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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band.

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faßte er nach der linken Brustseite, wo er nach etwas unter dem Rock
Verborgenen zu tappen schien. Dieser Augenblick gab mir meine ganze
verlorene Heiterkeit wieder. Ist es so, Signor Gaetano Quitti? ist
mir ein Dolch bestimmt? -- So haben wir nicht gewettet und jetzt
gilt es, Mann gegen Mann zu stehen. Tano, wie beschämt, daß er
sich durch die Ueberraschung so verrathen habe, wandte seinen Kopf
schnell wieder von mir ab und gegen die Bühne hin und als ob er
fürchtete, meinem Blicke noch ein Mal zu begegnen, verfolgte er das
Schauspiel, wie es schien, mit gespanntester Aufmerksamkeit. Meine
Sorge war es nun, zu erfahren, ob der elegante Schmuggler wirklich
einen Dolch unter seinem Kleide verborgen trage, oder ob die Bewegung
nur eine altgewohnte war. Leise und ohne Aufmerksamkeit zu erregen,
drängte ich mich durch die engen Reihen der Zuschauer, bis ich dicht
hinter Tano stand. Dann schnell fuhr ich ihm mit der Hand über
jene Unheil versprechende Stelle seines Rockes. Ganz deutlich fühlte
ich den Griff und die Klinge eines Dolches. Gaetano wandte sich
um und sah mich erstaunt an.

-- Dieses spitze Instrument ist wohl für einen Deutschen bestimmt?
fragte ich ihn.'

-- Ki 8iKllm-! war seine kurze Antwort.

-- Und zwar für mich?

-- Ki Ki^nor!

-- Pfui ein Dolch! lispelte ich ihm in's Ohr. Wenn ein Mann
gegen den Andern was hat, z. B. eine Eifersuchtsangelegenheit oder
in einer Liebessache, dann wäre die Geschichte wohl auf ehrenhaftere
Weise abzumachen.

Gaetano sah mich fragend an.

-- Mit zwei Pistolen, mit zwei Degen, oder auch, da wir in
Italien sind, wenn es darauf ankommt mit zwei Dolchen!

-- Daß ich ein Narr wäre! brummte Gaetano und wandte sich
höhnisch lächelnd um und hörte nicht weiter auf meine Vorstellungen.

Ich wußte nun, mit wem ich es zu thun hatte und empfahl mir
selbst Vorsicht, welche mir bald um so nothwendiger schien, als ich
bemerkte, daß mich Tano von diesem Augenblicke an nicht aus den
Anger verlor. Denn als ich nach Beendigung des Balleteö in das
Caffv della scala ging, sah ich plötzlich Tano mir gegenüber sitzen
lind mich mit den Allgen faren. Und als ich später, nach einem
Acte des Nebucadonosor, an das Eingangsthor des Theaters gelehnt
frische Lust schöpfte, sah ich meinen Widersacher wie eine Karyatide


faßte er nach der linken Brustseite, wo er nach etwas unter dem Rock
Verborgenen zu tappen schien. Dieser Augenblick gab mir meine ganze
verlorene Heiterkeit wieder. Ist es so, Signor Gaetano Quitti? ist
mir ein Dolch bestimmt? — So haben wir nicht gewettet und jetzt
gilt es, Mann gegen Mann zu stehen. Tano, wie beschämt, daß er
sich durch die Ueberraschung so verrathen habe, wandte seinen Kopf
schnell wieder von mir ab und gegen die Bühne hin und als ob er
fürchtete, meinem Blicke noch ein Mal zu begegnen, verfolgte er das
Schauspiel, wie es schien, mit gespanntester Aufmerksamkeit. Meine
Sorge war es nun, zu erfahren, ob der elegante Schmuggler wirklich
einen Dolch unter seinem Kleide verborgen trage, oder ob die Bewegung
nur eine altgewohnte war. Leise und ohne Aufmerksamkeit zu erregen,
drängte ich mich durch die engen Reihen der Zuschauer, bis ich dicht
hinter Tano stand. Dann schnell fuhr ich ihm mit der Hand über
jene Unheil versprechende Stelle seines Rockes. Ganz deutlich fühlte
ich den Griff und die Klinge eines Dolches. Gaetano wandte sich
um und sah mich erstaunt an.

— Dieses spitze Instrument ist wohl für einen Deutschen bestimmt?
fragte ich ihn.'

— Ki 8iKllm-! war seine kurze Antwort.

— Und zwar für mich?

— Ki Ki^nor!

— Pfui ein Dolch! lispelte ich ihm in's Ohr. Wenn ein Mann
gegen den Andern was hat, z. B. eine Eifersuchtsangelegenheit oder
in einer Liebessache, dann wäre die Geschichte wohl auf ehrenhaftere
Weise abzumachen.

Gaetano sah mich fragend an.

— Mit zwei Pistolen, mit zwei Degen, oder auch, da wir in
Italien sind, wenn es darauf ankommt mit zwei Dolchen!

— Daß ich ein Narr wäre! brummte Gaetano und wandte sich
höhnisch lächelnd um und hörte nicht weiter auf meine Vorstellungen.

Ich wußte nun, mit wem ich es zu thun hatte und empfahl mir
selbst Vorsicht, welche mir bald um so nothwendiger schien, als ich
bemerkte, daß mich Tano von diesem Augenblicke an nicht aus den
Anger verlor. Denn als ich nach Beendigung des Balleteö in das
Caffv della scala ging, sah ich plötzlich Tano mir gegenüber sitzen
lind mich mit den Allgen faren. Und als ich später, nach einem
Acte des Nebucadonosor, an das Eingangsthor des Theaters gelehnt
frische Lust schöpfte, sah ich meinen Widersacher wie eine Karyatide


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_365120/446>, abgerufen am 24.11.2024.