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Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, I. Semester. II. Band.

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hurtiger Vernichtnngstrieb, ein grausamer und darum nicht heldenhafter Blutdurst
lechzt in jeder Zeile; und Dreschflegel, Morgensterne und Sensen erregen darin
ein grausiges Geklirr mitten nnter dem Freiheitsjubel des neunzehnten Jahrhun¬
derts. Das erste dieser Lieder, dem zugleich das Verdienst zukommt, tonange¬
bend gewesen zu sein nud das in seiner schamlosen Unflathigl'eit nicht wenig dazu
beigetragen, daß wie Giftschwämme ans Misthaufen tausend ähnliche hervorgc-
schvssen, ist das bekannte "Schnselkalied an das deutsche Parlament." Ich will
versuchen, so weit es der Anstand erlaubt, dasselbe deutsch mitzutheilen. Es lautet
wie folgt:


Schuselka schreibt uns eilig
Bom deutschen Reiche heilig,
Daß wir zu Hilf' den Deutschen kämen;
Die grimmt's im Bauche gräulich.
Deutsch Michle im Vereine!
Wir haben nichts gemeine!
Was ihr euch selber eingebrockt habt,
Das freßt euch nur alleine.

Das deutsche Land ist euer,
Doch uns bleibt Czechia theuer,
Blase nicht von Frankfurt in unsern Brei,
Sonst ist es nicht geheuer.

Frankfurt wird noch erschrecken
Und wird sein Haupt abdecken,
Wenn mit der Schnauz' der Ezechenlöwe
Nur erst wird um sich lecken.

Wenn der Hannak, Wallach, Slovak
Erst aufhebt seinen Stecken.

Ils) tsstina lentv,
Du neues Parlamente
Kriegst bald von uns eins zum Larircn,
Dann warte Kalcrament"!

Rechnet mau zu diesem Liede die in deutscher Sprache uuausdrückbare Ben-
gelhaftigteit und Flegelhaftigkeit hinzu, so kann man sich den fernen Schatten
eines Begriffes machen, auf welche Weise die Czechen ihr Müthchen zu kühlen
suchen.

Folgendes Lied zeigt uns, welchen hohen Begriff die Czechen von sich und
von der Nothwendigkeit haben, Deutschland anzugehören. Ist es nicht, als ob
Deutschland ohne Böhmen alle viere von sich strecken müßte?


Als wir gehörten zum Bundestag,
Ach, o weh, zum Bundestag,
War Deutschland ein Bursche von anderen Schlag.
Doch jetzt wurde es mager ach, o weh und ach,
Ganz so wie ein Flieglein ohnmächtig und schwach,
O weh, wie ein Flicglein so schwach.

hurtiger Vernichtnngstrieb, ein grausamer und darum nicht heldenhafter Blutdurst
lechzt in jeder Zeile; und Dreschflegel, Morgensterne und Sensen erregen darin
ein grausiges Geklirr mitten nnter dem Freiheitsjubel des neunzehnten Jahrhun¬
derts. Das erste dieser Lieder, dem zugleich das Verdienst zukommt, tonange¬
bend gewesen zu sein nud das in seiner schamlosen Unflathigl'eit nicht wenig dazu
beigetragen, daß wie Giftschwämme ans Misthaufen tausend ähnliche hervorgc-
schvssen, ist das bekannte „Schnselkalied an das deutsche Parlament." Ich will
versuchen, so weit es der Anstand erlaubt, dasselbe deutsch mitzutheilen. Es lautet
wie folgt:


Schuselka schreibt uns eilig
Bom deutschen Reiche heilig,
Daß wir zu Hilf' den Deutschen kämen;
Die grimmt's im Bauche gräulich.
Deutsch Michle im Vereine!
Wir haben nichts gemeine!
Was ihr euch selber eingebrockt habt,
Das freßt euch nur alleine.

Das deutsche Land ist euer,
Doch uns bleibt Czechia theuer,
Blase nicht von Frankfurt in unsern Brei,
Sonst ist es nicht geheuer.

