Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, I. Semester. II. Band.aintes Universttätsbesuch nicht mehr erforderlich sein solle. Eine Frage von Wich¬ Dieses Parlament, zusammengesetzt aus Abgesandten fast aller deutschen Uni¬ Fragen wir nun nach der praktischen Bedeutung aller dieser Bestrebungen, aintes Universttätsbesuch nicht mehr erforderlich sein solle. Eine Frage von Wich¬ Dieses Parlament, zusammengesetzt aus Abgesandten fast aller deutschen Uni¬ Fragen wir nun nach der praktischen Bedeutung aller dieser Bestrebungen, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0485" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/276683"/> <p xml:id="ID_1672" prev="#ID_1671"> aintes Universttätsbesuch nicht mehr erforderlich sein solle. Eine Frage von Wich¬<lb/> tigkeit machte den Kampf der Meinungen besonders lebendig. Eine Majorität<lb/> von etwa 200 Stimmen gab in der allgemeinen Versammlung den Ausschlag.<lb/> Das Vermögen der einzelnen Universitäten sollte vom Gesammtstaat eingezogen<lb/> und die Bedürfnisse derselben dafür voll demselben in gebührender Weise bestritten<lb/> werden. Alle diese Beschlüsse wurden gefaßt in einer allgemeinen Versammlung<lb/> von Studenten, in welcher Einzelstimmen galten lind welche die im Voraus ent¬<lb/> worfene Tagesordnung in vier Sitzungen innerhalb 48 Stunden, unterstützt durch<lb/> einen sehr umsichtigen Präsidenten (Lang aus München) und eine einfache und<lb/> zweckmäßige Geschäftsordnung zu Ende brachte. Sobald am Morgen des 14. Juni<lb/> diese Versammlung sich aufgelöst hatte, trat eine zweite Versammlung von 100<lb/> Delegirten unter dem Namen des Studcntenparlamenteö zusammen, gleichfalls<lb/> uuter dem Präsidium Lang's, welchen v. Salis aus Berlin während der drei¬<lb/> tägigen anstrengenden Debatten häufig als Stellvertreter ersetzte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1673"> Dieses Parlament, zusammengesetzt aus Abgesandten fast aller deutschen Uni¬<lb/> versitäten (nur Heidelberg, Freiburg, Kiel, Rostock, Prag waren nicht vertreten),<lb/> unterwarf die Beschlüsse der allgemeinen Versammlung einer nochmaligen gründ¬<lb/> lichen Prüfung und trat ihnen mit Ausnahme des Beschlusses über die Einziehung<lb/> und Vereinigung des Umversttätsvermögens bei. Außerdem wurde von ihm die<lb/> Organisation allgemeiner Studentenschaften auf allen Universitäten beschlossen, durch<lb/> einstimmige Wahl Breslau zum Vorort mit dem Rechte der einstweiligen Geschäfts-<lb/> leitnng erklärt und eine neue Versammlung des „Gesammtausschusses der deutschen<lb/> Universitäten" aus den 25. Aug. d. I. nach Eisenach einberufe». Zu dieser Versamm¬<lb/> lung soll jede Universität so viele Vertreter senden, als sie Hunderte von Studi-<lb/> renden zählt. Sie sollen aus Urwähler hervorgehen; im übrigen bleibt der be¬<lb/> sondere Wahlmodus jeder Universität anheimgestellt. Besondere Mandate, welche<lb/> ihre freie Entscheidung bei den Abstimmungen beeinträchtigen, dürfen den Ver¬<lb/> tretern nicht aufgedrungen werden. Voraussichtlich werden sich an diese Versamm¬<lb/> lung die akademischen Docenten anschließen, welche sich anfänglich in den Tagen<lb/> des !!. — 5. September zu Jena zu besonderen Berathungen über die Universitäts-<lb/> reform verewigen wollten. Zur Wahrung ihrer Sondcrinteressen wäre ihr Er¬<lb/> scheinen nicht durchaus nothwendig, weil diese am besten von Unbeteiligten ver¬<lb/> theidigt werden; und an billigen und unparteiischen Verfechtern derselben hat eS<lb/> schon jetzt nicht gefehlt. Aber es läßt sich nicht läugnen, daß die allseitige Auf«<lb/> fassung und Beleuchtung der Nniversitätsfragen durch die gereiftere Einsicht der<lb/> Professoren uur gewinnen kann.</p><lb/> <p xml:id="ID_1674" next="#ID_1675"> Fragen wir nun nach der praktischen Bedeutung aller dieser Bestrebungen,<lb/> die nut so großem Eifer, mit so einmüthigem Zusammenwirken aller Universitäten<lb/> hervortreten, so gibt uns die unter den Studirenden herrschende Meinung diese<lb/> Antwort: Eine gründliche Umgestaltung der Universitäten ist eine allgemein an-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0485]
aintes Universttätsbesuch nicht mehr erforderlich sein solle. Eine Frage von Wich¬
tigkeit machte den Kampf der Meinungen besonders lebendig. Eine Majorität
von etwa 200 Stimmen gab in der allgemeinen Versammlung den Ausschlag.
