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Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. IV. Band.

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In dem tiefsten Frieden, in einer Zeit, deren Dichten und Trachten überwiegend auf das
Gedeihen von Industrie, Verkehr und Speculation als ihr köstlichstes Kleinod gerichtet ist,
drücken periodische Krisen zumeist durch das eigene Uebermaß der Unternehmungslust hervorge¬
rufen, von einem Ende Europa's zum andern wandernd, ihre zerstörenden Fußtapfen ein, und
Extreme von Ueberfluß an Geld und Credit und von Stockung und Klemme folgen aufeinander.

Bon oller diesen excentrischen Schwingungen wird der Realkrcdit in seiner dermaligen Hülf¬
losen Lage mit ergriffen, und niemand kann wagen zu bestimmen, wie lange der Grundbesitz,
durch die Natur, Anlage, Sitten und Gewohnheiten der agricolcn Bevölkerung auf einen stä-
tigen maßhaltigen Gang hingewiesen, sich unter diesen Schwingungen noch so gesund und auf¬
recht erhalten könne, als er gegenwärtig wenigstens noch zum Theile besteht.

Eine bisher ungekannte Entwickelung des Erfindungsgeist.es, eine ungcahnete Ausdehnung
der Verkehrsmittel, Unternehmungen und Combinationen, haben sich Bahn gebrochen, und es
ist nicht vorauszusehen, wohin dieselben noch führen werden.

Länder, über welche die Natur ihren reichsten Segen verschwenderisch ausschüttete, uner¬
meßliche Strecken jungfräulichen Bodens treten mit dem alten schwerbelasteten Europa in Con-
currenz, alle kleinen, alle mittleren Einrichtungen, die sich in einem engen Kreise einfachen
Betriebes bewegen, worunter die große Mehrheit der Landbesitzer gehört, fühlen bereits den
Boden unter ihren Füßen wanken.

Es ist nicht vorauszusehen, welche Crisen zu überstehen, welche Prüfungen auszuhalten
sein werden. Gewiß aber ist, daß nur der vollständigst Gerüstete den Dingen, die da kommen
werden, werde Widerstand leisten können, und daß es ein maßloses Unglück wäre, wenn in
der allgemeinen Währung moralischer und materieller Elemente das einzige feste Element der
Gesellschaft, der Grundbesitz zerrüttet und zerrieben würde.

An allem diesem kömmt, daß eben jetzt eine Frage zur Reife gedieh, von deren unglück¬
licher oder glücklicher Lösung die gewichtigsten Folgen nicht nur für die materiellen, sondern
auch für die moralischen Zustände des Grundbesitzes abhängen. Es sollen die bedeutendsten,
den unterthänigen besitzbclastenoen Scrvirutcn, Robot und Zehcnt, zu einer Ausgleichung ge¬
langen, eine Ausgleichung, welche kolossale Summen in Anspruch nimmt.

Soll diese in alle Verhältnisse tief eingreifende Operation nicht unfruchtbar bleiben, so
muß der bäuerliche Besitz nicht nur zu einer Titularbefrciung, sondern zu einer wirklichen
Befreiung gelangen, die Kette muß nicht umgetauscht, sie muß gänzlich gelöst, sie muß ge¬
brochen werden.

So wohlthätig diese Maßregel im Verfolge der Zeit sich bewähren kann, so schwer wür¬
den die Folgen der Verantwortung sein, wenn keine andere Wirkung hervorträte, als daß der
Bauer die mit Milde geübte Dienstbarkeit seines erblichen Grundherren mit dem schonungsloser
Argumente wucherischer Speculation vertauschte, seine zahlreiche Familie durch Erecution von
Haus und Hof getrieben, sich in ein agrarisches Proletariat hinabgestoßen fände.

Jeder Freund der öffentlichen Wohlfahrt muß aus vollem Herzen wünschen, daß diese
durch die Zeitverhältnisse gebotene Umgestaltung ein Werk des Friedens werde, und daß nicht
an Stelle der gewohnten Leistung eine nicht zu bewältigende Schuldenlast trete, deren bittere
Folgen die traurigen Nachklänge des früheren, angefeindeten Verhältnisses in fernerer Zukunft
übertragen würden.

Wie nahe diese Fragen mit dem Zustande des Realcredits im Zusammenhange stehen und
welche Segnungen ein den Realkredit auf seine Basis Stellendes, diese bedrohlichen Zeitfragen
friedlich lösendes Institut vertreiben müsse, wird Ew. Maj. Weisheit und landesfürstliche
Huld gewiß vielfältig gewürdigt haben.

