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Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, I. Semester. II. Band.

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Ergänzungswahlen ist es anders geworden) diese Partei, die doch am Ende die Revolution
gemacht hat, fast allein in der Nationalverwaltung vertrat. Die beiden Staatsanwälte
konnten daher in einer so wichtigen Angelegenheit ohne den Justizminister, ja selbst ohne die
executive Gewalt nicht handeln. Sowohl hier wie dort schwankte man, autoristrtc aber
endlich doch, der Kammer den Antrag aus die gerichtliche Verfolgung Louis Alaun's
zu machen. Die Kammer ernennt eine Commission, diese entscheidet sich unter Jules
Favre's Vorsitze mit 15 Stimmen gegen 7 für die Untersuchung, gibt der Kammer
aber keine Gründe an und zwingt diese zu einer Art von Vertrauensvotum, das, ob¬
gleich mit geringer Majorität, aus Freisprechung lautete. Die meisten Minister
und unter andern auch Crvmicur, stimmten ganz unerwartet für Louis Blanc und am
andern Tage gaben die Herren Portalis, Generalprokurator, Landrin, Prokurator und
Jules Favre, Präsident der Untersuchungscommission, ihre Entlassung. Cremieux war
eigentlich nie bei irgend einer Partei beliebt und man sagt Portalis nach, daß er ihm längst
nach dem Portefeuille trachtete. Nachdem nnn alles vorüber war, wurden ans ein Mal von
einem Abgeordneten Paucr, offenbar einem Strohmann, Interpellationen gegen den Justiz-
minister gemacht. Die Dcmissionäre sagen dem Minister in's Gesicht, er habe ihnen seine Stütze
versprochen, und dieser glaubt die Ohrfeige dadurch zu pariren, daß er antwortet: "el wenn
das wahr wäre, was die Herrn sagen, wäre ich ja ein Lügner." Und Crvmicux mußte abdanken.

Das vorgestern votirte Gesetz gegen die Zusammenrottungen drückt die Physiog¬
nomie der Nationalversammlung deutlich aus. Einen so entschiedenen Schritt gegen
die Freiheit hat man sich so kurz nach der Juli-Revolution nicht erlaubt, und selbst
bei den berüchtigten, weit später erst gegebenen Septembergcsetzen, sind die Strafen
verhältnißmäßig weit geringer. Man kann, wenn man bei einem Straßenauflaus mit
Waffen in der Hand ergriffen wird, zu >" Jahren Gefängniß verurtheilt werden.
Die Folgen dieses Gesetzes sangen bereits an nachtheilig zu wirken, denn seit der
Revolution haben wir hier noch keine Zusammenrottungen gesehen wie die, welche seit
einigen Tagen, namentlich am Se. Denisthor stattfinden. Man kann sagen, daß die
,,Boutiquiers" dieses Gesetz veranlaßt haben, denn ihre Beschwerden über Stockung
der Geschäfte fallen bei der meist den Mittelstand repräsentirenden Kammer schwerer in
die Wage, als die der arbeitenden Klassen, woran zum Theil auch die falsche Berech¬
nung Schuld ist, daß die Krämer es sind, die den Arbeiter leben machen. Auch
unbewaffnete Versammlungen sind nicht erlaubt, und man hat in Deutschland daher
jetzt entschieden größere Freiheiten als in Frankreich. Daß diese Politik dem Geiste des
Volkes nicht entspricht, haben zum Theil die elf Ergänznngswahlcn im Seine-Departement
bewiesen, durch welche die regierende Partei, die des National, fast desavouirt und die demo¬
kratische sehr begünstigt wurde. Männer, wie Pierre Lervux, Proudhon, Lagrange und
Cansstdivre sind sür die Kammer von hoher Bedeutung. Daß eine gewisse Partei
Thiers wählte, kann eben nicht wunder", wenn man bedenkt, daß sie, der es vor
allen Dingen um Ruhe und stillen Lebensgenuß zu thun ist, noch weit lieber Louis
Philipp wählen würde. Vielleicht ist es auch nicht ganz bedeutungslos, daß man
Louis Bonaparte eben so oft als Thiers in Paris und in den Departements zum
Repräsentanten berufen hat. Welch' ein Vixluin c<inn"8nil">, dieses französische Volk!
