Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, I. Semester II. Band.Cinige Werwaltungsfragen der böhmischen Stände. Es darf wohl nicht verkannt werden, daß die böhmischen Stände in jüngster Zeit man¬ Cinige Werwaltungsfragen der böhmischen Stände. Es darf wohl nicht verkannt werden, daß die böhmischen Stände in jüngster Zeit man¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0080" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/271979"/> </div> </div> </div> <div n="1"> <head> Cinige Werwaltungsfragen der böhmischen Stände.</head><lb/> <p xml:id="ID_276" next="#ID_277"> Es darf wohl nicht verkannt werden, daß die böhmischen Stände in jüngster Zeit man¬<lb/> chen Beschluß gefaßt, der zeugt als ob es ihnen Ernst sein wollte, für das Wohl des<lb/> Volkes etwas zu thun. Mehrere Mitglieder erscheinen in der Mitte dieser Versammlun¬<lb/> gen mit wahrhaft staatsbürgerlichen Absichten, leider kämpfen sie vergeblich gegen die<lb/> Hyder des Eigennutzes und die alles Leben verkümmernde Gleichgültigkeit, die bereits<lb/> die Verwirklichung so mancher guten Intention vereitelten. Einen schlagenden Beweis<lb/> hiervon liefert der Landtagsschluß vom 5,. und 6. October v. I., der bereits in diesen<lb/> Blättern gebührende und hiermit Beifall und Uebereinstimmung aufgenommene Würdigung<lb/> gefunden hat. Die Thatsache muß anerkannt werden, daß im Schoofie der ständischen Ver¬<lb/> sammlungen der Keim zu mehreren Anstalten gelegt wurde, die gegenwärtig ununterbro¬<lb/> chen ihre Wohlthaten über das Land ausströmen, aber auch war es wieder übclverstandene<lb/> Sparsamkeit oder vielmehr Laune, die das Fortkommen und Gedeihen derselben verküm¬<lb/> merte. So war es der Fall mit derSparkasse, die aus diesem Bereich der ständischen Ver¬<lb/> waltung entfernt wurde, lediglich aus der Caprice, damit nicht ein fremdes Kassageschäft<lb/> im ständischen Amtshause bestehe; wiewohl dies ohne positiven Nachtheil für die ständi¬<lb/> schen Interessen geschehen konnte. Die Ursachen liegen wohl nahe, welche man in dieser<lb/> Bezirhung geltend gemacht, allein es waren ganz andere Motive, die der Ausweisung<lb/> der Sparkasse aus dem Landhause zu Grunde lagen. Hauptanlaß war die willkürliche<lb/> und unbillige Bertheilung der Remunerationen unter den bezüglichen Beamten, wodurch<lb/> Uneinigkeiten, Denuntiationen und Beschwerden laut wurden, die zu den Ohren der<lb/> Stände kamen und die hierüber diskutirt den diesfälligen Beschluß faßten. Die Be¬<lb/> hauptung, daß durch die Sparkassagcschäfte der ständische Dienst beeinträchtigt würde,<lb/> mag allerdings die Wahrheit für sich haben, warum gilt aber diese Wahrheit nicht auch<lb/> für die vier noch immer in Geschäften der Sparkasse mit nicht unbedeutendem Zeitaufwand?<lb/> verwendeten Individuen? Die Anstalt der Sparkasse hat zwar nicht aufgehört ihre<lb/> Thätigkeit und folgenreiche Wirksamkeit fortzusetzen, aber daß ihr Credit großartiger,<lb/> umfassender war, ist unleugbar, weil allgemein dafür gegolten, daß sie unter der Ga¬<lb/> rantie der Stände stehe. Jedenfalls war es ein Fehler von Seiten der Letztern, daß sie<lb/> diese Anstalt nicht in den Ressort ihrer Verwaltung aufgenommen haben, denn wie solche<lb/> einerseits dem Publikum Gelegenheit bietet zu sparen und zu sammeln und das Ersparte<lb/> zu vermehren, so würde sie andrerseits der befruchtende Canal geworden sein, durch<lb/> welchen die eingesammelten Summen im Lande verbreitet werden, wenn nämlich das<lb/> Elocire» ihrer Capitalien auf die Besitzthümer der Bürger und Bauern ausgedehnt wer¬<lb/> den möchte, und nicht wie dies bisher blos ein Vorrecht der Besitzer von landtäfliche»<lb/> Gütern und prager Häusern war, durch welches Verfahren die wohlthätigen Wir-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0080]
Cinige Werwaltungsfragen der böhmischen Stände.
