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Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. IV. Band.

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wo der gediegenste Realcredit nur um schwere Opfer die Kapitalien erkaufen konnte, die er
nicht zur Forderung seines Betriebes, sondern zur Erhaltung seines Besitzes benöthigte, liegt
noch nicht allzu ferne. --

Wenn in dem Laufe der letzten Jahre das Anwachsen der Kapitalien, insbesondere die
Entwicklung der Sparkassen, weit über ihre natürliche Grenzen hinaus, dem Grundbesitze einige
Erleichterung gewährte, so steht demungeachtet der Zinsfuß im Markgrafenthum Mähren auf
die tadelloseste Hypothek höher als in den meisten Ländern Deutschlands, und selbst bei einer
evidenten Sicherheit sieht sich auch der größere Gutsbesitzer wucherischer Anfechtungen ausge¬
setzt. -- Vollends kläglich ist der Zustand dieses Credits in dem Bereiche des bäuerlichen
Besitzes. --

Eine unserer Zeit eigenthümliche Richtung mancherlei Institutionen und künstliche Hülfs¬
mittel leiten die Kapitalien in große Kanäle, und so werden durch diese Strömung auch die
kleineren Kapitalien, welche sonst befruchtend auf den kleinen Besitz gewirkt hatten, von die¬
sem abgezogen und in jene hineingerissen.

So steht sich der kleinere Grundbesitz, mit Ausnahme der durchaus unzureichenden Hülfe,
die er bei Waisenämtern, Stiftungs- und Contributionsfonds findet, lediglich den kleineren,
auf höheren Gewinn bedachten Kapitalisten dem Wucher in die Arme getrieben, der auch in
der That am Marke des Landes zehrt und reichliche Erndte hält.

Der Landman", größtentheils noch in der Einfachheit altherkömmlicher Sitte, sich in den
vielverschlungenen Windungen des Geldverkehrs minder zurecht findend, ist noch nicht im
Stande, sich gegen die Combinationen wohlerfahrener Gewinnsucht zu schützen, und muß sich,
gedrückt von den auf ihn liegenden Lasten, gedrängt durch die aus der Erbfolgeordnung hervor¬
gehenden Abfertigungen, Erbtheilungen, Ausgedinge u. f. w., um sich und den Seinen für
eine Zeit Haus und Hof zu erhalten, in die bittere Nothwendigkeit fügen und die größten,
ihn in der Zukunft zu Grunde richtenden Opfer gefallen lassen.

In dieser Lage des Sandmannes ist an keine Ersparnisse zu denken, ja es wird ihm un¬
möglich die überaus reichen Schätze hervorzugrabcn, die unbenutzt im Schooße der Erde liegen.

Die Folge davon ist, daß die bäuerlichen Wirthschaften fortan in einem kümmerlichen
Zustande von Bedingtheit fortsiechen und daß Intelligenz und Betriebsamkeit fehlen, da diese
nirgends unter gedrückten öconomischcn Verhältnissen auszukommen vermögen.

Dieser Zustand wird um so bedrohlicher, als der Grundbesitz schon theilweise in den Strudel,
der die andern Zweige der Nationalwirthschaft erfaßte, hineingezogen, nur mit Aufbieten aller
intellectuellen und materiellen Kräfte kaum im Stande ist, den gesteigerten Anforderungen
der Zeit genügen und dem raschen Strome der materiellen Entwickelung Schritt halten zu
können.

Mit dem Hinsiechen des Grundbesitzes geht aber jede Hoffnung auf eine naturgemäße,
sicher begründete und höher vorschreitende Entwickelung des "ationalöconomischcn Zustandes
durch alle Schichten der Gesellschaft zu Grabe, und es bildet sich ein naturwidriger Zustand,
der aus einer Seite ein schnelles abentheuerliches Bereichern des Einzelnen, auf der andern,
Seite Noth und Elend ganzer Massen das gestörte Gleichgewicht des socialen Zustandes
beurkundet.

Dieser Zustand des Grundbesitzes bietet die traurige Perspektive, daß der Staat bei ein¬
tretenden Kriegs- und anderen Drangsalen seiner materiellen Hülfsmittel beraubt sein wird,
da er dieselben nicht aus den wenig verläßlichen, schwer zu erreichenden Quellen einer beweg¬
lichen Prosperität, sondern aus den fest bleibenden, leicht erfaßbaren Elementen des Grund¬
besitzes wird schöpfen wollen, dieser aber zu den nachhaltigen Opfern nur in dem Maße befä¬
higt sein wird, als er in den Zeiten der Ruhe zu nachhaltigen Kräften gelangen konnte.

