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Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, II. Semester. IV. Band.

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tes ist, der an dem großen Wettkampf der europäischen Geschichte Theil nehmen
will. Vor allem aber ein Organismus, dem die Lebensadern unterbunden.

Mit der Aussicht nach Osten wäre es vorbei. Die Engländer würden es
meisterlich verstehen, in den bornirten Barbarenthum des Magyarismus uns einen
gründlichen Riegel vorzuschieben. Sie würden die thörichte Eifersucht der Ma¬
gyaren erregen, unsrer Industrie keinen Durchgang zu gestatten aus Eitelkeit,
ihrer eignen Industrie Abnahme zu verschaffen. Die Engländer wissen wohl,
daß sie die Concurrenz einer magyarischen Industrie nie zu fürchten haben. Und
wenn es uns gelänge, die Erlaubniß des Durchgangs, vielleicht mit schweren
Opfern von den Ungarn zu erkaufen, so würden die wüsten Zustände einer ma¬
gyarischen Gewaltherrschaft dem Verkehr nicht die nöthige Sicherheit gewähren.
Es wird nie ein ausgebildetes Communicativuswesen zu Stande kommen, und
wir werden die schlechten Communicationsmittel theuer bezahlen müssen. Ferner
werden die Magyaren mindestens den Zwischenhandel an sich zu reißen suchen,
und so wenigstens unsern directen Verkehr mit Asien hindern, was uns auch die
asiatischen Produkte verthcuert. Das Wahrscheinlichste ist aber, daß wir sie dnrch
englische Schiffe über Trieft oder gar über die Nordsee bekommen (die Magyaren
werden es doch nie zu einer Flotte bringen) und daß wir sie nicht mit unsrer
Arbeit, sondern mit unserm Gelde kaufen müssen, natürlich um den Frachtpreis
vertheuert, -- wenn wir für solche Bedürfnisse Geld übrig behalten.

Also der Weg uach Asien wäre uns hin und zurück verschlossen. Das küm¬
mert freilich einem Demokraten mit der zottigen Hochbrust nicht. Wenn er da¬
für seine deutschen Brüder in Oestreich behält, läßt er sich ruhig von dem hoch¬
herzigen Volk der Magyaren uuter Anleitung der Engländer die Lebensadern
verbinden. Wozu sollen wir unsre Brüder auf eine weltgeschichtliche Mission sen¬
den? sagt die Linke in Frankfurt. Es handelt sich aber hier nicht um eine kos-
mopolitsch abenteuerliche Idee, um ein weltspaziergängerisches Gelüst, sondern um
den deutschen Antheil an der Zukunft, an der Weltherrschaft! Und wenn ein
bescheidenes Gemüth leicht auf die Weltherrschaft verzichtet, so wird ein Volk von
40 Millionen bei so bescheidenem Gemüth im Besitz der wichtigsten geographischen
Position bald in Abhängigkeit versinken und zu einem Spital austrocknen.
Entweder wir verschaffen. uns den neuen Ausfluß und damit den neuen Zufluß
unsrer Kraft, den die andern Völker ihrer Kraft eröffnen, oder wir werden ihnen
unterliegen.

Die nachtheiligen Folgen der Loslösung des Sndoflens unter einer magyari¬
schen Herrschaft sind aber damit nicht erschöpft. Es gibt unmittelbarere, näher-
liegende. Ungarn mit den Nebenländern ist selbst ein prodnktenreiches Land, ein
Reichthum, der noch bei weitem nicht in dem gehörigen Maaße benutzt wird. Es
wäre also natürlich, daß unsere Industrie dafür einen Abfluß fände und wir für
unsre Arbeit die dortigen Naturprodukte eintauschten. Aber statt ihre ganze Kraft


tes ist, der an dem großen Wettkampf der europäischen Geschichte Theil nehmen
will. Vor allem aber ein Organismus, dem die Lebensadern unterbunden.

Mit der Aussicht nach Osten wäre es vorbei. Die Engländer würden es
meisterlich verstehen, in den bornirten Barbarenthum des Magyarismus uns einen
gründlichen Riegel vorzuschieben. Sie würden die thörichte Eifersucht der Ma¬
gyaren erregen, unsrer Industrie keinen Durchgang zu gestatten aus Eitelkeit,
ihrer eignen Industrie Abnahme zu verschaffen. Die Engländer wissen wohl,
daß sie die Concurrenz einer magyarischen Industrie nie zu fürchten haben. Und
wenn es uns gelänge, die Erlaubniß des Durchgangs, vielleicht mit schweren
Opfern von den Ungarn zu erkaufen, so würden die wüsten Zustände einer ma¬
gyarischen Gewaltherrschaft dem Verkehr nicht die nöthige Sicherheit gewähren.
Es wird nie ein ausgebildetes Communicativuswesen zu Stande kommen, und
wir werden die schlechten Communicationsmittel theuer bezahlen müssen. Ferner
werden die Magyaren mindestens den Zwischenhandel an sich zu reißen suchen,
und so wenigstens unsern directen Verkehr mit Asien hindern, was uns auch die
asiatischen Produkte verthcuert. Das Wahrscheinlichste ist aber, daß wir sie dnrch
englische Schiffe über Trieft oder gar über die Nordsee bekommen (die Magyaren
werden es doch nie zu einer Flotte bringen) und daß wir sie nicht mit unsrer
Arbeit, sondern mit unserm Gelde kaufen müssen, natürlich um den Frachtpreis
vertheuert, — wenn wir für solche Bedürfnisse Geld übrig behalten.

Also der Weg uach Asien wäre uns hin und zurück verschlossen. Das küm¬
mert freilich einem Demokraten mit der zottigen Hochbrust nicht. Wenn er da¬
für seine deutschen Brüder in Oestreich behält, läßt er sich ruhig von dem hoch¬
herzigen Volk der Magyaren uuter Anleitung der Engländer die Lebensadern
verbinden. Wozu sollen wir unsre Brüder auf eine weltgeschichtliche Mission sen¬
den? sagt die Linke in Frankfurt. Es handelt sich aber hier nicht um eine kos-
mopolitsch abenteuerliche Idee, um ein weltspaziergängerisches Gelüst, sondern um
den deutschen Antheil an der Zukunft, an der Weltherrschaft! Und wenn ein
bescheidenes Gemüth leicht auf die Weltherrschaft verzichtet, so wird ein Volk von
40 Millionen bei so bescheidenem Gemüth im Besitz der wichtigsten geographischen
Position bald in Abhängigkeit versinken und zu einem Spital austrocknen.
Entweder wir verschaffen. uns den neuen Ausfluß und damit den neuen Zufluß
unsrer Kraft, den die andern Völker ihrer Kraft eröffnen, oder wir werden ihnen
unterliegen.

Die nachtheiligen Folgen der Loslösung des Sndoflens unter einer magyari¬
schen Herrschaft sind aber damit nicht erschöpft. Es gibt unmittelbarere, näher-
liegende. Ungarn mit den Nebenländern ist selbst ein prodnktenreiches Land, ein
Reichthum, der noch bei weitem nicht in dem gehörigen Maaße benutzt wird. Es
wäre also natürlich, daß unsere Industrie dafür einen Abfluß fände und wir für
unsre Arbeit die dortigen Naturprodukte eintauschten. Aber statt ihre ganze Kraft


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341561_276755/356>, abgerufen am 24.11.2024.