Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, II. Semester. III. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

und er bekommt eine häßliche, die ihm viel Geld bringt, der hat nicht grade eine
reiche Frau heirathen wollen, die häßlich ist, sondern nur eine reiche.

Einen dritten Punkt endlich, den diese neue demokratische Partei in ihr
Programm wird aufnehmen Müssen, und welcher der bisherigen ganz gefehlt, das
wird unsere Thätigkeit für die deutsche Einheit und ein Kampf gegen jede
Art von Separationsgelüsten sein.

Das über die Tendenzen des Clubs deutscher Demokraten, der sich
zu bilden im Begriffe steht. Auerbach, Borchard, Simon und der Unterzeichnete
sind mit der Geschäftsführung desselben beauftragt. Jene ältere demokratische
Partei stellt das gährende Werden, die formlose Bewegung dar; die neue hat
jene zu leiten und zu begränzen, Concretes zu schaffen, Positives zur Gestaltung
zu bringen, so wie der Künstler die flüssige glühende Masse zum Kunstwerk formt.
Jene Partei ohne das Maß und die Führung der zweiten wird es in ihrem
maßlosen Streben zu keinem Resultate bringen; aber anch diese mit ihrer Mäßi¬
gung und Umsicht und ihrem Sinn für'S Organisiren ist Nichts ohne die trei¬
bende Kraft der andern! "Im Anfang war die That" diese That des Anfan¬
ges müssen wir dem "demokratischen Club" zugestehe". Aber es gibt eine zwie¬
fache That. Faust's erste That war die, gegen alle Schranken anzustreben, so daß
er, um die Welt zu besitzen, dem Teufel seine Seele verschrieb (!); seine letzte Thut
war die, daß er fruchtbringendes Land dem überfluthenden Meere abdämmte --
mit jener müssen wir die alte Demokratie, mit dieser die neue vergleichen!'


Asbert Giseke.
''


W Anm. der Redaction. ir theilen diese" Bericht eines warmen Parieigär^
gers über das politische Clubleben von Brcsla" nicht gerade deshalb mit, weil er
Wohlwollen - für die Grenzboten äußert, sondern weil sich eine Betrachtung von "Uge-.
meinem Interesse daran knüpft" läßt. Es ist natürlich, bedeutsam, daß in alle" Gegen¬
den- Deutschlands, wo dem Volt die Möglichkeit gegeben ist, neue concrete Echöpfungm
hervorzubringen, el" Zerfallen der alten Revol"dio"selubS sichtbar wird. Mit dem
Phrasenmachen,- dem rohen Wühlen und der naiven Unwissenheit unseres Demagogen-
thums geht es Verhältnißmäßig schnell zu Ende. Allgemein ist das Bedürfniß geworden,
sich klar zu machen, wie in den einzelnen Bildungen der neue" Staaten, in der Be¬
steuerung, der Kommunalgcseßgebuug, der Organisation des Heeres ". s, w> eine ver¬
nünftige Freiheit zu erreiche" sei, und worin diese Freiheit bestehe. Wir begrüßen die¬
sen große" Fortschritt, welchen die Bildung der Ratio" macht, mit inniger Freude;
daß er so schnell und so energisch eingetreten, soll uns Deutsche" ein Beweis sein,
welch' tüchtiger Fond von Gestaltungskraft, welche Fülle von Leben i" unserm edlen
.Volte tjegt. Wen" unser Blatt oft das Klägliche und Seichte verhöhnt hat, so 'M'
auch einmal gesagt sei", daß wir über all dem ""geschickten und kindische" Treibe"
wunderbare Mäßigung. Einsicht und Tüchtigkeit stets bewundert haben. ES ist unerhört.
ip..dep .Geschichte-,' daß. sich- 'ein - großes vielgegliedectes Reich in der Weise constrimt,


GnnzbLttn- ni, Z"4". ^5

und er bekommt eine häßliche, die ihm viel Geld bringt, der hat nicht grade eine
reiche Frau heirathen wollen, die häßlich ist, sondern nur eine reiche.

