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Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, I. Semester II. Band.

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hat in früheren Jahren, wo vorzüglich in einigen Kreisen der Provinz, die durch Bos¬
heit entstandenen Feuersbrünste bedeutende Verheerungen angerichtet haben, um die Aus¬
fälle der Fonds zu decken, das ungeschickte Mittel in Anwendung gebracht, daß man die
Teilnehmer mehr als das Doppelte der ohnehin nicht unbedeutende" Vcrsichcrungsge-
bühr bezahlen ließ, was zur nothwendigen Folge hatte, daß Tausende die Anstalt ver¬
ließen und zum Theil ihr Heil anderwärts suchten, oder mit ihren Baulichkeiten außer
dem Bereiche einer Versicherung bliebe". Da der Bauer gleich ursprünglich Mißtrauen
hegte und der festen Meinung war, daß aus diesen freiwilligen Leistungen mit der Zeit
eine bleibende Steuer entstehen könnte, so erschreckte ihn die stattgefundene unverhält-
nißmäßige Erhöhung der Versicherungs-Policen umsomehr, er riß daher aus, und war
nicht wenig froh, einer Gesellschaft los geworden zu sein, die ihm schon von vornherein
nicht behagte. Natürlich unklug gedacht, aber der schlichte Bauernvcrstand konnte sei¬
nen Vortheil nicht begreifen. Deshalb und durch die nothwendig gewordene Vergütung
bedeutender Brandschäden schwanden die Geldmittel der Anstalt so sehr, daß zu einer
Anleihe Zuflucht genommen werden mußte; aber in neuerer Seit haben sich diese Fonds
bedeutend gesteigert, und dieselbe gebietet dermalen über ziemlich ansehnliche Capitalien,
was sie dem Umstände verdankt, daß in dem letzten Lustrum verhältnißmäßig wenig
Brandschäden vorgefallen sind. Die Geschäfte der Anstalt werden durch eine Gcneral-
dircction mit Beiordnung einer Vcrwaltungekanzlei geleitet, an deren Spitze einer der
ehrenwerthesten böhmischen Kavaliere steht, der aber leider durch andere wichtige Ge¬
schäfte dergestalt in Anspruch genommen wird, daß er der Anstalt diejenige Aufmerk¬
samkeit nicht widmen kann, deren sie mit Recht bedarf. Unter diesen Umständen liegt
das Wohl und Wehe dieses Instituts in den Händen eines Individuums, das in seinem
Wirkungskreise größtentheils willkürlich und nach eigenem Ermessen zu schalten gewohnt
ist, ob zwar seine Handlungen den geschickten Anstrich erhalten, als ob sie der Ausfluß
der Statuten wären. Jahrelang weiß sich Niemand einer Generalversammlung zu erin¬
nern, in welcher über die wichtigern Angelegenheiten der Anstalt berathen worden wäre,
so,wie es das organische Statut vorschreibt. Die Amtsanlässe werden hier i.i-uns, vise"
auf dem sogenannten Wege der Rolla(?) verhandelt, aber die Mysterien sind nicht so un¬
durchdringlich, daß nicht bekannt werden sollte, wie beschlossene Gegenstände aus Grün¬
den, die unerörtert bleiben mögen, nicht nur Monate lang verzögert, sondern auch gar
nicht erledigt werden. Als Beweis spricht folgender gewiß nicht unwichtige Fall: Den
karg bezahlten Beamten der Anstalt wurde auf Grundlage eines, von dem bewußten
erleuchteten und humanen Direktionen Mitgliede B. H. gestellten wohl motivirten An¬
trags eine Gehaltsvermehrung fast einstimmig bewilliget. Nur eine Stimme war ge¬
gen diese rechtliche und billige Verfügung, und diese, staune o Leser, gehörte einen der
Dignitarien unserer Geistlichkeit an! Die bei ihrer luxuriösen Lebensweise und bei ih¬
rem Ueberflusse an allen denkbaren irdischen Gütern, die sich vorzüglich in den Wcin-
und Bier-Kellern, dann Speise- und Vorrathskammern aufgespeichert finden, behaupten
wollte, daß eine Beamten-Familie mit 300 Fi. in der Hauptstadt hinreichend auskom¬
men könne- Eine Absurdität, der es nicht verlohnt, einige Worte hierüber zu verlieren
Trotz des Beschlusses aber, der sogleich Wirksamkeit erhalten sollte, wurde er durch das
menschenfreundliche Zuthun der vorwärts gedachten Persönlichkeit im Zwinger ihres Ak-
tentischcs mehr denn ein Jahr verschlossen gehalten, während die dürftigen Beamten
mit ihren Familien bei der zu jener Zeit täglich zunehmenden Theuerung-schmachteten
bis ihr endlich die gnädige Laune beikam, solchen ins Leben treten zu lassen. Sollte
dem Manne der Spruch unbekannt sein, daß schnelle Hülfe, doppelte Hülfe ist? --