Aber sein Kern ist und bleibt edel. Dies beweist unter andern auch die Wahl Cau-
sidiereS zum Ersten nnter den elf Deputirten. Fast die ganze Bourgeoisie ist gegen
ihn, denn er ist ein alter Eonspiratenr und Stock-Republikaner, aber man hat sich
von seiner Redlichkeit überzeugt und ihm allgemein diese ehrenvolle Genugthuung ge¬
geben. D'Akkon Shce, der bekannte Pair, der im vorigen Jahre im Luxemburg von
der Tribune herab erklärt hat, er sei weder Katholik noch Christ, hat in dem Club
der Nationalgarde vor acht Tagen dasselbe Glaubensbekenntnis! abgelegt und ist deshalb
Dr. V. nicht gewählt wordeu.




Verlag von Fr. LttVW. Herbig. -- Inder. Redacteure: I. Kaufmann u. Julia" Schmidt-
Druck von Friedrich Andrei.

Ergänzungswahlen ist es anders geworden) diese Partei, die doch am Ende die Revolution
gemacht hat, fast allein in der Nationalverwaltung vertrat. Die beiden Staatsanwälte
konnten daher in einer so wichtigen Angelegenheit ohne den Justizminister, ja selbst ohne die
executive Gewalt nicht handeln. Sowohl hier wie dort schwankte man, autoristrtc aber
endlich doch, der Kammer den Antrag aus die gerichtliche Verfolgung Louis Alaun's
zu machen. Die Kammer ernennt eine Commission, diese entscheidet sich unter Jules
Favre's Vorsitze mit 15 Stimmen gegen 7 für die Untersuchung, gibt der Kammer
aber keine Gründe an und zwingt diese zu einer Art von Vertrauensvotum, das, ob¬
gleich mit geringer Majorität, aus Freisprechung lautete. Die meisten Minister
und unter andern auch Crvmicur, stimmten ganz unerwartet für Louis Blanc und am
andern Tage gaben die Herren Portalis, Generalprokurator, Landrin, Prokurator und
Jules Favre, Präsident der Untersuchungscommission, ihre Entlassung. Cremieux war
eigentlich nie bei irgend einer Partei beliebt und man sagt Portalis nach, daß er ihm längst
nach dem Portefeuille trachtete. Nachdem nnn alles vorüber war, wurden ans ein Mal von
einem Abgeordneten Paucr, offenbar einem Strohmann, Interpellationen gegen den Justiz-
minister gemacht. Die Dcmissionäre sagen dem Minister in's Gesicht, er habe ihnen seine Stütze
versprochen, und dieser glaubt die Ohrfeige dadurch zu pariren, daß er antwortet: „el wenn
das wahr wäre, was die Herrn sagen, wäre ich ja ein Lügner." Und Crvmicux mußte abdanken.

Das vorgestern votirte Gesetz gegen die Zusammenrottungen drückt die Physiog¬
nomie der Nationalversammlung deutlich aus. Einen so entschiedenen Schritt gegen
die Freiheit hat man sich so kurz nach der Juli-Revolution nicht erlaubt, und selbst
bei den berüchtigten, weit später erst gegebenen Septembergcsetzen, sind die Strafen
verhältnißmäßig weit geringer. Man kann, wenn man bei einem Straßenauflaus mit
Waffen in der Hand ergriffen wird, zu >» Jahren Gefängniß verurtheilt werden.
