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Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, II. Semester. III. Band.

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gen seiner Beine immer mit den entsprechenden Wendungen der Perücke begleitend, fort¬
während die Worte zu wiederholen: "Meine Herren! Sie müssen auf einen Antrag
eingehen! Sie müssen zur Tagesordnung übergehen!" Diesmal aber, in Betracht der
Wichtigkeit des Gegenstandes, ließ die "wandelnde Tagesordnung" -- sein stehender
Name bei den Journalisten -- sich so weit herab, auch Gründe für seine Meinung
anzugeben, obwohl diese bei ihm eben nicht so häufig wie Brombeeren sind. --

Die Gründe waren denn auch in der That so subtiler Natur, daß sie einem
Staatshämorrhoidarius alle Ehre machten. "Wenn Sie die Todesstrafe abschaffen, so
müssen Sie die ganze Skala der Strafen heruntersetzen. Das aber können Sie nicht
anders bewirken, als durch die neue Kriminalgesetzgebung. Wenn Sie also jetzt vor¬
her die Kapitalstrafcu aufheben, so begehen Sie eine Ungerechtigkeit gegen alle Verbre¬
cher geringerer Art; denn diese haben alsdann auch gerechten Anspruch auf Verminde¬
rung des sie treffenden Strafmaßes." -- Das war dem Berichterstatter Schornbaum
doch etwas zu viel. "Also, meine Herren, der Peter sei zum Tode verurtheilt und der
Paul zu 6 Wochen Gefängniß. Wenn Sie nun dem Peter die Hinrichtung erlassen,
so kann der Paul sagen: Halt! dann muß ich blos 5 Wochen und K Tage eingesperrt
werden. Wenn ich aber meine vollen ti Wochen absitzen soll, so muß der Peter auch
geköpft werden. Das ist mein Recht und das kann ich nach allen Regeln der Billig¬
keit fordern. -- Meine Herren, wo bleibt da die Logik?" -- Unter schallendem Ge¬
lächter besteigt Schlink nochmals die Tribüne. "Ich hätte von, einem Berichterstatter
Anstand und Würde erwartet." Natürlich unterbricht ihn der donnernde Ruf: Zur
Ordnung! "Nun," spukt er giftig heraus, "so will ich nur sagen, daß der vorige Redner
mich karrikirt hat." Wer sich die unglückselige Persönlichkeit in diesem Augenblick an¬
sah, die Perücke mir noch zur Hälfte auf dem Kopfe und den Mund vor lauter Aer-
ger und Ingrimm bis in die Nachbarschaft der großen Ohren ausgedehnt: dem mu߬
ten diese Zweifel aufsteigen, ob selbst die geschickteste Hand hier noch im Stande sei
zu karrikiren. Mit diesen heftig hervorgestoßenen Worten läuft Schlink von der Tri¬
büne herunter, ohne in gewöhnlicher Weise ans jede Stufe zu trampeln. Durch solche
ungewohnt rapide Bewegung aber kommt der Aktenstoß aus dem Gleichgewicht und
purzelt hin die Perücke kopfüber! -- Der "Tagesfchriftstcller August Buddclmeycr
mit'n großen Bart" hat offenbar Unrecht, wenn er in seinem neuesten Pamphlet der
Nationalversammlung sagt: "Un denn, sehn Sie, die Todesstrafe schaffen Sie ab un
uns quälen Sie zu Tode mit Ihre jräßliche Langweiligkeit! Des is en vchsiger Wider-
spruch!" Dicrschke, Pieper, Schlink und Konsorten haben wenigstens keine Schuld an
dieser Langweiligkeit.

Neben seinen Gegnern in der Kammer und auf den Tribunen aber hat der arme
Oberappellationsrath noch einen viel schlimmeren Feind, vor dem er in beständigem
Entsetzen schwebt: und das ist die herannahende Cholera morbns. Ueberall hin ver¬
folgt ihn das drohende Schreckgespenst. Mag der Unglückliche die Rednerbühne besteigen
oder sein hohes Himmelbett -- zahl ePiitem "e"tot .dei'it an,": selbst an der Tasel
verläßt sie ihn nicht. "Ob die Cholera auch wohl nach Berlin kommen wird?" fragte
er neulich bei Tische den Doctor Angelstein. -- "Ganz gewiß!" war dessen lakonische
Antwort. Schlink legt das Messer hin und zupft die Perücke nach der rechten Seite.
"Ob auch wohl Deputirte daran sterben werden?" "Ganz gewiß!" Schlink
läßt auch die Gabel fallen und zieht seine Kopfbedeckung links hin; dann wischt er
sich den Angstschweiß von der Stirne. "Viele, Herr Doctor?" stöhnt er endlich noch
mit sichtlicher Anstrengung hervor. -- "Zwei Drittel bis drei Viertel," erwiedert der


gen seiner Beine immer mit den entsprechenden Wendungen der Perücke begleitend, fort¬
während die Worte zu wiederholen: „Meine Herren! Sie müssen auf einen Antrag
eingehen! Sie müssen zur Tagesordnung übergehen!" Diesmal aber, in Betracht der
Wichtigkeit des Gegenstandes, ließ die „wandelnde Tagesordnung" — sein stehender
Name bei den Journalisten — sich so weit herab, auch Gründe für seine Meinung
anzugeben, obwohl diese bei ihm eben nicht so häufig wie Brombeeren sind. —

