Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. IV. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Stellvertreter deö Kaisers: "Sei gegrüßt unter uns, wo Dir Aller Herzen entge--
genschlagen, die Herzen der treuen Ungarn, die sich in ihrer unerschütterlichen An¬
hänglichkeit für König und Vaterland von keiner Station übertreffen lassen (anhal¬
tendes: Eljen!) Ich begrüße in Dir einen der nächsten Verwandten unseres ge¬
krönten Fürsten, einst berufen nach dem Beispiele Deiner Vorfahren ruhmreich für
das Wohl der Völker zu wirken! Dank unserem besten Monarchen! Dank Dir,
Erzherzog, der Du durch Deine Gegenwart die Freude erhobst, welche ich empfinde,
indem ich den ObcrgespannSstnhl des Pcsther Comitats einnehme, und von dessen
Lippen wir mit Freuden die Sprache unseres lieben Vaterlandes erklingen hörten.
Sei ein treuer Dollmetsch unserer Gefühle bei Sr. Majestät, sei der Ueberbringcr
meines huldigenden Dankes zum Throne und berichte, wie wir hier Alle mit Ei¬
ner Seele, Einer Stimme rufen: Es lebe der König!"

Hierauf wendete sich ErHerzog Stephan um die Versammlung: "In¬
dem ich den geehrten Behörden, die durch ihre Abgesandten vertreten, die
Feier dieses Festes erhöhten, meinen Dank für ihre nachbarliche Herzlichkeit aus¬
spreche; wende ich mich zu Ihnen, meine Herren Stände, zu Ihnen, an die muh
vom heutigen Tage an eine süße Pflicht noch enger knüpft. Indem ich diesen
Präsidentenstuhl einnehme, in welchem meinen verewigten Vater Ihre unveränderte
Achtung und Liebe umgaben, und welchem jenes glänzende fünfzigjährige Wirken
neue Herrlichkeit verlieh, gelobe ich Ihnen -- und des Verewigten Geist, hört
meine Worte -- daß ich keinen heiligem Wunsch kenne, als sein Beispiel treu be¬
folgend, diesem Comitate einst das werden zu können, was er ihm gewesen, und
so glaube ich, werden anch Sie dem Sohne nicht die Liebe entziehen, deren der
verdienstreiche Vater sich erfreute. Ich meinerseits erkläre hiermit, daß so wie ich
einerseits'an meine gesetzlichen Präsideutenrechte unerschütterlich und bei jeder Ge¬
legenheit festhalten werde, eben so werde ich auch Ihre constitutionellen Rechte
zu achten, jede Meinungsfreiheit zu schätzen wissen, in so lange diese sich inner¬
halb der constitutionellen Schranken äußert und somit die Entwickelung der ge¬
gentheiligen Ansicht nicht erschwert. Es wird mit einem Worte meine heiligste
Aufgabe sein, durch treue Erfüllung meiner Präsidentenpflichten dem Vertrauen un¬
seres allergnädigsten Herrn und Ihrer Erwartung nach Kräften und Fähigkeiten
zu entsprechen. Wird Ihr Vertrauen mit mir sein, darf ich auf Ihre Mitwirkung
rechnen, dann sehe ich heitern Blickes der Zukunft entgegen, dann verspreche ich
Erfolg meinem Streben, eine schöne Zukunft diesem Comitate und meinem Vater¬
lande, für das ich lebe und sterbe!"

Ich verzichte darauf, JlMn den Freudentaumel zu beschreiben, der sich der
Anwesenden bemächtigte, als der Erzherzog die letzten Worte sprach. Man muß
meine Landsleute kennen, um eine richtige Vorstellung von diesem Auftritte zu
bekommen. Nach dem Erzherzoge sprach ein Bischof, der die beiden Prinzen im
Namen der Anwesenden begrüßte. Sie müssen nämlich wissen, daß bei uns --


