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Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, II. Semester. III. Band.

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haben seine College": Recht, wenn sie behaupten, Lamartine habe die Macht seiner
Beredsamkeit für unfehlbar gehalten und im dünkelhaften Vertrauen darauf ruhig
geschlafen.

Morgen (am 25.) soll die gefürchtete Discussion über die Untersuchungsresultate
in der Nationalversammlung losbrechen. Marrast (der Präsident) will sie nicht
länger als eine Sitzung dauern lassen. Man wird rechts und links zu vertuschen
suchen, man wird die Augen schließen vor dem stechenden Licht der Wahrheit, und
das Urtheil der "öffentlichen Meinung" überlassen, dieser Meinung, die an sich
selbst irre geworden ist. Zwar soll ein Antrag auf die Verhaftung von Blanc
und Causstdiore bereit liegen, aber die Furcht vor den Massen, -- anonyme Briefe
drohen dem Untersuchungsrapporteur Banchart und der Majorität der Versamm-
liuig mit "heiligen" Dolchen --- wird die Ausführung verhindern. Die großen
Diebe soll der ">v>,ri8 nubila wirksamst bestrafen, die kleinen sollen nach Mada-
gascar unter die Aufsicht der Jesuiten transportirt werden oder nach Algier.

In dem sorgenvollen Concilium, welches Cavaignac vorige Woche über die
kranke Republik hielt, äußerte ein Republikaner von gestern, ehe man zur Monar¬
chie zurückkehre, müsse man's noch einmal mit der rothen Republik versuchen (av-ein
6e rovonir la Nanuicliiv, it i'lui"iruit ^ssor um- I.i, Il"-">Mi"jniz rouz'v), besser
gesagt: "sin "I<? ivvonir , denn die Rothe wäre der kürzeste Rückweg zum
Königthum; ein Sprung, den die Franzosen jetzt aus Scham nicht machen können,
würde in der Verzweiflung vor dem Terrorismus leicht und natürlich. Proud-
hon's Prophezeiung, die Republik werde das Eigenthum begraben oder von ihm
begraben werden, ginge dann rasch in Erfüllung. Allein Cavaignac verzweifelt
noch uicht, er glaubt Monarchie und Anarchie, Thiers und Blanc, die Partei
Pvitier nud die Clubs, die beiden consequenten Richtungen (nach Proudhon) gleich
fernhalten zu können, um die gemäßigte Republik, die Republik der ehrbaren und
ehrlichen Leute, durch Polizeizwang und Militärherrschaft aufrecht zu halten. Ob
aus solch einer Noth- und Namensrepublik mit der Zeit eine wirkliche wird, muß
die Zukunft lehren.




(Eine Woche später.)

Es kam, wie sich Jeder denken konnte, der den diplomatischen Takt und Chic
der Franzosen kennt. In der Gefahr einer großen Blamage entscheiden hier nie die


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haben seine College»: Recht, wenn sie behaupten, Lamartine habe die Macht seiner
Beredsamkeit für unfehlbar gehalten und im dünkelhaften Vertrauen darauf ruhig
geschlafen.

Morgen (am 25.) soll die gefürchtete Discussion über die Untersuchungsresultate
in der Nationalversammlung losbrechen. Marrast (der Präsident) will sie nicht
länger als eine Sitzung dauern lassen. Man wird rechts und links zu vertuschen
suchen, man wird die Augen schließen vor dem stechenden Licht der Wahrheit, und
das Urtheil der „öffentlichen Meinung" überlassen, dieser Meinung, die an sich
selbst irre geworden ist. Zwar soll ein Antrag auf die Verhaftung von Blanc
und Causstdiore bereit liegen, aber die Furcht vor den Massen, — anonyme Briefe
drohen dem Untersuchungsrapporteur Banchart und der Majorität der Versamm-
liuig mit „heiligen" Dolchen —- wird die Ausführung verhindern. Die großen
Diebe soll der »>v>,ri8 nubila wirksamst bestrafen, die kleinen sollen nach Mada-
gascar unter die Aufsicht der Jesuiten transportirt werden oder nach Algier.

