Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, I. Semester. II. Band.Das haben aber die Deutschen selber gethan, die da immer predigten, wie
Ich könnte noch mehrfache Beispiele solch erhabener Freiheitspoesie anführen, In der That, der czechische Geist ist mehr grauenhaft als furchtbar, mehr --r. Das haben aber die Deutschen selber gethan, die da immer predigten, wie
Ich könnte noch mehrfache Beispiele solch erhabener Freiheitspoesie anführen, In der That, der czechische Geist ist mehr grauenhaft als furchtbar, mehr —r. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0478" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/276676"/> <p xml:id="ID_1656"> Das haben aber die Deutschen selber gethan, die da immer predigten, wie<lb/> Böhmen im Herzen Deutschlands liege, wie Deutschlands bestes Herzblut durch<lb/> Böhmen fließe und wie in Böhmen der Knoten liege, mit dessen Lösung auch<lb/> die Lebensfrage Deutschlands gelöst sei. — Wie sehr der religiöse Fanatismus die<lb/> anfgereizten Hussitengemüther beherrscht und wie tief in ihnen noch der Baro¬<lb/> meter des Humanismus steht, zeigt das Lied von Kuranda.</p><lb/> <quote> <lg xml:id="POEMID_21" type="poem"> <l> Bist du Kuranda wohl ein Herr,<lb/> Geh du nach Frankfurt allein;<lb/> Wir wollen dir hören von weitem zu,<lb/> Wie du dort wirst singen fein.</l> <l> Derweil, bis du aus Deutschland kommst,<lb/> Winden wir dir eine» Kranz,<lb/> Ein Kränzlein aus Hanf, lieb Mauschelein,<lb/> Das soll dir passen ganz.</l> <l> Die Juden die haben wir satt ohnehin,<lb/> Die mögen dann mit dir nach Frankfurt ziehn.</l> </lg> </quote><lb/> <p xml:id="ID_1657"> Ich könnte noch mehrfache Beispiele solch erhabener Freiheitspoesie anführen,<lb/> z. B. jenes Lied, in welchem man den böhmischen Deputirten in Frankfurt<lb/> ein Schock zerbrochener Glieder als Willkomm verspricht, wenn es ihnen gelüsten<lb/> sollte, nach Böhmen zurückzukehren, wenn es mich nicht anwiderte in diesem<lb/> Wüste von Afterhussttenpoesie weiter zu wühlen. Bemerken muß ich noch, daß<lb/> man zur vollrichtigeu Würdigung all dieser Lieder auch noch die zahllosen Va¬<lb/> rianten kennen müßte, die bei der Jmprovisationsgabe der Czechen jeden Augen¬<lb/> blick auftauchen und ganz rückhaltlos entweder in den rohesten und obscönsten<lb/> Zoten sich gefallen oder ganz offen Mord und Brand gegen die deutschen<lb/> Fremdlinge predigen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1658"> In der That, der czechische Geist ist mehr grauenhaft als furchtbar, mehr<lb/> zurückstoßend als erschreckend und wir hoffen, das Jahrhundert der Humanität<lb/> werde wissen das Gespenst vergangener Jahrhunderte mit seinen Dreschflegeln,<lb/> Sensen und Morgensternen, mit seinen Feuerbränden und Flüchen zur Ehre der<lb/> alle Welt durchjubelnde» Freiheit kräftig genng niederzuhalten und zu vernichten.</p><lb/> <note type="byline"> —r.</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0478]
Das haben aber die Deutschen selber gethan, die da immer predigten, wie
Böhmen im Herzen Deutschlands liege, wie Deutschlands bestes Herzblut durch
Böhmen fließe und wie in Böhmen der Knoten liege, mit dessen Lösung auch
die Lebensfrage Deutschlands gelöst sei. — Wie sehr der religiöse Fanatismus die
anfgereizten Hussitengemüther beherrscht und wie tief in ihnen noch der Baro¬
meter des Humanismus steht, zeigt das Lied von Kuranda.
Bist du Kuranda wohl ein Herr,
Geh du nach Frankfurt allein;
Wir wollen dir hören von weitem zu,
Wie du dort wirst singen fein. Derweil, bis du aus Deutschland kommst,
Winden wir dir eine» Kranz,
Ein Kränzlein aus Hanf, lieb Mauschelein,
Das soll dir passen ganz. Die Juden die haben wir satt ohnehin,
Die mögen dann mit dir nach Frankfurt ziehn.
Ich könnte noch mehrfache Beispiele solch erhabener Freiheitspoesie anführen,
z. B. jenes Lied, in welchem man den böhmischen Deputirten in Frankfurt
ein Schock zerbrochener Glieder als Willkomm verspricht, wenn es ihnen gelüsten
sollte, nach Böhmen zurückzukehren, wenn es mich nicht anwiderte in diesem
Wüste von Afterhussttenpoesie weiter zu wühlen. Bemerken muß ich noch, daß
man zur vollrichtigeu Würdigung all dieser Lieder auch noch die zahllosen Va¬
rianten kennen müßte, die bei der Jmprovisationsgabe der Czechen jeden Augen¬
blick auftauchen und ganz rückhaltlos entweder in den rohesten und obscönsten
Zoten sich gefallen oder ganz offen Mord und Brand gegen die deutschen
Fremdlinge predigen.
In der That, der czechische Geist ist mehr grauenhaft als furchtbar, mehr
zurückstoßend als erschreckend und wir hoffen, das Jahrhundert der Humanität
werde wissen das Gespenst vergangener Jahrhunderte mit seinen Dreschflegeln,
Sensen und Morgensternen, mit seinen Feuerbränden und Flüchen zur Ehre der
alle Welt durchjubelnde» Freiheit kräftig genng niederzuhalten und zu vernichten.
—r.
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