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Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, II. Semester. III. Band.

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' "-MAP zum Schluß:


O langsam, langsam wallt der Völker Zeit,
Das ist's, -- zu Thaten ist sie spät bereit,
Und Kühnheit muß verderben!
Ich konnte säen nur ein freies Wort,
Vom Leben stammt's, das Leben nährt es fort,
Die Zukunft einst zu erben!
Indeß zur Grube fährt noch dies Geschlecht
Vielleicht, dem ihr das schlimmste Urtheil sprech",
Verbannter und Verbannter-
Ein ganzes Volk ruft "Norituri 'rv"
Durch meinen Mund, und duldet Kampf und Weh,
Und ich bin sein Gesandter!
Genug! Gesprochen ist der letzte Gruß!
Gestählt, gestreckt der Arm, gestemmt der Fuß,
Laßt los die Bestien schießen!
Für jede Wunde, die ins Herz mir ritzt,
Was auf dies Eine Haupt herniederblitzt,
'
Einst Tausend werdens büßen!

7) Gedichte von B. Carreri. Leipzig, Brockhaus.

Hier liegt kein übertriebenes, maßloses Hinausdrängen, keine Feuersbrunst, keine
Gährung. Hier athmet man überall den stillen Frieden, der einer guten Seele ziemt.
Man höre:


Im Sommer.
Wie drücket mich der Sommer nieder,
Die Hitze ist entsetzlich;
O, käme bald der Winter wieder
So freundlich und ergötzlich! Sie ist so schön, die stille Zeit,
Wo in argloser Heiterkeit
Man sich vereint im trauten Zimmer
Und bei gedämpftem Lampenschimmer
Sein Pfeifchen raucht, sein Liebchen singt,
Und, wenn man liebt, ein Lebhoch bringt
Und friedlich schwatzt und fröhlich lärmt
Und sich am Ofen wärmt.

Derselbe Gedanke und ähnliche werden in den übrigen Liedern mit mehr Feierlich¬
keit und Würde ausgedrückt. Was hier heiterer Scherz, ist dort motivtrte Empfindung.
Die Sammlung ist übrigens ziemlich stark und enthält alle officiellen Gattungen, Bal¬
laden, Romanzen, Sonette, vermischte Gedichte u. s. w. Der Dichter drückt sich selber
über seine Werke folgendermaßen aus:


Epilog. Wann ich, Lieder, euch durchfliege,
Reue mich Eins. Wer sollt' es denken,
Daß mich Härten, Fehler selbst,
Richt so tief empfindlich kränken?
Gerne hätt' ich auf die Reise ^
Euch mehr Frohsinn mitgegeben?
Seht mir's nach, weil wortgetreu
Ich euch nahm aus meinem Leben!
Durum! so6 inslius tit pativntw
Huiclyuill corrij;er<- <zst nvtss.

' "-MAP zum Schluß:


O langsam, langsam wallt der Völker Zeit,
Das ist's, — zu Thaten ist sie spät bereit,
Und Kühnheit muß verderben!
Ich konnte säen nur ein freies Wort,
Vom Leben stammt's, das Leben nährt es fort,
Die Zukunft einst zu erben!
Indeß zur Grube fährt noch dies Geschlecht
Vielleicht, dem ihr das schlimmste Urtheil sprech«,
Verbannter und Verbannter-
Ein ganzes Volk ruft „Norituri 'rv"
Durch meinen Mund, und duldet Kampf und Weh,
Und ich bin sein Gesandter!
Genug! Gesprochen ist der letzte Gruß!
Gestählt, gestreckt der Arm, gestemmt der Fuß,
Laßt los die Bestien schießen!
Für jede Wunde, die ins Herz mir ritzt,
Was auf dies Eine Haupt herniederblitzt,
'
Einst Tausend werdens büßen!

7) Gedichte von B. Carreri. Leipzig, Brockhaus.

