Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, I. Semester II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

alles das ein leerer Schatten, ein zweifelhaftes Wesen war, dem wir auf unge¬
wissen Wegen nachgehen müssen, oder ob wir die edle Errungenschaft unsers Vol¬
kes, wie es unsere Pflicht ist, unsern Kindern ungeschmälert erhalten wollen. Es
handelt sich darum, ob wir dazu beitragen wollen, der Krone eine unrichtige Mei¬
nung von den inneren Zuständen des Landes beizubringen und so die Gefahren
zu vermehren, die früher oder später hieraus hervorgehen müssen. Das Amende-
ment entspricht nicht der Wahrheit, ich verwerfe es, ..."

Der Marschall erklärte, daß eine einfache Majorität in dieser Frage genüge.
Er ordnete die Reihe der Fragen so, daß das Amendement Nrnim's die erste, das
Amendement Auerswald'S die zweite, der Adrcsmitwurf die dritte Stelle einnehmen
sollte. -- (Wir folgten hier im Ganzen der Allgem. Preuß. Zeitung.)

Das Amendement wurde verworfen mit !W5 gegen 290 Stimmen; die liberale
Partei hatte gesiegt.

In diesem Augenblick hatte Auerswald nicht den moralischen Muth, seinen
Antrag zurückzuziehen, und so seine Anhänger mit den entschiedenen Liberalen zu
vereinigen.

Arnim erklärte, er werde für das Amendement Auerswald'S stimmen.

Dasselbe erhielt nun eine Majorität von 484 gegen .107 Stimmen.

Die Versammlung erklärte somit, sie behaupte ihre Rechte und behaupte sie
nicht, sie hege Vertrauen und Mißtrauen u. s. w.; sie erklärte, sie habe die
Einsicht in ihren eigenen Willen verloren.

Laßt uns bei diesem Resultat nicht vergessen, die Männer aufzunehmen, die
nicht nur das Herz auf dem rechten Flecke, sondern auch den Kopf in der rechten
Ordnung hatten; vor Allem die edlen Rheinländer, Beckerath, Hansemann, Me-
vissen, Camphausen; und den edlen Aristokraten Vincke trotz seines ^parlamenta¬
rischen Verfahrens. Was sie zum deutschen Volke gesprochen wird nicht verhallen,
wenn auch die Stände es nicht verstanden haben. Sie können den größten Red¬
nern Englands und Frankreichs würdig an die Seite gestellt werden.




Berichtigung.

Wir müssen heute wegen Mangel an Raum unsere Wiener Cor-
respondenz und einige andere Briefe bei Seite lassen.)




Einer unserer Wiener Corresvoud-nten hat im vorigen Hefte bei Besprechung des neuen An-
lehrns einen Rechnungsfehler, den wir im Manuscript übersehen haben, sich zu Schulden kommen
lasse" (s. Heft t5>. ES muß heißen: "Achtzig Millionen in sechs Jahre getheilt, geben jähr¬
lich IZ^ Millionen; hierab für obiges Defizit alle Jahre " Mill. sür den Fortbau der Mai¬
länder Eisenbahn, ti" " Mill. sur den vertragsmäßigen Fortbau der übrigen Eisenbahnen in.
6 Millionen. Summa 17 Millionen." -- Leider stellt sich durch die Berichtigung dieses Druck¬
fehlers kein günstigeres Resultat für die Anleihe her-in". Denn diese 17 Millionen würden "in
M zz. R. illionen die JahreSguote deS ganzen Urlebens übersteigen.




Verlag von Fr. Ludw. Herbig. -- Redacteur: I. Kuranda.
Druck von Friedrich Andral.

alles das ein leerer Schatten, ein zweifelhaftes Wesen war, dem wir auf unge¬
wissen Wegen nachgehen müssen, oder ob wir die edle Errungenschaft unsers Vol¬
kes, wie es unsere Pflicht ist, unsern Kindern ungeschmälert erhalten wollen. Es
handelt sich darum, ob wir dazu beitragen wollen, der Krone eine unrichtige Mei¬
nung von den inneren Zuständen des Landes beizubringen und so die Gefahren
zu vermehren, die früher oder später hieraus hervorgehen müssen. Das Amende-
ment entspricht nicht der Wahrheit, ich verwerfe es, ..."

Der Marschall erklärte, daß eine einfache Majorität in dieser Frage genüge.
Er ordnete die Reihe der Fragen so, daß das Amendement Nrnim's die erste, das
Amendement Auerswald'S die zweite, der Adrcsmitwurf die dritte Stelle einnehmen
sollte. — (Wir folgten hier im Ganzen der Allgem. Preuß. Zeitung.)

Das Amendement wurde verworfen mit !W5 gegen 290 Stimmen; die liberale
Partei hatte gesiegt.

In diesem Augenblick hatte Auerswald nicht den moralischen Muth, seinen
Antrag zurückzuziehen, und so seine Anhänger mit den entschiedenen Liberalen zu
vereinigen.

Arnim erklärte, er werde für das Amendement Auerswald'S stimmen.