Die Folgen dieses Gesetzes sangen bereits an nachtheilig zu wirken, denn seit der
Revolution haben wir hier noch keine Zusammenrottungen gesehen wie die, welche seit
einigen Tagen, namentlich am Se. Denisthor stattfinden. Man kann sagen, daß die
,,Boutiquiers" dieses Gesetz veranlaßt haben, denn ihre Beschwerden über Stockung
der Geschäfte fallen bei der meist den Mittelstand repräsentirenden Kammer schwerer in
die Wage, als die der arbeitenden Klassen, woran zum Theil auch die falsche Berech¬
nung Schuld ist, daß die Krämer es sind, die den Arbeiter leben machen. Auch
unbewaffnete Versammlungen sind nicht erlaubt, und man hat in Deutschland daher
jetzt entschieden größere Freiheiten als in Frankreich. Daß diese Politik dem Geiste des
Volkes nicht entspricht, haben zum Theil die elf Ergänznngswahlcn im Seine-Departement
bewiesen, durch welche die regierende Partei, die des National, fast desavouirt und die demo¬
kratische sehr begünstigt wurde. Männer, wie Pierre Lervux, Proudhon, Lagrange und
Cansstdivre sind sür die Kammer von hoher Bedeutung. Daß eine gewisse Partei
Thiers wählte, kann eben nicht wunder», wenn man bedenkt, daß sie, der es vor
allen Dingen um Ruhe und stillen Lebensgenuß zu thun ist, noch weit lieber Louis
Philipp wählen würde. Vielleicht ist es auch nicht ganz bedeutungslos, daß man
Louis Bonaparte eben so oft als Thiers in Paris und in den Departements zum
Repräsentanten berufen hat. Welch' ein Vixluin c<inn»8nil»>, dieses französische Volk!
Aber sein Kern ist und bleibt edel. Dies beweist unter andern auch die Wahl Cau-
sidiereS zum Ersten nnter den elf Deputirten. Fast die ganze Bourgeoisie ist gegen
ihn, denn er ist ein alter Eonspiratenr und Stock-Republikaner, aber man hat sich
von seiner Redlichkeit überzeugt und ihm allgemein diese ehrenvolle Genugthuung ge¬
geben. D'Akkon Shce, der bekannte Pair, der im vorigen Jahre im Luxemburg von
der Tribune herab erklärt hat, er sei weder Katholik noch Christ, hat in dem Club
der Nationalgarde vor acht Tagen dasselbe Glaubensbekenntnis! abgelegt und ist deshalb
Dr. V. nicht gewählt wordeu.




Verlag von Fr. LttVW. Herbig. — Inder. Redacteure: I. Kaufmann u. Julia» Schmidt-
Druck von Friedrich Andrei.
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[0462] Ergänzungswahlen ist es anders geworden) diese Partei, die doch am Ende die Revolution gemacht hat, fast allein in der Nationalverwaltung vertrat. Die beiden Staatsanwälte konnten daher in einer so wichtigen Angelegenheit ohne den Justizminister, ja selbst ohne die executive Gewalt nicht handeln. Sowohl hier wie dort schwankte man, autoristrtc aber endlich doch, der Kammer den Antrag aus die gerichtliche Verfolgung Louis Alaun's zu machen. Die Kammer ernennt eine Commission, diese entscheidet sich unter Jules Favre's Vorsitze mit 15 Stimmen gegen 7 für die Untersuchung, gibt der Kammer aber keine Gründe an und zwingt diese zu einer Art von Vertrauensvotum, das, ob¬ gleich mit geringer Majorität, aus Freisprechung lautete. Die meisten Minister und unter andern auch Crvmicur, stimmten ganz unerwartet für Louis Blanc und am andern Tage gaben die Herren Portalis, Generalprokurator, Landrin, Prokurator und Jules Favre, Präsident der Untersuchungscommission, ihre Entlassung. Cremieux war eigentlich nie bei irgend einer