Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band.von seinem Freiheitsprincip nichts wissen wollen; denn sie haben nicht von seinem Freiheitsprincip nichts wissen wollen; denn sie haben nicht <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0295" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/182718"/> <p xml:id="ID_811" prev="#ID_810" next="#ID_812"> von seinem Freiheitsprincip nichts wissen wollen; denn sie haben nicht<lb/> die geringste Lust, sich selbst einem neuen Gedanken hinzugeben, sie for¬<lb/> dern vielmehr Hingabe an den ihrigen. „Unter den Franzosen," sagt<lb/> Ruge, „lebt Jeder für die Verwirklichung seiner Parteizwecke. Kön¬<lb/> nen wir Deutsche in einer Publication für Deutschland und Frank¬<lb/> reich irgend einen bestimmten französischen Parteizweck annehmen? Die<lb/> liberalen Politiker sind dynastisch, fromm und positivistisch, und wenn<lb/> sie für sich weder katholisch noch orleanistisch denken, so halten sie doch<lb/> dafür, daß es politisch sei, so zu reden und zu schreiben. Sollen wir<lb/> für oder wider Guizot, für Thiers oder Ovillon Barrot wirken? Die<lb/> Republikaner sind allerdings schon universeller, aber sie sind national<lb/> und wenigstens zur Hälfte katholisch, sie haben gar keinen Sinn für<lb/> eine wirklich universelle Politik.,.. Alle Zwecke der politischen Par¬<lb/> teien sind zu enge gesteckt, als daß wir mit dein Plane einer geistigen<lb/> Vereinigung direct auf sie eingehen könnten." Günstigeren Boden fin¬<lb/> det er bei den Socialisten. Er will ja, wie Fourier — da „an die<lb/> Stelle der brutalen Waffengewalt die Eroberung durch die Arbeit der<lb/> civilisirten Welt, an die Stelle der Militärarmee die industrielle" ge¬<lb/> treten — „die Befreiung der industriellen Armee aus dem Svldner-<lb/> stande, in welchem sie sich befindet, die Nobilitirung der Arbeit, um<lb/> jeden Preis, nur nicht um den der Humanität und Freiheit selbst."<lb/> Aber die Fourieristen fordern nun auch wieder fouriersche Rechtgläu-<lb/> bigkeit bis in die Terminologie hinein; wer dies nicht leistet, den er¬<lb/> kennen sie nicht für den ihrigen: „Die orthodoren Schüler Fourier's<lb/> verweisen auf seine 8alö»ce soeuUv, als auf die Lösung aller Räth¬<lb/> sel, und wer nicht positiv in der Terminologie und in der Richtung,<lb/> der hier alle Probleme folgen, arbeitet, der wird es nie dahin bringen,<lb/> daß sie ihm zugestehen, er hätte die Salorno begriffen." Daß bei<lb/> dem pendle, bei der Masse der Arbeiter an keine intellektuelle Verei¬<lb/> nigung zu literarischen Produktionen zu denken, versteht sich von selbst.<lb/> Es gibt recht gebildete Köpfe unter ihnen, aber diese selbst vermögen<lb/> es nicht, die Masse mit sich fortzureißen; diese Masse besteht darauf,<lb/> ganz übereinstimmend mit dem Journal des Debats, daß der Arbeiter<lb/> Lohnarbeiter (Söldner) bleibe, was verlangt wird, ist nur höherer<lb/> Lohn; „freie Menschen" zu werden, fällt ihnen gar nicht ein, es wäre<lb/> denn, daß sie sich durch communistische Führer die Stichwörter dieser<lb/> Partei hätten in den Kopf setzen lassen. — Rüge kann also die Par¬<lb/> teien eben so wenig wollen, als sie ihn wollen; die communistische<lb/> am wenigsten: „der Communismus hat schon so viele Secten, als er</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0295]
von seinem Freiheitsprincip nichts wissen wollen; denn sie haben nicht
die geringste Lust, sich selbst einem neuen Gedanken hinzugeben, sie for¬
dern vielmehr Hingabe an den ihrigen. „Unter den Franzosen," sagt
Ruge, „lebt Jeder für die Verwirklichung seiner Parteizwecke. Kön¬
nen wir Deutsche in einer Publication für Deutschland und Frank¬
reich irgend einen bestimmten französischen Parteizweck annehmen? Die
liberalen Politiker sind dynastisch, fromm und positivistisch, und wenn
sie für sich weder katholisch noch orleanistisch denken, so halten sie doch
dafür, daß es politisch sei, so zu reden und zu schreiben. Sollen wir
für oder wider Guizot, für Thiers oder Ovillon Barrot wirken? Die
Republikaner sind allerdings schon universeller, aber sie sind national
und wenigstens zur Hälfte katholisch, sie haben gar keinen Sinn für
eine wirklich universelle Politik.,.. Alle Zwecke der politischen Par¬
teien sind zu enge gesteckt, als daß wir mit dein Plane einer geistigen
Vereinigung direct auf sie eingehen könnten." Günstigeren Boden fin¬
det er bei den Socialisten. Er will ja, wie Fourier — da „an die
Stelle der brutalen Waffengewalt die Eroberung durch die Arbeit der
civilisirten Welt, an die Stelle der Militärarmee die industrielle" ge¬
treten — „die Befreiung der industriellen Armee aus dem Svldner-
stande, in welchem sie sich befindet, die Nobilitirung der Arbeit, um
jeden Preis, nur nicht um den der Humanität und Freiheit selbst."
Aber die Fourieristen fordern nun auch wieder fouriersche Rechtgläu-
bigkeit bis in die Terminologie hinein; wer dies nicht leistet, den er¬
kennen sie nicht für den ihrigen: „Die orthodoren Schüler Fourier's
verweisen auf seine 8alö»ce soeuUv, als auf die Lösung aller Räth¬
sel, und wer nicht positiv in der Terminologie und in der Richtung,
der hier alle Probleme folgen, arbeitet, der wird es nie dahin bringen,
daß sie ihm zugestehen, er hätte die Salorno begriffen." Daß bei
dem pendle, bei der Masse der Arbeiter an keine intellektuelle Verei¬
nigung zu literarischen Produktionen zu denken, versteht sich von selbst.
Es gibt recht gebildete Köpfe unter ihnen, aber diese selbst vermögen
es nicht, die Masse mit sich fortzureißen; diese Masse besteht darauf,
ganz übereinstimmend mit dem Journal des Debats, daß der Arbeiter
Lohnarbeiter (Söldner) bleibe, was verlangt wird, ist nur höherer
Lohn; „freie Menschen" zu werden, fällt ihnen gar nicht ein, es wäre
denn, daß sie sich durch communistische Führer die Stichwörter dieser
Partei hätten in den Kopf setzen lassen. — Rüge kann also die Par¬
teien eben so wenig wollen, als sie ihn wollen; die communistische
am wenigsten: „der Communismus hat schon so viele Secten, als er
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