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Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. IV. Band.

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Landtagsbricfe aus Ungarn.
I.

Die außerordentliche Wichtigkeit, welche unser am Vorabend seiner Eröffnung
stehende Landtag nicht blos für uns, sondern für die österreichische Monarchie
überhaupt und mittelbar also auch für Deutschland haben wird, machen bei der
Wichtigkeit Ihres Blattes für Osterreich eine genauere Chronik als in früheren
Jahren nothwendig. Das Vorspiel ist, wie bei allen Landtagen, auch bei uns
von Bedeutung, diesmal aber wegen des erledigten Palatinats von doppelter
Wichtigkeit.

Ich greife in meiner Chronik, die gewissenhaft fortgesetzt werden
soll, um einen Monat zurück.

Am 16. October wurden Se. kaiserliche Hoheit der Erzherzog Stephan zum
Obergespanne des Pesther Comitats installirt, bei welcher Gelegenheit Se. kaiser¬
liche Hoheit Erzherzog Joseph Franz Karl (Sohn des muthmaßlichen Thronfol¬
gers) als installirender k. Commissär fungirte. Der Jubel und die Begeisterung,
mit welchen die beiden Glieder des kaiserlichen Hauses von der eben so glänzenden
als zahlreichen Versammlung empfangen wurde", siud die sprechendsten Widerlegun¬
gen all' der Insinuationen, welchen die Opposition von Seiten jener feigen Söld¬
linge der absoluten Presse ausgesetzt ist und die da glauben machen möchten, wir
wären dem Kaiserhause weniger anhänglich, als seiue anderen Unterthanen, wir
liebten unsern König nicht, weil wir gegen Eigenmächtigkeiten der Regierung an¬
kämpfen. Sowohl Erzherzog Stephan, als der k. Commissär bedienten sich bei
dieser feierlichen Gelegenheit der ungarischen Sprache, und ich darf es Ihnen nicht
erst sagen, mit welcher Dankbarkeit dieser Beweis von Achtung uuserer Gesetze
und Gebräuche aufgenommen wurde. Der iustallirende k. Commissär sagte unter
Anderm: "Ich danke es der Huld unseres erhabenen Monarchen, mich mit diesem
ehrenvollen Amte betraut zu haben, um so Mehr und inniger, als ich dadurch
Gelegenheit erhalte, in einem Momente nach Ungarn zu kommen, wo dieses Land
-- nach dem Wunsche des väterlichen Herzens unseres Monarchen -- an der
Schwelle einer glücklichen Epoche steht" u. s. w.

Die Rede des Erzherzogs Stephan theile ich Ihnen ganz mit. Zuerst
richteten sich seine Worte an den ihn installirendeu jungen Erzherzog, als den


Landtagsbricfe aus Ungarn.
I.

Die außerordentliche Wichtigkeit, welche unser am Vorabend seiner Eröffnung
stehende Landtag nicht blos für uns, sondern für die österreichische Monarchie
überhaupt und mittelbar also auch für Deutschland haben wird, machen bei der
Wichtigkeit Ihres Blattes für Osterreich eine genauere Chronik als in früheren
Jahren nothwendig. Das Vorspiel ist, wie bei allen Landtagen, auch bei uns
von Bedeutung, diesmal aber wegen des erledigten Palatinats von doppelter
Wichtigkeit.

Ich greife in meiner Chronik, die gewissenhaft fortgesetzt werden
soll, um einen Monat zurück.

