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Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, II. Semester. IV. Band.

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daß sie sich uns anschließen; denn wie wir, so stehen auch sie auf dieser Welt
isolirt da."

Einen Kommentar zu den letzten Worten der vorhergehenden Rede lieferte
am folgenden Tage in der Sitzung des Unterhauses Minister Szemere, indem er
eine Jnterpellation des walachischen Abgeordneten Fragos wegen der Verhaftung
in Hermannstadt beantwortete und dabei den walachischen Abgeordneten die eine
Bitte besonders dringend ans Herz legte, dieselben sollten ihr Volk zu einem
Bündniß mit den Magyaren auffordern, sonst würden beide Völker ge¬
trennt vom deutschen oder slawischen Element erdrückt werden*).
Alle Leiden der Walachen schob er auf die frühere absolute Regierung und ver¬
sprach ihnen im Namen des magyarischen Ministeriums, man werde sie "^"Brü¬
der" behandeln. Hiermit waren die Walachen jedoch noch ganz und gar nicht
zufrieden; sie merkten die Klemme der Magyaren nur zu gut und fingen ganz
gewaltig zu toben an. Während der Eine (Murgu) sich bitter beschwerte, daß
das Ministerium nicht einmal ihm gestattet habe, eine walachische Volksversamm¬
lung im Banat zusammenzuberufen, um die Walachen über die raizische Bewegung
aufzuklären und namentlich die Lossagung der walachischen Geistlichkeit vom rai-
zischen Wladika zu betreiben, ging der Andere (Papp) noch weiter durch die Be¬
hauptung, die Walachen seien nur auf dem Papier nicht unterdrückt, denn in
Siebenbürgen sei kein einziger walachischcr Obergespan und kein einziges walachi-
sches Commissionsmitglied. Als die Sitzung endlich gar zu stürmisch zu werden
drohte, nöthigte Kossuth die Walachen zum Schweigen mit der Anmerkung: Sie
wollen einen Obergespan. Doch wenn Sie mit uns gleich sind, wozu dieser Ober¬
gespan oder Vajda? Die walachischen Abgeordneten mögen Alles wünschen, nur
keine Zersplitterung." Somit war die Sache abgethan und es blieb beim Alten.

Den Sachsen wollte man indeß auch dies nicht lassen, sondern ihnen etwas
Neues aufdringen, was sie durchaus nicht haben mochten. Man hätte gegen sie
gern Gewalt gebraucht, allein die Sachsen nahmen sich in Acht. Nun reizte man.
Die magyarischen Zeitungen in Klausenburg verleumdeten die Sachsen aus alle



eben als Abkömmlinge der Römer anzuerkennen, was ihm während seines ganzen langen Le¬
bens nie eingefallen ist, so muß der magyarische Stolz schon eine bedeutende Schlappe erlitten
haben.
*) Ein neuer Beweis, wie ehrlich die Magyaren es mit den Sympathien für Deutschland
meinen mochten, die sie fortwährend zur Schau trugen, da sie doch schon 23 Tage nach dem
3. August von demselben Volk erdrückt, zu werden befürchteten, dem sie damals in so hoch¬
trabenden Worten eine welthistorische Aufgabe im Osten zu erfüllen gaben. Und wie verfuhren
sie daheim mit den Deutschen! Die "dummen Schwaben" in Ungarn, die durch ihre Will¬
fährigkeit zugleich nationale Rechte zu erlangen hofften, schickten sie gegen die Serben und in
Siebenbürgen waren sie im Begriff, sich mit den Walachen gegen die Sachsen zu vereinigen,
um diesen jene Rechte zu entreißen, welche über kurz oder lang die "dummen Schwaben" auf¬
fordern mußten, wollten sie Deutsche bleiben.

daß sie sich uns anschließen; denn wie wir, so stehen auch sie auf dieser Welt
isolirt da."

Einen Kommentar zu den letzten Worten der vorhergehenden Rede lieferte
am folgenden Tage in der Sitzung des Unterhauses Minister Szemere, indem er
eine Jnterpellation des walachischen Abgeordneten Fragos wegen der Verhaftung
in Hermannstadt beantwortete und dabei den walachischen Abgeordneten die eine
Bitte besonders dringend ans Herz legte, dieselben sollten ihr Volk zu einem
Bündniß mit den Magyaren auffordern, sonst würden beide Völker ge¬
trennt vom deutschen oder slawischen Element erdrückt werden*).
Alle Leiden der Walachen schob er auf die frühere absolute Regierung und ver¬
sprach ihnen im Namen des magyarischen Ministeriums, man werde sie «^„Brü¬
der" behandeln. Hiermit waren die Walachen jedoch noch ganz und gar nicht
zufrieden; sie merkten die Klemme der Magyaren nur zu gut und fingen ganz
gewaltig zu toben an. Während der Eine (Murgu) sich bitter beschwerte, daß
das Ministerium nicht einmal ihm gestattet habe, eine walachische Volksversamm¬
lung im Banat zusammenzuberufen, um die Walachen über die raizische Bewegung
aufzuklären und namentlich die Lossagung der walachischen Geistlichkeit vom rai-
zischen Wladika zu betreiben, ging der Andere (Papp) noch weiter durch die Be¬
hauptung, die Walachen seien nur auf dem Papier nicht unterdrückt, denn in
Siebenbürgen sei kein einziger walachischcr Obergespan und kein einziges walachi-
sches Commissionsmitglied. Als die Sitzung endlich gar zu stürmisch zu werden
drohte, nöthigte Kossuth die Walachen zum Schweigen mit der Anmerkung: Sie
wollen einen Obergespan. Doch wenn Sie mit uns gleich sind, wozu dieser Ober¬
gespan oder Vajda? Die walachischen Abgeordneten mögen Alles wünschen, nur
keine Zersplitterung." Somit war die Sache abgethan und es blieb beim Alten.

Den Sachsen wollte man indeß auch dies nicht lassen, sondern ihnen etwas
Neues aufdringen, was sie durchaus nicht haben mochten. Man hätte gegen sie
gern Gewalt gebraucht, allein die Sachsen nahmen sich in Acht. Nun reizte man.
Die magyarischen Zeitungen in Klausenburg verleumdeten die Sachsen aus alle



eben als Abkömmlinge der Römer anzuerkennen, was ihm während seines ganzen langen Le¬
bens nie eingefallen ist, so muß der magyarische Stolz schon eine bedeutende Schlappe erlitten
haben.
*) Ein neuer Beweis, wie ehrlich die Magyaren es mit den Sympathien für Deutschland
meinen mochten, die sie fortwährend zur Schau trugen, da sie doch schon 23 Tage nach dem
3. August von demselben Volk erdrückt, zu werden befürchteten, dem sie damals in so hoch¬
trabenden Worten eine welthistorische Aufgabe im Osten zu erfüllen gaben. Und wie verfuhren
sie daheim mit den Deutschen! Die „dummen Schwaben" in Ungarn, die durch ihre Will¬
fährigkeit zugleich nationale Rechte zu erlangen hofften, schickten sie gegen die Serben und in
Siebenbürgen waren sie im Begriff, sich mit den Walachen gegen die Sachsen zu vereinigen,
um diesen jene Rechte zu entreißen, welche über kurz oder lang die „dummen Schwaben" auf¬
fordern mußten, wollten sie Deutsche bleiben.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341561_276755/467>, abgerufen am 28.12.2024.