Die treu gehorsamsten Stände des Markgrafenthums Mähren in der festen Ueberzeugung,
ihre angestammte, von ihren Vätern überkommene Liebe zu Ew. Maj. Throne nicht besser be¬
währen zu können, als wenn sie die Bedürfnisse des Landes und der Gegenwart frei und un¬
umwunden aussprechen, haben diese Zeitverhältnisse reiflich erwägend und den Weg der Asso¬
ciation als den einzigen Hoffnungsanker für den Grundbesitz erkennend, schon vorlängst die


In dem tiefsten Frieden, in einer Zeit, deren Dichten und Trachten überwiegend auf das
Gedeihen von Industrie, Verkehr und Speculation als ihr köstlichstes Kleinod gerichtet ist,
drücken periodische Krisen zumeist durch das eigene Uebermaß der Unternehmungslust hervorge¬
rufen, von einem Ende Europa's zum andern wandernd, ihre zerstörenden Fußtapfen ein, und
Extreme von Ueberfluß an Geld und Credit und von Stockung und Klemme folgen aufeinander.

Bon oller diesen excentrischen Schwingungen wird der Realkrcdit in seiner dermaligen Hülf¬
losen Lage mit ergriffen, und niemand kann wagen zu bestimmen, wie lange der Grundbesitz,
durch die Natur, Anlage, Sitten und Gewohnheiten der agricolcn Bevölkerung auf einen stä-
tigen maßhaltigen Gang hingewiesen, sich unter diesen Schwingungen noch so gesund und auf¬
recht erhalten könne, als er gegenwärtig wenigstens noch zum Theile besteht.

Eine bisher ungekannte Entwickelung des Erfindungsgeist.es, eine ungcahnete Ausdehnung
der Verkehrsmittel, Unternehmungen und Combinationen, haben sich Bahn gebrochen, und es
ist nicht vorauszusehen, wohin dieselben noch führen werden.

Länder, über welche die Natur ihren reichsten Segen verschwenderisch ausschüttete, uner¬
meßliche Strecken jungfräulichen Bodens treten mit dem alten schwerbelasteten Europa in Con-
currenz, alle kleinen, alle mittleren Einrichtungen, die sich in einem engen Kreise einfachen
Betriebes bewegen, worunter die große Mehrheit der Landbesitzer gehört, fühlen bereits den
Boden unter ihren Füßen wanken.

Es ist nicht vorauszusehen, welche Crisen zu überstehen, welche Prüfungen auszuhalten
sein werden. Gewiß aber ist, daß nur der vollständigst Gerüstete den Dingen, die da kommen
werden, werde Widerstand leisten können, und daß es ein maßloses Unglück wäre, wenn in
der allgemeinen Währung moralischer und materieller Elemente das einzige feste Element der
Gesellschaft, der Grundbesitz zerrüttet und zerrieben würde.

An allem diesem kömmt, daß eben jetzt eine Frage zur Reife gedieh, von deren unglück¬
licher oder glücklicher Lösung die gewichtigsten Folgen nicht nur für die materiellen, sondern
auch für die moralischen Zustände des Grundbesitzes abhängen. Es sollen die bedeutendsten,
den unterthänigen besitzbclastenoen Scrvirutcn, Robot und Zehcnt, zu einer Ausgleichung ge¬
langen, eine Ausgleichung, welche kolossale Summen in Anspruch nimmt.

Soll diese in alle Verhältnisse tief eingreifende Operation nicht unfruchtbar bleiben, so
muß der bäuerliche Besitz nicht nur zu einer Titularbefrciung, sondern zu einer wirklichen
Befreiung gelangen, die Kette muß nicht umgetauscht, sie muß gänzlich gelöst, sie muß ge¬
brochen werden.

So wohlthätig diese Maßregel im Verfolge der Zeit sich bewähren kann, so schwer wür¬
den die Folgen der Verantwortung sein, wenn keine andere Wirkung hervorträte, als daß der
Bauer die mit Milde geübte Dienstbarkeit seines erblichen Grundherren mit dem schonungsloser
Argumente wucherischer Speculation vertauschte, seine zahlreiche Familie durch Erecution von
Haus und Hof getrieben, sich in ein agrarisches Proletariat hinabgestoßen fände.

Jeder Freund der öffentlichen Wohlfahrt muß aus vollem Herzen wünschen, daß diese
durch die Zeitverhältnisse gebotene Umgestaltung ein Werk des Friedens werde, und daß nicht
an Stelle der gewohnten Leistung eine nicht zu bewältigende Schuldenlast trete, deren bittere
Folgen die traurigen Nachklänge des früheren, angefeindeten Verhältnisses in fernerer Zukunft
übertragen würden.

Wie nahe diese Fragen mit dem Zustande des Realcredits im Zusammenhange stehen und
welche Segnungen ein den Realkredit auf seine Basis Stellendes, diese bedrohlichen Zeitfragen
friedlich lösendes Institut vertreiben müsse, wird Ew. Maj. Weisheit und landesfürstliche
Huld gewiß vielfältig gewürdigt haben.

