Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band.hervorsprühte. Es ist eine vollkommen richtige Selbsterkenntnis) dieses Und also hab' ich gesungen In stiller Traurigkeit, Den Schmerz, der euch durchdrungen Und die bitt're Qual der Zeit. Doch nimmer hat mir zerrissen Der Gram die hoffende Brust -- Des Schmerzes Finsternissen Entstieg die Sonne der Lust. Er klagt wohl, aber er hofft; er zürnt wohl, aber er ist versöhnlich. Eine hervorsprühte. Es ist eine vollkommen richtige Selbsterkenntnis) dieses Und also hab' ich gesungen In stiller Traurigkeit, Den Schmerz, der euch durchdrungen Und die bitt're Qual der Zeit. Doch nimmer hat mir zerrissen Der Gram die hoffende Brust — Des Schmerzes Finsternissen Entstieg die Sonne der Lust. Er klagt wohl, aber er hofft; er zürnt wohl, aber er ist versöhnlich. Eine <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0031" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/182454"/> <p xml:id="ID_50" prev="#ID_49" next="#ID_51"> hervorsprühte. Es ist eine vollkommen richtige Selbsterkenntnis) dieses<lb/> Dichters, wenn er in den Einleitungsversen sagt:</p><lb/> <lg xml:id="POEMID_3" type="poem"> <l> Und also hab' ich gesungen<lb/> In stiller Traurigkeit,<lb/> Den Schmerz, der euch durchdrungen<lb/> Und die bitt're Qual der Zeit.<lb/> Doch nimmer hat mir zerrissen<lb/> Der Gram die hoffende Brust —<lb/> Des Schmerzes Finsternissen<lb/> Entstieg die Sonne der Lust.</l> </lg><lb/> <p xml:id="ID_51" prev="#ID_50" next="#ID_52"> Er klagt wohl, aber er hofft; er zürnt wohl, aber er ist versöhnlich. Eine<lb/> gewisse Mäßigung, nicht nur von den Schönheitsregcln vorgeschrieben<lb/> geht durch das ganze Buch und man kann sich, besonders bei den<lb/> Gedichten politisch-sozialen Bezugs kaum des Gedankens erwehren,<lb/> daß hier öfter von Außen her Aufgenommenes, als von Innen Her¬<lb/> vorbrechendes geboten sei. Dennoch wird es nicht schwer einzelne<lb/> Partien des Buches als recht gelungen zu bezeichnen und da¬<lb/> hin gehören aus der ersten Abtheilung die „frommen Lieder", theil¬<lb/> weise die „Naturstimme", fast durchgängig die „Feuerrostn". Das<lb/> allgemeine Lob der Lieblichkeit verdienen die friedlichen Stimmen,<lb/> wenn auch manches mehr oder minder unmittelbar Gelegenheitliche<lb/> wegzuwünschen wäre. Wirklich schön sind mehrere der romanzen-<lb/> und balladenartigen Gedichte. Unter den „Dorfgeschichten" sei die<lb/> letzte „ein Sonntag" erwähnt. — In gewisser Art schließen sich an<lb/> Rottele's Gedichte die „Höhen und Tiefen" von Ernst Weller.<lb/> Selbst in der Orthographie, welche das h am Ende von Wortn, wie<lb/> Muth, Gluth u. f. w., sowie die verstärkenden Consonanten inmitten<lb/> andrer gern spart, zeigen sie einige Aehnlichkeit. Doch wahrend Rot-<lb/> tele's Lieder mitunter an einem Mangel des Wechsels und<lb/> der Warme der Empfindungen leiden, sind Wetter's Gedichte davon<lb/> so übersprudelt, daß die eine die andere überstürzt, daß die Bilder¬<lb/> fülle sich übermäßig drängt und somit mancher hübsche Gedanke nur<lb/> halb ausgesprochen bleibt, manches Gefühl nur halbgefühlt. Wo es<lb/> sich dagegen um Schilderungen der Natur, um Andeutungen ihrer<lb/> Beziehungen zum innern Leben des Menschen handelt, müssen diese<lb/> Gedichte mit vielem Löb anerkannt werden. — Neben die „Höhen<lb/> und Tiefen", äußerlich ihnen in Einband, Druck, Format und Pa¬<lb/> pier vollkommen gleich, tritt „Alcvila" eine Dichtung von 6 Gesän¬<lb/> gen von Julian He ins. Ein zauberromantisches Epos und den¬<lb/> noch der Proletarierpocsie angehörend; ein Versuch der Verkettung<lb/> der alten Vorwelt mit dem modernen Proletarierleben; ein ei¬<lb/> genthümlicher Gedanke, aber keine glückliche Ausführung des¬<lb/> selben , so gern man auch die gewandte Sprache und einzelne<lb/> lebensvoll schildernde Episoden des Gedichtes anerkennen mag. —<lb/> Zur politisch-socialen Poesie gehört auch „die neue Heimath" von</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"/><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0031]
hervorsprühte. Es ist eine vollkommen richtige Selbsterkenntnis) dieses
Dichters, wenn er in den Einleitungsversen sagt:
Und also hab' ich gesungen
In stiller Traurigkeit,
Den Schmerz, der euch durchdrungen
Und die bitt're Qual der Zeit.
