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Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, I. Semester. II. Band.

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"Und ich bin kein Deutscher und auch kein Tölpel, wiewohl ich viel verschlief, blieb ich
doch in Czechien Herr.
Zweihundert Jahre hab' ich euch gedient, ihr habt mir nichts dafür gegeben. Nur das
schwäbische Gekröse und das soll der Teufel holen.
Zweihundert Jahr habe ich euch gedient, wie ein elender Tagelöhner. Ihr habt mir den
Braten aufgespcist und nur die Knötel gelassen.
Zweihundert Jahr habe ich euch gedient und ich hab' euch nichts gestohlen, nur eure
Weisheit und die gebe ich euch gerne zurück.
Zweihundert Jahr habe ich euch gedient. Niemand weifi eine Schuld auf mich, nur die
Prager Polizei und die verräth mich nicht.
Und wenn sie auch verrathen möchte -- und das kann sie nicht -- el! da möchten wir sie
durchklopfen, daß ihr die Haut abfiele.

2. S """ZV"" S""et""i" " in
Abschied des Böhmen ron deutschen Reiche.
Trennung, o Trennung ist eine schwere Sache, o wie fühlt das Herz den Schmerz, wenn
sich Böhmen von Deutschland trennen muß!
Als wir uns trennten, weinten wir beide, der Deutsche vergoß aus bittrem Leide, der
Czeche aus herzlicher Freude Thränen.
Ob du stirbst oder ich, so sterben wir doch nicht beide, wer siegen wird, bleibt Herr,
singt dem andern ein Amen und begräbt ihn.



„Und ich bin kein Deutscher und auch kein Tölpel, wiewohl ich viel verschlief, blieb ich
doch in Czechien Herr.
Zweihundert Jahre hab' ich euch gedient, ihr habt mir nichts dafür gegeben. Nur das
schwäbische Gekröse und das soll der Teufel holen.
Zweihundert Jahr habe ich euch gedient, wie ein elender Tagelöhner. Ihr habt mir den
Braten aufgespcist und nur die Knötel gelassen.
Zweihundert Jahr habe ich euch gedient und ich hab' euch nichts gestohlen, nur eure
Weisheit und die gebe ich euch gerne zurück.
Zweihundert Jahr habe ich euch gedient. Niemand weifi eine Schuld auf mich, nur die
Prager Polizei und die verräth mich nicht.
Und wenn sie auch verrathen möchte — und das kann sie nicht — el! da möchten wir sie
durchklopfen, daß ihr die Haut abfiele.

2. S «»«ZV«» S««et»«i» « in
Abschied des Böhmen ron deutschen Reiche.
Trennung, o Trennung ist eine schwere Sache, o wie fühlt das Herz den Schmerz, wenn
sich Böhmen von Deutschland trennen muß!
Als wir uns trennten, weinten wir beide, der Deutsche vergoß aus bittrem Leide, der
Czeche aus herzlicher Freude Thränen.
Ob du stirbst oder ich, so sterben wir doch nicht beide, wer siegen wird, bleibt Herr,
singt dem andern ein Amen und begräbt ihn.



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[0398] „Und ich bin kein Deutscher und auch kein Tölpel, wiewohl ich viel verschlief, blieb ich doch in Czechien Herr. Zweihundert Jahre hab' ich euch gedient, ihr habt mir nichts dafür gegeben. Nur das schwäbische Gekröse und das soll der Teufel holen. Zweihundert Jahr habe ich euch gedient, wie ein elender Tagelöhner. Ihr habt mir den Braten aufgespcist und nur die Knötel gelassen. Zweihundert Jahr habe ich euch gedient und ich hab' euch nichts gestohlen, nur eure Weisheit und die gebe ich euch gerne zurück. Zweihundert Jahr habe ich euch gedient. Niemand weifi eine Schuld auf mich, nur die Prager Polizei und die verräth mich nicht. Und wenn sie auch verrathen möchte — und das kann sie nicht — el! da möchten wir sie durchklopfen, daß ihr die Haut abfiele. 2. S «»«ZV«» S««et»«i» « in Abschied des Böhmen ron deutschen Reiche. Trennung, o Trennung ist eine schwere Sache, o wie fühlt das Herz den Schmerz, wenn sich Böhmen von Deutschland trennen muß! Als wir uns trennten, weinten wir beide, der Deutsche vergoß aus bittrem Leide, der Czeche aus herzlicher Freude Thränen. Ob du stirbst oder ich, so sterben wir doch nicht beide, wer siegen wird, bleibt Herr, singt dem andern ein Amen und begräbt ihn.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341561_276205/398>, abgerufen am 26.06.2024.