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Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. IV. Band.

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des Museums, und ließ jene Gegenstände fortschaffen, streute aber nach Schmidt's Ab¬
reise überall aus, Schmidt habe die Herausgabe jener Schatze verweigert, er, Eorda,
habe die Auslieferung durch Militairassistenz erzwingen müssen, doch sei vieles
abgängig und ohne Zweifel fraudulös verkauft!! Da mau dem I)i. Schmidt die
Sammluug "zu I>le><: und ohne Formular übergeben hatte, so konnte die Verleumdung
sich um so breiter macheu, und die Fauatischeu unter der ezechiscbcn Partei, deren Um¬
triebe täglich gemeiner werden, bemächtigten sich des Borfalls um so eifriger, da ol.
Schmidt das läppisch - zelotische Treiben dieser Fanatiker häufig mit caustischem Witze in
den Versammlungen des Gewerbevereins gegeißelt hatte. Nun nahm man Rache an
ihm, man bließ die Sache auf, behauptete, das Vaterland sei um seiue Schätze bestoh-
len, Tausende von Gulden seien verloren gegangen -- und schnitt dem Abwesenden
die Ehre ab.

Schmidt's Freunde, empört durch diese Umtriebe, nahmen sich der Sache an, er¬
forschten die Spuren der Calnmuie bis auf den Anfangspunkt. Redacteur Bernard Gut
ging dem Custos Corda ans deu Leib bis er Alles widerrief.

Die Czechen ergrimmt, daß sie Schmidt nicht zerfleischen können, mißbrauchen ein
würdiges Journal und mystificiren seine Redaction durch jene perfide Erklärung *) -- so
st "-^ ehet die Sache.


VIII.
Zins Wien.

Wohin? -- Die it->tierischen Verhältnisse, -- Stimmung für die Schweiz. -- Sindruck des Luzerner Ereignisses.

Als einem der Kammerherren ans dem Geschlechte der Capvonie zu Zeiten der
Florentiner-Republik das Pferd durchging, und dem Einherbrauscndcn ein Spottvogel
zurief: ^vede t'leder, Li^neu- sZunt'>"I<mo, >><zr dnvo -in^nee? war die Antwort:
5lon "i sit, si su^ol-e. -- Könnte mau heute auf eine Frage über deu Gaug
der Zeit richtiger antworten? Die Diplomaten sind von der Fährte abgekommen. Wenn
einmal die Massen Politik machen, dann ist's mit den Noten, Protokollen und Kon¬
gressen zu Ende. Wenn einmal der höchste moralische Grundsatz aller Regenten und
Regierungs-Verpflichtungen: das g r ö ßtm og lich e W o si d er g r ö ß t in ö g l i es e n An-
zahl müsse die supreme Norm aller Staatseinrichtungen werden, in den
Völkern zur Erkenntniß gereist ist; dann auch v-tlo der Dogmatik der Cabiuctsweishcit.
In der schönen Halbinsel, all' it in-n- an'an""i.r v l' haben wir erst das Vor¬
spiel des politischen Drama durchgemacht. Im Hauptstück werden wir scheu, wie Eng¬
land den embryonische" Zollverein beschützen wird, sonst würden die Interessen Frank¬
reichs am Mittelmeere überwiegend werden. Italien wird dadurch zur Selbstständigkeit
gelangen, und Oesterreich sich selbst die größte Wunde schlagen, wenn es bei seinem Sy¬
steme verharrt; denn die Lombardei und Venedig sind ihm jährlich 35 Millionen Ne-



sle wurde der Verlagshandlung durch einen Leipziger Committenten übermittelt, um
im schlimmsten Falle als Inserat ans dem Umschlage gedruckt zu werden. Wir dachten jedoch
es handle sich winklich um die Ehrenrettung eines gedrückten Mannes, und mochten nicht, daß
für einen solchen Dienst Jnsertionsgebühren gezahlt würden. Da wir jedoch mit der Sach¬
lage nicht vertraut waren und keine Verantwortlichkeit übernehmen konnten, so gaben wir die
Erklärung als "Eingesandt" am Schlüsse des Blattes mit Petitschrift. Hat man unsere Ehr¬
lichkeit mißbraucht, um so schmachvoller für den Einsender. Uebrigens hat die Verlagshandlung
D- Red. den erwähnten Committenten bereits zur Verantwortung gezogen.

