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Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, I. Semester. II. Band.

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i.
^us London.

Di- Times über Deutschland. -- Der Bazor für'" deutsch- HoSpit-it. -- Emmers""'" Norlcsungen. --
Romane "on Lewis, Mr". Jomeson und Bulwer. -- Journale in der Süvsec. --
Neue Chartistcuaugst.

England ist , jetzt in Trauer gekleidet, weil es ein fürstliches Haupt verloren"),
und es meint, die Welt solle in Trauer gehen, weil sie es daraus anlegt, ohne Für¬
sten fertig zu werden. Die Times behandelt jetzt umständlich die Vorgänge auf dem
Continente, ja geht sogar in solche Details ein, von Moritz Hartmann'S schönem
Aeußern zu sprechen, eine Bemerkung, die es nie über seine eigenen Parlamentsmit¬
glieder hat laut werden lassen; aber mit Sympathie begleitet sie uns nicht auf dem
dornigen Wege zu politischer und individueller Freiheit. Die Maßregeln, die wir er¬
greifen, sind nicht, fest, nicht einig, nicht durchgreifend, bestimmt genug. Das Wollen
und wieder Nichtwollen, das Vorschreiten und Zurückgehen, der Parteienhaß, die Tren¬
nung zwischen Volk, Fürst und Staat, das alles setzt uns der Gefahr ans, die Achtung,
die der erste kühne Schlag in Berlin in allen Herzen erzeugt, wieder einzubüßen. Die
Times ist freilich acht immer consequent, und in letzter Zeit besonders sehr wankel-
müthig gewesen, und hat im Interesse des Prinzen von Preußen und Bunsen'S so
sonderbare Dinge zu Tage gebracht, daß in manchem englischen Herzen sehr wunder¬
licher, Verdacht ausstieg. Ueberdem vertheidigt sie daS Interesse der City, und da der
Handel bedeutend durch Deutschlands Vertheidigung Schleswig's gelitten hat, wollte
sie nie zugeben, daß eine Sache die billige und rechte'sei, die den Briten in seinem
Verkehr mit dem Continent störe und seine Finanzen beeinträchtige.

Der Bazar sür das deutsche Hospital hat statt gefunden; aber, wie sich erwarten
ließ, nur, ein mittelmäßiges Resultat geliefert. Der ganze Ertrag ist 1600 Pfd. Se.
von dieser Summe geht noch ein großer Theil auf die Unkosten. Wer aber konnte jetzt
viel an einen Bazar'denken? Und wer sollte kaufen? Auch fehlte Dr. Freund, und
mit ihm die Seele des Ganzen. Er liebte die Anstalt, die sein Geschöpf war, wie sein
eignes Kind; sie, die ihn von derselben entfernten, blicken auf dieselbe als auf einen
Gegenstand, in dem sich ihre Eitelkeit oder auch ihr Eigennutz spiegeln kann; ........ diese
Verschiedenheit des Interesses erzeugt auch die Verschiedenheit des Resultats. Man
gebe uns einen andern Gesandten, der keine Kirche und ihre Zukunft in seinem Ge-



") Prinzessin Sophie, die fünfte Tochter von Georg III., starb 71 J-Hre "le.
Ta g e b u ich.



i.
^us London.

Di- Times über Deutschland. — Der Bazor für'« deutsch- HoSpit-it. — Emmers"»'« Norlcsungen. —
Romane »on Lewis, Mr». Jomeson und Bulwer. — Journale in der Süvsec. —
Neue Chartistcuaugst.

England ist , jetzt in Trauer gekleidet, weil es ein fürstliches Haupt verloren"),
und es meint, die Welt solle in Trauer gehen, weil sie es daraus anlegt, ohne Für¬
sten fertig zu werden. Die Times behandelt jetzt umständlich die Vorgänge auf dem
Continente, ja geht sogar in solche Details ein, von Moritz Hartmann'S schönem
Aeußern zu sprechen, eine Bemerkung, die es nie über seine eigenen Parlamentsmit¬
glieder hat laut werden lassen; aber mit Sympathie begleitet sie uns nicht auf dem
dornigen Wege zu politischer und individueller Freiheit. Die Maßregeln, die wir er¬
greifen, sind nicht, fest, nicht einig, nicht durchgreifend, bestimmt genug. Das Wollen
und wieder Nichtwollen, das Vorschreiten und Zurückgehen, der Parteienhaß, die Tren¬
nung zwischen Volk, Fürst und Staat, das alles setzt uns der Gefahr ans, die Achtung,
die der erste kühne Schlag in Berlin in allen Herzen erzeugt, wieder einzubüßen. Die
Times ist freilich acht immer consequent, und in letzter Zeit besonders sehr wankel-
müthig gewesen, und hat im Interesse des Prinzen von Preußen und Bunsen'S so
sonderbare Dinge zu Tage gebracht, daß in manchem englischen Herzen sehr wunder¬
licher, Verdacht ausstieg. Ueberdem vertheidigt sie daS Interesse der City, und da der
Handel bedeutend durch Deutschlands Vertheidigung Schleswig's gelitten hat, wollte
sie nie zugeben, daß eine Sache die billige und rechte'sei, die den Briten in seinem
Verkehr mit dem Continent störe und seine Finanzen beeinträchtige.

Der Bazar sür das deutsche Hospital hat statt gefunden; aber, wie sich erwarten
ließ, nur, ein mittelmäßiges Resultat geliefert. Der ganze Ertrag ist 1600 Pfd. Se.
von dieser Summe geht noch ein großer Theil auf die Unkosten. Wer aber konnte jetzt
viel an einen Bazar'denken? Und wer sollte kaufen? Auch fehlte Dr. Freund, und
mit ihm die Seele des Ganzen. Er liebte die Anstalt, die sein Geschöpf war, wie sein
eignes Kind; sie, die ihn von derselben entfernten, blicken auf dieselbe als auf einen
Gegenstand, in dem sich ihre Eitelkeit oder auch ihr Eigennutz spiegeln kann; ........ diese
Verschiedenheit des Interesses erzeugt auch die Verschiedenheit des Resultats. Man
gebe uns einen andern Gesandten, der keine Kirche und ihre Zukunft in seinem Ge-



") Prinzessin Sophie, die fünfte Tochter von Georg III., starb 71 J-Hre «le.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341561_276205/453>, abgerufen am 26.06.2024.