Eben so einseitig und eigenmächtig wird mit manchen Geldangelegenheiten nage-


hat in früheren Jahren, wo vorzüglich in einigen Kreisen der Provinz, die durch Bos¬
heit entstandenen Feuersbrünste bedeutende Verheerungen angerichtet haben, um die Aus¬
fälle der Fonds zu decken, das ungeschickte Mittel in Anwendung gebracht, daß man die
Teilnehmer mehr als das Doppelte der ohnehin nicht unbedeutende» Vcrsichcrungsge-
bühr bezahlen ließ, was zur nothwendigen Folge hatte, daß Tausende die Anstalt ver¬
ließen und zum Theil ihr Heil anderwärts suchten, oder mit ihren Baulichkeiten außer
dem Bereiche einer Versicherung bliebe». Da der Bauer gleich ursprünglich Mißtrauen
hegte und der festen Meinung war, daß aus diesen freiwilligen Leistungen mit der Zeit
eine bleibende Steuer entstehen könnte, so erschreckte ihn die stattgefundene unverhält-
nißmäßige Erhöhung der Versicherungs-Policen umsomehr, er riß daher aus, und war
nicht wenig froh, einer Gesellschaft los geworden zu sein, die ihm schon von vornherein
nicht behagte. Natürlich unklug gedacht, aber der schlichte Bauernvcrstand konnte sei¬
nen Vortheil nicht begreifen. Deshalb und durch die nothwendig gewordene Vergütung
bedeutender Brandschäden schwanden die Geldmittel der Anstalt so sehr, daß zu einer
Anleihe Zuflucht genommen werden mußte; aber in neuerer Seit haben sich diese Fonds
bedeutend gesteigert, und dieselbe gebietet dermalen über ziemlich ansehnliche Capitalien,
was sie dem Umstände verdankt, daß in dem letzten Lustrum verhältnißmäßig wenig
Brandschäden vorgefallen sind. Die Geschäfte der Anstalt werden durch eine Gcneral-
dircction mit Beiordnung einer Vcrwaltungekanzlei geleitet, an deren Spitze einer der
ehrenwerthesten böhmischen Kavaliere steht, der aber leider durch andere wichtige Ge¬
schäfte dergestalt in Anspruch genommen wird, daß er der Anstalt diejenige Aufmerk¬
samkeit nicht widmen kann, deren sie mit Recht bedarf. Unter diesen Umständen liegt
das Wohl und Wehe dieses Instituts in den Händen eines Individuums, das in seinem
Wirkungskreise größtentheils willkürlich und nach eigenem Ermessen zu schalten gewohnt
ist, ob zwar seine Handlungen den geschickten Anstrich erhalten, als ob sie der Ausfluß
der Statuten wären. Jahrelang weiß sich Niemand einer Generalversammlung zu erin¬
nern, in welcher über die wichtigern Angelegenheiten der Anstalt berathen worden wäre,
so,wie es das organische Statut vorschreibt. Die Amtsanlässe werden hier i.i-uns, vise»
auf dem sogenannten Wege der Rolla(?) verhandelt, aber die Mysterien sind nicht so un¬
durchdringlich, daß nicht bekannt werden sollte, wie beschlossene Gegenstände aus Grün¬
den, die unerörtert bleiben mögen, nicht nur Monate lang verzögert, sondern auch gar
nicht erledigt werden. Als Beweis spricht folgender gewiß nicht unwichtige Fall: Den
karg bezahlten Beamten der Anstalt wurde auf Grundlage eines, von dem bewußten
erleuchteten und humanen Direktionen Mitgliede B. H. gestellten wohl motivirten An¬
trags eine Gehaltsvermehrung fast einstimmig bewilliget. Nur eine Stimme war ge¬
gen diese rechtliche und billige Verfügung, und diese, staune o Leser, gehörte einen der
Dignitarien unserer Geistlichkeit an! Die bei ihrer luxuriösen Lebensweise und bei ih¬
rem Ueberflusse an allen denkbaren irdischen Gütern, die sich vorzüglich in den Wcin-
und Bier-Kellern, dann Speise- und Vorrathskammern aufgespeichert finden, behaupten
wollte, daß eine Beamten-Familie mit 300 Fi. in der Hauptstadt hinreichend auskom¬
men könne- Eine Absurdität, der es nicht verlohnt, einige Worte hierüber zu verlieren
Trotz des Beschlusses aber, der sogleich Wirksamkeit erhalten sollte, wurde er durch das
menschenfreundliche Zuthun der vorwärts gedachten Persönlichkeit im Zwinger ihres Ak-
tentischcs mehr denn ein Jahr verschlossen gehalten, während die dürftigen Beamten
mit ihren Familien bei der zu jener Zeit täglich zunehmenden Theuerung-schmachteten
bis ihr endlich die gnädige Laune beikam, solchen ins Leben treten zu lassen. Sollte
dem Manne der Spruch unbekannt sein, daß schnelle Hülfe, doppelte Hülfe ist? —

Eben so einseitig und eigenmächtig wird mit manchen Geldangelegenheiten nage-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, I. Semester II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_271898/82>, abgerufen am 22.07.2024.