Dasselbe erhielt nun eine Majorität von 484 gegen .107 Stimmen.

Die Versammlung erklärte somit, sie behaupte ihre Rechte und behaupte sie
nicht, sie hege Vertrauen und Mißtrauen u. s. w.; sie erklärte, sie habe die
Einsicht in ihren eigenen Willen verloren.

Laßt uns bei diesem Resultat nicht vergessen, die Männer aufzunehmen, die
nicht nur das Herz auf dem rechten Flecke, sondern auch den Kopf in der rechten
Ordnung hatten; vor Allem die edlen Rheinländer, Beckerath, Hansemann, Me-
vissen, Camphausen; und den edlen Aristokraten Vincke trotz seines ^parlamenta¬
rischen Verfahrens. Was sie zum deutschen Volke gesprochen wird nicht verhallen,
wenn auch die Stände es nicht verstanden haben. Sie können den größten Red¬
nern Englands und Frankreichs würdig an die Seite gestellt werden.




Berichtigung.

Wir müssen heute wegen Mangel an Raum unsere Wiener Cor-
respondenz und einige andere Briefe bei Seite lassen.)




Einer unserer Wiener Corresvoud-nten hat im vorigen Hefte bei Besprechung des neuen An-
lehrns einen Rechnungsfehler, den wir im Manuscript übersehen haben, sich zu Schulden kommen
lasse» (s. Heft t5>. ES muß heißen: „Achtzig Millionen in sechs Jahre getheilt, geben jähr¬
lich IZ^ Millionen; hierab für obiges Defizit alle Jahre « Mill. sür den Fortbau der Mai¬
länder Eisenbahn, ti« » Mill. sur den vertragsmäßigen Fortbau der übrigen Eisenbahnen in.
6 Millionen. Summa 17 Millionen." — Leider stellt sich durch die Berichtigung dieses Druck¬
fehlers kein günstigeres Resultat für die Anleihe her-in«. Denn diese 17 Millionen würden »in
M zz. R. illionen die JahreSguote deS ganzen Urlebens übersteigen.




