Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. III. Band.liegen blieben -- aber nun," sagte er stillestehend, "kommen wir in den Sie waren auch kaum zehn Schritte gegangen, als der Hohlweg be¬ Während dem hatte die Vorhut sich in den Wald geworfen, aber uicht "Wir kommen schon hinüber," sagte er, "hier ist ein Seitenweg über Nach zehn Minuten hörten die Flüchtlinge die Bindermühle klappern, Da rief Karl, der jenseits des Steges stand; "Halt! oder ich schieße." Is*
liegen blieben — aber nun," sagte er stillestehend, „kommen wir in den Sie waren auch kaum zehn Schritte gegangen, als der Hohlweg be¬ Während dem hatte die Vorhut sich in den Wald geworfen, aber uicht „Wir kommen schon hinüber," sagte er, „hier ist ein Seitenweg über Nach zehn Minuten hörten die Flüchtlinge die Bindermühle klappern, Da rief Karl, der jenseits des Steges stand; „Halt! oder ich schieße." Is*
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liegen blieben — aber nun," sagte er stillestehend, „kommen wir in den
Hohlweg, geht Ihr voraus, Hampel, ich bin hinter Euch! Wenn wir an¬
gehalten werden, so haltet Euch nur zu mir!"
Sie waren auch kaum zehn Schritte gegangen, als der Hohlweg be¬
gann. Die vier gingen durch, bei jedem Schritte horchend, ob sich nicht
etwas im Wald rühre — Alles war stumm -— fünfzig Schritt jenseits des
Hohlweges gab der Lakeuhänsler ein Signal mit einer Pfeife, deren Ton
aber keineswegs gellend, sondern weich war, wie der einer Flöte. Nun
hörte mau die Rotte abgemessenen Schrittes herankommen — da zuckte der
Hampel zusammen und sagte: „Fußtritte links im Wald" — der Lakeuhäuslcr
setzte die Pfeife nochmals an den Mund, diesesmÄ aber ein kurzes, scharfes
Signal gebend, und alle vier stürzten rechts in den Wald hinein, während
die Rotte sich augenblicklich zurückzog. Alles dies geschah in kürzerer Zeit,
als man es erzählen kauu, aber die Jäger waren eben so flink und durch
den Wald riefen ihre rauhen Stimmen das drohende „Halt an!" — Die
Rotte, stets eines Angriffs gewärtig, setzte ihren Rückzug fort, als aber
auch im Rücken angehalten wurde, hielt sie still und die Schützen nahmen
ihre Gewehre vor. Da man die Greuzjäger vorne für zu stark hielt, als
daß die Rotte wagen konnte, einzubrechen, mußte der Rückzug angetreten
werden. Die Grenzjäger griffen mit dem Bajonett an. Da fiel der erste
Schuß und gleich darauf leuchtete der ganze Wald von Pulverblitzcu auf.
Das Gefecht dauerte nicht lauge, die Schmuggler gewannen mit Nücklassuug
mehrerer Hucken die Grenze, und die Jäger, deren einer durch einen Schuß
in den Arm verwundet worden, sammelten sich von der Verfolgung.
Während dem hatte die Vorhut sich in den Wald geworfen, aber uicht
in die Seite nach der Grenze zu, denn hier standen die Jäger und war
dadurch abgeschnitten worden. Der Lakeuhänöler aber eilte sich mit der
Rotte wieder zu vereinigen; da hörten sie die Schüsse, die rasch hinterein¬
ander fielen, und der Lakcnhänslcr schloß ganz richtig, daß mau uach Baiern
zurück sei, indem im Gegenfalle das Gefecht hätte länger dauern müssen.
„Wir kommen schon hinüber," sagte er, „hier ist ein Seitenweg über
den Bindersteg, da wird kein Posten stehen, denn nach dem Schießen müssen
alle beim Hohlweg gelegen haben!"
Nach zehn Minuten hörten die Flüchtlinge die Bindermühle klappern,
und der Lakenhäuslcr sagte: „Hier ist der Steg! aber gebt Acht, daß Ihr
nicht fallt, es geht tief hinunter!" —
Da rief Karl, der jenseits des Steges stand; „Halt! oder ich schieße."
— „S'ist nur einer," schrie der Lakenhäusler, „schieß ihn todt, den Hund!"
Is*
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