Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. II. Band.in lautem Jubel ausbrach, wieder her. Fischhof hatte den ganzen Tag den Saal Bei deu Wahlen zum Reichstag ging er als Deputirter eines Wiener Vor¬ Bald uach seinem Austritt zerfiel auch der Sicherheitsausschuß in seiner innern Das Ministerium, Dobblhoff suchte sich durch die Requisition Fischhofs, sowie in lautem Jubel ausbrach, wieder her. Fischhof hatte den ganzen Tag den Saal Bei deu Wahlen zum Reichstag ging er als Deputirter eines Wiener Vor¬ Bald uach seinem Austritt zerfiel auch der Sicherheitsausschuß in seiner innern Das Ministerium, Dobblhoff suchte sich durch die Requisition Fischhofs, sowie <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0141" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/278651"/> <p xml:id="ID_408" prev="#ID_407"> in lautem Jubel ausbrach, wieder her. Fischhof hatte den ganzen Tag den Saal<lb/> nicht verlassen, — erst als es Nacht wurde und die Arbeiter, von der Fruchtlo¬<lb/> sigkeit ihrer drohenden Stellung überzeugt, auseinandergegangen waren, kounte<lb/> der Präsident des Sicherheitsauöschusses daran denken, die Anforderungen seines<lb/> Magens zu stillen. Ob ihm aber dies gerade an diesem Tage gelungen, können<lb/> wir nicht mit Bestimmtheit versichern, da Dr. Fiscthof, damals der mächtigste<lb/> Mann der Monarchie, uuter deu größten Entbehrungen und oft um die nothwen¬<lb/> digsten Lebensbedürfnisse verlegen, die Lasten und Sorgen seines Amts führte.<lb/> Daß bei einem so entschiedene», ausgeprägten Charakter die Verdächtigungen nicht<lb/> ausbleiben, ist leicht zu begreife». Die Demokraten nannten ihn reactionär, die<lb/> Reaction sah in ihm den Ausdruck der Revolution. Doch zollten ihm alle Par¬<lb/> teien so viel Achtung und fühlten sich so sehr vom Zauber seiner Persönlichkeit<lb/> gebannt, daß Niemand es wagte, offen gegen ihn aufzutreten. In einer Vormit-<lb/> tagsitznng des Ausschusses wollte eine Deputation mehrerer demokratischen Vereine<lb/> die Abwesenheit des Präsidenten, welcher eben beim Minister des Innern im<lb/> Auftrage des Ausschusses wegen der direkten Wahlen zum Reichstage verhandelte,<lb/> benutzen, um denselben in den Augen der Versammlung als Vertrauten des Mini-<lb/> steriums zu verdächtigen. Nachdem Fischhof wieder die Leitung der Debatte über¬<lb/> nommen und die Erklärung abgegeben hatten, daß er selbst nud die ihm beigege¬<lb/> bene Deputation des Ausschusses von der Unansfnhrbarkeir der directen Wahlen<lb/> überzeugt sei, wandte er sich mit dem vollen Ausdrucke der Verachtung an die<lb/> Dcpmirten des demokratischen Vereins und diückte dieselbe durch die moralische<lb/> Wucht seiner Worte so zu Boden, daß er sie selbst vor den thätlichen Unbilden<lb/> der aufgebrachten Versammlung schützen mußte.--</p><lb/> <p xml:id="ID_409"> Bei deu Wahlen zum Reichstag ging er als Deputirter eines Wiener Vor¬<lb/> standsbezirks aus der Urne hervor. Dies und die Ueberzeugung von der fernern<lb/> Haltlosigkeit des Ausschusses selbst bewog ihn die Präsidentenstelle daselbst nieder¬<lb/> lege», nachdem er noch wenige Tage vorher die deutsche Neichsdeputativu und<lb/> ^n Erzherzog Reichsverweser im Namen der Hauptstadt begrüßt halte. Die Rede,<lb/> welche ex bei Gelegenheit der Annahme der provisorischen Oberhauptswürde vor<lb/> ^>n Reichsverweser hielt, war eine der gehaltvollsten und würdigsten unter den<lb/> ^streichen Reden, welche damals gehalten wurde».</p><lb/> <p xml:id="ID_410"> Bald uach seinem Austritt zerfiel auch der Sicherheitsausschuß in seiner innern<lb/> Auflösung und an der abnormalen Stellung, welche er gegenüber dem Ministe¬<lb/> rn, de,n Reichstag und Gemeinderath einnahm.