Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. IV. Band.des gestrengen Herrn Bürgermeisters unantastbaren Namen (der übri¬ u -- o II. o t i z e n. Deutsche Bunbessymbole. -- Arbeiterwohmmgen in London. -- Der Frankfurter Bundestag hat beschlossen, auf die neuen Ge¬ des gestrengen Herrn Bürgermeisters unantastbaren Namen (der übri¬ u — o II. o t i z e n. Deutsche Bunbessymbole. — Arbeiterwohmmgen in London. — Der Frankfurter Bundestag hat beschlossen, auf die neuen Ge¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0535" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/184117"/> <p xml:id="ID_1555" prev="#ID_1554"> des gestrengen Herrn Bürgermeisters unantastbaren Namen (der übri¬<lb/> gens ein Mann von großem Verdienste ist), versetzre Nestroy in die<lb/> Nothwendigkeit, 24 Stunden lang im Polizeihause über die Grenzen<lb/> des erlaubten Witzes nachzudenken. Bekanntlich sind dies sigmaringen-<lb/> sche, hechingensche, reußische, lichtensteinische, d. h. sehr schmale Grenzen.<lb/> Bei.alledem herrscht Wehklagen unter den Bäckern ! Sie behaupten, bei den<lb/> jetzigen Sätzen nicht bestehen zu können. Dies gilt aber umgekehrt auch von<lb/> ^ven ärmeren Klassen des Publicums. Wir wollen sehen, wer bei dieser<lb/> Wettfahrt des Zugrundegehens den Preis davon tragen wird. Nach dem<lb/> Dafürhalten der kompetentesten Beurtheiler liegt das Uebel in der Spe¬<lb/> kulation, die sich leider! mit Wuth auf das Getreide geworfen hat.<lb/> So sehr wir nun im Allgemeinen gegen Ausfuhrverbote eingenommen<lb/> sind, so glauben wir doch in ihnen das einzige erschöpfende Mittel gegen<lb/> das eben so tief als weit wurzelnde Uebel zu erkennen. Warum stiftet<lb/> man nicht ferner Vereine, wie sie auswärts in Massen bestehen, die<lb/> Mehl im ^Großen ankaufen, und in kleinen Rationen an die armen<lb/> Leute um den Einkaufspreis ablassen? Warum fordert die Wiener Jour¬<lb/> nalistik das Publicum nicht auf zur Gründung so löblicher Vereine?<lb/> Wittert man etwa Communismus dahinter? Oder will man den soge¬<lb/> nannten Grüblern und Fragern nicht zu nahe treten? Oder sollte in der<lb/> That bisher auch diese gemeinnützige Idee verfallen sein? Ein Lebens¬<lb/> zeichen in dieser Frage wäre sehr erwünscht.</p><lb/> <note type="byline"> u — o</note><lb/> </div> <div n="2"> <head> II.<lb/> o t i z e n.</head><lb/> <note type="argument"> Deutsche Bunbessymbole. — Arbeiterwohmmgen in London.</note><lb/> <p xml:id="ID_1556" next="#ID_1557"> — Der Frankfurter Bundestag hat beschlossen, auf die neuen Ge¬<lb/> schütze der Bundesfestungen Ulm und Rastadr den alten deutschen Reichs¬<lb/> adler als Emblem des deutschen Bundes prägen zu lassen. Zur Unter¬<lb/> scheidung von dem österreichischen Wappen wird dieser Reichsadler ohne<lb/> Krone, Scepter, Schwert und Reichsapfel dargestellt werden. Der zwei¬<lb/> köpfige Adler ist allerdings mehr als je das Symbol des jetzigen, von Wien und<lb/> Berlin aus redigirten Deutschlands. Doch wäre es, da man einmal Ver¬<lb/> änderungen an dem alten Reichsvogel anbrachte, nicht recht sinnig gewesen<lb/> wenn man den beiden Köpfen des Adlers eine Richtung gegeben hatt/<lb/> statt sie, wie bisher, jeden nach einer andern Seite blicken zu lassen^<lb/> Hat schon früher, als diese Köpfe mit einer Krone bedeckt waren und<lb/> also äußerlich unter einem Hute steckten, jeder Kopf seinem eignen Sinn<lb/> gefolgt, so müßte man jetzt, wo die Krone abgeschafft ist, um so mehr<lb/> durch eine gleiche Richtung der Köpfe das äußere Symbol der Einheit<lb/> herstellen, damit die Feinde Deutschlands nicht sagen: Seht die zwei<lb/> Köpfe, die sich im deutschen Reichswappen von einander abwenden' Der<lb/> eine ist der konstitutionelle Kopf, der andere der absolute; der eine ist der<lb/> Freihandelskopf, der andere der Schutzzollsuchende; der eine ist der katho-</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0535]
des gestrengen Herrn Bürgermeisters unantastbaren Namen (der übri¬
gens ein Mann von großem Verdienste ist), versetzre Nestroy in die
Nothwendigkeit, 24 Stunden lang im Polizeihause über die Grenzen
des erlaubten Witzes nachzudenken. Bekanntlich sind dies sigmaringen-
sche, hechingensche, reußische, lichtensteinische, d. h. sehr schmale Grenzen.