Es darf wohl nicht verkannt werden, daß die böhmischen Stände in jüngster Zeit man¬
chen Beschluß gefaßt, der zeugt als ob es ihnen Ernst sein wollte, für das Wohl des
Volkes etwas zu thun. Mehrere Mitglieder erscheinen in der Mitte dieser Versammlun¬
gen mit wahrhaft staatsbürgerlichen Absichten, leider kämpfen sie vergeblich gegen die
Hyder des Eigennutzes und die alles Leben verkümmernde Gleichgültigkeit, die bereits
die Verwirklichung so mancher guten Intention vereitelten. Einen schlagenden Beweis
hiervon liefert der Landtagsschluß vom 5,. und 6. October v. I., der bereits in diesen
Blättern gebührende und hiermit Beifall und Uebereinstimmung aufgenommene Würdigung
gefunden hat. Die Thatsache muß anerkannt werden, daß im Schoofie der ständischen Ver¬
sammlungen der Keim zu mehreren Anstalten gelegt wurde, die gegenwärtig ununterbro¬
chen ihre Wohlthaten über das Land ausströmen, aber auch war es wieder übclverstandene
Sparsamkeit oder vielmehr Laune, die das Fortkommen und Gedeihen derselben verküm¬
merte. So war es der Fall mit derSparkasse, die aus diesem Bereich der ständischen Ver¬
waltung entfernt wurde, lediglich aus der Caprice, damit nicht ein fremdes Kassageschäft
im ständischen Amtshause bestehe; wiewohl dies ohne positiven Nachtheil für die ständi¬
schen Interessen geschehen konnte. Die Ursachen liegen wohl nahe, welche man in dieser
Bezirhung geltend gemacht, allein es waren ganz andere Motive, die der Ausweisung
der Sparkasse aus dem Landhause zu Grunde lagen. Hauptanlaß war die willkürliche
und unbillige Bertheilung der Remunerationen unter den bezüglichen Beamten, wodurch
Uneinigkeiten, Denuntiationen und Beschwerden laut wurden, die zu den Ohren der
Stände kamen und die hierüber diskutirt den diesfälligen Beschluß faßten. Die Be¬
hauptung, daß durch die Sparkassagcschäfte der ständische Dienst beeinträchtigt würde,
mag allerdings die Wahrheit für sich haben, warum gilt aber diese Wahrheit nicht auch
für die vier noch immer in Geschäften der Sparkasse mit nicht unbedeutendem Zeitaufwand?
verwendeten Individuen? Die Anstalt der Sparkasse hat zwar nicht aufgehört ihre
Thätigkeit und folgenreiche Wirksamkeit fortzusetzen, aber daß ihr Credit großartiger,
umfassender war, ist unleugbar, weil allgemein dafür gegolten, daß sie unter der Ga¬
rantie der Stände stehe. Jedenfalls war es ein Fehler von Seiten der Letztern, daß sie
diese Anstalt nicht in den Ressort ihrer Verwaltung aufgenommen haben, denn wie solche
einerseits dem Publikum Gelegenheit bietet zu sparen und zu sammeln und das Ersparte
zu vermehren, so würde sie andrerseits der befruchtende Canal geworden sein, durch
welchen die eingesammelten Summen im Lande verbreitet werden, wenn nämlich das
Elocire» ihrer Capitalien auf die Besitzthümer der Bürger und Bauern ausgedehnt wer¬
den möchte, und nicht wie dies bisher blos ein Vorrecht der Besitzer von landtäfliche»
Gütern und prager Häusern war, durch welches Verfahren die wohlthätigen Wir-
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