Die Gründe waren denn auch in der That so subtiler Natur, daß sie einem
Staatshämorrhoidarius alle Ehre machten. „Wenn Sie die Todesstrafe abschaffen, so
müssen Sie die ganze Skala der Strafen heruntersetzen. Das aber können Sie nicht
anders bewirken, als durch die neue Kriminalgesetzgebung. Wenn Sie also jetzt vor¬
her die Kapitalstrafcu aufheben, so begehen Sie eine Ungerechtigkeit gegen alle Verbre¬
cher geringerer Art; denn diese haben alsdann auch gerechten Anspruch auf Verminde¬
rung des sie treffenden Strafmaßes." — Das war dem Berichterstatter Schornbaum
doch etwas zu viel. „Also, meine Herren, der Peter sei zum Tode verurtheilt und der
Paul zu 6 Wochen Gefängniß. Wenn Sie nun dem Peter die Hinrichtung erlassen,
so kann der Paul sagen: Halt! dann muß ich blos 5 Wochen und K Tage eingesperrt
werden. Wenn ich aber meine vollen ti Wochen absitzen soll, so muß der Peter auch
geköpft werden. Das ist mein Recht und das kann ich nach allen Regeln der Billig¬
keit fordern. — Meine Herren, wo bleibt da die Logik?" — Unter schallendem Ge¬
lächter besteigt Schlink nochmals die Tribüne. „Ich hätte von, einem Berichterstatter
Anstand und Würde erwartet." Natürlich unterbricht ihn der donnernde Ruf: Zur
Ordnung! „Nun," spukt er giftig heraus, „so will ich nur sagen, daß der vorige Redner
mich karrikirt hat." Wer sich die unglückselige Persönlichkeit in diesem Augenblick an¬
sah, die Perücke mir noch zur Hälfte auf dem Kopfe und den Mund vor lauter Aer-
ger und Ingrimm bis in die Nachbarschaft der großen Ohren ausgedehnt: dem mu߬
ten diese Zweifel aufsteigen, ob selbst die geschickteste Hand hier noch im Stande sei
zu karrikiren. Mit diesen heftig hervorgestoßenen Worten läuft Schlink von der Tri¬
büne herunter, ohne in gewöhnlicher Weise ans jede Stufe zu trampeln. Durch solche
ungewohnt rapide Bewegung aber kommt der Aktenstoß aus dem Gleichgewicht und
purzelt hin die Perücke kopfüber! — Der „Tagesfchriftstcller August Buddclmeycr
mit'n großen Bart" hat offenbar Unrecht, wenn er in seinem neuesten Pamphlet der
Nationalversammlung sagt: „Un denn, sehn Sie, die Todesstrafe schaffen Sie ab un
uns quälen Sie zu Tode mit Ihre jräßliche Langweiligkeit! Des is en vchsiger Wider-
spruch!" Dicrschke, Pieper, Schlink und Konsorten haben wenigstens keine Schuld an
dieser Langweiligkeit.

Neben seinen Gegnern in der Kammer und auf den Tribunen aber hat der arme
Oberappellationsrath noch einen viel schlimmeren Feind, vor dem er in beständigem
Entsetzen schwebt: und das ist die herannahende Cholera morbns. Ueberall hin ver¬
folgt ihn das drohende Schreckgespenst. Mag der Unglückliche die Rednerbühne besteigen
oder sein hohes Himmelbett — zahl ePiitem «e«tot .dei'it an,»: selbst an der Tasel
verläßt sie ihn nicht. „Ob die Cholera auch wohl nach Berlin kommen wird?" fragte
er neulich bei Tische den Doctor Angelstein. — „Ganz gewiß!" war dessen lakonische
Antwort. Schlink legt das Messer hin und zupft die Perücke nach der rechten Seite.
„Ob auch wohl Deputirte daran sterben werden?" „Ganz gewiß!" Schlink
läßt auch die Gabel fallen und zieht seine Kopfbedeckung links hin; dann wischt er
sich den Angstschweiß von der Stirne. „Viele, Herr Doctor?" stöhnt er endlich noch
mit sichtlicher Anstrengung hervor. — »Zwei Drittel bis drei Viertel," erwiedert der


