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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band.

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Hofmarschallamt befindet. Sowohl von Seiten des Militärs als des Vol¬
kes zählte man Verwundete und zwei davon sind bereits gestorben.


>z.
(Von einem andern Berichterstatter.)

Heute, den 16. Juni, war die Enthüllung des Standbildes Sr. M.
Kaisers Franz I, Daß bei einer solchen Festlichkeit das Arrangement immer
die Hauptsache ist, versteht sich von selbst und da fehlte es wohl an der
nöthigen Umsicht. -- Wir sind der Meinung, daß bei einer Feierlichkeit
dieser Art jede Lächerlichkeit und Alles, was das öffentliche Gefühl belei¬
digen könnte, strenge vermieden werden müsse. Wir haben schon seit
einigen Tagen an dem Schicklichkeits- und Schönheitsgefühle Jener, denen
die Ausstellung übertragen war, zu zweifeln Ursache gehabt und wir haben
leider im Momente der Enthüllung unsere 'Ansicht bestätigt gesunden.
Gestern wurde das Gerüste, welches das Standbild deckte, entfernt, bei
dieser Gelegenheit war das Standbild mit verschiedenen Fetzen bedeckt, der
Kopf mit einer Strohdecke -- Tausende von Menschen strömten bei die¬
ser Gelegenheit über den Burgplatz und machten sich über diese Unziem¬
lichkeit lustig, mancher schlechte Witz wurde dabei gemacht -- mich erfüllte
diese Herabwürdigung mit Indignation. Ähnliches müssen wir heute
rügen, der Moment der Enthüllung, jener Punkt der höchsten Span¬
nung, wo die heute reich drappirte Umhüllung fallen sollte, gab zu einer
neuen Lächerlichkeit Anlaß, indem zwar das äußere Zelt zur Erde siel, die
Statue allein aber verhüllt blieb. - Die Stricke, wodurch diese Umhül¬
lung weggezogen werden sollte, thaten ihre Schuldigkeit nicht, es mußte
nach einigen vergeblichen Versuchen eine Leiter angelegt und von einem
Hausknechte die eigentliche Enthüllung vorgenommen werden. Auch in
der Austheilung der Eintrittskarten hatte man viele Unzukömmlichkeiten
begangen. Ein Haufe gemeiner Menschen, welcher sich durch Andrang
zum Ausgabeortc eine Masse von Karten verschafft hatte, verkaufte diese
zu 5, II) bis 20 si. C.-M. heute, gestern konnte man aller Orten, noch
kurz vor der Enthüllung, derlei Billette in jeder beliebigen Anzahl zu
2et Ar. bis zu 1^ si. C.-M. kaufen, während anständige Personen derlei
Billette auf ihr Ansuchen nicht erhielten, es mag dies auch die Ursache
sein, daß die Tribüne nicht überfüllt, auf dem Burgplatz (jetzt Franzens¬
platz), gegen den Amalienhof zu, für einige Tausend Personen noch Platz
war.

Ueber die Ähnlichkeit des Standbildes glaubte ich zu bemerken, daß
das Profil von der rechten Seite einige Ähnlichkeit zeigt, im Profil der
linken Seite sind aber sehr viele fremde Muskeln. Außer der angezeigten
X. Störung ging die Feierlichkeit angemessen vor sich.


IV
Ein Gauner am Rhein.

Wer sollte glauben, daß in Deutschland trotz der heiligen Herman-
dad unserer Polizei, trotz Gensdarmerie und Paßzwang doch noch so viel


Hofmarschallamt befindet. Sowohl von Seiten des Militärs als des Vol¬
kes zählte man Verwundete und zwei davon sind bereits gestorben.


>z.
(Von einem andern Berichterstatter.)

Heute, den 16. Juni, war die Enthüllung des Standbildes Sr. M.
Kaisers Franz I, Daß bei einer solchen Festlichkeit das Arrangement immer
die Hauptsache ist, versteht sich von selbst und da fehlte es wohl an der
nöthigen Umsicht. — Wir sind der Meinung, daß bei einer Feierlichkeit
dieser Art jede Lächerlichkeit und Alles, was das öffentliche Gefühl belei¬
digen könnte, strenge vermieden werden müsse. Wir haben schon seit
einigen Tagen an dem Schicklichkeits- und Schönheitsgefühle Jener, denen
die Ausstellung übertragen war, zu zweifeln Ursache gehabt und wir haben
leider im Momente der Enthüllung unsere 'Ansicht bestätigt gesunden.
Gestern wurde das Gerüste, welches das Standbild deckte, entfernt, bei
dieser Gelegenheit war das Standbild mit verschiedenen Fetzen bedeckt, der
Kopf mit einer Strohdecke — Tausende von Menschen strömten bei die¬
ser Gelegenheit über den Burgplatz und machten sich über diese Unziem¬
lichkeit lustig, mancher schlechte Witz wurde dabei gemacht — mich erfüllte
diese Herabwürdigung mit Indignation. Ähnliches müssen wir heute
rügen, der Moment der Enthüllung, jener Punkt der höchsten Span¬
nung, wo die heute reich drappirte Umhüllung fallen sollte, gab zu einer
neuen Lächerlichkeit Anlaß, indem zwar das äußere Zelt zur Erde siel, die
Statue allein aber verhüllt blieb. - Die Stricke, wodurch diese Umhül¬
lung weggezogen werden sollte, thaten ihre Schuldigkeit nicht, es mußte
nach einigen vergeblichen Versuchen eine Leiter angelegt und von einem
Hausknechte die eigentliche Enthüllung vorgenommen werden. Auch in
der Austheilung der Eintrittskarten hatte man viele Unzukömmlichkeiten
begangen. Ein Haufe gemeiner Menschen, welcher sich durch Andrang
zum Ausgabeortc eine Masse von Karten verschafft hatte, verkaufte diese
zu 5, II) bis 20 si. C.-M. heute, gestern konnte man aller Orten, noch
kurz vor der Enthüllung, derlei Billette in jeder beliebigen Anzahl zu
2et Ar. bis zu 1^ si. C.-M. kaufen, während anständige Personen derlei
Billette auf ihr Ansuchen nicht erhielten, es mag dies auch die Ursache
sein, daß die Tribüne nicht überfüllt, auf dem Burgplatz (jetzt Franzens¬
platz), gegen den Amalienhof zu, für einige Tausend Personen noch Platz
war.

