Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. IV. Band.Fürchte getragen; diese kann mit dem edelsten Mannes- und Bürgcrstolze ge¬ Und in dieser Demuth - Menschendemuth, Unterordnung des eignen Ichs ....... Noch el" anderes läßt mich fürchten, daß Dn oft zu milde über Spanien ge- Aber einmal ans Katalonien heraus ist'S mit dem Arbeiten am Ende, lie¬ Ich sehe, wie Du lächelst, und mich an Irland, von dem ich Manches hoffe, 68*
Fürchte getragen; diese kann mit dem edelsten Mannes- und Bürgcrstolze ge¬ Und in dieser Demuth - Menschendemuth, Unterordnung des eignen Ichs ....... Noch el» anderes läßt mich fürchten, daß Dn oft zu milde über Spanien ge- Aber einmal ans Katalonien heraus ist'S mit dem Arbeiten am Ende, lie¬ Ich sehe, wie Du lächelst, und mich an Irland, von dem ich Manches hoffe, 68*
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Fürchte getragen; diese kann mit dem edelsten Mannes- und Bürgcrstolze ge¬
paart sein, wenn sie neben dem Bewußtsein der eignen Unzulänglichkeit den Ge¬
danken an die Pflicht, unser kleines Ich nur zum Besten des großen Gesa um t-
weseus zu verwenden und gebrauchen zu lassen, zu retten weiß. Das ist anch
die' Grenze zwischen Hunde- und Mcnschendcmnth, jene gehorcht der Laune
eines Herrn, diese dient den Forderungen der Gesellschaft und der
Menschheit.
Und in dieser Demuth - Menschendemuth, Unterordnung des eignen Ichs
unter die Nothwendigkeiten des Ganzen -- liegt die erste Bürgschaft der Große
und Tüchtigkeit eines Volkes; während dieser patzige Hidalgostolz jedes Einzelnen
eines Volkes die letzte und ewigwirkende Ursache der Schwäche und Elendigkeit
ist. Die Zeit der Hundedemuth ist in Deutschland vorüber, und die stolze und
selbstbewußte Menschen- und Mannesdemuth — die in der deutschen
Natur liegt, wird mehr als alles Andere dafür sorgen, daß Deutschland sich bald,
rasch und überraschend wieder zu der Höhe erheben wird, zu der es berufen ist.
....... Noch el» anderes läßt mich fürchten, daß Dn oft zu milde über Spanien ge-
»redend hast. Ich bin Dir Schritt für Schritt gefolgt, und freute mich der thäti¬
ge» mit arbeitsamen Natur der Catalonier. Ja, wären die Spanier alle Cata-
lonier, so würde ich Deine Hoffnungen theilen; und ich fürchte fast, der Umstand,
daß Dn die Barceloner Thätigkeit und Arbeitsrüstigkeit zuerst sahst, ist mit Ur¬
sache an Deinem Irrthum. Der erste Eindruck ist schwer zu verwischen.
Aber einmal ans Katalonien heraus ist'S mit dem Arbeiten am Ende, lie¬
berall die schönsten Spaziergänge, überall Leute, die ihre Cigarre mit der
höchsten Genügsamkeit schmauchen, die Guitarre spielen, singen, trinken, tanzen —
und Gott einen guten Mann sein lassen. Ich könnte Dir sagen, wie viele Haupt¬
straßen Dn durchwandert, in denen Gras wächst. Ich will nicht rechten mit den
Spaniern, daß sie lieber an der Sonne liegen, als im Schatten arbeiten; lieber
tanzen, daß der Schweiß zur Stirn herabläuft, als schaffen, um in dem Schweiße
ihres Angesichts ihr Brot zur verdienen. Das ist ihre Sache......... aber solche Völ¬
ker sind schwer als Völker zu retten, sind, verurtheilt, und mögen sich des llulee
I'ur in<;ille! freuen, während andere das Tagewerk der Geschichte vollbringen.
Ich sehe, wie Du lächelst, und mich an Irland, von dem ich Manches hoffe,
erinnerst. Aber ich sage Dir, ich hoffe mir Etwas von der grünen Insel, weil ich
sah, wie dort Arbeiten wieder »in sich greift, wie der Bauer nur in Folge der
unnatürlichen Zustände, unter denen er lebt, nicht ohne Lohn und Nutzen für
Andere, für „Sachsen" schaffen mag, aber gerne bereit ist, nach England
auszuwandern und dort die Erndtearbeit zu thun, weil sie dort bezahlt wird.
Die Irländer Bauern schaffen in Irland nicht, weil sie das Bewußtsein haben,
daß ihre Arbeit nur den Erobern Irlands zu NO« kommt. Ich fürchte, die Spa¬
nier haben keine so guten Gründe.
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