Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, I. Semester. II. Band.wird alsdann eine von den zwei Möglichkeiten eintreten: entweder fangen die So ist die Lage; was ist nnn aber unter diesen Umständen zu thun? Daß mit Einverleibung der deutscheu Kreise trotz des Widerspruchs der Po¬ Wenn die deutsche Nationalversammlung zusammengetreten ist, wird Preußen 5. wird alsdann eine von den zwei Möglichkeiten eintreten: entweder fangen die So ist die Lage; was ist nnn aber unter diesen Umständen zu thun? Daß mit Einverleibung der deutscheu Kreise trotz des Widerspruchs der Po¬ Wenn die deutsche Nationalversammlung zusammengetreten ist, wird Preußen 5. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0162" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/276368"/> <p xml:id="ID_548" prev="#ID_547"> wird alsdann eine von den zwei Möglichkeiten eintreten: entweder fangen die<lb/> freigelassenen Polen ohne Weiteres einen Krieg mit den Russen an, sie werden<lb/> geschlagen und Posen wird eine russische Festung, wenn sich nicht Preußen eben¬<lb/> falls in einen Krieg mit Rußland einlassen wollte, der ebenso zwecklos als gefähr¬<lb/> lich wäre. Oder die panslavistischen Tendenzen, die jetzt schon von mehreren<lb/> Häuptern der polnischen Partei — z. B. Herrn v. Nigolewski mit unerhörter<lb/> Frechheit laut ausgesprochen werden, gewinnen in Posen die Oberhand; es wird<lb/> in Posen ohne Weiteres die russische Regierung ausgerufen und wir haben einem<lb/> Feinde eine unserer wichtigsten Schutzwaffen geradezu ausgeliefert.</p><lb/> <p xml:id="ID_549"> So ist die Lage; was ist nnn aber unter diesen Umständen zu thun?</p><lb/> <p xml:id="ID_550"> Daß mit Einverleibung der deutscheu Kreise trotz des Widerspruchs der Po¬<lb/> len augenblicklich und mit der größten Energie fortgeschritten werden muß, unter¬<lb/> liegt keinem Zweifel. Eben so darf die militärische Occupation der Provinz in<lb/> Verhältnissen, die dem Kriegszustande so nahe kommen als möglich, nicht ausge¬<lb/> geben werden. Endlich ist ein genaues Einverständnis) mit Oestreich in Bezie¬<lb/> hung ans die polnische Frage die einzige Möglichkeit einer entschiedenen Haltung<lb/> in einer Zeit, wo die Fortdauer eines preußischen Staates überhaupt in Frage<lb/> gestellt ist.</p><lb/> <p xml:id="ID_551"> Wenn die deutsche Nationalversammlung zusammengetreten ist, wird Preußen<lb/> mit Freuden die Last einer Verantwortlichkeit, die es allein nicht mehr zu tragen<lb/> im Stande ist, auf die Schultern des Gesammtvaterlandes wälzen.</p><lb/> <note type="byline"> 5.</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0162]
wird alsdann eine von den zwei Möglichkeiten eintreten: entweder fangen die
freigelassenen Polen ohne Weiteres einen Krieg mit den Russen an, sie werden
geschlagen und Posen wird eine russische Festung, wenn sich nicht Preußen eben¬
falls in einen Krieg mit Rußland einlassen wollte, der ebenso zwecklos als gefähr¬
lich wäre. Oder die panslavistischen Tendenzen, die jetzt schon von mehreren
Häuptern der polnischen Partei — z. B. Herrn v. Nigolewski mit unerhörter
Frechheit laut ausgesprochen werden, gewinnen in Posen die Oberhand; es wird
in Posen ohne Weiteres die russische Regierung ausgerufen und wir haben einem
Feinde eine unserer wichtigsten Schutzwaffen geradezu ausgeliefert.
So ist die Lage; was ist nnn aber unter diesen Umständen zu thun?
Daß mit Einverleibung der deutscheu Kreise trotz des Widerspruchs der Po¬
len augenblicklich und mit der größten Energie fortgeschritten werden muß, unter¬
liegt keinem Zweifel. Eben so darf die militärische Occupation der Provinz in
Verhältnissen, die dem Kriegszustande so nahe kommen als möglich, nicht ausge¬
geben werden. Endlich ist ein genaues Einverständnis) mit Oestreich in Bezie¬
hung ans die polnische Frage die einzige Möglichkeit einer entschiedenen Haltung
in einer Zeit, wo die Fortdauer eines preußischen Staates überhaupt in Frage
gestellt ist.
Wenn die deutsche Nationalversammlung zusammengetreten ist, wird Preußen
mit Freuden die Last einer Verantwortlichkeit, die es allein nicht mehr zu tragen
im Stande ist, auf die Schultern des Gesammtvaterlandes wälzen.
5.
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