Das Vermögen der einzelnen Universitäten sollte vom Gesammtstaat eingezogen
und die Bedürfnisse derselben dafür voll demselben in gebührender Weise bestritten
werden. Alle diese Beschlüsse wurden gefaßt in einer allgemeinen Versammlung
von Studenten, in welcher Einzelstimmen galten lind welche die im Voraus ent¬
worfene Tagesordnung in vier Sitzungen innerhalb 48 Stunden, unterstützt durch
einen sehr umsichtigen Präsidenten (Lang aus München) und eine einfache und
zweckmäßige Geschäftsordnung zu Ende brachte. Sobald am Morgen des 14. Juni
diese Versammlung sich aufgelöst hatte, trat eine zweite Versammlung von 100
Delegirten unter dem Namen des Studcntenparlamenteö zusammen, gleichfalls
uuter dem Präsidium Lang's, welchen v. Salis aus Berlin während der drei¬
tägigen anstrengenden Debatten häufig als Stellvertreter ersetzte.
Dieses Parlament, zusammengesetzt aus Abgesandten fast aller deutschen Uni¬
versitäten (nur Heidelberg, Freiburg, Kiel, Rostock, Prag waren nicht vertreten),
unterwarf die Beschlüsse der allgemeinen Versammlung einer nochmaligen gründ¬
lichen Prüfung und trat ihnen mit Ausnahme des Beschlusses über die Einziehung
und Vereinigung des Umversttätsvermögens bei. Außerdem wurde von ihm die
Organisation allgemeiner Studentenschaften auf allen Universitäten beschlossen, durch
einstimmige Wahl Breslau zum Vorort mit dem Rechte der einstweiligen Geschäfts-
leitnng erklärt und eine neue Versammlung des „Gesammtausschusses der deutschen
Universitäten" aus den 25. Aug. d. I. nach Eisenach einberufe». Zu dieser Versamm¬
lung soll jede Universität so viele Vertreter senden, als sie Hunderte von Studi-
renden zählt. Sie sollen aus Urwähler hervorgehen; im übrigen bleibt der be¬
sondere Wahlmodus jeder Universität anheimgestellt. Besondere Mandate, welche
ihre freie Entscheidung bei den Abstimmungen beeinträchtigen, dürfen den Ver¬
tretern nicht aufgedrungen werden. Voraussichtlich werden sich an diese Versamm¬
lung die akademischen Docenten anschließen, welche sich anfänglich in den Tagen
des !!. — 5. September zu Jena zu besonderen Berathungen über die Universitäts-
reform verewigen wollten. Zur Wahrung ihrer Sondcrinteressen wäre ihr Er¬
scheinen nicht durchaus nothwendig, weil diese am besten von Unbeteiligten ver¬
theidigt werden; und an billigen und unparteiischen Verfechtern derselben hat eS
schon jetzt nicht gefehlt. Aber es läßt sich nicht läugnen, daß die allseitige Auf«
fassung und Beleuchtung der Nniversitätsfragen durch die gereiftere Einsicht der
Professoren uur gewinnen kann.
Fragen wir nun nach der praktischen Bedeutung aller dieser Bestrebungen,
die nut so großem Eifer, mit so einmüthigem Zusammenwirken aller Universitäten
hervortreten, so gibt uns die unter den Studirenden herrschende Meinung diese
Antwort: Eine gründliche Umgestaltung der Universitäten ist eine allgemein an-
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