Einen dritten Punkt endlich, den diese neue demokratische Partei in ihr
Programm wird aufnehmen Müssen, und welcher der bisherigen ganz gefehlt, das
wird unsere Thätigkeit für die deutsche Einheit und ein Kampf gegen jede
Art von Separationsgelüsten sein.

Das über die Tendenzen des Clubs deutscher Demokraten, der sich
zu bilden im Begriffe steht. Auerbach, Borchard, Simon und der Unterzeichnete
sind mit der Geschäftsführung desselben beauftragt. Jene ältere demokratische
Partei stellt das gährende Werden, die formlose Bewegung dar; die neue hat
jene zu leiten und zu begränzen, Concretes zu schaffen, Positives zur Gestaltung
zu bringen, so wie der Künstler die flüssige glühende Masse zum Kunstwerk formt.
Jene Partei ohne das Maß und die Führung der zweiten wird es in ihrem
maßlosen Streben zu keinem Resultate bringen; aber anch diese mit ihrer Mäßi¬
gung und Umsicht und ihrem Sinn für'S Organisiren ist Nichts ohne die trei¬
bende Kraft der andern! „Im Anfang war die That" diese That des Anfan¬
ges müssen wir dem „demokratischen Club" zugestehe». Aber es gibt eine zwie¬
fache That. Faust's erste That war die, gegen alle Schranken anzustreben, so daß
er, um die Welt zu besitzen, dem Teufel seine Seele verschrieb (!); seine letzte Thut
war die, daß er fruchtbringendes Land dem überfluthenden Meere abdämmte —
mit jener müssen wir die alte Demokratie, mit dieser die neue vergleichen!'


Asbert Giseke.
''


W Anm. der Redaction. ir theilen diese» Bericht eines warmen Parieigär^
gers über das politische Clubleben von Brcsla» nicht gerade deshalb mit, weil er
Wohlwollen - für die Grenzboten äußert, sondern weil sich eine Betrachtung von «Uge-.
meinem Interesse daran knüpft« läßt. Es ist natürlich, bedeutsam, daß in alle» Gegen¬
den- Deutschlands, wo dem Volt die Möglichkeit gegeben ist, neue concrete Echöpfungm
hervorzubringen, el» Zerfallen der alten Revol»dio»selubS sichtbar wird. Mit dem
Phrasenmachen,- dem rohen Wühlen und der naiven Unwissenheit unseres Demagogen-
thums geht es Verhältnißmäßig schnell zu Ende. Allgemein ist das Bedürfniß geworden,
sich klar zu machen, wie in den einzelnen Bildungen der neue» Staaten, in der Be¬
steuerung, der Kommunalgcseßgebuug, der Organisation des Heeres ». s, w> eine ver¬
nünftige Freiheit zu erreiche» sei, und worin diese Freiheit bestehe. Wir begrüßen die¬
sen große» Fortschritt, welchen die Bildung der Ratio» macht, mit inniger Freude;
daß er so schnell und so energisch eingetreten, soll uns Deutsche» ein Beweis sein,
welch' tüchtiger Fond von Gestaltungskraft, welche Fülle von Leben i» unserm edlen
.Volte tjegt. Wen» unser Blatt oft das Klägliche und Seichte verhöhnt hat, so 'M'
auch einmal gesagt sei», daß wir über all dem »»geschickten und kindische» Treibe»
wunderbare Mäßigung. Einsicht und Tüchtigkeit stets bewundert haben. ES ist unerhört.
ip..dep .Geschichte-,' daß. sich- 'ein - großes vielgegliedectes Reich in der Weise constrimt,


