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Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, I. Semester. II. Band.

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gegenseitig schimpfen oder verdächtigen, und jede Anreizung zur Uneinigkeit zurückweisen,
komme sie von Freund oder Feind. Das ist jetzt der wahre Beruf des Vaterlandsfreun-
des, die Parteien zu vermitteln.

In Stuttgart erhält sich fortwährend die öffentliche Ruhe, zur Ehre aller Fractio-
nen sei es gesagt, aufrecht. Weder Aufläufe noch Demonstrationen haben seit dem
Crawall wegen des Untcrofficicrs Gartenrieht (welcher übrigens freigesprochen worden
ist) stattgefunden. Die Wahlen sind in Ordnung vor sich gegangen, größtentheils im
Sinne der monarchisch-constitutionellen Majorität. Stuttgart sendet nach Frankfurt den
Chef des Cultus, v". Paul Pfitzcr; als Ersatzmann ist Banquier Federcr gewählt,
früheres Mitglied der Kammer-Opposition, ein Mann, dessen redlicher Wille höher, als
seine Fähigkeit sür diese Sendung, zu veranschlagen. Leider ist l>>. Strauß im Lud"
wigsburger Wahlkampfe unterlegen. Die meisten Angehörigen dieses Bezirks sind Pie¬
tisten erster Classe mit Eichenlaub. Der von ihnen gewählte Cil. Hoffmann, protestan¬
tischer Geistlicher, angestellt im sogenannten Salon, einer pietistischen Erziehungsanstalt
bei Ludwigsburg, hat durch ein Wunder obgesiegt. In der Nacht vor dem Entschei-
dungstagc erschien ihm Jesus Christus, legte die Hand aus sein Haupt und sagte: "Du
bist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe. Ich gebe Dir meine Stimme
zur Frankfurter Versammlung." Die Erzählung dieses Traumes vermehrte den fana¬
tischen Eifer der Gläubigen für einen Mann, den der heilige Geist bis zur Verfinste¬
rung beschattet hat; Strauß mußte sich mit dem moralischen Siege begnügen, den er,
ein neuer Daniel, in dieser Löwengrube gefeiert hat. Am Meisten wurde er von den
durchgängig intelligenten Ludwigsburgern und von den katholischen Wählern unterstützt.
Die naive Erklärung Hoffmann's, wodurch er alle die Rechte und Freiheiten, zu deren
Vertretung er nach Frankfurt geht, als unpassend sür unsere Zeit bezeichnete, wäre
wirklich sehr komisch, wenn sie nicht sehr traurig wäre. Wolfgang Mentzel hat sich
ebenfalls um eine Abgeordnetenstelle beworben, fand aber, unseres Wissens, keinen Anklang.

Als Curiosum führe ich Ihnen die Adresse einer würtembergischen Gemeinde an,
welche sich feierlichst gegen demokratische Tendenzen verwahrt. Die Volksbewaffnung
ist noch nicht in's Reine gebracht; immer noch gibt es Exclusive, die eine Eintheilung
nach dem Gewichte des Geldbeutels wünschen. Es haben sich dieser Tage wieder ihrer
Zwanzig in dieser Richtung blamirt. -- Der Redacteur des kürzlich erwähnten Eulen¬
spiegels, Pfau, hat vergangene Woche Gelegenheit gehabt, Stoff zu einem Kommentar
über Preßfreiheit zu sammeln. Da er nämlich, in freilich zu sehr auf die Spitze ge¬
triebener Konsequenz, mehrere gekrönte Häupter mit etwas unzarten satyrischen Anspie¬
lungen anfiel und dabei selbst hiesige Verhältnisse uicht schonte, empfing er einen Be¬
such von sechs Weingärtucrn, den Schildhaltern der Stuttgarter Loyalität, welche ihm
sowohl, wie seinem Mobiliar eine vollständige Zerschlagung androhten, sofern er sei¬
nen Witzen nicht eine bessere Wendung gäbe. O Deutschland, jetzt brauchst du kein
Reprcssivgesetz mehr; stelle nur neben jeden Literaten eine 'dergleichen handfeste Nach-
ccnsur, ein Pendant zum Thadden'scheu Galgen, hin! Alles Unglück rührt ja ohnehin,
wie so Viele gegenwärtig behaupten, von den Literaten her, die ihre Meinung offen
sagen und dadurch das Volk aufreizen! --

Schließlich erwähne ich eine Zeitung, welche unter der Redaction eines Dr. Rieß
als deutsches Volksblatt mit dem 1. Mai in's Leben treten soll. Der Prospect
verspricht Vermittelung der politischen Kämpfe; die Vertretung katholischer Interessen
scheint uns im Hintergrunde zu stehen. 5?"us vel-ran"! -- Vor vierzehn Tagen starb
hier die seit achtzehn Monaten geisteskranke Schauspielerin Mad. Wittmann, ehedem eiir


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gegenseitig schimpfen oder verdächtigen, und jede Anreizung zur Uneinigkeit zurückweisen,
komme sie von Freund oder Feind. Das ist jetzt der wahre Beruf des Vaterlandsfreun-
des, die Parteien zu vermitteln.