des Museums, und ließ jene Gegenstände fortschaffen, streute aber nach Schmidt's Ab¬
reise überall aus, Schmidt habe die Herausgabe jener Schatze verweigert, er, Eorda,
habe die Auslieferung durch Militairassistenz erzwingen müssen, doch sei vieles
abgängig und ohne Zweifel fraudulös verkauft!! Da mau dem I)i. Schmidt die
Sammluug «zu I>le><: und ohne Formular übergeben hatte, so konnte die Verleumdung
sich um so breiter macheu, und die Fauatischeu unter der ezechiscbcn Partei, deren Um¬
triebe täglich gemeiner werden, bemächtigten sich des Borfalls um so eifriger, da ol.
Schmidt das läppisch - zelotische Treiben dieser Fanatiker häufig mit caustischem Witze in
den Versammlungen des Gewerbevereins gegeißelt hatte. Nun nahm man Rache an
ihm, man bließ die Sache auf, behauptete, das Vaterland sei um seiue Schätze bestoh-
len, Tausende von Gulden seien verloren gegangen — und schnitt dem Abwesenden
die Ehre ab.

Schmidt's Freunde, empört durch diese Umtriebe, nahmen sich der Sache an, er¬
forschten die Spuren der Calnmuie bis auf den Anfangspunkt. Redacteur Bernard Gut
ging dem Custos Corda ans deu Leib bis er Alles widerrief.

Die Czechen ergrimmt, daß sie Schmidt nicht zerfleischen können, mißbrauchen ein
würdiges Journal und mystificiren seine Redaction durch jene perfide Erklärung *) — so
st »-^ ehet die Sache.


VIII.
Zins Wien.

Wohin? — Die it->tierischen Verhältnisse, — Stimmung für die Schweiz. — Sindruck des Luzerner Ereignisses.

Als einem der Kammerherren ans dem Geschlechte der Capvonie zu Zeiten der
Florentiner-Republik das Pferd durchging, und dem Einherbrauscndcn ein Spottvogel
zurief: ^vede t'leder, Li^neu- sZunt'>»I<mo, >><zr dnvo -in^nee? war die Antwort:
5lon «i sit, si su^ol-e. — Könnte mau heute auf eine Frage über deu Gaug
der Zeit richtiger antworten? Die Diplomaten sind von der Fährte abgekommen. Wenn
einmal die Massen Politik machen, dann ist's mit den Noten, Protokollen und Kon¬
gressen zu Ende. Wenn einmal der höchste moralische Grundsatz aller Regenten und
Regierungs-Verpflichtungen: das g r ö ßtm og lich e W o si d er g r ö ß t in ö g l i es e n An-
zahl müsse die supreme Norm aller Staatseinrichtungen werden, in den
Völkern zur Erkenntniß gereist ist; dann auch v-tlo der Dogmatik der Cabiuctsweishcit.
In der schönen Halbinsel, all' it in-n- an'an»«i.r v l' haben wir erst das Vor¬
spiel des politischen Drama durchgemacht. Im Hauptstück werden wir scheu, wie Eng¬
land den embryonische» Zollverein beschützen wird, sonst würden die Interessen Frank¬
reichs am Mittelmeere überwiegend werden. Italien wird dadurch zur Selbstständigkeit
gelangen, und Oesterreich sich selbst die größte Wunde schlagen, wenn es bei seinem Sy¬
steme verharrt; denn die Lombardei und Venedig sind ihm jährlich 35 Millionen Ne-



