") und arbeitete an der Spitze einer Commission<lb/> für die Umgestaltung der Fakultätseinrichtnngen. Ueberdies war ihm das Departe¬<lb/> ment der Wiener Angelegenheiten übertragen. — Fischhof traf erst wenige Tage<lb/> vor dem 6. Octbr. von seiner galizischen Reise in Wien ein und die Revolution<lb/> überraschte ihn eben so wie viele Patrioten, welche seine Gesinnungen theilten.<lb/> Während die meisten Ministcrialbureaus verlassen waren, hielt er es für seine<lb/> Pflicht, an der Seite des Finanzministers allein auszuharren und nahm zugleich<lb/> als NeichStagsmitglied an der Pcrmanenzcvmmissivn Theil. Daß er hier nur<lb/> mäßigend wirkte und für Versöhnung der Parteien sprach, bezeugen die Protocolle.<lb/> Als das Ministerium Stadion die oberste Verwaltung übernahm, gab FischM<lb/> seine Entlassung ein. Stadion sell'se wollte sie nicht annehmen; aber Fischhof konnte<lb/> sie unter der Bedingung, mit dem Ministerium im Reichstag zu stimmen, »ich<lb/> behalten. Wenige Tage vorher hatte selbst eine Deputation von Aerzten, welche<lb/> ihre amtliche Stellung dem Wirken Fischhoss zu verdanken hatten, in widriger Be-</p><lb/> <note xml:id="FID_6" place="foot"> ») Ueber welche die Grenzboten bereits im Jahre 18« gerechte Klagen erhoben hatten.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0142]
MUS das einzig mögliche war und daß mit dessen Abtritt nur die Reaction die
Zügel ergreifen würde. Er opferte gerne seine Popularität und die in seiner
vorherigen schwierigen Stellung erworbenen Vcrwaltungskenntnisse, um eine Ne¬
gierung zu stützen, welche bei festerer innerer Konsistenz unter günstigern Ver¬
hältnissen im Stande gewesen wäre, die Anarchie und die Rückkehr des Despo¬
tismus zu gleicher Zeit unmöglich zu machen. Die Reorganisation des öffentlichen
Medicinalwesens, welches Fischhvf ans seiner eigenen practischen Erfahrung als
Secundärarzt im k. k. Krankenhause kannte, ward vorzüglich in Fischhofs Hand
gelegt. Mit welcher Uneigennützigkeit, Gerechtigkeit und Verachtung alles Pro-
tectivnöwcseus er sein Amt verwaltete, davon möge ein kleiner Zug, welcher aber
den ganzen Mann charakterisirt, hier Zeugniß geben. Auf der Reise uach Galli-
zien, welche Fischhof im Auftrag der Negierung zur Inspection der Sanitäts-
anstaltcn machte, besuchte er einen seiner besten frühern College» und Freunde,
welcher in einem kleinen Städtchen der Buckowina unter drückenden Nahrungs¬
sorgen lebte. Dieser bat ihn, ihm eine Kreisarztstelle, welche in der Nähe zu
vergeben war, zuzuwenden. Fischhof versprach, so viel in seinen Kräften liege,
zu thun. Bei dem Ansehen, welches Fischhof als oberster Ministerialbeamte und
seiner Persönlichkeit halber genoß, wäre es ihm leicht gewesen, ein festes Ver¬
sprechen zu geben und zu halten. Aber er wollte seinen persönlichen Einfluß in
keiner Weise geltend machen. Als der Protomedicus des Gnbernialbezirks nach
amtlichen Gebrauch drei Candidaten als die tauglichsten für die Kreisarztstelle
vorschlug, fand sich der Name jenes Freundes nicht darunter, und Fischhos wählte
Namens des Ministeriums Einen der drei fremden vorgeschlagenen Candidaten.
Er entfernte mit Energie viele Mißbräuche und untaugliche Personen aus der
obersten Verwaltung der Hospitäler") und arbeitete an der Spitze einer Commission
für die Umgestaltung der Fakultätseinrichtnngen. Ueberdies war ihm das Departe¬
ment der Wiener Angelegenheiten übertragen. — Fischhof traf erst wenige Tage
vor dem 6. Octbr. von seiner galizischen Reise in Wien ein und die Revolution
überraschte ihn eben so wie viele Patrioten, welche seine Gesinnungen theilten.
Während die meisten Ministcrialbureaus verlassen waren, hielt er es für seine
Pflicht, an der Seite des Finanzministers allein auszuharren und nahm zugleich
als NeichStagsmitglied an der Pcrmanenzcvmmissivn Theil. Daß er hier nur
mäßigend wirkte und für Versöhnung der Parteien sprach, bezeugen die Protocolle.
Als das Ministerium Stadion die oberste Verwaltung übernahm, gab FischM
seine Entlassung ein. Stadion sell'se wollte sie nicht annehmen; aber Fischhof konnte
sie unter der Bedingung, mit dem Ministerium im Reichstag zu stimmen, »ich
behalten. Wenige Tage vorher hatte selbst eine Deputation von Aerzten, welche
ihre amtliche Stellung dem Wirken Fischhoss zu verdanken hatten, in widriger Be-
») Ueber welche die Grenzboten bereits im Jahre 18« gerechte Klagen erhoben hatten.
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