Die treu gehorsamsten Stände des Markgrafenthums Mähren in der festen Ueberzeugung,
ihre angestammte, von ihren Vätern überkommene Liebe zu Ew. Maj. Throne nicht besser be¬
währen zu können, als wenn sie die Bedürfnisse des Landes und der Gegenwart frei und un¬
umwunden aussprechen, haben diese Zeitverhältnisse reiflich erwägend und den Weg der Asso¬
ciation als den einzigen Hoffnungsanker für den Grundbesitz erkennend, schon vorlängst die


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[0037] In dem tiefsten Frieden, in einer Zeit, deren Dichten und Trachten überwiegend auf das Gedeihen von Industrie, Verkehr und Speculation als ihr köstlichstes Kleinod gerichtet ist, drücken periodische Krisen zumeist durch das eigene Uebermaß der Unternehmungslust hervorge¬ rufen, von einem Ende Europa's zum andern wandernd, ihre zerstörenden Fußtapfen ein, und Extreme von Ueberfluß an Geld und Credit und von Stockung und Klemme folgen aufeinander. Bon oller diesen excentrischen Schwingungen wird der Realkrcdit in seiner dermaligen Hülf¬ losen Lage mit ergriffen, und niemand kann wagen zu bestimmen, wie lange der Grundbesitz, durch die Natur, Anlage, Sitten und Gewohnheiten der agricolcn Bevölkerung auf einen stä- tigen maßhaltigen Gang hingewiesen, sich unter diesen Schwingungen noch so gesund und auf¬ recht erhalten könne, als er gegenwärtig wenigstens noch zum Theile besteht. Eine bisher ungekannte Entwickelung des Erfindungsgeist.es, eine ungcahnete Ausdehnung der Verkehrsmittel, Unternehmungen und Combinationen, haben sich Bahn gebrochen, und es ist nicht vorauszusehen, wohin dieselben noch führen werden. Länder, über welche die Natur ihren reichsten Segen verschwenderisch ausschüttete, uner¬ meßliche Strecken jungfräulichen Bodens treten mit dem alten schwerbelasteten Europa in Con- currenz, alle kleinen, alle mittleren Einrichtungen, die sich in einem engen Kreise einfachen Betriebes bewegen, worunter die große Mehrheit der Landbesitzer gehört, fühlen bereits den Boden unter ihren Füßen wanken. Es ist nicht vorauszusehen, welche Crisen zu überstehen, welche Prüfungen auszuhalten sein werden. Gewiß aber ist, daß nur der vollständigst Gerüstete den Dingen, die da kommen werden, werde Widerstand leisten können, und daß es ein maßloses Unglück wäre, wenn in der allgemeinen Währung moralischer und materieller Elemente das einzige feste Element der Gesellschaft, der Grundbesitz zerrüttet und zerrieben würde. An allem diesem kömmt, daß eben jetzt eine Frage zur Reife gedieh, von deren unglück¬ licher oder glücklicher Lösung die gewichtigsten Folgen nicht nur für die materiellen, sondern auch für die moralischen Zustände des Grundbesitzes abhängen. Es sollen die bedeutendsten, den unterthänigen besitzbclastenoen Scrvirutcn, Robot und Zehcnt, zu einer Ausgleichung ge¬ langen, eine Ausgleichung, welche kolossale Summen in Anspruch nimmt. Soll diese in alle Verhältnisse tief eingreifende Operation nicht unfruchtbar bleiben, so muß der bäuerliche Besitz nicht nur zu einer Titularbefrciung, sondern zu einer wirklichen Befreiung gelangen, die Kette muß nicht umgetauscht, sie muß gänzlich gelöst, sie muß ge¬ brochen werden. So wohlthätig diese Maßregel im Verfolge der Zeit sich bewähren kann, so schwer wür¬ den die Folgen der Verantwortung sein, wenn keine andere Wirkung hervorträte, als daß der Bauer die mit Milde geübte Dienstbarkeit seines erblichen Grundherren mit dem schonungsloser Argumente wucherischer Speculation vertauschte, seine zahlreiche Familie durch Erecution von Haus und Hof getrieben, sich in ein agrarisches Proletariat hinabgestoßen fände. Jeder Freund der öffentlichen Wohlfahrt muß aus vollem Herzen wünschen, daß diese durch die Zeitverhältnisse gebotene Umgestaltung ein Werk des Friedens werde, und daß nicht an Stelle der gewohnten Leistung eine nicht zu bewältigende Schuldenlast trete, deren bittere Folgen die traurigen Nachklänge des früheren, angefeindeten Verhältnisses in fernerer Zukunft übertragen würden. Wie nahe diese Fragen mit dem Zustande des Realcredits im Zusammenhange stehen und welche Segnungen ein den Realkredit auf seine Basis Stellendes, diese bedrohlichen Zeitfragen friedlich lösendes Institut vertreiben müsse, wird Ew. Maj. Weisheit und landesfürstliche Huld gewiß vielfältig gewürdigt haben. Die treu gehorsamsten Stände des Markgrafenthums Mähren in der festen Ueberzeugung, ihre angestammte, von ihren Vätern überkommene Liebe zu Ew. Maj. Throne nicht besser be¬ währen zu können, als wenn sie die Bedürfnisse des Landes und der Gegenwart frei und un¬ umwunden aussprechen, haben diese Zeitverhältnisse reiflich erwägend und den Weg der Asso¬ ciation als den einzigen Hoffnungsanker für den Grundbesitz erkennend, schon vorlängst die

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_184763/37>, abgerufen am 22.07.2024.