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[0337] gen seiner Beine immer mit den entsprechenden Wendungen der Perücke begleitend, fort¬ während die Worte zu wiederholen: „Meine Herren! Sie müssen auf einen Antrag eingehen! Sie müssen zur Tagesordnung übergehen!" Diesmal aber, in Betracht der Wichtigkeit des Gegenstandes, ließ die „wandelnde Tagesordnung" — sein stehender Name bei den Journalisten — sich so weit herab, auch Gründe für seine Meinung anzugeben, obwohl diese bei ihm eben nicht so häufig wie Brombeeren sind. — Die Gründe waren denn auch in der That so subtiler Natur, daß sie einem Staatshämorrhoidarius alle Ehre machten. „Wenn Sie die Todesstrafe abschaffen, so müssen Sie die ganze Skala der Strafen heruntersetzen. Das aber können Sie nicht anders bewirken, als durch die neue Kriminalgesetzgebung. Wenn Sie also jetzt vor¬ her die Kapitalstrafcu aufheben, so begehen Sie eine Ungerechtigkeit gegen alle Verbre¬ cher geringerer Art; denn diese haben alsdann auch gerechten Anspruch auf Verminde¬ rung des sie treffenden Strafmaßes." — Das war dem Berichterstatter Schornbaum doch etwas zu viel. „Also, meine Herren, der Peter sei zum Tode verurtheilt und der Paul zu 6 Wochen Gefängniß. Wenn Sie nun dem Peter die Hinrichtung erlassen, so kann der Paul sagen: Halt! dann muß ich blos 5 Wochen und K Tage eingesperrt werden. Wenn ich aber meine vollen ti Wochen absitzen soll, so muß der Peter auch geköpft werden. Das ist mein Recht und das kann ich nach allen Regeln der Billig¬ keit fordern. — Meine Herren, wo bleibt da die Logik?" — Unter schallendem Ge¬ lächter besteigt Schlink nochmals die Tribüne. „Ich hätte von, einem Berichterstatter Anstand und Würde erwartet." Natürlich unterbricht ihn der donnernde Ruf: Zur Ordnung! „Nun," spukt er giftig heraus, „so will ich nur sagen, daß der vorige Redner mich karrikirt hat." Wer sich die unglückselige Persönlichkeit in diesem Augenblick an¬ sah, die Perücke mir noch zur Hälfte auf dem Kopfe und den Mund vor lauter Aer- ger und Ingrimm bis in die Nachbarschaft der großen Ohren ausgedehnt: dem mu߬ ten diese Zweifel aufsteigen, ob selbst die geschickteste Hand hier noch im Stande sei zu karrikiren. Mit diesen heftig hervorgestoßenen Worten läuft Schlink von der Tri¬ büne herunter, ohne in gewöhnlicher Weise ans jede Stufe zu trampeln. Durch solche ungewohnt rapide Bewegung aber kommt der Aktenstoß aus dem Gleichgewicht und purzelt hin die Perücke kopfüber! — Der „Tagesfchriftstcller August Buddclmeycr mit'n großen Bart" hat offenbar Unrecht, wenn er in seinem neuesten Pamphlet der Nationalversammlung sagt: „Un denn, sehn Sie, die Todesstrafe schaffen Sie ab un uns quälen Sie zu Tode mit Ihre jräßliche Langweiligkeit! Des is en vchsiger Wider- spruch!" Dicrschke, Pieper, Schlink und Konsorten haben wenigstens keine Schuld an dieser Langweiligkeit. Neben seinen Gegnern in der Kammer und auf den Tribunen aber hat der arme Oberappellationsrath noch einen viel schlimmeren Feind, vor dem er in beständigem Entsetzen schwebt: und das ist die herannahende Cholera morbns. Ueberall hin ver¬ folgt ihn das drohende Schreckgespenst. Mag der Unglückliche die Rednerbühne besteigen oder sein hohes Himmelbett — zahl ePiitem «e«tot .dei'it an,»: selbst an der Tasel verläßt sie ihn nicht. „Ob die Cholera auch wohl nach Berlin kommen wird?" fragte er neulich bei Tische den Doctor Angelstein. — „Ganz gewiß!" war dessen lakonische Antwort. Schlink legt das Messer hin und zupft die Perücke nach der rechten Seite. „Ob auch wohl Deputirte daran sterben werden?" „Ganz gewiß!" Schlink läßt auch die Gabel fallen und zieht seine Kopfbedeckung links hin; dann wischt er sich den Angstschweiß von der Stirne. „Viele, Herr Doctor?" stöhnt er endlich noch mit sichtlicher Anstrengung hervor. — »Zwei Drittel bis drei Viertel," erwiedert der

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341561_277429/337>, abgerufen am 26.06.2024.