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Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, I. Semester. II. Band.

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kostet der russischen Regierung seefertig bei der Ankunft in Kronstäbe nicht ganz
600,000 Dollar. Ihr Erbauer, der russische Oberst - Capitän S. ist übrigens,
nebenbei bemerkt, kein Mecklenburger, sondern ein Finnländer.

Schwere Kriegsschiffe von 18 bis 20 Fuß Tiefe kann man in Hamburg und
Bremen wegen der Seichtheit des Hafens nicht bauen. Die Ostseehäfen Kiel
und Eckernförde sind ihrer Lage und Tiefe wegen dazu anzurathen.

Vielleicht werden diese flüchtige" Andeutungen dazu dienen, das Mißliche
einer schnellen Bewaffnung unserer Kauffahrteischiffe hervorzuheben. Es ist in
Zeiten der Noth gut, wenn man sich keinen sanguinischen Hoffnungen hingibt.
Die Seekraft, welche nöthig ist, um unsere Häfen gegen einzelne Kriegsschiffe
zu vertheidigen, vermögen wir wohl aufzuwenden, wenn uns einige Monate dazu
bleiben. Wir haben aber Hoffnung, daß in Bezug auf Dänemark dies für den
Augenblick unnöthig und das Ende dieses seltsamen Kriegszustandes nahe ist. Ueber
das Interesse aber, welches die öffentliche Meinung jetzt für unsere Seeverhält¬
nisse hat, wollen wir uns in sofern freuen, als es, auf praktischen Weg geleitet,
dazu dienen kann, uns allmälig eine gesunde, unseren Verhältnissen angemessene
Marine-Kraft zu geben. Was wir in deu ersten Jahren erreichen können, ist:

>) Eine Befestigung unserer Häfen dnrch starke Küstenbatterien und Kano¬
nenböte.

2) Bau von etwa zwei Kriegsschiffen, einer Fregatte und einer großen
Korvette, welche eine Pflanzschule abgeben sollen für Offiziere und Kriegsmatrosen.

3) Ein Zuschuß ans Staatsmitteln für die Privatleute und Compagnien,
welche Dampfschiffe zum Packetdienst oder andern Handelszwecken bauen, unter
der Bedingung, daß dieselben mit Rücksicht ans die Bewaffnung im Falle eines
Krieges cvnsiruirt werden.

4) Depots für die Aufbewahrung des nöthigen Materials in deu betreffen¬
den Häfen.

Hoffen wir, daß die in wenig Tagen zusammentretende Commission dazu bei¬
trage, die erwachte Seeluft der Deutschen auf verständige Weise zu leiten. Znlejzt
soll nicht vergessen werden, daß Preußen, dessen frühere Regierung auch ihrer
Seerüstungen wegen so häufig bespöttelt wurde, der einzige Staat war, der etwas
Wesentliches sür eine deutsche Bewaffnung der Nord- und Ostsee gethan hat.


G. L.


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kostet der russischen Regierung seefertig bei der Ankunft in Kronstäbe nicht ganz
600,000 Dollar. Ihr Erbauer, der russische Oberst - Capitän S. ist übrigens,
nebenbei bemerkt, kein Mecklenburger, sondern ein Finnländer.

Schwere Kriegsschiffe von 18 bis 20 Fuß Tiefe kann man in Hamburg und
Bremen wegen der Seichtheit des Hafens nicht bauen. Die Ostseehäfen Kiel
und Eckernförde sind ihrer Lage und Tiefe wegen dazu anzurathen.

Vielleicht werden diese flüchtige» Andeutungen dazu dienen, das Mißliche
einer schnellen Bewaffnung unserer Kauffahrteischiffe hervorzuheben. Es ist in
Zeiten der Noth gut, wenn man sich keinen sanguinischen Hoffnungen hingibt.
Die Seekraft, welche nöthig ist, um unsere Häfen gegen einzelne Kriegsschiffe
zu vertheidigen, vermögen wir wohl aufzuwenden, wenn uns einige Monate dazu
bleiben. Wir haben aber Hoffnung, daß in Bezug auf Dänemark dies für den
Augenblick unnöthig und das Ende dieses seltsamen Kriegszustandes nahe ist. Ueber
das Interesse aber, welches die öffentliche Meinung jetzt für unsere Seeverhält¬
nisse hat, wollen wir uns in sofern freuen, als es, auf praktischen Weg geleitet,
dazu dienen kann, uns allmälig eine gesunde, unseren Verhältnissen angemessene
Marine-Kraft zu geben. Was wir in deu ersten Jahren erreichen können, ist:

>) Eine Befestigung unserer Häfen dnrch starke Küstenbatterien und Kano¬
nenböte.