</p><lb/> <p xml:id="ID_411" next="#ID_412"> Das Ministerium, Dobblhoff suchte sich durch die Requisition Fischhofs, sowie<lb/> ^"iger anderer Männer seiner Farbe im Reichstag zu stütze». Daß es nicht klcin-<lb/> ui)er Ehrgeiz oder Stelleusucht war, durch welche Fischhof zur Annahme bewogen<lb/> ^'de, zeigt seine ganze Haltung während und nach dem Abtritte dieses Mimi-<lb/> 'teriums. Er wußte zu gut, daß das Ministerium Dobblhoff für den Libcralis-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0141]
in lautem Jubel ausbrach, wieder her. Fischhof hatte den ganzen Tag den Saal
nicht verlassen, — erst als es Nacht wurde und die Arbeiter, von der Fruchtlo¬
sigkeit ihrer drohenden Stellung überzeugt, auseinandergegangen waren, kounte
der Präsident des Sicherheitsauöschusses daran denken, die Anforderungen seines
Magens zu stillen. Ob ihm aber dies gerade an diesem Tage gelungen, können
wir nicht mit Bestimmtheit versichern, da Dr. Fiscthof, damals der mächtigste
Mann der Monarchie, uuter deu größten Entbehrungen und oft um die nothwen¬
digsten Lebensbedürfnisse verlegen, die Lasten und Sorgen seines Amts führte.
Daß bei einem so entschiedene», ausgeprägten Charakter die Verdächtigungen nicht
ausbleiben, ist leicht zu begreife». Die Demokraten nannten ihn reactionär, die
Reaction sah in ihm den Ausdruck der Revolution. Doch zollten ihm alle Par¬
teien so viel Achtung und fühlten sich so sehr vom Zauber seiner Persönlichkeit
gebannt, daß Niemand es wagte, offen gegen ihn aufzutreten. In einer Vormit-
tagsitznng des Ausschusses wollte eine Deputation mehrerer demokratischen Vereine
die Abwesenheit des Präsidenten, welcher eben beim Minister des Innern im
Auftrage des Ausschusses wegen der direkten Wahlen zum Reichstage verhandelte,
benutzen, um denselben in den Augen der Versammlung als Vertrauten des Mini-
steriums zu verdächtigen. Nachdem Fischhof wieder die Leitung der Debatte über¬
nommen und die Erklärung abgegeben hatten, daß er selbst nud die ihm beigege¬
bene Deputation des Ausschusses von der Unansfnhrbarkeir der directen Wahlen
überzeugt sei, wandte er sich mit dem vollen Ausdrucke der Verachtung an die
Dcpmirten des demokratischen Vereins und diückte dieselbe durch die moralische
Wucht seiner Worte so zu Boden, daß er sie selbst vor den thätlichen Unbilden
der aufgebrachten Versammlung schützen mußte.--
Bei deu Wahlen zum Reichstag ging er als Deputirter eines Wiener Vor¬
standsbezirks aus der Urne hervor. Dies und die Ueberzeugung von der fernern
Haltlosigkeit des Ausschusses selbst bewog ihn die Präsidentenstelle daselbst nieder¬
lege», nachdem er noch wenige Tage vorher die deutsche Neichsdeputativu und
^n Erzherzog Reichsverweser im Namen der Hauptstadt begrüßt halte. Die Rede,
welche ex bei Gelegenheit der Annahme der provisorischen Oberhauptswürde vor
^>n Reichsverweser hielt, war eine der gehaltvollsten und würdigsten unter den
^streichen Reden, welche damals gehalten wurde».
Bald uach seinem Austritt zerfiel auch der Sicherheitsausschuß in seiner innern
Auflösung und an der abnormalen Stellung, welche er gegenüber dem Ministe¬
rn, de,n Reichstag und Gemeinderath einnahm.
Das Ministerium, Dobblhoff suchte sich durch die Requisition Fischhofs, sowie
^"iger anderer Männer seiner Farbe im Reichstag zu stütze». Daß es nicht klcin-
ui)er Ehrgeiz oder Stelleusucht war, durch welche Fischhof zur Annahme bewogen
^'de, zeigt seine ganze Haltung während und nach dem Abtritte dieses Mimi-
'teriums. Er wußte zu gut, daß das Ministerium Dobblhoff für den Libcralis-
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