Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, II. Semester. IV. Band.hat. Freilich ist die Stellung des Präsidenten, dem gegenüber eine ganze Clique Möge nur Eines die Majorität nicht aus den Angen lassen: es kommt nicht Die Unklarheit über das, was man sich unter dieser Grundlage eigentlich Der erste geht von der alten Ansicht der Fürsten-Souveränität aus, doch so, "Deutschland muß sich entschließen, seine I8 Militärmächte in eine Einzige hat. Freilich ist die Stellung des Präsidenten, dem gegenüber eine ganze Clique Möge nur Eines die Majorität nicht aus den Angen lassen: es kommt nicht Die Unklarheit über das, was man sich unter dieser Grundlage eigentlich Der erste geht von der alten Ansicht der Fürsten-Souveränität aus, doch so, „Deutschland muß sich entschließen, seine I8 Militärmächte in eine Einzige <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0108" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/276864"/> <p xml:id="ID_302" prev="#ID_301"> hat. Freilich ist die Stellung des Präsidenten, dem gegenüber eine ganze Clique<lb/> täglich nach einer Gelegenheit sucht, die gemeinsten Vorwürfe zu erheben, auf die<lb/> Länge nicht haltbar, und wir können mit dieser Nothwendigkeit, daß dieser Mann,<lb/> den wir stets für den Bedeutendsten der ganzen Versammlung halten, endlich aus<lb/> seiner Parteilosigkeit herausgedrängt ist, nur zufrieden sein; als Haupt der ver¬<lb/> nünftigen Partei, als Chef der neuen Organisation, hat er eine seinem Geist<lb/> mehr entsprechende Stellung, als in der undankbaren Würde eines blos äußerlichen<lb/> Ordners.</p><lb/> <p xml:id="ID_303"> Möge nur Eines die Majorität nicht aus den Angen lassen: es kommt nicht<lb/> allein darauf an, die Anarchie zu bekämpfen und zu unterdrücken, sondern wesent¬<lb/> lich darauf, die neue Organisation in die Hände zu nehmen. Verbängnißvoll wäre<lb/> wenn sie sich darüber täuschte und die Grundlage schon unter sich zu haben glaubte,<lb/> die sie erst zu legen hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_304"> Die Unklarheit über das, was man sich unter dieser Grundlage eigentlich<lb/> zu denken habe, ist noch so groß, die gegebenen Verhältnisse selber einander so<lb/> widersprechend, daß eine jede Stimme Beachtung verdient, die auf irgend eine<lb/> Weise eine Idee gibt, wie man sich die künftige Entwickelung unserer Zustände<lb/> zu denken habe. Wir theilen hier zwei solche Vorschläge mit, den einen von dem<lb/> Finanzrath Ritter v. Ostrow in Lemberg, den andern von dem deutscheu Rechts¬<lb/> agenten Adolph Bach in London.</p><lb/> <p xml:id="ID_305"> Der erste geht von der alten Ansicht der Fürsten-Souveränität aus, doch so,<lb/> daß er an die bereits bestehende Macht der beiden großen Staaten anknüpft, und<lb/> das Recht der kleinern Fürsten erst in der zweiten Stelle betrachtet. Seine Vor¬<lb/> schläge sind folgende:</p><lb/> <p xml:id="ID_306" next="#ID_307"> „Deutschland muß sich entschließen, seine I8 Militärmächte in eine Einzige<lb/> zusammenzuschmelzen, die verschiedenen östreichischen, preußischen, baierischen ze. Trup¬<lb/> pen in ein einziges deutsches Bundesheer zu vereinigen. Zu diesem<lb/> Zwecke müssen die einzelnen deutschen Fürsten und Staaten ihrem bisherigen Mi¬<lb/> litärprunk entsagen. Das Opfer, welches sie hiedurch der gemeinschaftlichen Sache<lb/> des Vaterlandes brächten, wäre nicht einmal so groß als es beim ersten Anblicke<lb/> scheinen mag. Die bisherige Militärmacht diente nämlich jedem einzelnen Fürsten<lb/> oder Staate zu dem doppelten Zwecke der Vertheidigung gegen Angriffe von Außen,<lb/> und der Bewältigung ankämpfender rebellischer Staatsbürger von Innen. Der<lb/> erste Zweck bleibt durch die angetragene Reform unberührt, ja, er wird vielmehr<lb/> durch sie in kräftigeren Maße erreicht. In Beziehung auf den zweiten Zweck ha¬<lb/> ben die Militärkräfte in der neuesten Zeit ihre Unzulänglichkeit dargethan, we¬<lb/> der in Leipzig noch in Berlin hat das Militär die Regungen der Neuzeit bezwin¬<lb/> gen können. Gegenwärtig übernehmen die Nationalgarten diesen Theil ihrer Rolle.