Frankfurt wird noch erschrecken
Und wird sein Haupt abdecken,
Wenn mit der Schnauz' der Ezechenlöwe
Nur erst wird um sich lecken.

Wenn der Hannak, Wallach, Slovak
Erst aufhebt seinen Stecken.

Ils) tsstina lentv,
Du neues Parlamente
Kriegst bald von uns eins zum Larircn,
Dann warte Kalcrament«!

Rechnet mau zu diesem Liede die in deutscher Sprache uuausdrückbare Ben-
gelhaftigteit und Flegelhaftigkeit hinzu, so kann man sich den fernen Schatten
eines Begriffes machen, auf welche Weise die Czechen ihr Müthchen zu kühlen
suchen.

Folgendes Lied zeigt uns, welchen hohen Begriff die Czechen von sich und
von der Nothwendigkeit haben, Deutschland anzugehören. Ist es nicht, als ob
Deutschland ohne Böhmen alle viere von sich strecken müßte?


Als wir gehörten zum Bundestag,
Ach, o weh, zum Bundestag,
War Deutschland ein Bursche von anderen Schlag.
Doch jetzt wurde es mager ach, o weh und ach,
Ganz so wie ein Flieglein ohnmächtig und schwach,
O weh, wie ein Flicglein so schwach.

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[0477] hurtiger Vernichtnngstrieb, ein grausamer und darum nicht heldenhafter Blutdurst lechzt in jeder Zeile; und Dreschflegel, Morgensterne und Sensen erregen darin ein grausiges Geklirr mitten nnter dem Freiheitsjubel des neunzehnten Jahrhun¬ derts. Das erste dieser Lieder, dem zugleich das Verdienst zukommt, tonange¬ bend gewesen zu sein nud das in seiner schamlosen Unflathigl'eit nicht wenig dazu beigetragen, daß wie Giftschwämme ans Misthaufen tausend ähnliche hervorgc- schvssen, ist das bekannte „Schnselkalied an das deutsche Parlament." Ich will versuchen, so weit es der Anstand erlaubt, dasselbe deutsch mitzutheilen. Es lautet wie folgt: Schuselka schreibt uns eilig Bom deutschen Reiche heilig, Daß wir zu Hilf' den Deutschen kämen; Die grimmt's im Bauche gräulich. Deutsch Michle im Vereine! Wir haben nichts gemeine! Was ihr euch selber eingebrockt habt, Das freßt euch nur alleine. Das deutsche Land ist euer, Doch uns bleibt Czechia theuer, Blase nicht von Frankfurt in unsern Brei, Sonst ist es nicht geheuer. Frankfurt wird noch erschrecken Und wird sein Haupt abdecken, Wenn mit der Schnauz' der Ezechenlöwe Nur erst wird um sich lecken. Wenn der Hannak, Wallach, Slovak Erst aufhebt seinen Stecken. Ils) tsstina lentv, Du neues Parlamente Kriegst bald von uns eins zum Larircn, Dann warte Kalcrament«! Rechnet mau zu diesem Liede die in deutscher Sprache uuausdrückbare Ben- gelhaftigteit und Flegelhaftigkeit hinzu, so kann man sich den fernen Schatten eines Begriffes machen, auf welche Weise die Czechen ihr Müthchen zu kühlen suchen. Folgendes Lied zeigt uns, welchen hohen Begriff die Czechen von sich und von der Nothwendigkeit haben, Deutschland anzugehören. Ist es nicht, als ob Deutschland ohne Böhmen alle viere von sich strecken müßte? Als wir gehörten zum Bundestag, Ach, o weh, zum Bundestag, War Deutschland ein Bursche von anderen Schlag. Doch jetzt wurde es mager ach, o weh und ach, Ganz so wie ein Flieglein ohnmächtig und schwach, O weh, wie ein Flicglein so schwach.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341561_276205/477>, abgerufen am 26.06.2024.