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Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, II. Semester. IV. Band.

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erdenkliche Weise und drohten mit den Szct'kam. Selbst das magyarische
Ministerium begann Händel und erließ an den Exfürsten Bibesco und die Boja¬
ren, welche sich in Hermannstadt und Kronstäbe aufhielten, den gemessensten Be¬
fehl, sich innerhalb drei Tagen in eine magyarische Stadt zu begeben, nicht etwa,
weil jene Flüchtlinge auf ihre Volksgenossen einen den Magyaren ungünstigen
Einfluß ausgeübt hatten, sondern lediglich um die Bewohner jener beiden Städte
durch Entziehung der Einnahmen von den reichen Bojaren das Machtgebot des
magyarischen Ministeriums fühle" zu lassen. Ja selbst das Eigenthum griffen die
Magyaren an. Einem Hermannstädter Kaufmann wurden in Ofen 40,000 si. C.-M.
mit Beschlag belegt; den in Leipzig studirenden siebenbürger Sachsen wurden die
einzelnen Geldsendungen ein halbes Jahr laug unterschlagen; in Großwardeiu
wurden 500 Musketen und 300 Säbel, welche die sächsische Nation ans ihren
Mitteln für die Nationalgarde gekauft hatte, ausgehalten, während das Ministe¬
rium den Szcklern nud magyarischen Nationalgarten Gewehre im Uebermaß zu¬
schickte. Ja, was uoch mehr aufregte, -- das magyarische Ministerium besoldete
in den sächsischen Städten ein ganzes Heer-von Spähern, die man selbst unter
Metternich nicht gehabt und die alle Vorfälle in ihren Berichten an's Ministerium
auf die schamloseste Weise entstellten. Eine Folge dieser unaufhörlichen Verdäch¬
tigungen war, daß das Gubernium ans Befehl des Ministers des Innern dem
Nationsgrafen Salmen sogar mit Absetzung drohte, weshalb dieser sich genöthigt
sah, nach Pesth zu reisen um das Ministerium über die wahre Sachlage aufzu-
klären. Nun kam uoch dazu, daß Sachsen -- selbst Abgeordnete -- auf dem
Wege uach Pesth trotz ihres Ministerialpasscs auf die unwürdigste Weise behandelt
wurden; war ja doch im Juli ein Hauslehrer ans Hermannstadt in Pesth nur
mit Mühe dem Standrecht entgangen, das man über ihn hatte verhängen wollen,
weil bei ihm das ganz unschuldige, von einem Verein in Wien lebender sieben-
bürger Sachsen Heransgegebene und die Magyaren uoch in sehr gemäßigten Aus¬
drücken berührende Schriftchen: "Die Vereinigung Siebenbürgens mit Ungarn"
war gesunden worden. Das alles war, wie gesagt, uuter dem von den Magya¬
ren doch so viel verschrienen "alten System" nicht vorgekommen. Man darf sich
daher gar nicht wundern, wenn sogar ein dem magyarischen Ministerium früher
nicht abgeneigter Mann nun voll Unwillen ausrief: "Das Maß ist nun übervoll;
wem noch Blut und nicht Kokelwasser in den Adern rinnt, muß empört werden."

Es war von der sächsischen Nationsnuiversität bald nach Eröffnung des
Pesther Reichstages eine Deputation von sieben Männern mit einer Denkschrift
an den Kaiser, den Palatin und den Pesther Reichstag gesendet worden, um
hier die Bedingungen kund zu geben, unter deren Erfüllung allein das sächsische
Volk die Vereinigung Siebenbürgens mit Ungarn anerkennen könne. Der Pala¬
tin versprach ihr seine Unterstützung. Anders das Ministerium. Während die
Einen sie mit den üblichen schönen Redensarten entließen, nahm Deal besonders


erdenkliche Weise und drohten mit den Szct'kam. Selbst das magyarische
Ministerium begann Händel und erließ an den Exfürsten Bibesco und die Boja¬
ren, welche sich in Hermannstadt und Kronstäbe aufhielten, den gemessensten Be¬
fehl, sich innerhalb drei Tagen in eine magyarische Stadt zu begeben, nicht etwa,
weil jene Flüchtlinge auf ihre Volksgenossen einen den Magyaren ungünstigen
Einfluß ausgeübt hatten, sondern lediglich um die Bewohner jener beiden Städte
durch Entziehung der Einnahmen von den reichen Bojaren das Machtgebot des
magyarischen Ministeriums fühle» zu lassen. Ja selbst das Eigenthum griffen die
Magyaren an. Einem Hermannstädter Kaufmann wurden in Ofen 40,000 si. C.-M.
mit Beschlag belegt; den in Leipzig studirenden siebenbürger Sachsen wurden die
einzelnen Geldsendungen ein halbes Jahr laug unterschlagen; in Großwardeiu
wurden 500 Musketen und 300 Säbel, welche die sächsische Nation ans ihren
Mitteln für die Nationalgarde gekauft hatte, ausgehalten, während das Ministe¬
rium den Szcklern nud magyarischen Nationalgarten Gewehre im Uebermaß zu¬
schickte. Ja, was uoch mehr aufregte, -- das magyarische Ministerium besoldete
in den sächsischen Städten ein ganzes Heer-von Spähern, die man selbst unter
Metternich nicht gehabt und die alle Vorfälle in ihren Berichten an's Ministerium
auf die schamloseste Weise entstellten. Eine Folge dieser unaufhörlichen Verdäch¬
tigungen war, daß das Gubernium ans Befehl des Ministers des Innern dem
Nationsgrafen Salmen sogar mit Absetzung drohte, weshalb dieser sich genöthigt
sah, nach Pesth zu reisen um das Ministerium über die wahre Sachlage aufzu-
klären. Nun kam uoch dazu, daß Sachsen — selbst Abgeordnete — auf dem
Wege uach Pesth trotz ihres Ministerialpasscs auf die unwürdigste Weise behandelt
wurden; war ja doch im Juli ein Hauslehrer ans Hermannstadt in Pesth nur
mit Mühe dem Standrecht entgangen, das man über ihn hatte verhängen wollen,
weil bei ihm das ganz unschuldige, von einem Verein in Wien lebender sieben-
bürger Sachsen Heransgegebene und die Magyaren uoch in sehr gemäßigten Aus¬
drücken berührende Schriftchen: „Die Vereinigung Siebenbürgens mit Ungarn"
war gesunden worden. Das alles war, wie gesagt, uuter dem von den Magya¬
ren doch so viel verschrienen „alten System" nicht vorgekommen. Man darf sich
daher gar nicht wundern, wenn sogar ein dem magyarischen Ministerium früher
nicht abgeneigter Mann nun voll Unwillen ausrief: „Das Maß ist nun übervoll;
wem noch Blut und nicht Kokelwasser in den Adern rinnt, muß empört werden."

Es war von der sächsischen Nationsnuiversität bald nach Eröffnung des
Pesther Reichstages eine Deputation von sieben Männern mit einer Denkschrift
an den Kaiser, den Palatin und den Pesther Reichstag gesendet worden, um
hier die Bedingungen kund zu geben, unter deren Erfüllung allein das sächsische
Volk die Vereinigung Siebenbürgens mit Ungarn anerkennen könne. Der Pala¬
tin versprach ihr seine Unterstützung. Anders das Ministerium. Während die
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341561_276755/468>, abgerufen am 28.12.2024.