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Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. IV. Band.

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"Mhier Walhallagrößen seiend Messung,
Doch bairisch-deutschen Maßstabs Nichtvergessung!"
Es winkt ein Mann, gutdentsch genannt Gensdarm
Den Drein zu treten an des Maßstabs Arm.
Der Ordensmann will, ein bescheidner Weiser,
Den Vortritt gönnen gern dem großen Kaiser;
"Lcclosi-t ilkcviZit!" spricht galant
Der Fürst, ihm freundlich winkend an den Stand.
An's Maß tritt Luther, ha, es wankt dem Schritt,
Doch eine Stimme ruft: "Zu groß, zu groß!"
Die Pforte fest in Riegel ruht und Schloß.
Da kehrt der Mönch gen Nord mit festem Tritt:
"Lebt wohl! Gen Wittenberg zur Grabeszelle,
Für die ich klein genng, null heim ich kehren,
Und meditiren in Gedankenhcllr,
Und beten heiß für meines Volkes Ehren."
An's Maß Josephus jetzt, der Kaiser, tritt,
Doch eine Stimme ruft: "Zu fein, zu klein!"
Da lenkt der Kaiser ostwärts seinen Schritt:
"Für Völkergröße, traun, macht' ich mich klein.
Lebt wohl! Zu Wien, in meines Volkes Mitten,
Die Klostergruft will ich mit Heimweh grüßen
Und wieder rud" zu meiner Mutter Füßen,
Lauschend, wie sie mir jetzt im Bild abbitten."
Dem Maß beugt Hofer nur sein starr Genick,
Doch eine Stimme ruft: "Zu dick, zu dick!"
Da kehrt der Sandwirth um auf Südens Wegen:
"Schier etwas dick war's, doch nicht dick genug,
Die Feind' und Meißner alle wegzufegen!
Dick aufgetragne Farben: Felseuflng,
Und Pnlvernebel, Hiebe, Kugelregen!
Ade! Aus's Neu' bezieh' ich heimathfroh
Mein alt Quartier: derzeit unwissend wo."

Anastasius Grün.


„Mhier Walhallagrößen seiend Messung,
Doch bairisch-deutschen Maßstabs Nichtvergessung!"
Es winkt ein Mann, gutdentsch genannt Gensdarm
Den Drein zu treten an des Maßstabs Arm.
Der Ordensmann will, ein bescheidner Weiser,
Den Vortritt gönnen gern dem großen Kaiser;
„Lcclosi-t ilkcviZit!" spricht galant
Der Fürst, ihm freundlich winkend an den Stand.
An's Maß tritt Luther, ha, es wankt dem Schritt,
Doch eine Stimme ruft: „Zu groß, zu groß!"
Die Pforte fest in Riegel ruht und Schloß.
Da kehrt der Mönch gen Nord mit festem Tritt:
„Lebt wohl! Gen Wittenberg zur Grabeszelle,
Für die ich klein genng, null heim ich kehren,
Und meditiren in Gedankenhcllr,
Und beten heiß für meines Volkes Ehren."
An's Maß Josephus jetzt, der Kaiser, tritt,
Doch eine Stimme ruft: „Zu fein, zu klein!"
Da lenkt der Kaiser ostwärts seinen Schritt:
„Für Völkergröße, traun, macht' ich mich klein.
Lebt wohl! Zu Wien, in meines Volkes Mitten,
Die Klostergruft will ich mit Heimweh grüßen
Und wieder rud» zu meiner Mutter Füßen,
Lauschend, wie sie mir jetzt im Bild abbitten."
Dem Maß beugt Hofer nur sein starr Genick,
Doch eine Stimme ruft: „Zu dick, zu dick!"
Da kehrt der Sandwirth um auf Südens Wegen:
„Schier etwas dick war's, doch nicht dick genug,
Die Feind' und Meißner alle wegzufegen!
Dick aufgetragne Farben: Felseuflng,
Und Pnlvernebel, Hiebe, Kugelregen!
Ade! Aus's Neu' bezieh' ich heimathfroh
Mein alt Quartier: derzeit unwissend wo."

Anastasius Grün.


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[0420] „Mhier Walhallagrößen seiend Messung, Doch bairisch-deutschen Maßstabs Nichtvergessung!" Es winkt ein Mann, gutdentsch genannt Gensdarm Den Drein zu treten an des Maßstabs Arm. Der Ordensmann will, ein bescheidner Weiser, Den Vortritt gönnen gern dem großen Kaiser; „Lcclosi-t ilkcviZit!" spricht galant Der Fürst, ihm freundlich winkend an den Stand. An's Maß tritt Luther, ha, es wankt dem Schritt, Doch eine Stimme ruft: „Zu groß, zu groß!" Die Pforte fest in Riegel ruht und Schloß. Da kehrt der Mönch gen Nord mit festem Tritt: „Lebt wohl! Gen Wittenberg zur Grabeszelle, Für die ich klein genng, null heim ich kehren, Und meditiren in Gedankenhcllr, Und beten heiß für meines Volkes Ehren." An's Maß Josephus jetzt, der Kaiser, tritt, Doch eine Stimme ruft: „Zu fein, zu klein!" Da lenkt der Kaiser ostwärts seinen Schritt: „Für Völkergröße, traun, macht' ich mich klein. Lebt wohl! Zu Wien, in meines Volkes Mitten, Die Klostergruft will ich mit Heimweh grüßen Und wieder rud» zu meiner Mutter Füßen, Lauschend, wie sie mir jetzt im Bild abbitten." Dem Maß beugt Hofer nur sein starr Genick, Doch eine Stimme ruft: „Zu dick, zu dick!" Da kehrt der Sandwirth um auf Südens Wegen: „Schier etwas dick war's, doch nicht dick genug, Die Feind' und Meißner alle wegzufegen! Dick aufgetragne Farben: Felseuflng, Und Pnlvernebel, Hiebe, Kugelregen! Ade! Aus's Neu' bezieh' ich heimathfroh Mein alt Quartier: derzeit unwissend wo." Anastasius Grün.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_184763/420>, abgerufen am 24.08.2024.