31*

Stellvertreter deö Kaisers: „Sei gegrüßt unter uns, wo Dir Aller Herzen entge--
genschlagen, die Herzen der treuen Ungarn, die sich in ihrer unerschütterlichen An¬
hänglichkeit für König und Vaterland von keiner Station übertreffen lassen (anhal¬
tendes: Eljen!) Ich begrüße in Dir einen der nächsten Verwandten unseres ge¬
krönten Fürsten, einst berufen nach dem Beispiele Deiner Vorfahren ruhmreich für
das Wohl der Völker zu wirken! Dank unserem besten Monarchen! Dank Dir,
Erzherzog, der Du durch Deine Gegenwart die Freude erhobst, welche ich empfinde,
indem ich den ObcrgespannSstnhl des Pcsther Comitats einnehme, und von dessen
Lippen wir mit Freuden die Sprache unseres lieben Vaterlandes erklingen hörten.
Sei ein treuer Dollmetsch unserer Gefühle bei Sr. Majestät, sei der Ueberbringcr
meines huldigenden Dankes zum Throne und berichte, wie wir hier Alle mit Ei¬
ner Seele, Einer Stimme rufen: Es lebe der König!"

Hierauf wendete sich ErHerzog Stephan um die Versammlung: „In¬
dem ich den geehrten Behörden, die durch ihre Abgesandten vertreten, die
Feier dieses Festes erhöhten, meinen Dank für ihre nachbarliche Herzlichkeit aus¬
spreche; wende ich mich zu Ihnen, meine Herren Stände, zu Ihnen, an die muh
vom heutigen Tage an eine süße Pflicht noch enger knüpft. Indem ich diesen
Präsidentenstuhl einnehme, in welchem meinen verewigten Vater Ihre unveränderte
Achtung und Liebe umgaben, und welchem jenes glänzende fünfzigjährige Wirken
neue Herrlichkeit verlieh, gelobe ich Ihnen — und des Verewigten Geist, hört
meine Worte — daß ich keinen heiligem Wunsch kenne, als sein Beispiel treu be¬
folgend, diesem Comitate einst das werden zu können, was er ihm gewesen, und
so glaube ich, werden anch Sie dem Sohne nicht die Liebe entziehen, deren der
verdienstreiche Vater sich erfreute. Ich meinerseits erkläre hiermit, daß so wie ich
einerseits'an meine gesetzlichen Präsideutenrechte unerschütterlich und bei jeder Ge¬
legenheit festhalten werde, eben so werde ich auch Ihre constitutionellen Rechte
zu achten, jede Meinungsfreiheit zu schätzen wissen, in so lange diese sich inner¬
halb der constitutionellen Schranken äußert und somit die Entwickelung der ge¬
gentheiligen Ansicht nicht erschwert. Es wird mit einem Worte meine heiligste
Aufgabe sein, durch treue Erfüllung meiner Präsidentenpflichten dem Vertrauen un¬
seres allergnädigsten Herrn und Ihrer Erwartung nach Kräften und Fähigkeiten
zu entsprechen. Wird Ihr Vertrauen mit mir sein, darf ich auf Ihre Mitwirkung
rechnen, dann sehe ich heitern Blickes der Zukunft entgegen, dann verspreche ich
Erfolg meinem Streben, eine schöne Zukunft diesem Comitate und meinem Vater¬
lande, für das ich lebe und sterbe!"

Ich verzichte darauf, JlMn den Freudentaumel zu beschreiben, der sich der
Anwesenden bemächtigte, als der Erzherzog die letzten Worte sprach. Man muß
meine Landsleute kennen, um eine richtige Vorstellung von diesem Auftritte zu
bekommen. Nach dem Erzherzoge sprach ein Bischof, der die beiden Prinzen im
Namen der Anwesenden begrüßte. Sie müssen nämlich wissen, daß bei uns —