Bei.alledem herrscht Wehklagen unter den Bäckern ! Sie behaupten, bei den
jetzigen Sätzen nicht bestehen zu können. Dies gilt aber umgekehrt auch von
^ven ärmeren Klassen des Publicums. Wir wollen sehen, wer bei dieser
Wettfahrt des Zugrundegehens den Preis davon tragen wird. Nach dem
Dafürhalten der kompetentesten Beurtheiler liegt das Uebel in der Spe¬
kulation, die sich leider! mit Wuth auf das Getreide geworfen hat.
So sehr wir nun im Allgemeinen gegen Ausfuhrverbote eingenommen
sind, so glauben wir doch in ihnen das einzige erschöpfende Mittel gegen
das eben so tief als weit wurzelnde Uebel zu erkennen. Warum stiftet
man nicht ferner Vereine, wie sie auswärts in Massen bestehen, die
Mehl im ^Großen ankaufen, und in kleinen Rationen an die armen
Leute um den Einkaufspreis ablassen? Warum fordert die Wiener Jour¬
nalistik das Publicum nicht auf zur Gründung so löblicher Vereine?
Wittert man etwa Communismus dahinter? Oder will man den soge¬
nannten Grüblern und Fragern nicht zu nahe treten? Oder sollte in der
That bisher auch diese gemeinnützige Idee verfallen sein? Ein Lebens¬
zeichen in dieser Frage wäre sehr erwünscht.
u — o
II.
o t i z e n.
Deutsche Bunbessymbole. — Arbeiterwohmmgen in London.
— Der Frankfurter Bundestag hat beschlossen, auf die neuen Ge¬
schütze der Bundesfestungen Ulm und Rastadr den alten deutschen Reichs¬
adler als Emblem des deutschen Bundes prägen zu lassen. Zur Unter¬
scheidung von dem österreichischen Wappen wird dieser Reichsadler ohne
Krone, Scepter, Schwert und Reichsapfel dargestellt werden. Der zwei¬
köpfige Adler ist allerdings mehr als je das Symbol des jetzigen, von Wien und
Berlin aus redigirten Deutschlands. Doch wäre es, da man einmal Ver¬
änderungen an dem alten Reichsvogel anbrachte, nicht recht sinnig gewesen
wenn man den beiden Köpfen des Adlers eine Richtung gegeben hatt/
statt sie, wie bisher, jeden nach einer andern Seite blicken zu lassen^
Hat schon früher, als diese Köpfe mit einer Krone bedeckt waren und
also äußerlich unter einem Hute steckten, jeder Kopf seinem eignen Sinn
gefolgt, so müßte man jetzt, wo die Krone abgeschafft ist, um so mehr
durch eine gleiche Richtung der Köpfe das äußere Symbol der Einheit
herstellen, damit die Feinde Deutschlands nicht sagen: Seht die zwei
Köpfe, die sich im deutschen Reichswappen von einander abwenden' Der
eine ist der konstitutionelle Kopf, der andere der absolute; der eine ist der
Freihandelskopf, der andere der Schutzzollsuchende; der eine ist der katho-
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