sle wurde der Verlagshandlung durch einen Leipziger Committenten übermittelt, um
im schlimmsten Falle als Inserat ans dem Umschlage gedruckt zu werden. Wir dachten jedoch
es handle sich winklich um die Ehrenrettung eines gedrückten Mannes, und mochten nicht, daß
für einen solchen Dienst Jnsertionsgebühren gezahlt würden. Da wir jedoch mit der Sach¬
lage nicht vertraut waren und keine Verantwortlichkeit übernehmen konnten, so gaben wir die
Erklärung als „Eingesandt" am Schlüsse des Blattes mit Petitschrift. Hat man unsere Ehr¬
lichkeit mißbraucht, um so schmachvoller für den Einsender. Uebrigens hat die Verlagshandlung
D- Red. den erwähnten Committenten bereits zur Verantwortung gezogen.
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[0414] des Museums, und ließ jene Gegenstände fortschaffen, streute aber nach Schmidt's Ab¬ reise überall aus, Schmidt habe die Herausgabe jener Schatze verweigert, er, Eorda, habe die Auslieferung durch Militairassistenz erzwingen müssen, doch sei vieles abgängig und ohne Zweifel fraudulös verkauft!! Da mau dem I)i. Schmidt die Sammluug «zu I>le><: und ohne Formular übergeben hatte, so konnte die Verleumdung sich um so breiter macheu, und die Fauatischeu unter der ezechiscbcn Partei, deren Um¬ triebe täglich gemeiner werden, bemächtigten sich des Borfalls um so eifriger, da ol. Schmidt das läppisch - zelotische Treiben dieser Fanatiker häufig mit caustischem Witze in den Versammlungen des Gewerbevereins gegeißelt hatte. Nun nahm man Rache an ihm, man bließ die Sache auf, behauptete, das Vaterland sei um seiue Schätze bestoh- len, Tausende von Gulden seien verloren gegangen — und schnitt dem Abwesenden die Ehre ab. Schmidt's Freunde, empört durch diese Umtriebe, nahmen sich der Sache an, er¬ forschten die Spuren der Calnmuie bis auf den Anfangspunkt. Redacteur Bernard Gut ging dem Custos Corda ans deu Leib bis er Alles widerrief. Die Czechen ergrimmt, daß sie Schmidt nicht zerfleischen können, mißbrauchen ein würdiges Journal und mystificiren seine Redaction durch jene perfide Erklärung *) — so st »-^ ehet die Sache. VIII. Zins Wien. Wohin? — Die it->tierischen Verhältnisse, — Stimmung für die Schweiz. — Sindruck des Luzerner Ereignisses. Als einem der Kammerherren ans dem Geschlechte der Capvonie zu Zeiten der Florentiner-Republik das Pferd durchging, und dem Einherbrauscndcn ein Spottvogel zurief: ^vede t'leder, Li^neu- sZunt'>»I<mo, >><zr dnvo -in^nee? war die Antwort: 5lon «i sit, si su^ol-e. — Könnte mau heute auf eine Frage über deu Gaug der Zeit richtiger antworten? Die Diplomaten sind von der Fährte abgekommen. Wenn einmal die Massen Politik machen, dann ist's mit den Noten, Protokollen und Kon¬ gressen zu Ende. Wenn einmal der höchste moralische Grundsatz aller Regenten und Regierungs-Verpflichtungen: das g r ö ßtm og lich e W o si d er g r ö ß t in ö g l i es e n An- zahl müsse die supreme Norm aller Staatseinrichtungen werden, in den Völkern zur Erkenntniß gereist ist; dann auch v-tlo der Dogmatik der Cabiuctsweishcit. In der schönen Halbinsel, all' it in-n- an'an»«i.r v l' haben wir erst das Vor¬ spiel des politischen Drama durchgemacht. Im Hauptstück werden wir scheu, wie Eng¬ land den embryonische» Zollverein beschützen wird, sonst würden die Interessen Frank¬ reichs am Mittelmeere überwiegend werden. Italien wird dadurch zur Selbstständigkeit gelangen, und Oesterreich sich selbst die größte Wunde schlagen, wenn es bei seinem Sy¬ steme verharrt; denn die Lombardei und Venedig sind ihm jährlich 35 Millionen Ne- sle wurde der Verlagshandlung durch einen Leipziger Committenten übermittelt, um im schlimmsten Falle als Inserat ans dem Umschlage gedruckt zu werden. Wir dachten jedoch es handle sich winklich um die Ehrenrettung eines gedrückten Mannes, und mochten nicht, daß für einen solchen Dienst Jnsertionsgebühren gezahlt würden. Da wir jedoch mit der Sach¬ lage nicht vertraut waren und keine Verantwortlichkeit übernehmen konnten, so gaben wir die Erklärung als „Eingesandt" am Schlüsse des Blattes mit Petitschrift. Hat man unsere Ehr¬ lichkeit mißbraucht, um so schmachvoller für den Einsender. Uebrigens hat die Verlagshandlung D- Red. den erwähnten Committenten bereits zur Verantwortung gezogen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_184763/414>, abgerufen am 05.12.2024.