Die traurige Lage des Grundbesitzes wird noch weit beängstigender, da nirgend eine Ga¬
rantie zu finden ist, daß diese Zustände nicht noch schlechter werden, als sie sind, ja bedenkliche
Aeiterscheinungen rechtfertigen die Besorgnis-, daß der Grundbesitz noch nicht am Marksteine
seiner Bedrängnisse stehe.


wo der gediegenste Realcredit nur um schwere Opfer die Kapitalien erkaufen konnte, die er
nicht zur Forderung seines Betriebes, sondern zur Erhaltung seines Besitzes benöthigte, liegt
noch nicht allzu ferne. —

Wenn in dem Laufe der letzten Jahre das Anwachsen der Kapitalien, insbesondere die
Entwicklung der Sparkassen, weit über ihre natürliche Grenzen hinaus, dem Grundbesitze einige
Erleichterung gewährte, so steht demungeachtet der Zinsfuß im Markgrafenthum Mähren auf
die tadelloseste Hypothek höher als in den meisten Ländern Deutschlands, und selbst bei einer
evidenten Sicherheit sieht sich auch der größere Gutsbesitzer wucherischer Anfechtungen ausge¬
setzt. — Vollends kläglich ist der Zustand dieses Credits in dem Bereiche des bäuerlichen
Besitzes. —

Eine unserer Zeit eigenthümliche Richtung mancherlei Institutionen und künstliche Hülfs¬
mittel leiten die Kapitalien in große Kanäle, und so werden durch diese Strömung auch die
kleineren Kapitalien, welche sonst befruchtend auf den kleinen Besitz gewirkt hatten, von die¬
sem abgezogen und in jene hineingerissen.

So steht sich der kleinere Grundbesitz, mit Ausnahme der durchaus unzureichenden Hülfe,
die er bei Waisenämtern, Stiftungs- und Contributionsfonds findet, lediglich den kleineren,
auf höheren Gewinn bedachten Kapitalisten dem Wucher in die Arme getrieben, der auch in
der That am Marke des Landes zehrt und reichliche Erndte hält.

Der Landman», größtentheils noch in der Einfachheit altherkömmlicher Sitte, sich in den
vielverschlungenen Windungen des Geldverkehrs minder zurecht findend, ist noch nicht im
Stande, sich gegen die Combinationen wohlerfahrener Gewinnsucht zu schützen, und muß sich,
gedrückt von den auf ihn liegenden Lasten, gedrängt durch die aus der Erbfolgeordnung hervor¬
gehenden Abfertigungen, Erbtheilungen, Ausgedinge u. f. w., um sich und den Seinen für
eine Zeit Haus und Hof zu erhalten, in die bittere Nothwendigkeit fügen und die größten,
ihn in der Zukunft zu Grunde richtenden Opfer gefallen lassen.

In dieser Lage des Sandmannes ist an keine Ersparnisse zu denken, ja es wird ihm un¬
möglich die überaus reichen Schätze hervorzugrabcn, die unbenutzt im Schooße der Erde liegen.

Die Folge davon ist, daß die bäuerlichen Wirthschaften fortan in einem kümmerlichen
Zustande von Bedingtheit fortsiechen und daß Intelligenz und Betriebsamkeit fehlen, da diese
nirgends unter gedrückten öconomischcn Verhältnissen auszukommen vermögen.

Dieser Zustand wird um so bedrohlicher, als der Grundbesitz schon theilweise in den Strudel,
der die andern Zweige der Nationalwirthschaft erfaßte, hineingezogen, nur mit Aufbieten aller
intellectuellen und materiellen Kräfte kaum im Stande ist, den gesteigerten Anforderungen
der Zeit genügen und dem raschen Strome der materiellen Entwickelung Schritt halten zu
können.

Mit dem Hinsiechen des Grundbesitzes geht aber jede Hoffnung auf eine naturgemäße,
sicher begründete und höher vorschreitende Entwickelung des »ationalöconomischcn Zustandes
durch alle Schichten der Gesellschaft zu Grabe, und es bildet sich ein naturwidriger Zustand,
der aus einer Seite ein schnelles abentheuerliches Bereichern des Einzelnen, auf der andern,
Seite Noth und Elend ganzer Massen das gestörte Gleichgewicht des socialen Zustandes
beurkundet.

Dieser Zustand des Grundbesitzes bietet die traurige Perspektive, daß der Staat bei ein¬
tretenden Kriegs- und anderen Drangsalen seiner materiellen Hülfsmittel beraubt sein wird,
da er dieselben nicht aus den wenig verläßlichen, schwer zu erreichenden Quellen einer beweg¬
lichen Prosperität, sondern aus den fest bleibenden, leicht erfaßbaren Elementen des Grund¬
besitzes wird schöpfen wollen, dieser aber zu den nachhaltigen Opfern nur in dem Maße befä¬
higt sein wird, als er in den Zeiten der Ruhe zu nachhaltigen Kräften gelangen konnte.

Die traurige Lage des Grundbesitzes wird noch weit beängstigender, da nirgend eine Ga¬
rantie zu finden ist, daß diese Zustände nicht noch schlechter werden, als sie sind, ja bedenkliche
Aeiterscheinungen rechtfertigen die Besorgnis-, daß der Grundbesitz noch nicht am Marksteine
seiner Bedrängnisse stehe.