GnnzbLttn- ni, Z«4«. ^5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0357" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/277787"/>
          <p xml:id="ID_1159" prev="#ID_1158"> und er bekommt eine häßliche, die ihm viel Geld bringt, der hat nicht grade eine<lb/>
reiche Frau heirathen wollen, die häßlich ist, sondern nur eine reiche.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1160"> Einen dritten Punkt endlich, den diese neue demokratische Partei in ihr<lb/>
Programm wird aufnehmen Müssen, und welcher der bisherigen ganz gefehlt, das<lb/>
wird unsere Thätigkeit für die deutsche Einheit und ein Kampf gegen jede<lb/>
Art von Separationsgelüsten sein.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1161"> Das über die Tendenzen des Clubs deutscher Demokraten, der sich<lb/>
zu bilden im Begriffe steht. Auerbach, Borchard, Simon und der Unterzeichnete<lb/>
sind mit der Geschäftsführung desselben beauftragt. Jene ältere demokratische<lb/>
Partei stellt das gährende Werden, die formlose Bewegung dar; die neue hat<lb/>
jene zu leiten und zu begränzen, Concretes zu schaffen, Positives zur Gestaltung<lb/>
zu bringen, so wie der Künstler die flüssige glühende Masse zum Kunstwerk formt.<lb/>
Jene Partei ohne das Maß und die Führung der zweiten wird es in ihrem<lb/>
maßlosen Streben zu keinem Resultate bringen; aber anch diese mit ihrer Mäßi¬<lb/>
gung und Umsicht und ihrem Sinn für'S Organisiren ist Nichts ohne die trei¬<lb/>
bende Kraft der andern! &#x201E;Im Anfang war die That" diese That des Anfan¬<lb/>
ges müssen wir dem &#x201E;demokratischen Club" zugestehe». Aber es gibt eine zwie¬<lb/>
fache That. Faust's erste That war die, gegen alle Schranken anzustreben, so daß<lb/>
er, um die Welt zu besitzen, dem Teufel seine Seele verschrieb (!); seine letzte Thut<lb/>
war die, daß er fruchtbringendes Land dem überfluthenden Meere abdämmte &#x2014;<lb/>
mit jener müssen wir die alte Demokratie, mit dieser die neue vergleichen!'</p><lb/>
          <note type="byline"> Asbert Giseke.<lb/>
''</note><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p xml:id="ID_1162" next="#ID_1163"> W<note type="byline"> Anm. der Redaction.</note> ir theilen diese» Bericht eines warmen Parieigär^<lb/>
gers über das politische Clubleben von Brcsla» nicht gerade deshalb mit, weil er<lb/>
Wohlwollen - für die Grenzboten äußert, sondern weil sich eine Betrachtung von «Uge-.<lb/>
meinem Interesse daran knüpft« läßt. Es ist natürlich, bedeutsam, daß in alle» Gegen¬<lb/>
den- Deutschlands, wo dem Volt die Möglichkeit gegeben ist, neue concrete Echöpfungm<lb/>
hervorzubringen, el» Zerfallen der alten Revol»dio»selubS sichtbar wird. Mit dem<lb/>
Phrasenmachen,- dem rohen Wühlen und der naiven Unwissenheit unseres Demagogen-<lb/>
thums geht es Verhältnißmäßig schnell zu Ende. Allgemein ist das Bedürfniß geworden,<lb/>
sich klar zu machen, wie in den einzelnen Bildungen der neue» Staaten, in der Be¬<lb/>
steuerung, der Kommunalgcseßgebuug, der Organisation des Heeres ». s, w&gt; eine ver¬<lb/>
nünftige Freiheit zu erreiche» sei, und worin diese Freiheit bestehe. Wir begrüßen die¬<lb/>
sen große» Fortschritt, welchen die Bildung der Ratio» macht, mit inniger Freude;<lb/>
daß er so schnell und so energisch eingetreten, soll uns Deutsche» ein Beweis sein,<lb/>
welch' tüchtiger Fond von Gestaltungskraft, welche Fülle von Leben i» unserm edlen<lb/>
.Volte tjegt. Wen» unser Blatt oft das Klägliche und Seichte verhöhnt hat, so 'M'<lb/>
auch einmal gesagt sei», daß wir über all dem »»geschickten und kindische» Treibe»<lb/>
wunderbare Mäßigung. Einsicht und Tüchtigkeit stets bewundert haben. ES ist unerhört.<lb/>