2) Bau von etwa zwei Kriegsschiffen, einer Fregatte und einer großen
Korvette, welche eine Pflanzschule abgeben sollen für Offiziere und Kriegsmatrosen.

3) Ein Zuschuß ans Staatsmitteln für die Privatleute und Compagnien,
welche Dampfschiffe zum Packetdienst oder andern Handelszwecken bauen, unter
der Bedingung, daß dieselben mit Rücksicht ans die Bewaffnung im Falle eines
Krieges cvnsiruirt werden.

4) Depots für die Aufbewahrung des nöthigen Materials in deu betreffen¬
den Häfen.

Hoffen wir, daß die in wenig Tagen zusammentretende Commission dazu bei¬
trage, die erwachte Seeluft der Deutschen auf verständige Weise zu leiten. Znlejzt
soll nicht vergessen werden, daß Preußen, dessen frühere Regierung auch ihrer
Seerüstungen wegen so häufig bespöttelt wurde, der einzige Staat war, der etwas
Wesentliches sür eine deutsche Bewaffnung der Nord- und Ostsee gethan hat.


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[0293] kostet der russischen Regierung seefertig bei der Ankunft in Kronstäbe nicht ganz 600,000 Dollar. Ihr Erbauer, der russische Oberst - Capitän S. ist übrigens, nebenbei bemerkt, kein Mecklenburger, sondern ein Finnländer. Schwere Kriegsschiffe von 18 bis 20 Fuß Tiefe kann man in Hamburg und Bremen wegen der Seichtheit des Hafens nicht bauen. Die Ostseehäfen Kiel und Eckernförde sind ihrer Lage und Tiefe wegen dazu anzurathen. Vielleicht werden diese flüchtige» Andeutungen dazu dienen, das Mißliche einer schnellen Bewaffnung unserer Kauffahrteischiffe hervorzuheben. Es ist in Zeiten der Noth gut, wenn man sich keinen sanguinischen Hoffnungen hingibt. Die Seekraft, welche nöthig ist, um unsere Häfen gegen einzelne Kriegsschiffe zu vertheidigen, vermögen wir wohl aufzuwenden, wenn uns einige Monate dazu bleiben. Wir haben aber Hoffnung, daß in Bezug auf Dänemark dies für den Augenblick unnöthig und das Ende dieses seltsamen Kriegszustandes nahe ist. Ueber das Interesse aber, welches die öffentliche Meinung jetzt für unsere Seeverhält¬ nisse hat, wollen wir uns in sofern freuen, als es, auf praktischen Weg geleitet, dazu dienen kann, uns allmälig eine gesunde, unseren Verhältnissen angemessene Marine-Kraft zu geben. Was wir in deu ersten Jahren erreichen können, ist: >) Eine Befestigung unserer Häfen dnrch starke Küstenbatterien und Kano¬ nenböte. 2) Bau von etwa zwei Kriegsschiffen, einer Fregatte und einer großen Korvette, welche eine Pflanzschule abgeben sollen für Offiziere und Kriegsmatrosen. 3) Ein Zuschuß ans Staatsmitteln für die Privatleute und Compagnien, welche Dampfschiffe zum Packetdienst oder andern Handelszwecken bauen, unter der Bedingung, daß dieselben mit Rücksicht ans die Bewaffnung im Falle eines Krieges cvnsiruirt werden. 4) Depots für die Aufbewahrung des nöthigen Materials in deu betreffen¬ den Häfen. Hoffen wir, daß die in wenig Tagen zusammentretende Commission dazu bei¬ trage, die erwachte Seeluft der Deutschen auf verständige Weise zu leiten. Znlejzt soll nicht vergessen werden, daß Preußen, dessen frühere Regierung auch ihrer Seerüstungen wegen so häufig bespöttelt wurde, der einzige Staat war, der etwas Wesentliches sür eine deutsche Bewaffnung der Nord- und Ostsee gethan hat. G. L. 37*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341561_276205/293>, abgerufen am 26.06.2024.