In Stuttgart erhält sich fortwährend die öffentliche Ruhe, zur Ehre aller Fractio-
nen sei es gesagt, aufrecht. Weder Aufläufe noch Demonstrationen haben seit dem
Crawall wegen des Untcrofficicrs Gartenrieht (welcher übrigens freigesprochen worden
ist) stattgefunden. Die Wahlen sind in Ordnung vor sich gegangen, größtentheils im
Sinne der monarchisch-constitutionellen Majorität. Stuttgart sendet nach Frankfurt den
Chef des Cultus, v». Paul Pfitzcr; als Ersatzmann ist Banquier Federcr gewählt,
früheres Mitglied der Kammer-Opposition, ein Mann, dessen redlicher Wille höher, als
seine Fähigkeit sür diese Sendung, zu veranschlagen. Leider ist l>>. Strauß im Lud»
wigsburger Wahlkampfe unterlegen. Die meisten Angehörigen dieses Bezirks sind Pie¬
tisten erster Classe mit Eichenlaub. Der von ihnen gewählte Cil. Hoffmann, protestan¬
tischer Geistlicher, angestellt im sogenannten Salon, einer pietistischen Erziehungsanstalt
bei Ludwigsburg, hat durch ein Wunder obgesiegt. In der Nacht vor dem Entschei-
dungstagc erschien ihm Jesus Christus, legte die Hand aus sein Haupt und sagte: „Du
bist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe. Ich gebe Dir meine Stimme
zur Frankfurter Versammlung." Die Erzählung dieses Traumes vermehrte den fana¬
tischen Eifer der Gläubigen für einen Mann, den der heilige Geist bis zur Verfinste¬
rung beschattet hat; Strauß mußte sich mit dem moralischen Siege begnügen, den er,
ein neuer Daniel, in dieser Löwengrube gefeiert hat. Am Meisten wurde er von den
durchgängig intelligenten Ludwigsburgern und von den katholischen Wählern unterstützt.
Die naive Erklärung Hoffmann's, wodurch er alle die Rechte und Freiheiten, zu deren
Vertretung er nach Frankfurt geht, als unpassend sür unsere Zeit bezeichnete, wäre
wirklich sehr komisch, wenn sie nicht sehr traurig wäre. Wolfgang Mentzel hat sich
ebenfalls um eine Abgeordnetenstelle beworben, fand aber, unseres Wissens, keinen Anklang.

Als Curiosum führe ich Ihnen die Adresse einer würtembergischen Gemeinde an,
welche sich feierlichst gegen demokratische Tendenzen verwahrt. Die Volksbewaffnung
ist noch nicht in's Reine gebracht; immer noch gibt es Exclusive, die eine Eintheilung
nach dem Gewichte des Geldbeutels wünschen. Es haben sich dieser Tage wieder ihrer
Zwanzig in dieser Richtung blamirt. — Der Redacteur des kürzlich erwähnten Eulen¬
spiegels, Pfau, hat vergangene Woche Gelegenheit gehabt, Stoff zu einem Kommentar
über Preßfreiheit zu sammeln. Da er nämlich, in freilich zu sehr auf die Spitze ge¬
triebener Konsequenz, mehrere gekrönte Häupter mit etwas unzarten satyrischen Anspie¬
lungen anfiel und dabei selbst hiesige Verhältnisse uicht schonte, empfing er einen Be¬
such von sechs Weingärtucrn, den Schildhaltern der Stuttgarter Loyalität, welche ihm
sowohl, wie seinem Mobiliar eine vollständige Zerschlagung androhten, sofern er sei¬
nen Witzen nicht eine bessere Wendung gäbe. O Deutschland, jetzt brauchst du kein
Reprcssivgesetz mehr; stelle nur neben jeden Literaten eine 'dergleichen handfeste Nach-
ccnsur, ein Pendant zum Thadden'scheu Galgen, hin! Alles Unglück rührt ja ohnehin,
wie so Viele gegenwärtig behaupten, von den Literaten her, die ihre Meinung offen
sagen und dadurch das Volk aufreizen! —

Schließlich erwähne ich eine Zeitung, welche unter der Redaction eines Dr. Rieß
als deutsches Volksblatt mit dem 1. Mai in's Leben treten soll. Der Prospect
verspricht Vermittelung der politischen Kämpfe; die Vertretung katholischer Interessen
scheint uns im Hintergrunde zu stehen. 5?»us vel-ran»! — Vor vierzehn Tagen starb
hier die seit achtzehn Monaten geisteskranke Schauspielerin Mad. Wittmann, ehedem eiir


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341561_276205/193>, abgerufen am 29.06.2024.