Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, II. Semester. III. Band.und dem Publikum eine verhältnißmäßig große Galerie einräume, sondern auch Und nach diesem Hafen erhebt sich die Sehnsucht täglich gewaltiger. Welche *) Ein Franzose bemerkt darüber in der belgischen Indcpcndancc: 6>ran-on i>sL,
qu" baril <!" pa>s, <Z"i cionn" "i "oiivsnt I'visu -w rohe" -Jo l'tüuro^v, Jo psupls n" "-ut u"or dö w Iib"rtv) I" gouvernomvnt, met c>u'it sott, no sziu iz, toI6ror ! und dem Publikum eine verhältnißmäßig große Galerie einräume, sondern auch Und nach diesem Hafen erhebt sich die Sehnsucht täglich gewaltiger. Welche *) Ein Franzose bemerkt darüber in der belgischen Indcpcndancc: 6>ran-on i>sL,
qu« baril <!« pa>s, <Z"i cionn« «i »oiivsnt I'visu -w rohe« -Jo l'tüuro^v, Jo psupls n« »-ut u»or dö w Iib«rtv) I« gouvernomvnt, met c>u'it sott, no sziu iz, toI6ror ! <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0218" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/277648"/> <p xml:id="ID_689" prev="#ID_688"> und dem Publikum eine verhältnißmäßig große Galerie einräume, sondern auch<lb/> die Angabe von Ort, Tag und Stunde seiner Sitzungen und des Namens, Standes<lb/> und Aufenthaltes aller seiner Mitglieder; endlich wird die Existenz jeder Gesell¬<lb/> schaft, auch wenn sie weniger als zwanzig Mitglieder zählt, von der vorherge¬<lb/> henden Erlaubniß der Behörden abhängig gemacht '). Die Folge dieser Bevor¬<lb/> mundung wird das Wiederaufleben der geheimen Gesellschaften sein; aber was ist<lb/> zu thun? Man muß die Eigenthümlichkeit des französischen Clubwesens kennen,<lb/> um die Angst davor zu begreifen und es gibt sehr freisinnige Republikaner hier,<lb/> heimliche Verehrer der belgischen, amerikanischen und englischen Institutionen,<lb/> welche ernstlich an der Möglichkeit zweifeln, ein gesundes Vereinswesen ans unse¬<lb/> rem Boden großzuziehen. In friedlichen Zeiten schläft der französische Club, wenn<lb/> er nicht den Reiz des Geheimnisses haben soll, ans Mangel an Theilnahme ein;<lb/> in Revolutionszeiten überwuchert er die gesetzgebende Gewalt,, terrorisirt die Be¬<lb/> hörden und wird selbst bei offenen Thüren zur bewaffneten Intrigue, zur Ver¬<lb/> schwörung. Politische Discussionen ohne nächstliegenden Zweck, wie sie in Deutsch¬<lb/> land vorkommen, sind allerdings unersprießlich, allein auch die gesetzliche Agitation<lb/> der Engländer, die durch jahrelange Bemühungen ein bestimmtes Ziel zu erreichen<lb/> wissen, sind dem Franzosen ini Durchschnitt zu langweilig; er kennt keine andere<lb/> Organisation als die militärische, achtet keine andere Thätigkeit, als die unmittel¬<lb/> bar von der Ueberredung zur Gewalt überspringt; in Ihren deutschen Clubs<lb/> pflegt man unnütze Slddressen zu machen, in den hiesigen macht man noch unnützere<lb/> Patronen. Den Bourgeois treffen diese Vorwürfe allerdings nicht, aber der rich¬<lb/> tige Bourgeois wird überhaupt kein Clubmitglied und schmeichelt sich jetzt mit der<lb/> Hoffnung, das Vereinswesen werde, wenn nur einmal das Staatsschiff den Hafen<lb/> erreicht hat, von selbst aufhören.</p><lb/> <p xml:id="ID_690" next="#ID_691"> Und nach diesem Hafen erhebt sich die Sehnsucht täglich gewaltiger. Welche<lb/> Noth wird der Winter in die Spelunken des Proletariats werfen, das jetzt,schon<lb/> der Verzweiflung nah ist, wenn vor dem ersten Schneefall Credit und Arbeit nicht<lb/> zurückkehren. Handel und Gewerbe lassen die Segel hängen, kein Lüftchen rührt<lb/> sich, um die erschlaffende Windstille zu unterbrechen; die verscheuchten Fremden<lb/> kehren nur langsam und spärlich wieder, während die Auswanderung der Einhei¬<lb/> mischen noch immer nicht abgenommen hat. Der beste Wille Cavaignac's, die<lb/> Ehrlichkeit Marrast's, des neuen Präsidenten der Nationalversammlung, das Talent<lb/> Goudchanx's und Lamoricivre's, die wiederholten aufmunternden Proclamationen des<lb/> Polizeipräsecten Ducoux sind alle zusammen nicht im Stande, das geschwundene Ver¬<lb/> trauen zurückzuzaubern. Nur die Erledigung der Versassnugsftage oder wenigstens<lb/> ihrer wichtigsten Punkte kann dieses Mirakel bewirken und den erschütterten Glauben an</p><lb/> <note xml:id="FID_21" place="foot"> *) Ein Franzose bemerkt darüber in der belgischen Indcpcndancc: 6>ran-on i>sL,<lb/> qu« baril <!