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Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, II. Semester. IV. Band.

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lernten das Heckerlied, das Anfangs von Noten, später auswendig gesungen wurde.
In der letzten Zeit hielt Lafaurie fast täglich Volksversammlungen, immer an ver¬
schiedenen Orten Thüringens, worin die Majorität der Nationalversammlung für
Verräther erklärt und ihr Rücktritt auf alle Weise herbeizuführen beschlossen wurde.
Die Scenen in Frankfurt vom .1.8. September billigte man als Ausbruch gerechten
Zorns. Der Theilnehmer sollen nach der Behauptung der Demokraten 10,000
gewesen sein. Dies ist jedenfalls übertrieben und eine große Zahl nur möglich,
wenn immer dieselben Leute nach deu verschiedenem Orten zogen.

Daß Lafaurie eiuen Aufstand vorbereitete, erleidet keinen Zweifel. Ob er mit
Struve conspirirt, wie das Gerücht sich verbreitet, vermag ich nicht anzugeben. Aber
es ist gewiß, daß er auf eiuen baldigen siegreichen Ausbruch von irgend einem Punkte
rechnete und seinerseits sich in Bereitschaft setzte. Sein Calcul war freilich der eines
blinden Fanatikers. Denn der thüringische Bauer ist wohl leichtgläubig, so lauge
es blos darauf ankommt, für die Republik zu schwärmen und zu randaliren; aber
wenn es an den Ernst geht, wird er aus Zaghaftigkeit zum nüchternen prüfenden
Amerikaner und fragt plötzlich nach: -r r<WonMv eil-mes <it success. Zudem hatte
er so selten Gelegenheit, eine größere Militärmacht zu sehen, daß Lafanrie seine
Demokraten wie Marius die Römer an den Anblick der Cimbern erst an den An¬
blick eines Truppencvrps hätte gewöhnen müssen. Ein Ausbruch hätte wohl zu
einzelnen Handlungen brutaler Rache führen können, aber nimmer zu einem irgend
dauernden Widerstand gegen Truppen.

Gerade im rechten Augenblicke kam die Ordre des Neichsministeriums, die
Herzogthümer militärisch zu besetzen und die einheimischen Garnisonen zu dislo-
ciren. Die Kunde von dieser Maßregel traf anfangs fast ganz Thüringen un¬
angenehm. Zunächst das Militär und die Städte, wo es bisher gestanden hatte.
Ein langjähriger Garnisondienst bringt tausenderlei Verhältnisse mit den Einwoh¬
nern zuwege, und in Thüringen kann man nicht wie in Preußen an häufige Aus¬
marsche und Dislvcationen gewöhnt sein. Die Mehrzahl der Bewohner aber faßte
die Sache von >dem Geldpunkte. Es hieß, nun müsse das einheimische Militär
im Auslande und im Inlande fremdes erhalten werden, also doppelte Steuern.>c.
Die Demokraten wiegelten das Volk auf, das Militär gewaltsam zurückzuhalten
und rechneten dabei auf die Stimmung der Truppen, daß diese so etwas gern
sähen und nicht allzu ernst einschreiten würden. Eine solche Scene ist beim Aus¬
rücken in Eisenach vorgekommen. Lafaurie reiste uach Weimar und wandte sich
direct an das Militär mit dem Aufruf zur Widersetzlichkeit, namentlich sollten sie
sich nicht gegen innere Feinde brauchen lassen. Ein Theil der Soldaten soll seine
Worte beifällig angehört haben, aber einige Unteroffiziere brachten ihn auf die
Hauptwache. Da diese Handlung eigenmächtig in der Voraussetzung, daß der
Verhaftsbefehl kommen müsse, geschehen war, so ließ ihn der wachthabende Offi¬
zier sofort frei. Lafaurie entfernte sich in Begleitung von Soldaten, Freiwilligen
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lernten das Heckerlied, das Anfangs von Noten, später auswendig gesungen wurde.
In der letzten Zeit hielt Lafaurie fast täglich Volksversammlungen, immer an ver¬
schiedenen Orten Thüringens, worin die Majorität der Nationalversammlung für
Verräther erklärt und ihr Rücktritt auf alle Weise herbeizuführen beschlossen wurde.
Die Scenen in Frankfurt vom .1.8. September billigte man als Ausbruch gerechten
Zorns. Der Theilnehmer sollen nach der Behauptung der Demokraten 10,000
gewesen sein. Dies ist jedenfalls übertrieben und eine große Zahl nur möglich,
wenn immer dieselben Leute nach deu verschiedenem Orten zogen.

Daß Lafaurie eiuen Aufstand vorbereitete, erleidet keinen Zweifel. Ob er mit
Struve conspirirt, wie das Gerücht sich verbreitet, vermag ich nicht anzugeben. Aber
es ist gewiß, daß er auf eiuen baldigen siegreichen Ausbruch von irgend einem Punkte
rechnete und seinerseits sich in Bereitschaft setzte. Sein Calcul war freilich der eines
blinden Fanatikers. Denn der thüringische Bauer ist wohl leichtgläubig, so lauge
es blos darauf ankommt, für die Republik zu schwärmen und zu randaliren; aber
wenn es an den Ernst geht, wird er aus Zaghaftigkeit zum nüchternen prüfenden
Amerikaner und fragt plötzlich nach: -r r<WonMv eil-mes <it success. Zudem hatte
er so selten Gelegenheit, eine größere Militärmacht zu sehen, daß Lafanrie seine
Demokraten wie Marius die Römer an den Anblick der Cimbern erst an den An¬
blick eines Truppencvrps hätte gewöhnen müssen. Ein Ausbruch hätte wohl zu
einzelnen Handlungen brutaler Rache führen können, aber nimmer zu einem irgend
dauernden Widerstand gegen Truppen.

Gerade im rechten Augenblicke kam die Ordre des Neichsministeriums, die
Herzogthümer militärisch zu besetzen und die einheimischen Garnisonen zu dislo-
ciren. Die Kunde von dieser Maßregel traf anfangs fast ganz Thüringen un¬
angenehm. Zunächst das Militär und die Städte, wo es bisher gestanden hatte.
Ein langjähriger Garnisondienst bringt tausenderlei Verhältnisse mit den Einwoh¬
nern zuwege, und in Thüringen kann man nicht wie in Preußen an häufige Aus¬
marsche und Dislvcationen gewöhnt sein. Die Mehrzahl der Bewohner aber faßte
die Sache von >dem Geldpunkte. Es hieß, nun müsse das einheimische Militär
im Auslande und im Inlande fremdes erhalten werden, also doppelte Steuern.>c.
Die Demokraten wiegelten das Volk auf, das Militär gewaltsam zurückzuhalten
und rechneten dabei auf die Stimmung der Truppen, daß diese so etwas gern
sähen und nicht allzu ernst einschreiten würden. Eine solche Scene ist beim Aus¬
rücken in Eisenach vorgekommen. Lafaurie reiste uach Weimar und wandte sich
direct an das Militär mit dem Aufruf zur Widersetzlichkeit, namentlich sollten sie
sich nicht gegen innere Feinde brauchen lassen. Ein Theil der Soldaten soll seine
Worte beifällig angehört haben, aber einige Unteroffiziere brachten ihn auf die
Hauptwache. Da diese Handlung eigenmächtig in der Voraussetzung, daß der
Verhaftsbefehl kommen müsse, geschehen war, so ließ ihn der wachthabende Offi¬
zier sofort frei. Lafaurie entfernte sich in Begleitung von Soldaten, Freiwilligen
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341561_276755/91>, abgerufen am 25.12.2024.