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Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, I. Semester. II. Band.

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hier, welches Ost- und Westpreußen, die dalmatische Küste und Jstrien, ja sogar
Böhmen nicht gutwillig herausgeben wird. Am Ausgange des Kampfes wird
kein Slave zweifeln, aber--

Habt ihr, meine Landsleute, die erhabene Rolle bedacht, die bei solchem
welthistorischen Kampf euch zufiele? Ihr habt den Beruf des Vorkämpfers für die
Mutter slawa. Böhmen ist der vorgestreckte Schild des Slaventhums, auf den
alle Blitzstrahlen des europäischen Gewitters fallen müssen: es ist der verlorene
Wachtposten am äußersten Reichsende; es wird die erste und letzte Wahlstatt sei",
auf der Osten und Westen die Völkerschlacht schlagen. Der Rand des Schildes
wird, zugleich mit dem Abfalle Wiens, brechen. Die Berge im Norden und We¬
sten Böhmens werden sich, da sie hartnäckig deutsch sind, zuerst losreißen und für
euch in feindliche Wälle verwandeln. Ihr steht dann inmitten einer Beste, deren
unersteigbare Mauern, Zinnen und Citadellen sich in der Hand des Njemetz be¬
finden. Nur über euern Leib kann der siegreiche Deutsche in's Herz Sloveuias
vordringen und auf euern Feldern muß der siegreiche Slave den entscheidende"
Strauß fechten, ehe er in das Herz Deutschlands vorrücken darf. Die Loose
mögen fallen, wie sie wollen, so wird Böhmen das Brandopfer, wird der czechische
Thalkessel die Opferschale sein, die von deutschen und czechischem Blute schwellen
wird. Möglich sogar, daß Böhmen zuletzt doch dem Deutschen wird müssen ge¬
opfert werden, zur Ausgleichung für andere Erwerbungen, welche die Abrundung
Westslaviens nothwendig macht. Selbst in diesem Falle bleibt euch der Trost,
nicht eigennützig für euch selbst gestritten zu habe", sondern der Leonidas des
Allslaventhums gewesen zu sein; wie vor 200 Jahren bleibt euch doch wieder der
Traum künftiger Rache nud die elegische Sympathie eurer Brüder. Segnen wer¬
den euch Groß- und Kleinrussen, preise" werden euch Hamaker und Kassuben, der
Croat und der Serbe wird vou euch hören. Ja, slawa wird siegen und ihr
werdet fallen, aber ewig leben im Gesang des tonischen Kosaken!
'

Seid ihr bereit zu diesem Martyrthum?


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hier, welches Ost- und Westpreußen, die dalmatische Küste und Jstrien, ja sogar
Böhmen nicht gutwillig herausgeben wird. Am Ausgange des Kampfes wird
kein Slave zweifeln, aber--

Habt ihr, meine Landsleute, die erhabene Rolle bedacht, die bei solchem
welthistorischen Kampf euch zufiele? Ihr habt den Beruf des Vorkämpfers für die
Mutter slawa. Böhmen ist der vorgestreckte Schild des Slaventhums, auf den
alle Blitzstrahlen des europäischen Gewitters fallen müssen: es ist der verlorene
Wachtposten am äußersten Reichsende; es wird die erste und letzte Wahlstatt sei»,
auf der Osten und Westen die Völkerschlacht schlagen. Der Rand des Schildes
wird, zugleich mit dem Abfalle Wiens, brechen. Die Berge im Norden und We¬
sten Böhmens werden sich, da sie hartnäckig deutsch sind, zuerst losreißen und für
euch in feindliche Wälle verwandeln. Ihr steht dann inmitten einer Beste, deren
unersteigbare Mauern, Zinnen und Citadellen sich in der Hand des Njemetz be¬
finden. Nur über euern Leib kann der siegreiche Deutsche in's Herz Sloveuias
vordringen und auf euern Feldern muß der siegreiche Slave den entscheidende»
Strauß fechten, ehe er in das Herz Deutschlands vorrücken darf. Die Loose
mögen fallen, wie sie wollen, so wird Böhmen das Brandopfer, wird der czechische
Thalkessel die Opferschale sein, die von deutschen und czechischem Blute schwellen
wird. Möglich sogar, daß Böhmen zuletzt doch dem Deutschen wird müssen ge¬
opfert werden, zur Ausgleichung für andere Erwerbungen, welche die Abrundung
Westslaviens nothwendig macht. Selbst in diesem Falle bleibt euch der Trost,
nicht eigennützig für euch selbst gestritten zu habe», sondern der Leonidas des
Allslaventhums gewesen zu sein; wie vor 200 Jahren bleibt euch doch wieder der
Traum künftiger Rache nud die elegische Sympathie eurer Brüder. Segnen wer¬
den euch Groß- und Kleinrussen, preise» werden euch Hamaker und Kassuben, der
Croat und der Serbe wird vou euch hören. Ja, slawa wird siegen und ihr
werdet fallen, aber ewig leben im Gesang des tonischen Kosaken!
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Seid ihr bereit zu diesem Martyrthum?





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[0330] hier, welches Ost- und Westpreußen, die dalmatische Küste und Jstrien, ja sogar Böhmen nicht gutwillig herausgeben wird. Am Ausgange des Kampfes wird kein Slave zweifeln, aber-- Habt ihr, meine Landsleute, die erhabene Rolle bedacht, die bei solchem welthistorischen Kampf euch zufiele? Ihr habt den Beruf des Vorkämpfers für die Mutter slawa. Böhmen ist der vorgestreckte Schild des Slaventhums, auf den alle Blitzstrahlen des europäischen Gewitters fallen müssen: es ist der verlorene Wachtposten am äußersten Reichsende; es wird die erste und letzte Wahlstatt sei», auf der Osten und Westen die Völkerschlacht schlagen. Der Rand des Schildes wird, zugleich mit dem Abfalle Wiens, brechen. Die Berge im Norden und We¬ sten Böhmens werden sich, da sie hartnäckig deutsch sind, zuerst losreißen und für euch in feindliche Wälle verwandeln. Ihr steht dann inmitten einer Beste, deren unersteigbare Mauern, Zinnen und Citadellen sich in der Hand des Njemetz be¬ finden. Nur über euern Leib kann der siegreiche Deutsche in's Herz Sloveuias vordringen und auf euern Feldern muß der siegreiche Slave den entscheidende» Strauß fechten, ehe er in das Herz Deutschlands vorrücken darf. Die Loose mögen fallen, wie sie wollen, so wird Böhmen das Brandopfer, wird der czechische Thalkessel die Opferschale sein, die von deutschen und czechischem Blute schwellen wird. Möglich sogar, daß Böhmen zuletzt doch dem Deutschen wird müssen ge¬ opfert werden, zur Ausgleichung für andere Erwerbungen, welche die Abrundung Westslaviens nothwendig macht. Selbst in diesem Falle bleibt euch der Trost, nicht eigennützig für euch selbst gestritten zu habe», sondern der Leonidas des Allslaventhums gewesen zu sein; wie vor 200 Jahren bleibt euch doch wieder der Traum künftiger Rache nud die elegische Sympathie eurer Brüder. Segnen wer¬ den euch Groß- und Kleinrussen, preise» werden euch Hamaker und Kassuben, der Croat und der Serbe wird vou euch hören. Ja, slawa wird siegen und ihr werdet fallen, aber ewig leben im Gesang des tonischen Kosaken! ' Seid ihr bereit zu diesem Martyrthum? —

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341561_276205/330>, abgerufen am 26.06.2024.