<lb/> Wenn demnach die Fürsten und Staaten ihrer bisherigen Militärmacht entsagen,<lb/> so begeben sie sich blos eines kostspieligen Mittels, welches diesen Theil seines</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0108]
hat. Freilich ist die Stellung des Präsidenten, dem gegenüber eine ganze Clique
täglich nach einer Gelegenheit sucht, die gemeinsten Vorwürfe zu erheben, auf die
Länge nicht haltbar, und wir können mit dieser Nothwendigkeit, daß dieser Mann,
den wir stets für den Bedeutendsten der ganzen Versammlung halten, endlich aus
seiner Parteilosigkeit herausgedrängt ist, nur zufrieden sein; als Haupt der ver¬
nünftigen Partei, als Chef der neuen Organisation, hat er eine seinem Geist
mehr entsprechende Stellung, als in der undankbaren Würde eines blos äußerlichen
Ordners.
Möge nur Eines die Majorität nicht aus den Angen lassen: es kommt nicht
allein darauf an, die Anarchie zu bekämpfen und zu unterdrücken, sondern wesent¬
lich darauf, die neue Organisation in die Hände zu nehmen. Verbängnißvoll wäre
wenn sie sich darüber täuschte und die Grundlage schon unter sich zu haben glaubte,
die sie erst zu legen hat.
Die Unklarheit über das, was man sich unter dieser Grundlage eigentlich
zu denken habe, ist noch so groß, die gegebenen Verhältnisse selber einander so
widersprechend, daß eine jede Stimme Beachtung verdient, die auf irgend eine
Weise eine Idee gibt, wie man sich die künftige Entwickelung unserer Zustände
zu denken habe. Wir theilen hier zwei solche Vorschläge mit, den einen von dem
Finanzrath Ritter v. Ostrow in Lemberg, den andern von dem deutscheu Rechts¬
agenten Adolph Bach in London.
Der erste geht von der alten Ansicht der Fürsten-Souveränität aus, doch so,
daß er an die bereits bestehende Macht der beiden großen Staaten anknüpft, und
das Recht der kleinern Fürsten erst in der zweiten Stelle betrachtet. Seine Vor¬
schläge sind folgende:
„Deutschland muß sich entschließen, seine I8 Militärmächte in eine Einzige
zusammenzuschmelzen, die verschiedenen östreichischen, preußischen, baierischen ze. Trup¬
pen in ein einziges deutsches Bundesheer zu vereinigen. Zu diesem
Zwecke müssen die einzelnen deutschen Fürsten und Staaten ihrem bisherigen Mi¬
litärprunk entsagen. Das Opfer, welches sie hiedurch der gemeinschaftlichen Sache
des Vaterlandes brächten, wäre nicht einmal so groß als es beim ersten Anblicke
scheinen mag. Die bisherige Militärmacht diente nämlich jedem einzelnen Fürsten
oder Staate zu dem doppelten Zwecke der Vertheidigung gegen Angriffe von Außen,
und der Bewältigung ankämpfender rebellischer Staatsbürger von Innen. Der
erste Zweck bleibt durch die angetragene Reform unberührt, ja, er wird vielmehr
durch sie in kräftigeren Maße erreicht. In Beziehung auf den zweiten Zweck ha¬
ben die Militärkräfte in der neuesten Zeit ihre Unzulänglichkeit dargethan, we¬
der in Leipzig noch in Berlin hat das Militär die Regungen der Neuzeit bezwin¬
gen können. Gegenwärtig übernehmen die Nationalgarten diesen Theil ihrer Rolle.
Wenn demnach die Fürsten und Staaten ihrer bisherigen Militärmacht entsagen,
so begeben sie sich blos eines kostspieligen Mittels, welches diesen Theil seines
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