Doch nimmer hat mir zerrissen
Der Gram die hoffende Brust —
Des Schmerzes Finsternissen
Entstieg die Sonne der Lust.
Er klagt wohl, aber er hofft; er zürnt wohl, aber er ist versöhnlich. Eine
gewisse Mäßigung, nicht nur von den Schönheitsregcln vorgeschrieben
geht durch das ganze Buch und man kann sich, besonders bei den
Gedichten politisch-sozialen Bezugs kaum des Gedankens erwehren,
daß hier öfter von Außen her Aufgenommenes, als von Innen Her¬
vorbrechendes geboten sei. Dennoch wird es nicht schwer einzelne
Partien des Buches als recht gelungen zu bezeichnen und da¬
hin gehören aus der ersten Abtheilung die „frommen Lieder", theil¬
weise die „Naturstimme", fast durchgängig die „Feuerrostn". Das
allgemeine Lob der Lieblichkeit verdienen die friedlichen Stimmen,
wenn auch manches mehr oder minder unmittelbar Gelegenheitliche
wegzuwünschen wäre. Wirklich schön sind mehrere der romanzen-
und balladenartigen Gedichte. Unter den „Dorfgeschichten" sei die
letzte „ein Sonntag" erwähnt. — In gewisser Art schließen sich an
Rottele's Gedichte die „Höhen und Tiefen" von Ernst Weller.
Selbst in der Orthographie, welche das h am Ende von Wortn, wie
Muth, Gluth u. f. w., sowie die verstärkenden Consonanten inmitten
andrer gern spart, zeigen sie einige Aehnlichkeit. Doch wahrend Rot-
tele's Lieder mitunter an einem Mangel des Wechsels und
der Warme der Empfindungen leiden, sind Wetter's Gedichte davon
so übersprudelt, daß die eine die andere überstürzt, daß die Bilder¬
fülle sich übermäßig drängt und somit mancher hübsche Gedanke nur
halb ausgesprochen bleibt, manches Gefühl nur halbgefühlt. Wo es
sich dagegen um Schilderungen der Natur, um Andeutungen ihrer
Beziehungen zum innern Leben des Menschen handelt, müssen diese
Gedichte mit vielem Löb anerkannt werden. — Neben die „Höhen
und Tiefen", äußerlich ihnen in Einband, Druck, Format und Pa¬
pier vollkommen gleich, tritt „Alcvila" eine Dichtung von 6 Gesän¬
gen von Julian He ins. Ein zauberromantisches Epos und den¬
noch der Proletarierpocsie angehörend; ein Versuch der Verkettung
der alten Vorwelt mit dem modernen Proletarierleben; ein ei¬
genthümlicher Gedanke, aber keine glückliche Ausführung des¬
selben , so gern man auch die gewandte Sprache und einzelne
lebensvoll schildernde Episoden des Gedichtes anerkennen mag. —
Zur politisch-socialen Poesie gehört auch „die neue Heimath" von
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