31*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0247" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/185011"/>
            <p xml:id="ID_816" prev="#ID_815"> Stellvertreter deö Kaisers: &#x201E;Sei gegrüßt unter uns, wo Dir Aller Herzen entge--<lb/>
genschlagen, die Herzen der treuen Ungarn, die sich in ihrer unerschütterlichen An¬<lb/>
hänglichkeit für König und Vaterland von keiner Station übertreffen lassen (anhal¬<lb/>
tendes: Eljen!) Ich begrüße in Dir einen der nächsten Verwandten unseres ge¬<lb/>
krönten Fürsten, einst berufen nach dem Beispiele Deiner Vorfahren ruhmreich für<lb/>
das Wohl der Völker zu wirken! Dank unserem besten Monarchen! Dank Dir,<lb/>
Erzherzog, der Du durch Deine Gegenwart die Freude erhobst, welche ich empfinde,<lb/>
indem ich den ObcrgespannSstnhl des Pcsther Comitats einnehme, und von dessen<lb/>
Lippen wir mit Freuden die Sprache unseres lieben Vaterlandes erklingen hörten.<lb/>
Sei ein treuer Dollmetsch unserer Gefühle bei Sr. Majestät, sei der Ueberbringcr<lb/>
meines huldigenden Dankes zum Throne und berichte, wie wir hier Alle mit Ei¬<lb/>
ner Seele, Einer Stimme rufen: Es lebe der König!"</p><lb/>
            <p xml:id="ID_817"> Hierauf wendete sich ErHerzog Stephan um die Versammlung: &#x201E;In¬<lb/>
dem ich den geehrten Behörden, die durch ihre Abgesandten vertreten, die<lb/>
Feier dieses Festes erhöhten, meinen Dank für ihre nachbarliche Herzlichkeit aus¬<lb/>
spreche; wende ich mich zu Ihnen, meine Herren Stände, zu Ihnen, an die muh<lb/>
vom heutigen Tage an eine süße Pflicht noch enger knüpft. Indem ich diesen<lb/>
Präsidentenstuhl einnehme, in welchem meinen verewigten Vater Ihre unveränderte<lb/>
Achtung und Liebe umgaben, und welchem jenes glänzende fünfzigjährige Wirken<lb/>
neue Herrlichkeit verlieh, gelobe ich Ihnen &#x2014; und des Verewigten Geist, hört<lb/>
meine Worte &#x2014; daß ich keinen heiligem Wunsch kenne, als sein Beispiel treu be¬<lb/>
folgend, diesem Comitate einst das werden zu können, was er ihm gewesen, und<lb/>
so glaube ich, werden anch Sie dem Sohne nicht die Liebe entziehen, deren der<lb/>
verdienstreiche Vater sich erfreute. Ich meinerseits erkläre hiermit, daß so wie ich<lb/>
einerseits'an meine gesetzlichen Präsideutenrechte unerschütterlich und bei jeder Ge¬<lb/>
legenheit festhalten werde, eben so werde ich auch Ihre constitutionellen Rechte<lb/>
zu achten, jede Meinungsfreiheit zu schätzen wissen, in so lange diese sich inner¬<lb/>
halb der constitutionellen Schranken äußert und somit die Entwickelung der ge¬<lb/>
gentheiligen Ansicht nicht erschwert. Es wird mit einem Worte meine heiligste<lb/>
Aufgabe sein, durch treue Erfüllung meiner Präsidentenpflichten dem Vertrauen un¬<lb/>
seres allergnädigsten Herrn und Ihrer Erwartung nach Kräften und Fähigkeiten<lb/>
zu entsprechen. Wird Ihr Vertrauen mit mir sein, darf ich auf Ihre Mitwirkung<lb/>
rechnen, dann sehe ich heitern Blickes der Zukunft entgegen, dann verspreche ich<lb/>
Erfolg meinem Streben, eine schöne Zukunft diesem Comitate und meinem Vater¬<lb/>
lande, für das ich lebe und sterbe!"</p><lb/>
            <p xml:id="ID_818" next="#ID_819"> Ich verzichte darauf, JlMn den Freudentaumel zu beschreiben, der sich der<lb/>
Anwesenden bemächtigte, als der Erzherzog die letzten Worte sprach. Man muß<lb/>
meine Landsleute kennen, um eine richtige Vorstellung von diesem Auftritte zu<lb/>
bekommen. Nach dem Erzherzoge sprach ein Bischof, der die beiden Prinzen im<lb/>
