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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. IV. Band.

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Künstler der Welt anerkannt? und die zahllose Schaar deutscher Schrift¬
steller, die unbedingt über die ganze deutsche Presse gebieten?

Judenemancipation? Seit Ihr denn in Folge des Unrechts
Eurer Väter mit Blindheit geschlagen? Seht ihr denn nicht, daß es
sich einfach um die Emancipation der Christen in Deutschland han¬
delt, die von den Folgen der Ausnahmsstellung, die die Gesetze unserer
Väter den Juden gemacht haben, erdrückt werden?

Gleichstellung der Juden mit den Christen in politischer, bürger¬
licher und gesellschaftlicher Beziehung ist nicht mehr die Emancipation
der Juden, sondern die der Christen. "Ja, Christenemancipation durch
die Zernichtuug der Ausnahmsgesetze der Juden" ist eins der unerläßlich¬
sten Bedürfnisse der Zeit für uns Christen. Denn der, der da sagt:
"die Ersten sollen die Letzten und die Letzten sollen die Ersten sein,"
hat sein Gesetz an uns vollzogen; und als wir glaubten, den Fuß auf
den Nacken unserer Mitmenschen zu setzen, hat er uns in des Bedrohten
Hand gegeben, daß er uns niederhalte und erdrücke.

Seht um Euch; gibt es in dieser Welt eine Stellung, die Anse¬
hen, Macht, Genuß bietet; und Ihr werdet sie öfterer von einem Ju¬
den denn von einem Christen besetzt finden. Alle Christenmächtc krie¬
chen zu Kreuz vor dem Judenkönige der Bank. Fragt den nächsten
hohen Herrn, dem Ihr begegnet, auf welchen Ball, zu welchem Tanze
er heute gehe? -- und Ihr könnt Drei gegen Eins wetten, daß er
Euch einen Juden nennen wird. In der letzten Soiröe, in der ich
gestern erst war, machte ein deutscher Baron, Chefpräsidentensvhn aus
L., den Spaßvogel, und die Dame des Hauses lachte von Herzen ob
der Schnurrn des hohen Herrn. Ich weiß nicht, ob sie Rachel heißt,
aber sie trägt den Namen auf Stirn und Nase in orientalischen Schrift-
Zügen ausgedrückt. Beschmcißt Euch eine stolze Pracht-Carosse mit
Koth, sie gehört diesem oder jenem jüdischen Banker. Sprechen alle
Blätter von einem Künstler, so seid zum Voraus überzeugt, er ist ein
Jude, denn alle Blätter, mit seltener Ausnahme sind in der Hand von
Juden, und die ihnen nicht unmittelbar untergeben sind, die versehen
-sie wenigstens in Mehrzahl mit ihren Beiträgen und Correspondenzen.
Der ganze Ton der deutschen Presse, der deutschen politischen Schrift-
stellerei hat einen sehr starken jüdischen Beigeschmack, und die öffent¬
liche Meinung in Deutschland lebt vorherrschend von den Ansichten,
die jüdische Schriftsteller auf- und anregen. Es ist um Deutschland
und um Christenthum gänzlich geschehen, wenn Ac deutsche Christen¬
emancipation nicht bald stattfindet, wenn die Juden nicht durch die


Künstler der Welt anerkannt? und die zahllose Schaar deutscher Schrift¬
steller, die unbedingt über die ganze deutsche Presse gebieten?

Judenemancipation? Seit Ihr denn in Folge des Unrechts
Eurer Väter mit Blindheit geschlagen? Seht ihr denn nicht, daß es
sich einfach um die Emancipation der Christen in Deutschland han¬
delt, die von den Folgen der Ausnahmsstellung, die die Gesetze unserer
Väter den Juden gemacht haben, erdrückt werden?

Gleichstellung der Juden mit den Christen in politischer, bürger¬
licher und gesellschaftlicher Beziehung ist nicht mehr die Emancipation
der Juden, sondern die der Christen. „Ja, Christenemancipation durch
die Zernichtuug der Ausnahmsgesetze der Juden" ist eins der unerläßlich¬
sten Bedürfnisse der Zeit für uns Christen. Denn der, der da sagt:
„die Ersten sollen die Letzten und die Letzten sollen die Ersten sein,"
hat sein Gesetz an uns vollzogen; und als wir glaubten, den Fuß auf
den Nacken unserer Mitmenschen zu setzen, hat er uns in des Bedrohten
Hand gegeben, daß er uns niederhalte und erdrücke.

Seht um Euch; gibt es in dieser Welt eine Stellung, die Anse¬
hen, Macht, Genuß bietet; und Ihr werdet sie öfterer von einem Ju¬
den denn von einem Christen besetzt finden. Alle Christenmächtc krie¬
chen zu Kreuz vor dem Judenkönige der Bank. Fragt den nächsten
hohen Herrn, dem Ihr begegnet, auf welchen Ball, zu welchem Tanze
er heute gehe? — und Ihr könnt Drei gegen Eins wetten, daß er
Euch einen Juden nennen wird. In der letzten Soiröe, in der ich
gestern erst war, machte ein deutscher Baron, Chefpräsidentensvhn aus
L., den Spaßvogel, und die Dame des Hauses lachte von Herzen ob
der Schnurrn des hohen Herrn. Ich weiß nicht, ob sie Rachel heißt,
aber sie trägt den Namen auf Stirn und Nase in orientalischen Schrift-
Zügen ausgedrückt. Beschmcißt Euch eine stolze Pracht-Carosse mit
Koth, sie gehört diesem oder jenem jüdischen Banker. Sprechen alle
Blätter von einem Künstler, so seid zum Voraus überzeugt, er ist ein
Jude, denn alle Blätter, mit seltener Ausnahme sind in der Hand von
Juden, und die ihnen nicht unmittelbar untergeben sind, die versehen
-sie wenigstens in Mehrzahl mit ihren Beiträgen und Correspondenzen.
Der ganze Ton der deutschen Presse, der deutschen politischen Schrift-
stellerei hat einen sehr starken jüdischen Beigeschmack, und die öffent¬
liche Meinung in Deutschland lebt vorherrschend von den Ansichten,
die jüdische Schriftsteller auf- und anregen. Es ist um Deutschland
und um Christenthum gänzlich geschehen, wenn Ac deutsche Christen¬
emancipation nicht bald stattfindet, wenn die Juden nicht durch die


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_365123/295>, abgerufen am 23.07.2024.