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[0036] wo der gediegenste Realcredit nur um schwere Opfer die Kapitalien erkaufen konnte, die er nicht zur Forderung seines Betriebes, sondern zur Erhaltung seines Besitzes benöthigte, liegt noch nicht allzu ferne. — Wenn in dem Laufe der letzten Jahre das Anwachsen der Kapitalien, insbesondere die Entwicklung der Sparkassen, weit über ihre natürliche Grenzen hinaus, dem Grundbesitze einige Erleichterung gewährte, so steht demungeachtet der Zinsfuß im Markgrafenthum Mähren auf die tadelloseste Hypothek höher als in den meisten Ländern Deutschlands, und selbst bei einer evidenten Sicherheit sieht sich auch der größere Gutsbesitzer wucherischer Anfechtungen ausge¬ setzt. — Vollends kläglich ist der Zustand dieses Credits in dem Bereiche des bäuerlichen Besitzes. — Eine unserer Zeit eigenthümliche Richtung mancherlei Institutionen und künstliche Hülfs¬ mittel leiten die Kapitalien in große Kanäle, und so werden durch diese Strömung auch die kleineren Kapitalien, welche sonst befruchtend auf den kleinen Besitz gewirkt hatten, von die¬ sem abgezogen und in jene hineingerissen. So steht sich der kleinere Grundbesitz, mit Ausnahme der durchaus unzureichenden Hülfe, die er bei Waisenämtern, Stiftungs- und Contributionsfonds findet, lediglich den kleineren, auf höheren Gewinn bedachten Kapitalisten dem Wucher in die Arme getrieben, der auch in der That am Marke des Landes zehrt und reichliche Erndte hält. Der Landman», größtentheils noch in der Einfachheit altherkömmlicher Sitte, sich in den vielverschlungenen Windungen des Geldverkehrs minder zurecht findend, ist noch nicht im Stande, sich gegen die Combinationen wohlerfahrener Gewinnsucht zu schützen, und muß sich, gedrückt von den auf ihn liegenden Lasten, gedrängt durch die aus der Erbfolgeordnung hervor¬ gehenden Abfertigungen, Erbtheilungen, Ausgedinge u. f. w., um sich und den Seinen für eine Zeit Haus und Hof zu erhalten, in die bittere Nothwendigkeit fügen und die größten, ihn in der Zukunft zu Grunde richtenden Opfer gefallen lassen. In dieser Lage des Sandmannes ist an keine Ersparnisse zu denken, ja es wird ihm un¬ möglich die überaus reichen Schätze hervorzugrabcn, die unbenutzt im Schooße der Erde liegen. Die Folge davon ist, daß die bäuerlichen Wirthschaften fortan in einem kümmerlichen Zustande von Bedingtheit fortsiechen und daß Intelligenz und Betriebsamkeit fehlen, da diese nirgends unter gedrückten öconomischcn Verhältnissen auszukommen vermögen. Dieser Zustand wird um so bedrohlicher, als der Grundbesitz schon theilweise in den Strudel, der die andern Zweige der Nationalwirthschaft erfaßte, hineingezogen, nur mit Aufbieten aller intellectuellen und materiellen Kräfte kaum im Stande ist, den gesteigerten Anforderungen der Zeit genügen und dem raschen Strome der materiellen Entwickelung Schritt halten zu können. Mit dem Hinsiechen des Grundbesitzes geht aber jede Hoffnung auf eine naturgemäße, sicher begründete und höher vorschreitende Entwickelung des »ationalöconomischcn Zustandes durch alle Schichten der Gesellschaft zu Grabe, und es bildet sich ein naturwidriger Zustand, der aus einer Seite ein schnelles abentheuerliches Bereichern des Einzelnen, auf der andern, Seite Noth und Elend ganzer Massen das gestörte Gleichgewicht des socialen Zustandes beurkundet. Dieser Zustand des Grundbesitzes bietet die traurige Perspektive, daß der Staat bei ein¬ tretenden Kriegs- und anderen Drangsalen seiner materiellen Hülfsmittel beraubt sein wird, da er dieselben nicht aus den wenig verläßlichen, schwer zu erreichenden Quellen einer beweg¬ lichen Prosperität, sondern aus den fest bleibenden, leicht erfaßbaren Elementen des Grund¬ besitzes wird schöpfen wollen, dieser aber zu den nachhaltigen Opfern nur in dem Maße befä¬ higt sein wird, als er in den Zeiten der Ruhe zu nachhaltigen Kräften gelangen konnte. Die traurige Lage des Grundbesitzes wird noch weit beängstigender, da nirgend eine Ga¬ rantie zu finden ist, daß diese Zustände nicht noch schlechter werden, als sie sind, ja bedenkliche Aeiterscheinungen rechtfertigen die Besorgnis-, daß der Grundbesitz noch nicht am Marksteine seiner Bedrängnisse stehe.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_184763/36>, abgerufen am 22.07.2024.