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Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, II. Semester. III. Band.

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überall aus seinem Zuge plötzlich gut östreichisch, nimmt die Barbaren als libera-
ton auf und Cremona schließt sogar dem flüchtigen Sardenkönig seine Thore,
während es den östreichischen Marschall mit weißen Fahnen und Freudenbezeu¬
gungen empfängt. In Mailand wird von einer Vertheidigung " I." Saragossa
gesprochen, während, die sich compromittirt glaubten, in großen Haufen die Flucht
ergreifen. Man kann uuter diesen Umständen dem König keinen Vorwurf daraus
machen, daß er, um die Stadt vor einem Bombardement und seine Armee vor
einer neuen nutzlosen Niederlage zu retten, capitulirte; seine Hinterlist gegen die
Mailänder, denen er nach heimlich geschlossener Kapitulation verspricht, seinen letzten
Blutstropfen an den Entsatz der Stadt zu wagen, war eine Art Nothwehr und
wird durch das Benehmen der Lombarden gehörig aufgewogen. Der Pöbel er¬
richtet Barrikaden vor seiner Wohnung, sein Kriegsunglück wird ihm, dem Ein¬
zigen, der sich geschlagen hat, als Verrath vorgeworfen, aus seinen Sohn, den
Herzog von Savoyen, wird geschossen und abscheuliche Szenen bezeichnen diese
letzte Nacht. Zu Fuß endlich flüchtet er ins Lager und von da über den Ticino.
Radetzky aber wird vom Podesta (dem Bürgermeister) Mailands zweimal fle¬
hentlich gebeten, ohne Säumen einzurücken, weil der patriotische Pöbel Anstalt
mache, sich an den "Wohlgesinnten" durch Brand und Plünderung zu rächen.
Die Vortheile dieses Sieges sind zunächst von Bedeutung für Oestreich. In der
Lombardei hatte sich östreichisches Gold und Silber angehäuft, weil die dortige
Handelswelt seit längerer Zeit kein Papier nahm. Radetzky's erste Maßregel nun
war, sich alle Abgaben in Banknoten auszubitten. Um diese zu entrichten, kaufen
jetzt die Italiener für ihre Zwanziger, Dukaten und Fünffrankenstücke in Triest und
Tyrol Banknoten ein ; diese sind bereits im Werth gestiegen und die klingende
Münze fließt in gebührendem Verhältniß nach dem Innern der Monarchie zurück.
Das magyarische Ministerium, welches sich unerwarteter Weise überzeugt hat, daß
man auch ohne seine großmüthige Aufopferung mit Karl Albert fertig wurde, wird
weniger dictatorisch gegen den slavischen Theil Ungarns auftreten und vielleicht
geneigt werden, einen Theil der östreichischen Staatsschuld zu übernehmen. ") Für
Deutschland hat Radetzky jedenfalls einen moralischen Vortheil erfochten, denn es
ist ein großer Unterschied, ob eine deutsche Macht in die Lage kam, die Vermiß



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nicht auf der Seite des letztern stehen würden.

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gungen empfängt. In Mailand wird von einer Vertheidigung » I.» Saragossa
gesprochen, während, die sich compromittirt glaubten, in großen Haufen die Flucht
ergreifen. Man kann uuter diesen Umständen dem König keinen Vorwurf daraus
machen, daß er, um die Stadt vor einem Bombardement und seine Armee vor
einer neuen nutzlosen Niederlage zu retten, capitulirte; seine Hinterlist gegen die
Mailänder, denen er nach heimlich geschlossener Kapitulation verspricht, seinen letzten
Blutstropfen an den Entsatz der Stadt zu wagen, war eine Art Nothwehr und
wird durch das Benehmen der Lombarden gehörig aufgewogen. Der Pöbel er¬
richtet Barrikaden vor seiner Wohnung, sein Kriegsunglück wird ihm, dem Ein¬
zigen, der sich geschlagen hat, als Verrath vorgeworfen, aus seinen Sohn, den
Herzog von Savoyen, wird geschossen und abscheuliche Szenen bezeichnen diese
letzte Nacht. Zu Fuß endlich flüchtet er ins Lager und von da über den Ticino.
Radetzky aber wird vom Podesta (dem Bürgermeister) Mailands zweimal fle¬
hentlich gebeten, ohne Säumen einzurücken, weil der patriotische Pöbel Anstalt
mache, sich an den „Wohlgesinnten" durch Brand und Plünderung zu rächen.
Die Vortheile dieses Sieges sind zunächst von Bedeutung für Oestreich. In der
Lombardei hatte sich östreichisches Gold und Silber angehäuft, weil die dortige
Handelswelt seit längerer Zeit kein Papier nahm. Radetzky's erste Maßregel nun
war, sich alle Abgaben in Banknoten auszubitten. Um diese zu entrichten, kaufen
jetzt die Italiener für ihre Zwanziger, Dukaten und Fünffrankenstücke in Triest und
Tyrol Banknoten ein ; diese sind bereits im Werth gestiegen und die klingende
Münze fließt in gebührendem Verhältniß nach dem Innern der Monarchie zurück.
Das magyarische Ministerium, welches sich unerwarteter Weise überzeugt hat, daß
man auch ohne seine großmüthige Aufopferung mit Karl Albert fertig wurde, wird
weniger dictatorisch gegen den slavischen Theil Ungarns auftreten und vielleicht
geneigt werden, einen Theil der östreichischen Staatsschuld zu übernehmen. ") Für
Deutschland hat Radetzky jedenfalls einen moralischen Vortheil erfochten, denn es
ist ein großer Unterschied, ob eine deutsche Macht in die Lage kam, die Vermiß



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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341561_277429/291>, abgerufen am 26.06.2024.