Verlag von Fr. Ludw. Herbig. — Redacteur: I. Kuranda.
Druck von Friedrich Andral.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0156" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/272055"/>
          <p xml:id="ID_625" prev="#ID_624"> alles das ein leerer Schatten, ein zweifelhaftes Wesen war, dem wir auf unge¬<lb/>
wissen Wegen nachgehen müssen, oder ob wir die edle Errungenschaft unsers Vol¬<lb/>
kes, wie es unsere Pflicht ist, unsern Kindern ungeschmälert erhalten wollen. Es<lb/>
handelt sich darum, ob wir dazu beitragen wollen, der Krone eine unrichtige Mei¬<lb/>
nung von den inneren Zuständen des Landes beizubringen und so die Gefahren<lb/>
zu vermehren, die früher oder später hieraus hervorgehen müssen. Das Amende-<lb/>
ment entspricht nicht der Wahrheit, ich verwerfe es, ..."</p><lb/>
          <p xml:id="ID_626"> Der Marschall erklärte, daß eine einfache Majorität in dieser Frage genüge.<lb/>
Er ordnete die Reihe der Fragen so, daß das Amendement Nrnim's die erste, das<lb/>
Amendement Auerswald'S die zweite, der Adrcsmitwurf die dritte Stelle einnehmen<lb/>
sollte. &#x2014; (Wir folgten hier im Ganzen der Allgem. Preuß. Zeitung.)</p><lb/>
          <p xml:id="ID_627"> Das Amendement wurde verworfen mit !W5 gegen 290 Stimmen; die liberale<lb/>
Partei hatte gesiegt.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_628"> In diesem Augenblick hatte Auerswald nicht den moralischen Muth, seinen<lb/>
Antrag zurückzuziehen, und so seine Anhänger mit den entschiedenen Liberalen zu<lb/>
vereinigen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_629"> Arnim erklärte, er werde für das Amendement Auerswald'S stimmen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_630"> Dasselbe erhielt nun eine Majorität von 484 gegen .107 Stimmen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_631"> Die Versammlung erklärte somit, sie behaupte ihre Rechte und behaupte sie<lb/>
nicht, sie hege Vertrauen und Mißtrauen u. s. w.; sie erklärte, sie habe die<lb/>
Einsicht in ihren eigenen Willen verloren.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_632"> Laßt uns bei diesem Resultat nicht vergessen, die Männer aufzunehmen, die<lb/>
nicht nur das Herz auf dem rechten Flecke, sondern auch den Kopf in der rechten<lb/>
Ordnung hatten; vor Allem die edlen Rheinländer, Beckerath, Hansemann, Me-<lb/>
vissen, Camphausen; und den edlen Aristokraten Vincke trotz seines ^parlamenta¬<lb/>
rischen Verfahrens. Was sie zum deutschen Volke gesprochen wird nicht verhallen,<lb/>
wenn auch die Stände es nicht verstanden haben. Sie können den größten Red¬<lb/>
nern Englands und Frankreichs würdig an die Seite gestellt werden.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Berichtigung.</head><lb/>
          <p xml:id="ID_633"> Wir müssen heute wegen Mangel an Raum unsere Wiener Cor-<lb/>
respondenz und einige andere Briefe bei Seite lassen.)</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p xml:id="ID_634"> Einer unserer Wiener Corresvoud-nten hat im vorigen Hefte bei Besprechung des neuen An-<lb/>
lehrns einen Rechnungsfehler, den wir im Manuscript übersehen haben, sich zu Schulden kommen<lb/>
lasse» (s. Heft t5&gt;. ES muß heißen: &#x201E;Achtzig Millionen in sechs Jahre getheilt, geben jähr¬<lb/>
lich IZ^ Millionen; hierab für obiges Defizit alle Jahre « Mill. sür den Fortbau der Mai¬<lb/>
länder Eisenbahn, ti« » Mill. sur den vertragsmäßigen Fortbau der übrigen Eisenbahnen in.<lb/>
6 Millionen. Summa 17 Millionen." &#x2014; Leider stellt sich durch die Berichtigung dieses Druck¬<lb/>
fehlers kein günstigeres Resultat für die Anleihe her-in«. Denn diese 17 Millionen würden »in<lb/>
M<note type="byline"> zz. R.</note> illionen die JahreSguote deS ganzen Urlebens übersteigen. </p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <note type="byline"> Verlag von Fr. Ludw. Herbig. &#x2014; Redacteur: I. Kuranda.<lb/>
Druck von Friedrich Andral.</note><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0156] alles das ein leerer Schatten, ein zweifelhaftes Wesen war, dem wir auf unge¬ wissen Wegen nachgehen müssen, oder ob wir die edle Errungenschaft unsers Vol¬ kes, wie es unsere Pflicht ist, unsern Kindern ungeschmälert erhalten wollen. Es handelt sich darum, ob wir dazu beitragen wollen, der Krone eine unrichtige Mei¬ nung von den inneren Zuständen des Landes beizubringen und so die Gefahren zu vermehren, die früher oder später hieraus hervorgehen müssen. Das Amende- ment entspricht nicht der Wahrheit, ich verwerfe es, ..." Der Marschall erklärte, daß eine einfache Majorität in dieser Frage genüge. Er ordnete die Reihe der Fragen so, daß das Amendement Nrnim's die erste, das Amendement Auerswald'S die zweite, der Adrcsmitwurf die dritte Stelle einnehmen sollte. — (Wir folgten hier im Ganzen der Allgem. Preuß. Zeitung.) Das Amendement wurde verworfen mit !W5 gegen 290 Stimmen; die liberale Partei hatte gesiegt. In diesem Augenblick hatte Auerswald nicht den moralischen Muth, seinen Antrag zurückzuziehen, und so seine Anhänger mit den entschiedenen Liberalen zu vereinigen. Arnim erklärte, er werde für das Amendement Auerswald'S stimmen. Dasselbe erhielt nun eine Majorität von 484 gegen .107 Stimmen. Die Versammlung erklärte somit, sie behaupte ihre Rechte und behaupte sie nicht, sie hege Vertrauen und Mißtrauen u. s. w.; sie erklärte, sie habe die Einsicht in ihren eigenen Willen verloren. Laßt uns bei diesem Resultat nicht vergessen, die Männer aufzunehmen, die nicht nur das Herz auf dem rechten Flecke, sondern auch den Kopf in der rechten Ordnung hatten; vor Allem die edlen Rheinländer, Beckerath, Hansemann, Me- vissen, Camphausen; und den edlen Aristokraten Vincke trotz seines ^parlamenta¬ rischen Verfahrens. Was sie zum deutschen Volke gesprochen wird nicht verhallen, wenn auch die Stände es nicht verstanden haben. Sie können den größten Red¬ nern Englands und Frankreichs würdig an die Seite gestellt werden. Berichtigung. Wir müssen heute wegen Mangel an Raum unsere Wiener Cor- respondenz und einige andere Briefe bei Seite lassen.) Einer unserer Wiener Corresvoud-nten hat im vorigen Hefte bei Besprechung des neuen An- lehrns einen Rechnungsfehler, den wir im Manuscript übersehen haben, sich zu Schulden kommen lasse» (s. Heft t5>. ES muß heißen: „Achtzig Millionen in sechs Jahre getheilt, geben jähr¬ lich IZ^ Millionen; hierab für obiges Defizit alle Jahre « Mill. sür den Fortbau der Mai¬ länder Eisenbahn, ti« » Mill. sur den vertragsmäßigen Fortbau der übrigen Eisenbahnen in. 6 Millionen. Summa 17 Millionen." — Leider stellt sich durch die Berichtigung dieses Druck¬ fehlers kein günstigeres Resultat für die Anleihe her-in«. Denn diese 17 Millionen würden »in M zz. R. illionen die JahreSguote deS ganzen Urlebens übersteigen. Verlag von Fr. Ludw. Herbig. — Redacteur: I. Kuranda. Druck von Friedrich Andral.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_271898
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_271898/156
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, I. Semester II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_271898/156>, abgerufen am 25.08.2024.