Partei beliebt und man sagt Portalis nach, daß er ihm längst nach dem Portefeuille trachtete. Nachdem nnn alles vorüber war, wurden ans ein Mal von einem Abgeordneten Paucr, offenbar einem Strohmann, Interpellationen gegen den Justiz- minister gemacht. Die Dcmissionäre sagen dem Minister in's Gesicht, er habe ihnen seine Stütze versprochen, und dieser glaubt die Ohrfeige dadurch zu pariren, daß er antwortet: „el wenn das wahr wäre, was die Herrn sagen, wäre ich ja ein Lügner." Und Crvmicux mußte abdanken. Das vorgestern votirte Gesetz gegen die Zusammenrottungen drückt die Physiog¬ nomie der Nationalversammlung deutlich aus. Einen so entschiedenen Schritt gegen die Freiheit hat man sich so kurz nach der Juli-Revolution nicht erlaubt, und selbst bei den berüchtigten, weit später erst gegebenen Septembergcsetzen, sind die Strafen verhältnißmäßig weit geringer. Man kann, wenn man bei einem Straßenauflaus mit Waffen in der Hand ergriffen wird, zu >» Jahren Gefängniß verurtheilt werden. Die Folgen dieses Gesetzes sangen bereits an nachtheilig zu wirken, denn seit der Revolution haben wir hier noch keine Zusammenrottungen gesehen wie die, welche seit einigen Tagen, namentlich am Se. Denisthor stattfinden. Man kann sagen, daß die ,,Boutiquiers" dieses Gesetz veranlaßt haben, denn ihre Beschwerden über Stockung der Geschäfte fallen bei der meist den Mittelstand repräsentirenden Kammer schwerer in die Wage, als die der arbeitenden Klassen, woran zum Theil auch die falsche Berech¬ nung Schuld ist, daß die Krämer es sind, die den Arbeiter leben machen. Auch unbewaffnete Versammlungen sind nicht erlaubt, und man hat in Deutschland daher jetzt entschieden größere Freiheiten als in Frankreich. Daß diese Politik dem Geiste des Volkes nicht entspricht, haben zum Theil die elf Ergänznngswahlcn im Seine-Departement bewiesen, durch welche die regierende Partei, die des National, fast desavouirt und die demo¬ kratische sehr begünstigt wurde. Männer, wie Pierre Lervux, Proudhon, Lagrange und Cansstdivre sind sür die Kammer von hoher Bedeutung. Daß eine gewisse Partei Thiers wählte, kann eben nicht wunder», wenn man bedenkt, daß sie, der es vor allen Dingen um Ruhe und stillen Lebensgenuß zu thun ist, noch weit lieber Louis Philipp wählen würde. Vielleicht ist es auch nicht ganz bedeutungslos, daß man Louis Bonaparte eben so oft als Thiers in Paris und in den Departements zum Repräsentanten berufen hat. Welch' ein Vixluin c<inn»8nil»>, dieses französische Volk! Aber sein Kern ist und bleibt edel. Dies beweist unter andern auch die Wahl Cau- sidiereS zum Ersten nnter den elf Deputirten. Fast die ganze Bourgeoisie ist gegen ihn, denn er ist ein alter Eonspiratenr und Stock-Republikaner, aber man hat sich von seiner Redlichkeit überzeugt und ihm allgemein diese ehrenvolle Genugthuung ge¬ geben. D'Akkon Shce, der bekannte Pair, der im vorigen Jahre im Luxemburg von der Tribune herab erklärt hat, er sei weder Katholik noch Christ, hat in dem Club der Nationalgarde vor acht Tagen dasselbe Glaubensbekenntnis! abgelegt und ist deshalb Dr. V. nicht gewählt wordeu. Verlag von Fr. LttVW. Herbig. — Inder. Redacteure: I. Kaufmann u. Julia» Schmidt- Druck von Friedrich Andrei.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341561_276205/462>, abgerufen am 26.06.2024.