Hier liegt kein übertriebenes, maßloses Hinausdrängen, keine Feuersbrunst, keine
Gährung. Hier athmet man überall den stillen Frieden, der einer guten Seele ziemt.
Man höre:


Im Sommer.
Wie drücket mich der Sommer nieder,
Die Hitze ist entsetzlich;
O, käme bald der Winter wieder
So freundlich und ergötzlich! Sie ist so schön, die stille Zeit,
Wo in argloser Heiterkeit
Man sich vereint im trauten Zimmer
Und bei gedämpftem Lampenschimmer
Sein Pfeifchen raucht, sein Liebchen singt,
Und, wenn man liebt, ein Lebhoch bringt
Und friedlich schwatzt und fröhlich lärmt
Und sich am Ofen wärmt.

Derselbe Gedanke und ähnliche werden in den übrigen Liedern mit mehr Feierlich¬
keit und Würde ausgedrückt. Was hier heiterer Scherz, ist dort motivtrte Empfindung.
Die Sammlung ist übrigens ziemlich stark und enthält alle officiellen Gattungen, Bal¬
laden, Romanzen, Sonette, vermischte Gedichte u. s. w. Der Dichter drückt sich selber
über seine Werke folgendermaßen aus:


Epilog. Wann ich, Lieder, euch durchfliege,
Reue mich Eins. Wer sollt' es denken,
Daß mich Härten, Fehler selbst,
Richt so tief empfindlich kränken?
Gerne hätt' ich auf die Reise ^
Euch mehr Frohsinn mitgegeben?
Seht mir's nach, weil wortgetreu
Ich euch nahm aus meinem Leben!
Durum! so6 inslius tit pativntw
Huiclyuill corrij;er<- <zst nvtss.

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[0344] ' "-MAP zum Schluß: O langsam, langsam wallt der Völker Zeit, Das ist's, — zu Thaten ist sie spät bereit, Und Kühnheit muß verderben! Ich konnte säen nur ein freies Wort, Vom Leben stammt's, das Leben nährt es fort, Die Zukunft einst zu erben! Indeß zur Grube fährt noch dies Geschlecht Vielleicht, dem ihr das schlimmste Urtheil sprech«, Verbannter und Verbannter- Ein ganzes Volk ruft „Norituri 'rv" Durch meinen Mund, und duldet Kampf und Weh, Und ich bin sein Gesandter! Genug! Gesprochen ist der letzte Gruß! Gestählt, gestreckt der Arm, gestemmt der Fuß, Laßt los die Bestien schießen! Für jede Wunde, die ins Herz mir ritzt, Was auf dies Eine Haupt herniederblitzt, ' Einst Tausend werdens büßen! 7) Gedichte von B. Carreri. Leipzig, Brockhaus. Hier liegt kein übertriebenes, maßloses Hinausdrängen, keine Feuersbrunst, keine Gährung. Hier athmet man überall den stillen Frieden, der einer guten Seele ziemt. Man höre: Im Sommer. Wie drücket mich der Sommer nieder, Die Hitze ist entsetzlich; O, käme bald der Winter wieder So freundlich und ergötzlich! Sie ist so schön, die stille Zeit, Wo in argloser Heiterkeit Man sich vereint im trauten Zimmer Und bei gedämpftem Lampenschimmer Sein Pfeifchen raucht, sein Liebchen singt, Und, wenn man liebt, ein Lebhoch bringt Und friedlich schwatzt und fröhlich lärmt Und sich am Ofen wärmt. Derselbe Gedanke und ähnliche werden in den übrigen Liedern mit mehr Feierlich¬ keit und Würde ausgedrückt. Was hier heiterer Scherz, ist dort motivtrte Empfindung. Die Sammlung ist übrigens ziemlich stark und enthält alle officiellen Gattungen, Bal¬ laden, Romanzen, Sonette, vermischte Gedichte u. s. w. Der Dichter drückt sich selber über seine Werke folgendermaßen aus: Epilog. Wann ich, Lieder, euch durchfliege, Reue mich Eins. Wer sollt' es denken, Daß mich Härten, Fehler selbst, Richt so tief empfindlich kränken? Gerne hätt' ich auf die Reise ^ Euch mehr Frohsinn mitgegeben? Seht mir's nach, weil wortgetreu Ich euch nahm aus meinem Leben! Durum! so6 inslius tit pativntw Huiclyuill corrij;er<- <zst nvtss.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341561_277429/344>, abgerufen am 26.06.2024.