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Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. I. Band.

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geltend zu machen. Aber diese schienen unser historisches Recht nicht anerkennen
zu wollen, und unterhielten sich weit lieber mit ihren Landsleuten oder mit eini¬
gen hübschen, unbärtiger Jungen, welche unter den Nachgckommenen sich befanden.
Ein plötzliches Ereigniß störte aber alle Vorbereitungen zur Idylle. Eine schwarze
Dampfsäule, längst schon am südlichen Horizont von den weithin ausgestellten Wa¬
chen beobachtet, näherte sich mehr und mehr und bald ward ein mächtiges Dampf¬
boot erkennbar, das in majestätischer Ruhe und Pracht gerade in den Kanal Wi¬
scher der Insel Arve und der Küste einfuhr. Da galt es! Rasch, aber vorsich¬
tig, wie die Katzen, rückten zuerst die Wachen aus dem Park dicht an das Ufer
des Meers und warfen sich hinter die Wälle der niederen Dünen, über die Hecken
sprangen da und dort die flinken Schützen, in wenigen Augenblicken, wie durch
einen Zauber, war, vom Meer aus unsichtbar, der ganze Strand von einer Kette
von Büchsenschützen bewacht. Arglos brauste das große Dampfboot näher und
näher -- es war der Hekla und trug als Commandeur den Contreadmiral Steen
Bille -- sein ganzes Verdeck war voll Menschen -- jetzt konnte er höchstens drei
bis vierhundert Schritte vom Land entfernt sein -- da knallte die erste Büchse,
wie ein Rottenseuer entluden sich unsere treuen Rohre und es war wirklich spa߬
haft zu sehen, wie des Schiffes Verdeck nun auf einmal leer war, wie gekehrt.
Wie wir später vernahmen, tödteten unsere Kugeln zwei Mann, verwundeten den
Commandeur an der Schulter und außerdem noch mehre der Mannschaft. Der
Hekla hielt -- während wir wieder luden, donnerte es aus seiner Seite -- pfeifend
prasselnd und zischend mit infernalischen Getös fuhr eine Kartätschenladung un¬
schädlich über uns hinweg. Wir erwiderten, hinter dem Wall emporspringend,
mit frohem Hurrah den FeindeSgrnß und sandten unsre schwachen Geschosse als
Gegengabe -- der Hekla warf dann eine achtzigpfündige Bombe, die über unse¬
ren Häuptern platzte, aber ebenfalls ohne Wirkung blieb, der kleine Kutter hatte
sich inzwischen gedreht und plötzlich fuhren die dreipfündigen Paßkugeln aus seinem
Rumpf, wie mordgierige Schlangen -- das Gefecht entspann sich. In diesem
Augenblick belebte sich auch der erhöhte Hintergrund der Strandlandschaft; die
zweite Abtheilung unserer Freilchaar rückte in geschlossenem Lauf herbei zu unserer
Hufe; in der Schußweite der Schiffe zertheilte sie sich in eine lange Kette von
Plcmklern. Das war ein Glück, denn im gleichen Moment schleuderte der Hekla
eine doppelte Kartätschenladung den Ankommenden entgegen -- eine Beklemmung
überfiel unsere Brust, uls wir viele derselben fallen sahen, aber sie wich fröhlichem
Lachen, als Alle wieder munter aufsprangen nud uns entgegen liefen. Neunmal
bvmbardirte uns der Hekla, unterstützt von dem Kutter -- dann aber fand er es
für gut, umzuwenden, und er ging den Weg zurück den er gekommen, verfolgt
von unserem freudigen Jauchzen. Keiner der Unsrigen war zu Schaden gekom¬
men. -- Die ganze greischaar blieb von nun an zusammen in Aroesund. Man
richtete sich theils im Freien, die Witterung war sehr mild, theils in den Ge-


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geltend zu machen. Aber diese schienen unser historisches Recht nicht anerkennen
zu wollen, und unterhielten sich weit lieber mit ihren Landsleuten oder mit eini¬
gen hübschen, unbärtiger Jungen, welche unter den Nachgckommenen sich befanden.
Ein plötzliches Ereigniß störte aber alle Vorbereitungen zur Idylle. Eine schwarze
Dampfsäule, längst schon am südlichen Horizont von den weithin ausgestellten Wa¬
chen beobachtet, näherte sich mehr und mehr und bald ward ein mächtiges Dampf¬
boot erkennbar, das in majestätischer Ruhe und Pracht gerade in den Kanal Wi¬
scher der Insel Arve und der Küste einfuhr. Da galt es! Rasch, aber vorsich¬
tig, wie die Katzen, rückten zuerst die Wachen aus dem Park dicht an das Ufer
des Meers und warfen sich hinter die Wälle der niederen Dünen, über die Hecken
sprangen da und dort die flinken Schützen, in wenigen Augenblicken, wie durch
einen Zauber, war, vom Meer aus unsichtbar, der ganze Strand von einer Kette
von Büchsenschützen bewacht. Arglos brauste das große Dampfboot näher und
näher — es war der Hekla und trug als Commandeur den Contreadmiral Steen
Bille — sein ganzes Verdeck war voll Menschen — jetzt konnte er höchstens drei
bis vierhundert Schritte vom Land entfernt sein — da knallte die erste Büchse,
wie ein Rottenseuer entluden sich unsere treuen Rohre und es war wirklich spa߬
haft zu sehen, wie des Schiffes Verdeck nun auf einmal leer war, wie gekehrt.
Wie wir später vernahmen, tödteten unsere Kugeln zwei Mann, verwundeten den
Commandeur an der Schulter und außerdem noch mehre der Mannschaft. Der
Hekla hielt — während wir wieder luden, donnerte es aus seiner Seite — pfeifend
prasselnd und zischend mit infernalischen Getös fuhr eine Kartätschenladung un¬
schädlich über uns hinweg. Wir erwiderten, hinter dem Wall emporspringend,
mit frohem Hurrah den FeindeSgrnß und sandten unsre schwachen Geschosse als
Gegengabe — der Hekla warf dann eine achtzigpfündige Bombe, die über unse¬
ren Häuptern platzte, aber ebenfalls ohne Wirkung blieb, der kleine Kutter hatte
sich inzwischen gedreht und plötzlich fuhren die dreipfündigen Paßkugeln aus seinem
Rumpf, wie mordgierige Schlangen — das Gefecht entspann sich. In diesem
Augenblick belebte sich auch der erhöhte Hintergrund der Strandlandschaft; die
zweite Abtheilung unserer Freilchaar rückte in geschlossenem Lauf herbei zu unserer
Hufe; in der Schußweite der Schiffe zertheilte sie sich in eine lange Kette von
Plcmklern. Das war ein Glück, denn im gleichen Moment schleuderte der Hekla
eine doppelte Kartätschenladung den Ankommenden entgegen — eine Beklemmung
überfiel unsere Brust, uls wir viele derselben fallen sahen, aber sie wich fröhlichem
Lachen, als Alle wieder munter aufsprangen nud uns entgegen liefen. Neunmal
bvmbardirte uns der Hekla, unterstützt von dem Kutter — dann aber fand er es
für gut, umzuwenden, und er ging den Weg zurück den er gekommen, verfolgt
von unserem freudigen Jauchzen. Keiner der Unsrigen war zu Schaden gekom¬
men. — Die ganze greischaar blieb von nun an zusammen in Aroesund. Man
richtete sich theils im Freien, die Witterung war sehr mild, theils in den Ge-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341563_277987/435>, abgerufen am 23.12.2024.