Am 16. October wurden Se. kaiserliche Hoheit der Erzherzog Stephan zum
Obergespanne des Pesther Comitats installirt, bei welcher Gelegenheit Se. kaiser¬
liche Hoheit Erzherzog Joseph Franz Karl (Sohn des muthmaßlichen Thronfol¬
gers) als installirender k. Commissär fungirte. Der Jubel und die Begeisterung,
mit welchen die beiden Glieder des kaiserlichen Hauses von der eben so glänzenden
als zahlreichen Versammlung empfangen wurde», siud die sprechendsten Widerlegun¬
gen all' der Insinuationen, welchen die Opposition von Seiten jener feigen Söld¬
linge der absoluten Presse ausgesetzt ist und die da glauben machen möchten, wir
wären dem Kaiserhause weniger anhänglich, als seiue anderen Unterthanen, wir
liebten unsern König nicht, weil wir gegen Eigenmächtigkeiten der Regierung an¬
kämpfen. Sowohl Erzherzog Stephan, als der k. Commissär bedienten sich bei
dieser feierlichen Gelegenheit der ungarischen Sprache, und ich darf es Ihnen nicht
erst sagen, mit welcher Dankbarkeit dieser Beweis von Achtung uuserer Gesetze
und Gebräuche aufgenommen wurde. Der iustallirende k. Commissär sagte unter
Anderm: „Ich danke es der Huld unseres erhabenen Monarchen, mich mit diesem
ehrenvollen Amte betraut zu haben, um so Mehr und inniger, als ich dadurch
Gelegenheit erhalte, in einem Momente nach Ungarn zu kommen, wo dieses Land
— nach dem Wunsche des väterlichen Herzens unseres Monarchen — an der
Schwelle einer glücklichen Epoche steht" u. s. w.

Die Rede des Erzherzogs Stephan theile ich Ihnen ganz mit. Zuerst
richteten sich seine Worte an den ihn installirendeu jungen Erzherzog, als den


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[0246] Landtagsbricfe aus Ungarn. I. Die außerordentliche Wichtigkeit, welche unser am Vorabend seiner Eröffnung stehende Landtag nicht blos für uns, sondern für die österreichische Monarchie überhaupt und mittelbar also auch für Deutschland haben wird, machen bei der Wichtigkeit Ihres Blattes für Osterreich eine genauere Chronik als in früheren Jahren nothwendig. Das Vorspiel ist, wie bei allen Landtagen, auch bei uns von Bedeutung, diesmal aber wegen des erledigten Palatinats von doppelter Wichtigkeit. Ich greife in meiner Chronik, die gewissenhaft fortgesetzt werden soll, um einen Monat zurück. Am 16. October wurden Se. kaiserliche Hoheit der Erzherzog Stephan zum Obergespanne des Pesther Comitats installirt, bei welcher Gelegenheit Se. kaiser¬ liche Hoheit Erzherzog Joseph Franz Karl (Sohn des muthmaßlichen Thronfol¬ gers) als installirender k. Commissär fungirte. Der Jubel und die Begeisterung, mit welchen die beiden Glieder des kaiserlichen Hauses von der eben so glänzenden als zahlreichen Versammlung empfangen wurde», siud die sprechendsten Widerlegun¬ gen all' der Insinuationen, welchen die Opposition von Seiten jener feigen Söld¬ linge der absoluten Presse ausgesetzt ist und die da glauben machen möchten, wir wären dem Kaiserhause weniger anhänglich, als seiue anderen Unterthanen, wir liebten unsern König nicht, weil wir gegen Eigenmächtigkeiten der Regierung an¬ kämpfen. Sowohl Erzherzog Stephan, als der k. Commissär bedienten sich bei dieser feierlichen Gelegenheit der ungarischen Sprache, und ich darf es Ihnen nicht erst sagen, mit welcher Dankbarkeit dieser Beweis von Achtung uuserer Gesetze und Gebräuche aufgenommen wurde. Der iustallirende k. Commissär sagte unter Anderm: „Ich danke es der Huld unseres erhabenen Monarchen, mich mit diesem ehrenvollen Amte betraut zu haben, um so Mehr und inniger, als ich dadurch Gelegenheit erhalte, in einem Momente nach Ungarn zu kommen, wo dieses Land — nach dem Wunsche des väterlichen Herzens unseres Monarchen — an der Schwelle einer glücklichen Epoche steht" u. s. w. Die Rede des Erzherzogs Stephan theile ich Ihnen ganz mit. Zuerst richteten sich seine Worte an den ihn installirendeu jungen Erzherzog, als den

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_184763/246>, abgerufen am 12.12.2024.