Namen der Anwesenden begrüßte.  Sie müssen nämlich wissen, daß bei uns &#x2014;</p><lb/>
            <fw type="sig" place="bottom"> 31*</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0247] Stellvertreter deö Kaisers: „Sei gegrüßt unter uns, wo Dir Aller Herzen entge-- genschlagen, die Herzen der treuen Ungarn, die sich in ihrer unerschütterlichen An¬ hänglichkeit für König und Vaterland von keiner Station übertreffen lassen (anhal¬ tendes: Eljen!) Ich begrüße in Dir einen der nächsten Verwandten unseres ge¬ krönten Fürsten, einst berufen nach dem Beispiele Deiner Vorfahren ruhmreich für das Wohl der Völker zu wirken! Dank unserem besten Monarchen! Dank Dir, Erzherzog, der Du durch Deine Gegenwart die Freude erhobst, welche ich empfinde, indem ich den ObcrgespannSstnhl des Pcsther Comitats einnehme, und von dessen Lippen wir mit Freuden die Sprache unseres lieben Vaterlandes erklingen hörten. Sei ein treuer Dollmetsch unserer Gefühle bei Sr. Majestät, sei der Ueberbringcr meines huldigenden Dankes zum Throne und berichte, wie wir hier Alle mit Ei¬ ner Seele, Einer Stimme rufen: Es lebe der König!" Hierauf wendete sich ErHerzog Stephan um die Versammlung: „In¬ dem ich den geehrten Behörden, die durch ihre Abgesandten vertreten, die Feier dieses Festes erhöhten, meinen Dank für ihre nachbarliche Herzlichkeit aus¬ spreche; wende ich mich zu Ihnen, meine Herren Stände, zu Ihnen, an die muh vom heutigen Tage an eine süße Pflicht noch enger knüpft. Indem ich diesen Präsidentenstuhl einnehme, in welchem meinen verewigten Vater Ihre unveränderte Achtung und Liebe umgaben, und welchem jenes glänzende fünfzigjährige Wirken neue Herrlichkeit verlieh, gelobe ich Ihnen — und des Verewigten Geist, hört meine Worte — daß ich keinen heiligem Wunsch kenne, als sein Beispiel treu be¬ folgend, diesem Comitate einst das werden zu können, was er ihm gewesen, und so glaube ich, werden anch Sie dem Sohne nicht die Liebe entziehen, deren der verdienstreiche Vater sich erfreute. Ich meinerseits erkläre hiermit, daß so wie ich einerseits'an meine gesetzlichen Präsideutenrechte unerschütterlich und bei jeder Ge¬ legenheit festhalten werde, eben so werde ich auch Ihre constitutionellen Rechte zu achten, jede Meinungsfreiheit zu schätzen wissen, in so lange diese sich inner¬ halb der constitutionellen Schranken äußert und somit die Entwickelung der ge¬ gentheiligen Ansicht nicht erschwert. Es wird mit einem Worte meine heiligste Aufgabe sein, durch treue Erfüllung meiner Präsidentenpflichten dem Vertrauen un¬ seres allergnädigsten Herrn und Ihrer Erwartung nach Kräften und Fähigkeiten zu entsprechen. Wird Ihr Vertrauen mit mir sein, darf ich auf Ihre Mitwirkung rechnen, dann sehe ich heitern Blickes der Zukunft entgegen, dann verspreche ich Erfolg meinem Streben, eine schöne Zukunft diesem Comitate und meinem Vater¬ lande, für das ich lebe und sterbe!" Ich verzichte darauf, JlMn den Freudentaumel zu beschreiben, der sich der Anwesenden bemächtigte, als der Erzherzog die letzten Worte sprach. Man muß meine Landsleute kennen, um eine richtige Vorstellung von diesem Auftritte zu bekommen. Nach dem Erzherzoge sprach ein Bischof, der die beiden Prinzen im Namen der Anwesenden begrüßte. Sie müssen nämlich wissen, daß bei uns — 31*

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_184763
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_184763/247
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_184763/247>, abgerufen am 22.07.2024.