Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. IV. Band. Den Pflug, den alt'sten Siegeöwagen, lenkte Befreit, bekränzt ich durch des Landmanns Hufen, Drauf gern ein volles Segensmeer ich senkte. O klein und schwach Gefäß, durch das ich's leite, O kurzes Leben, ich erfuhr's mit Schmerzen! Thut auf! Ich bin genannt Joseph der Zweite, Der Erste doch in meines Volkes Herzen!" Ein Bauer ist der Dritte, derb und feist, Gutmüth'geu Mund von schwarzem Bart umkreist, Die Büchse auf sein Lodenwamms geladen; Sah man ihn so vor sich, man glaubte dreist Sein Werth und große' Verdienst lieg' in den Wad Doch trägt ein Banner er, ich kenn' es wohl, Das ist der Felsenadler von Tirol. Mit seinem Kolben klopft er an die Pforten Und läßt vernehmen sich in solchen Worten: "Sah ich nicht dort die Nütlimänncr gehn? Ich that wie sie, bei ihnen will ich stehn! Ich bin kein beßrer Mann als alle Andern, Doch Einer muß für alle Brüder.waudeni; So wird ein schlichter Stein Schlußstein der Halle, Ein einfach Blatt zum Wipfel über alle. Kein Eiuzler komm' ich, nein, ein Heldentausend, Ein Heer von Männern, angeschwollen brausend, Das rettend in sein Felsenschloß getragen Den deutschen Ruhm in schmachvoll düstren Tagen, Und leuchtend ihn bewahrt in Ungewittem Als Deutschlands Odem uur ein knechtisch Zittern. Hat unser Rohr manch' Deutschen hingcbraunt, Was trug der Schelm französisch Knechtgewand! Wie hier ich steh' stand ich auf Mantuaö Walle Und bot dem Blei die Brust, Einer für Alle. Thut auf! Es pocht Tirol, das Heldenland, Statt aller Einer nur, der Wirth vom Sand!" Unfern ragt ein Gerüst von seltnem Bau, Ein Richtmaß scheint'S, Nekrntenwuchö zu probe"; Der Pfahl trägt Landesfarben weiß und blau Und Aufschrift gothisch auf der Tafel oben: Den Pflug, den alt'sten Siegeöwagen, lenkte Befreit, bekränzt ich durch des Landmanns Hufen, Drauf gern ein volles Segensmeer ich senkte. O klein und schwach Gefäß, durch das ich's leite, O kurzes Leben, ich erfuhr's mit Schmerzen! Thut auf! Ich bin genannt Joseph der Zweite, Der Erste doch in meines Volkes Herzen!" Ein Bauer ist der Dritte, derb und feist, Gutmüth'geu Mund von schwarzem Bart umkreist, Die Büchse auf sein Lodenwamms geladen; Sah man ihn so vor sich, man glaubte dreist Sein Werth und große' Verdienst lieg' in den Wad Doch trägt ein Banner er, ich kenn' es wohl, Das ist der Felsenadler von Tirol. Mit seinem Kolben klopft er an die Pforten Und läßt vernehmen sich in solchen Worten: „Sah ich nicht dort die Nütlimänncr gehn? Ich that wie sie, bei ihnen will ich stehn! Ich bin kein beßrer Mann als alle Andern, Doch Einer muß für alle Brüder.waudeni; So wird ein schlichter Stein Schlußstein der Halle, Ein einfach Blatt zum Wipfel über alle. Kein Eiuzler komm' ich, nein, ein Heldentausend, Ein Heer von Männern, angeschwollen brausend, Das rettend in sein Felsenschloß getragen Den deutschen Ruhm in schmachvoll düstren Tagen, Und leuchtend ihn bewahrt in Ungewittem Als Deutschlands Odem uur ein knechtisch Zittern. Hat unser Rohr manch' Deutschen hingcbraunt, Was trug der Schelm französisch Knechtgewand! Wie hier ich steh' stand ich auf Mantuaö Walle Und bot dem Blei die Brust, Einer für Alle. Thut auf! Es pocht Tirol, das Heldenland, Statt aller Einer nur, der Wirth vom Sand!" Unfern ragt ein Gerüst von seltnem Bau, Ein Richtmaß scheint'S, Nekrntenwuchö zu probe»; Der Pfahl trägt Landesfarben weiß und blau Und Aufschrift gothisch auf der Tafel oben: <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0419" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/185183"/> <lg xml:id="POEMID_9" type="poem"> <l> Den Pflug, den alt'sten Siegeöwagen, lenkte<lb/> Befreit, bekränzt ich durch des Landmanns Hufen,<lb/> Drauf gern ein volles Segensmeer ich senkte.<lb/> O klein und schwach Gefäß, durch das ich's leite,<lb/> O kurzes Leben, ich erfuhr's mit Schmerzen!<lb/> Thut auf! 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Den Pflug, den alt'sten Siegeöwagen, lenkte
Befreit, bekränzt ich durch des Landmanns Hufen,
Drauf gern ein volles Segensmeer ich senkte.
O klein und schwach Gefäß, durch das ich's leite,
O kurzes Leben, ich erfuhr's mit Schmerzen!
Thut auf! Ich bin genannt Joseph der Zweite,
Der Erste doch in meines Volkes Herzen!" Ein Bauer ist der Dritte, derb und feist,
Gutmüth'geu Mund von schwarzem Bart umkreist,
Die Büchse auf sein Lodenwamms geladen;
Sah man ihn so vor sich, man glaubte dreist
Sein Werth und große' Verdienst lieg' in den Wad
Doch trägt ein Banner er, ich kenn' es wohl,
Das ist der Felsenadler von Tirol.
Mit seinem Kolben klopft er an die Pforten
Und läßt vernehmen sich in solchen Worten:
„Sah ich nicht dort die Nütlimänncr gehn?
Ich that wie sie, bei ihnen will ich stehn!
Ich bin kein beßrer Mann als alle Andern,
Doch Einer muß für alle Brüder.waudeni;
So wird ein schlichter Stein Schlußstein der Halle,
Ein einfach Blatt zum Wipfel über alle.
Kein Eiuzler komm' ich, nein, ein Heldentausend,
Ein Heer von Männern, angeschwollen brausend,
Das rettend in sein Felsenschloß getragen
Den deutschen Ruhm in schmachvoll düstren Tagen,
Und leuchtend ihn bewahrt in Ungewittem
Als Deutschlands Odem uur ein knechtisch Zittern.
Hat unser Rohr manch' Deutschen hingcbraunt,
Was trug der Schelm französisch Knechtgewand!
Wie hier ich steh' stand ich auf Mantuaö Walle
Und bot dem Blei die Brust, Einer für Alle.
Thut auf! Es pocht Tirol, das Heldenland,
Statt aller Einer nur, der Wirth vom Sand!" Unfern ragt ein Gerüst von seltnem Bau,
Ein Richtmaß scheint'S, Nekrntenwuchö zu probe»;
Der Pfahl trägt Landesfarben weiß und blau
Und Aufschrift gothisch auf der Tafel oben:
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