ip..dep .Geschichte-,' daß. sich- 'ein - großes vielgegliedectes Reich in der Weise constrimt,</p><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> GnnzbLttn- ni, Z«4«. ^5</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0357] und er bekommt eine häßliche, die ihm viel Geld bringt, der hat nicht grade eine reiche Frau heirathen wollen, die häßlich ist, sondern nur eine reiche. Einen dritten Punkt endlich, den diese neue demokratische Partei in ihr Programm wird aufnehmen Müssen, und welcher der bisherigen ganz gefehlt, das wird unsere Thätigkeit für die deutsche Einheit und ein Kampf gegen jede Art von Separationsgelüsten sein. Das über die Tendenzen des Clubs deutscher Demokraten, der sich zu bilden im Begriffe steht. Auerbach, Borchard, Simon und der Unterzeichnete sind mit der Geschäftsführung desselben beauftragt. Jene ältere demokratische Partei stellt das gährende Werden, die formlose Bewegung dar; die neue hat jene zu leiten und zu begränzen, Concretes zu schaffen, Positives zur Gestaltung zu bringen, so wie der Künstler die flüssige glühende Masse zum Kunstwerk formt. Jene Partei ohne das Maß und die Führung der zweiten wird es in ihrem maßlosen Streben zu keinem Resultate bringen; aber anch diese mit ihrer Mäßi¬ gung und Umsicht und ihrem Sinn für'S Organisiren ist Nichts ohne die trei¬ bende Kraft der andern! „Im Anfang war die That" diese That des Anfan¬ ges müssen wir dem „demokratischen Club" zugestehe». Aber es gibt eine zwie¬ fache That. Faust's erste That war die, gegen alle Schranken anzustreben, so daß er, um die Welt zu besitzen, dem Teufel seine Seele verschrieb (!); seine letzte Thut war die, daß er fruchtbringendes Land dem überfluthenden Meere abdämmte — mit jener müssen wir die alte Demokratie, mit dieser die neue vergleichen!' Asbert Giseke. '' W Anm. der Redaction. ir theilen diese» Bericht eines warmen Parieigär^ gers über das politische Clubleben von Brcsla» nicht gerade deshalb mit, weil er Wohlwollen - für die Grenzboten äußert, sondern weil sich eine Betrachtung von «Uge-. meinem Interesse daran knüpft« läßt. Es ist natürlich, bedeutsam, daß in alle» Gegen¬ den- Deutschlands, wo dem Volt die Möglichkeit gegeben ist, neue concrete Echöpfungm hervorzubringen, el» Zerfallen der alten Revol»dio»selubS sichtbar wird. Mit dem Phrasenmachen,- dem rohen Wühlen und der naiven Unwissenheit unseres Demagogen- thums geht es Verhältnißmäßig schnell zu Ende. Allgemein ist das Bedürfniß geworden, sich klar zu machen, wie in den einzelnen Bildungen der neue» Staaten, in der Be¬ steuerung, der Kommunalgcseßgebuug, der Organisation des Heeres ». s, w> eine ver¬ nünftige Freiheit zu erreiche» sei, und worin diese Freiheit bestehe. Wir begrüßen die¬ sen große» Fortschritt, welchen die Bildung der Ratio» macht, mit inniger Freude; daß er so schnell und so energisch eingetreten, soll uns Deutsche» ein Beweis sein, welch' tüchtiger Fond von Gestaltungskraft, welche Fülle von Leben i» unserm edlen .Volte tjegt. Wen» unser Blatt oft das Klägliche und Seichte verhöhnt hat, so 'M' auch einmal gesagt sei», daß wir über all dem »»geschickten und kindische» Treibe» wunderbare Mäßigung. Einsicht und Tüchtigkeit stets bewundert haben. ES ist unerhört. ip..dep .Geschichte-,' daß. sich- 'ein - großes vielgegliedectes Reich in der Weise constrimt, GnnzbLttn- ni, Z«4«. ^5

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341561_277429
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341561_277429/357
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341561_277429/357>, abgerufen am 29.06.2024.