« pa>s, <Z"i cionn« «i »oiivsnt I'visu -w rohe« -Jo l'tüuro^v, Jo psupls n« »-ut<lb/> u»or dö w Iib«rtv) I« gouvernomvnt, met c>u'it sott, no sziu iz, toI6ror !</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0218]
und dem Publikum eine verhältnißmäßig große Galerie einräume, sondern auch
die Angabe von Ort, Tag und Stunde seiner Sitzungen und des Namens, Standes
und Aufenthaltes aller seiner Mitglieder; endlich wird die Existenz jeder Gesell¬
schaft, auch wenn sie weniger als zwanzig Mitglieder zählt, von der vorherge¬
henden Erlaubniß der Behörden abhängig gemacht '). Die Folge dieser Bevor¬
mundung wird das Wiederaufleben der geheimen Gesellschaften sein; aber was ist
zu thun? Man muß die Eigenthümlichkeit des französischen Clubwesens kennen,
um die Angst davor zu begreifen und es gibt sehr freisinnige Republikaner hier,
heimliche Verehrer der belgischen, amerikanischen und englischen Institutionen,
welche ernstlich an der Möglichkeit zweifeln, ein gesundes Vereinswesen ans unse¬
rem Boden großzuziehen. In friedlichen Zeiten schläft der französische Club, wenn
er nicht den Reiz des Geheimnisses haben soll, ans Mangel an Theilnahme ein;
in Revolutionszeiten überwuchert er die gesetzgebende Gewalt,, terrorisirt die Be¬
hörden und wird selbst bei offenen Thüren zur bewaffneten Intrigue, zur Ver¬
schwörung. Politische Discussionen ohne nächstliegenden Zweck, wie sie in Deutsch¬
land vorkommen, sind allerdings unersprießlich, allein auch die gesetzliche Agitation
der Engländer, die durch jahrelange Bemühungen ein bestimmtes Ziel zu erreichen
wissen, sind dem Franzosen ini Durchschnitt zu langweilig; er kennt keine andere
Organisation als die militärische, achtet keine andere Thätigkeit, als die unmittel¬
bar von der Ueberredung zur Gewalt überspringt; in Ihren deutschen Clubs
pflegt man unnütze Slddressen zu machen, in den hiesigen macht man noch unnützere
Patronen. Den Bourgeois treffen diese Vorwürfe allerdings nicht, aber der rich¬
tige Bourgeois wird überhaupt kein Clubmitglied und schmeichelt sich jetzt mit der
Hoffnung, das Vereinswesen werde, wenn nur einmal das Staatsschiff den Hafen
erreicht hat, von selbst aufhören.
Und nach diesem Hafen erhebt sich die Sehnsucht täglich gewaltiger. Welche
Noth wird der Winter in die Spelunken des Proletariats werfen, das jetzt,schon
der Verzweiflung nah ist, wenn vor dem ersten Schneefall Credit und Arbeit nicht
zurückkehren. Handel und Gewerbe lassen die Segel hängen, kein Lüftchen rührt
sich, um die erschlaffende Windstille zu unterbrechen; die verscheuchten Fremden
kehren nur langsam und spärlich wieder, während die Auswanderung der Einhei¬
mischen noch immer nicht abgenommen hat. Der beste Wille Cavaignac's, die
Ehrlichkeit Marrast's, des neuen Präsidenten der Nationalversammlung, das Talent
Goudchanx's und Lamoricivre's, die wiederholten aufmunternden Proclamationen des
Polizeipräsecten Ducoux sind alle zusammen nicht im Stande, das geschwundene Ver¬
trauen zurückzuzaubern. Nur die Erledigung der Versassnugsftage oder wenigstens
ihrer wichtigsten Punkte kann dieses Mirakel bewirken und den erschütterten Glauben an
*) Ein Franzose bemerkt darüber in der belgischen Indcpcndancc: 6>ran-on i>sL,
qu« baril <!« pa>s, <Z"i cionn« «i »oiivsnt I'visu -w rohe« -Jo l'tüuro^v, Jo psupls n« »-ut
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