Ueber die Ähnlichkeit des Standbildes glaubte ich zu bemerken, daß
das Profil von der rechten Seite einige Ähnlichkeit zeigt, im Profil der
linken Seite sind aber sehr viele fremde Muskeln. Außer der angezeigten
X. Störung ging die Feierlichkeit angemessen vor sich.


IV
Ein Gauner am Rhein.

Wer sollte glauben, daß in Deutschland trotz der heiligen Herman-
dad unserer Polizei, trotz Gensdarmerie und Paßzwang doch noch so viel


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[0547] Hofmarschallamt befindet. Sowohl von Seiten des Militärs als des Vol¬ kes zählte man Verwundete und zwei davon sind bereits gestorben. >z. (Von einem andern Berichterstatter.) Heute, den 16. Juni, war die Enthüllung des Standbildes Sr. M. Kaisers Franz I, Daß bei einer solchen Festlichkeit das Arrangement immer die Hauptsache ist, versteht sich von selbst und da fehlte es wohl an der nöthigen Umsicht. — Wir sind der Meinung, daß bei einer Feierlichkeit dieser Art jede Lächerlichkeit und Alles, was das öffentliche Gefühl belei¬ digen könnte, strenge vermieden werden müsse. Wir haben schon seit einigen Tagen an dem Schicklichkeits- und Schönheitsgefühle Jener, denen die Ausstellung übertragen war, zu zweifeln Ursache gehabt und wir haben leider im Momente der Enthüllung unsere 'Ansicht bestätigt gesunden. Gestern wurde das Gerüste, welches das Standbild deckte, entfernt, bei dieser Gelegenheit war das Standbild mit verschiedenen Fetzen bedeckt, der Kopf mit einer Strohdecke — Tausende von Menschen strömten bei die¬ ser Gelegenheit über den Burgplatz und machten sich über diese Unziem¬ lichkeit lustig, mancher schlechte Witz wurde dabei gemacht — mich erfüllte diese Herabwürdigung mit Indignation. Ähnliches müssen wir heute rügen, der Moment der Enthüllung, jener Punkt der höchsten Span¬ nung, wo die heute reich drappirte Umhüllung fallen sollte, gab zu einer neuen Lächerlichkeit Anlaß, indem zwar das äußere Zelt zur Erde siel, die Statue allein aber verhüllt blieb. - Die Stricke, wodurch diese Umhül¬ lung weggezogen werden sollte, thaten ihre Schuldigkeit nicht, es mußte nach einigen vergeblichen Versuchen eine Leiter angelegt und von einem Hausknechte die eigentliche Enthüllung vorgenommen werden. Auch in der Austheilung der Eintrittskarten hatte man viele Unzukömmlichkeiten begangen. Ein Haufe gemeiner Menschen, welcher sich durch Andrang zum Ausgabeortc eine Masse von Karten verschafft hatte, verkaufte diese zu 5, II) bis 20 si. C.-M. heute, gestern konnte man aller Orten, noch kurz vor der Enthüllung, derlei Billette in jeder beliebigen Anzahl zu 2et Ar. bis zu 1^ si. C.-M. kaufen, während anständige Personen derlei Billette auf ihr Ansuchen nicht erhielten, es mag dies auch die Ursache sein, daß die Tribüne nicht überfüllt, auf dem Burgplatz (jetzt Franzens¬ platz), gegen den Amalienhof zu, für einige Tausend Personen noch Platz war. Ueber die Ähnlichkeit des Standbildes glaubte ich zu bemerken, daß das Profil von der rechten Seite einige Ähnlichkeit zeigt, im Profil der linken Seite sind aber sehr viele fremde Muskeln. Außer der angezeigten X. Störung ging die Feierlichkeit angemessen vor sich. IV Ein Gauner am Rhein. Wer sollte glauben, daß in Deutschland trotz der heiligen Herman- dad unserer Polizei, trotz Gensdarmerie und Paßzwang doch noch so viel

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_365120/547>, abgerufen am 27.11.2024.