In dem sorgenvollen Concilium, welches Cavaignac vorige Woche über die
kranke Republik hielt, äußerte ein Republikaner von gestern, ehe man zur Monar¬
chie zurückkehre, müsse man's noch einmal mit der rothen Republik versuchen (av-ein
6e rovonir la Nanuicliiv, it i'lui«iruit ^ssor um- I.i, Il«-»>Mi«jniz rouz'v), besser
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Königthum; ein Sprung, den die Franzosen jetzt aus Scham nicht machen können,
würde in der Verzweiflung vor dem Terrorismus leicht und natürlich. Proud-
hon's Prophezeiung, die Republik werde das Eigenthum begraben oder von ihm
begraben werden, ginge dann rasch in Erfüllung. Allein Cavaignac verzweifelt
noch uicht, er glaubt Monarchie und Anarchie, Thiers und Blanc, die Partei
Pvitier nud die Clubs, die beiden consequenten Richtungen (nach Proudhon) gleich
fernhalten zu können, um die gemäßigte Republik, die Republik der ehrbaren und
ehrlichen Leute, durch Polizeizwang und Militärherrschaft aufrecht zu halten. Ob
aus solch einer Noth- und Namensrepublik mit der Zeit eine wirkliche wird, muß
die Zukunft lehren.




(Eine Woche später.)

Es kam, wie sich Jeder denken konnte, der den diplomatischen Takt und Chic
der Franzosen kennt. In der Gefahr einer großen Blamage entscheiden hier nie die


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[0402] haben seine College»: Recht, wenn sie behaupten, Lamartine habe die Macht seiner Beredsamkeit für unfehlbar gehalten und im dünkelhaften Vertrauen darauf ruhig geschlafen. Morgen (am 25.) soll die gefürchtete Discussion über die Untersuchungsresultate in der Nationalversammlung losbrechen. Marrast (der Präsident) will sie nicht länger als eine Sitzung dauern lassen. Man wird rechts und links zu vertuschen suchen, man wird die Augen schließen vor dem stechenden Licht der Wahrheit, und das Urtheil der „öffentlichen Meinung" überlassen, dieser Meinung, die an sich selbst irre geworden ist. Zwar soll ein Antrag auf die Verhaftung von Blanc und Causstdiore bereit liegen, aber die Furcht vor den Massen, — anonyme Briefe drohen dem Untersuchungsrapporteur Banchart und der Majorität der Versamm- liuig mit „heiligen" Dolchen —- wird die Ausführung verhindern. Die großen Diebe soll der »>v>,ri8 nubila wirksamst bestrafen, die kleinen sollen nach Mada- gascar unter die Aufsicht der Jesuiten transportirt werden oder nach Algier. In dem sorgenvollen Concilium, welches Cavaignac vorige Woche über die kranke Republik hielt, äußerte ein Republikaner von gestern, ehe man zur Monar¬ chie zurückkehre, müsse man's noch einmal mit der rothen Republik versuchen (av-ein 6e rovonir la Nanuicliiv, it i'lui«iruit ^ssor um- I.i, Il«-»>Mi«jniz rouz'v), besser gesagt: »sin «I<? ivvonir , denn die Rothe wäre der kürzeste Rückweg zum Königthum; ein Sprung, den die Franzosen jetzt aus Scham nicht machen können, würde in der Verzweiflung vor dem Terrorismus leicht und natürlich. Proud- hon's Prophezeiung, die Republik werde das Eigenthum begraben oder von ihm begraben werden, ginge dann rasch in Erfüllung. Allein Cavaignac verzweifelt noch uicht, er glaubt Monarchie und Anarchie, Thiers und Blanc, die Partei Pvitier nud die Clubs, die beiden consequenten Richtungen (nach Proudhon) gleich fernhalten zu können, um die gemäßigte Republik, die Republik der ehrbaren und ehrlichen Leute, durch Polizeizwang und Militärherrschaft aufrecht zu halten. Ob aus solch einer Noth- und Namensrepublik mit der Zeit eine wirkliche wird, muß die Zukunft lehren. (Eine Woche später.) Es kam, wie sich Jeder denken konnte, der den diplomatischen Takt und Chic der Franzosen kennt. In der Gefahr einer großen Blamage entscheiden hier nie die «ommv init <I«>iuis 4 mois, les thuet.inoes <1v tonlos «ortvs !» »op>,rssi!ion alö l'^ssemdlLv, ciojZ pouvoir <Illo, <<»'on i>'a rien aper«» <I e serieux <I»us les »«etion» arm6«s o» asu» les Komme« ä'lütat <!«- la «vpnblicl»s «xaxöröv. l.« mouvvmvnt ,1u LZ jüm !» 6t6 tout spontane. I.'agitation <Is» ^tölivrs lVstionaux a «u 2 vauso«: l'-ngent <I» Kön^^nemsnt, oconomisv en pfiffe ri'eil-öl^"« l>v»r la xuerre civile; j>u!» Is ovmmunisms, c^ni z- mis In n>»in et s'en est servi xour I'insurrection.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341561_277429/402>, abgerufen am 29.06.2024.